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Nicht mehr als der erste Schritt – Grimma siegt in Sandersdorf


NOFV-Oberliga Süd • 17. Spieltag

SG Union Sandersdorf – FC Grimma  1:2 (1:0)

Sandersdorf: T. Hermann – Seifert (ab 86. Jauck), Fritzsch, Zoblofsky – Schnabel (ab 76. Janz) – Günther (ab 76. Exner), Pannier, Reinhard, M. Hermann – Brunner (ab 72. Friebe), Griesbach – Trainer: Sawetzki

Grimma: T. Jentzsch – Markus, Choschnau, Bartsch, Spreitzer – E. Ziffert – Jackisch, Beiersdorf (ab 74. Ronneburg), T. Ziffert, Goldammer – Tröger (ab 86. Brand) – Trainer: St. Ziffert

Schiedsrichter: Jänike (Großlöbichau) – Schiedsrichter-Assistenten: Bachmann (Gotha), Scharnowski (Eisenberg) – Tore: 1:0 Reinhard (16.), 1:1 Beiersdorf (48.), 1:2 Spreitzer (69.) – Gelbe Karten: Pannier (Sandersdorf) wegen Unsportlichkeit (84.), Fritzsch (Sandersdorf) wegen Foulspiels (90.+3) – Reservebänke: Hanak (Tor), Wonneberger, Wendschuch – Böhm (Tor), Pechmann, Böhme, Walter – Zuschauer: 139 im Sport- und Freizeitzentrum (Kunstrasen) zu Sandersdorf

 

Sandersdorf. Der FC Grimma hat im ersten Meisterschaftsspiel des Jahres 2024 den Bock endlich umgestoßen und nach sieben Oberliga-Niederlagen in Folge drei überlebensnotwendige Punkte eingefahren. Bei der SG Union Sandersdorf gewannen die Muldestädter mit 2:1 (0:1) und gaben damit die Rote Laterne erst einmal an den SV 09 Arnstadt ab. Nach einer etwas zu reservierten ersten Halbzeit, wo man folglich früh in Rückstand geriet, steigerten sich die Gäste dann jedoch nach dem Wechsel enorm und drehten die Partie, dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung gepaart mit dem unbedingtem Willen, am Ende des Tages noch zu den eigenen Gunsten. Doch eins ist Fakt: Es war nur ein erster Schritt – nicht mehr und nicht weniger! Dieser Auftritt muss im Abstiegskampf Maßstab für die kommenden Wochen und Monaten sein!

„Aufgrund der zweiten Halbzeit haben wir verdient gewonnen“, lautete das Kurz-Resümee von Trainer Steffen Ziffert. „Im Gegensatz zu den letzten Spielen vor der Winterpause ist meine Mannschaft nach dem Rückstand nicht zusammengebrochen, sondern hat die taktische Marschrichtung weiterhin konsequent befolgt. Kompliment, wie sie nach dem Wechsel zurückgekommen ist und gemeinsam als Kollektiv das Spiel gedreht hat.“ Zifferts Gegenüber, Thomas Sawetzki, Coach der vor dem Spiel klar favorisierten Sandersdorfer Elf zog nach Spielschluss ein ähnliches Fazit. „Wir kamen in der ersten Halbzeit gut ins Spiel, unsere Abläufe waren recht ordentlich. Unser Wunsch nach einem frühen Tor wurde ebenfalls erfüllt, doch im Anschluss legte meine Mannschaft eine zu große Selbstgefälligkeit an den Tag“, so der 42-Jährige. „Mit dem zeitigen Grimmaer Ausgleichstor wurde es nach der Pause dann jedoch ein komplett anderes Spiel. Das Momentum kippte, im Anschluss konnten wir den Schalter nicht mehr umlegen. Vieles blieb Stückwerk, oft trafen wir im letzten Drittel die falschen Entscheidungen. Daher ist der Grimmaer Sieg am Ende des Tages definitiv nicht unverdient. Für uns sehr enttäuschend, da aufgrund der ersten Halbzeit eindeutig mehr zu erwarten war.“

Aufgrund der Ergebniskrise vor der Winterpause war die Grimmaer Marschroute im Sandersdorfer Sport- und Freizeitzentrum im Vorfeld völlig klar. Aus einer kompakten Defensive wollte man ohne jegliches Risiko agieren und mit einfachem Fußball immer wieder gezielt Nadelstiche setzen. Ersteres konnte über weite Strecken recht zufriedenstellend realisiert werden, was allerdings deutlich zu Lasten der eigenen Offensivbemühungen ausgetragen wurde. Im Spiel nach vorn agierten die Ziffert-Schützlinge in den ersten 45 Minuten etwas zu mutlos und reserviert, Sandersdorf erlangte frühzeitig eine dominante Rolle. Dabei hatten die Anhaltiner auch die erste Möglichkeit zu verzeichnen, als der ehemalige Grimmaer Moritz Griesbach eine flache Brunner-Eingabe nicht kontrolliert abschließen konnte (vorbei, 6.). Anschließend war der recht zahlreich mitgereiste Grimmaer Anhang etwas ungehalten, als Schiedsrichter Christopher Jänike (Großlöbichau) den Gästen den durchaus möglichen Elfmeterpfiff nach einer Attacke an Stefan Tröger verweigerte (11.). Diese Offensivaktionen der Muldestädter blieben allerdings von Seltenheit geprägt, die Unioner diktierten zunächst die Szenerie. Allerdings blieben die Gastgeber immer wieder im dichtgestaffelten Abwehrnetz der Grimmaer hängen – was sich allerdings nach gut einer Viertelstunde schlagartig ändern sollte. Über die rechte Seite kombinierten sich die Platzherren erstmals zielstrebig durch – nach Zuspiel von Dennis Brunner drückte Tarik Reinhard sofort ab und brachte die Gastgeber mit 1:0 in Führung (16.). Das, was aus Grimmaer Sicht nicht passieren sollte, trat zwar ein, doch blieb die Truppe diesmal im Anschluss stabil und ließ sich von dem Gegentreffer nicht aus der Bahn werfen. Sandersdorf blieb zwar weiterhin feldüberlegen, doch verzeichneten auch die Gäste die eine oder andere Abschlusshandlung. Nach Pass des unermüdlich rackernden Tröger fand Robin Spreitzer in Union-Keeper Tom Hermann seinen Meister (22.), anschließend zischte ein Freistoß von Christoph Jackisch knapp über den Querbalken (30.). Nichtsdestotrotz gehört zur Wahrheit dazu, dass die Gastgeber die qualitativ besseren Gelegenheiten zu verzeichnen hatten. Erwies sich Torsten Jentzsch zunächst bei einem Versuch von Max Hermann auf dem Posten (24.), fischte der FC-Schlussmann wenig später einen Brunner-Schuss, nach vorheriger Eckball-Variante mit Pannier, aus dem oberen Eck (35.). Machtlos wäre der Grimmaer Keeper allerdings gewesen, als Dennis Brunner, nach Querpass von Pascal Pannier, aus Nahdistanz nur den Innenpfosten traf. „In dieser Situation hatten wir großes Glück“, so FC-Coach Steffen Ziffert. „Wenn wir hier das 0:2 kassieren, wäre die Angelegenheit im Anschluss wohl kaum zu lösen gewesen.“ Doch stattdessen hatten die Muldestädter kurz darauf sogar die Riesenchance zum Ausgleich. Nach einem zu kurzen Rückpass von Union-Kapitän Steffen Fritzsch steuerte Matty Goldammer allein auf das Gehäuse der Gastgeber zu – doch anstatt Hermann mit Tempo zu umkurven, wählte er den sofortigen Torabschluss und scheiterte am Sandersdorfer Torhüter (38.). „Dies war schon ein Warnschuss für uns“, so Union-Trainer Sawetzki im Nachgang. „Wir hätten bis zur Halbzeit unsere Dominanz einfach deutlicher im Ergebnis ausdrücken müssen. Hier waren wir jedoch nicht zielstrebig genug und mit wenig zufrieden.“

In der Halbzeitpause machte Grimmas Trainer Steffen Ziffert seiner Elf noch einmal in aller Deutlichkeit klar, konsequent dranzubleiben, von der taktische Marschrichtung nicht abzuweichen und weiterhin an ein Erfolgserlebnis zu glauben. Und genau dies befolgte sein Team – mit einem Paukenschlag eröffneten die Muldestädter die zweiten 45 Minuten. Nach einem Foulspiel an Goldammer zwirbelte Felix Beiersdorf einen Freistoß, kurz vor der Strafraumgrenze, sehenswert über die Mauer und brachte sein Team damit zurück ins Spiel – 1:1 (48.). „Zunächst müssen wir dort aufgrund einer Überzahlsituation nicht Foul spielen, anschließend kann ich meinen Torhüter ebenfalls nicht von einer gewissen Mitschuld freisprechen“, ärgerte sich Union-Trainer Sawetzki über das Gegentor. Im Anschluss agierten die Muldestädter wie ausgewechselt, dieser Treffer hinterließ im eigenen Spiel deutliche Signalwirkung. Überragend die Ziffert-Brüder Eric und Toni, die in der Folgezeit das Spiel konsequent an sich rissen, ebenfalls herausragend die Wege der Routiniers Jackisch und Tröger, die immer wieder Lücken in der Sandersdorfer Defensive rissen. Fortan spielten die Grimmaer viel befreiter und selbstbewusster auf, so dass sich zwangsläufig weitere Tormöglichkeiten ergaben. Nach einer langgezogenen Beiersdorf-Flanke lenkte Hermann einen Kopfball von Toni Ziffert mit letztem Einsatz über den Querbalken (53.), bei einer anschließenden kreuzgefährlichen Eckenserie wurde ein Schuss von Vincent Markus im letzten Moment noch abgeblockt (55.). Die Gäste wurden fortan immer selbstsicherer, auch defensiv ließ man so gut wie nichts mehr zu. Die Ausnahme bildete da ein Schuss von Maximilian Schnabel, der nach Ablage von Griesbach sofort abzog, Jentzsch damit jedoch nicht zu bezwingen war (62.). Stattdessen gelang es den Muldestädtern, die Partie wenig später komplett in die eigene Richtung zu drehen. Nach einem Ballverlust von Johannes Günther ging Robin Spreitzer auf der linken Seite auf und davon und jagte das Streitobjekt aus schier unmöglichem Winkel, zum Entsetzen der Gastgeber, zum 1:2 ins lange Eck (69.). „Traumtor! Ob das so gewollt war, werde ich bei ihm mal erfragen“, so FC-Trainer Steffen Ziffert kurz und knapp mit einem leichten Augenzwinkern. Auf der anderen Seite war die Gefühlslage in Sandersdorf eine andere. „Auch dieses Tor war absolut vermeidbar“, so Union-Coach Sawetzki. „Zunächst der Ballverlust im Vorwärtsgang, anschließend die fehlende Restverteidigung – auch hier haben wir es Grimma viel zu einfach gemacht.“ Im Anschluss reagierte der Sandersdorfer Trainer und brachte frisches Personal, um den Offensivdruck zu erhöhen. „Allerdings brachten unsere Wechselspieler nicht die gewünschten Impulse“, so Sawetzki kritisch. „Hier hatten wir uns mehr erhofft, zumal alle den Anspruch haben, von Beginn zu spielen.“ Die Gäste verteidigten die kostbare Führung in der Folgezeit aufopferungsvoll und schmissen sich in jeden Zweikampf sowie Torabschluss. Doch nicht nur das – aus den Ballgewinnen fuhren die Gäste auch den einen oder anderen Konter. Als Jackisch aus halbrechter Position das lange Eck anvisierte, jubelte der FC-Anhang bereits – doch kratzte Hermann die Kugel aus dem unteren Eck (75.). Sandersdorf ruckte zwar weiter an, doch blieben die Muldestädter im Abwehrverbund hochkonzentriert und ließen so gut wie nichts mehr zu. Einzig nach einem Grundlinien-Rückpass von Griesbach wurde es etwas kritisch, doch machte Jentzsch beim Schuss von Reinhard rechtzeitig das kurze Eck dicht (86.). Wenige Minuten vorher musste der FC-Schlussmann bei einem Hinterhaltsschuss von Julian Janz nicht eingreifen (drüber, 82.). Ansonsten verteidigten die Gäste ihr eigenes Tor hervorragend und hätten in der Endphase das Ergebnis sogar noch höher gestalten können. Der nach elf Monaten Verletzungspause sein Comeback gebende Robin Brand scheiterte nach Jackisch-Ablage an Union-Keeper Hermann (87.) – nach seinem Kreuzbandriss und ellenlanger Ausfallzeit agierte das Grimmaer Urgestein (seit 2011 im Verein) nach seiner Einwechslung, als wäre er nie weg gewesen. In der Nachspielzeit dann noch ein Hochkaräter für die Muldestädter, als Toni Ziffert in einer Überzahlsituation den Querpass auf den mitgelaufenen Jackisch etwas zu ungenau spielte, so dass dieser beim anschließenden Torabschluss knapp verzog (90.+5). Doch spielte das alles glücklicherweise keine spielentscheidende Rolle mehr – Schiedsrichter Jänike beendete Sekunden später die Partie, so dass der Jubel im Grimmaer Lager keine Grenzen fand.

„Ich freue mich natürlich über den Sieg, aber vor allem, wie er zustande kam“, so FC-Trainer Steffen Ziffert im Anschluss. „Nichtsdestotrotz war dies nur der Anfang. Wenn jemand denkt, dass nun alles von allein läuft, wird Derjenige mit mir ein ernstes Problem bekommen. Nur wenn wir in den kommenden so auftreten wie heute, ist der Klassenerhalt zu bewerkstelligen. Und nur das zählt.“


Bilder vom Spiel

Fotos: Karsten Hannover