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Top-Favorit reist nach Grimma

Vorschau auf den 13. Spieltag der NOFV-Oberliga Süd

 

FC Grimma – 1. FC Magdeburg II

 

Datum:            Samstag, 11.11.2023

 

Anstoß:           13.30 Uhr

 

Spielort:          Husaren-Sportpark, Grimma

 

Oberligist FC Grimma durchlebt sportlich aktuell eine sehr schwierige Phase. Nach fünf Niederlagen in Folge stehen die Muldestädter unmittelbar vor der Abstiegszone, welche derzeit nur das bessere Torverhältnis gegenüber dem FSV Motor Marienberg trennt. Dabei schmerzt vor allem die Niederlage am vergangenen Wochenende in Rudolstadt sehr, als man in den letzten 20 Minuten die völlig falschen Mittel im Abstiegskampf wählte und nach dem erzielten Ausgleichstreffer beim damaligen Schlusslicht noch mit 1:4 den Kürzeren zog. Das Ergebnis klingt im Endeffekt deutlich, doch dass die Mannschaft von Trainer Steffen Ziffert zwischenzeitlich recht gut im Spiel war und das Momentum auf der eigenen Seite hatte, ist am Ende des Tages Makulatur. „Wir haben uns selbst um mindestens einen Teilerfolg gebracht, weil wir in der Schlussphase durch eine Reihe von Fehlern im Spielaufbau einen bereits am Boden liegenden Gegner wieder aufgebaut haben, der dann knallhart die sich bietenden Möglichkeiten zu nutzen vermochte“, resümierte Trainer Steffen Ziffert im Nachgang. „Bitter für uns, weil hier definitiv mehr möglich war. Aber letzten Endes haben wir uns selbst in diese Situation gebracht und haben uns daher diese Niederlage selbst zuzuschreiben.“ Demzufolge stehen die Muldestädter in den letzten drei Oberliga-Partien vor der Winterpause gewaltig unter Zugzwang – es müssen dringend Punkte her, um diese kritische Tabellenregion verlassen zu können. Dabei hat man jedoch am Wochenende ein gewaltiges Brett zu bohren, schließlich kommt mit der Reserve des 1. FC Magdeburg der absolute Top-Favorit auf den Regionalliga-Aufstieg nach Grimma. Die Favoritenfrage ist dementsprechend vor dem Anpfiff klar geregelt, doch vielleicht gelingt es den Ziffert-Schützlingen dem Tabellenzweiten ein Schnippchen zu schlagen und die eigene Außenseiter-Chance zu nutzen. Der Anstoß erfolgt am Samstag um 13.30 Uhr im Husaren-Sportpark.

Nachdem der 1. FC Magdeburg mit seiner II. Mannschaft in der vergangenen Saison in der Verbandsliga – seines Zeichens die höchste Spielklasse in Sachsen-Anhalt – eingegliedert wurde, spielte die Reserve des Zweitligisten dort eine absolut phänomenale Saison. In 38 Spielen gewann der FCM 35 Mal – einzig im Heimspiel gegen Haldensleben zog die Elf mit 1:3 den Kürzeren. Mit sage und schreibe 107 Punkten und einem Torverhältnis von 148:19 Toren stieg die Mannschaft von Trainer Petrik Sander (ehemaliger Bundesliga-Coach von Energie Cottbus) völlig zurecht in die Oberliga auf, wobei im Vorfeld klar war, dass die jungen Magdeburger auch in der neuen Spielklasse das Niveau mitbestimmen werden und auch diese Liga nur eine Zwischenstation sein wird. Dementsprechend wurde der FCM im Vorfeld als Top-Favorit auf den Regionalliga-Aufstieg gesehen – ein Eindruck, welchen die Magdeburger bisher absolut bestätigen konnten. Auf ein schier unerschöpfliches Reservoir gut ausgebildeter Kicker bauend, belegt die FCM-Reserve aktuell den zweiten Rang im Tableau, wobei der Rückstand zum Spitzenreiter VFC Plauen nur zwei Zähler beträgt. Pascal Ibold, zusammen mit Petrik Sander gleichberechtigter Trainer der FCM-Youngster, ist daher mit den Leistungen des Teams zufrieden. „Wir sind sehr gut unterwegs – besser als wir das im Vorfeld erwartet hatten“, so Ibold, der ergebnistechnisch jedoch etwas relativiert. „Die Leistungen passen, die Resultate sind manchmal jedoch noch ausbaufähig. Dabei schmerzt vor allem die letztwöchige 0:2-Heimniederlage gegen Halberstadt, als wir sehr dominant auftraten, am Ende des Tages allerdings keinen Ertrag einfahren konnten. Auch das Heimspiel gegen Auerbach, wir uns mit einem Unentschieden zufriedengeben mussten, lief ähnlich ab. Wie gesagt, wir müssen uns teilweise für unsere Leistungen noch mehr belohnen.“ Auswärts läuft es für den Neuling bisher wie geschmiert. Alle fünf Begegnungen konnten bisher siegreich gestaltet werden – wobei die Erfolge in Krieschow (4:1) und in Sandersdorf (2:0) richtig hoch einzuordnen sind. In Sachen Saisonziel hält sich Ibold, der in der Saison 2016/17 26 Regionalliga-Einsätze beim 1. FC Lokomotive Leipzig vorweisen kann, noch etwas bedeckt. „Uns ist klar, dass uns viele Mannschaften als Staffel-Favorit ansehen“, so das FCM-Coach. „Doch wir wollen den Jungs keinen Druck machen. Die jungen Talente sollen sich in der Oberliga etablieren und entwickeln. Ziel ist es, in dieser Liga eine gute Rolle zu spielen. Sollte sich eine Aufstiegs-Chance ergeben, sind wir natürlich nicht abgeneigt. Doch noch einmal, die persönliche Entwicklung unserer jungen Spieler hat Priorität.“ Hinsichtlich der Samstags-Begegnung in Grimma hat Ibold recht klare Vorstellungen. „Trotz der leichten Ergebniskrise erwarte ich einen Gegner, der gewillt ist, Fußball zu spielen. Ich freue mich auf das Umfeld sowie die klasse Platzbedingungen und denke, dass wir ein offenes und munteres Spiel erleben. Grimma hat richtig versierte Kicker in den eigenen Reihen und wird aufgrund der Tabellensituation sicherlich alles abrufen, um den Negativtrend zu stoppen. Wir gehen zweifelsohne als Favorit in die Begegnung und wollen diesen Fakt natürlich gerecht werden. Doch alles in allem rechne ich mit einem offenen Spiel.“

Im Grimmaer Lager ist man sich natürlich über die Ausgangsposition bewusst, doch wird man vor einem Spitzenteam der Oberliga keinesfalls kapitulieren. „Magdeburg ist kein normaler Aufsteiger und bestimmt das Niveau in der Staffel erwartungsgemäß mit“, so Trainer Steffen Ziffert. „Von uns wird in diesem Spiel keiner etwas erwarten – aber genau darin liegt die Chance für meine Mannschaft. Wir werden uns mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wehren und versuchen, dem großen Favoriten einen offenen Kampf zu liefern. Doch dazu müssen wir über 90 Minuten und darüber hinaus über unsere Grenzen gehen.“ Trotz der Ergebniskrise ist die Truppe in den Trainingseinheiten eifrig bei der Sache, schnellstmöglich will man daher die positive Eindrücke in den Übungseinheiten auch im Wettkampf umsetzen. All diese Vorzeichen sind nicht die Schlechtesten für eine gute Leistung, doch muss es der Mannschaft einfach gelingen, über die komplette Spielzeit ans Leistungsmaximum zu gehen. „Wir werden die Kräfte bündeln und uns gemeinsam aus dieser Situation herausziehen“, so Ziffert. Dass sich die Elf jedoch diesbezüglich steigern muss, versteht sich von selbst. Personell ist eine leichte Besserung im Vergleich zur Vorwoche zu erwarten, der eine oder andere Akteur wird in den Kader zurückkehren. Wichtig wird sein, dass die Muldestädter gegen diesen spielerisch starken Gegner die Tugenden wie Zweikampf-Intensität, Leidenschaft und Wille abruft – im Abstiegskampf sind diese Dinge durch nichts zu ersetzen. „Das sind die grundlegenden Tugenden, die ich in unserer Situation einfach erwarte. Das muss auch nicht immer schön aussehen – entscheidend ist, was nach den 90 Minuten auf der Habenseite steht. Wie wir da hinkommen, ist mir gerade egal“, so Steffen Ziffert. „Wir sind am Samstag Außenseiter und wollen diese Chance beim Schopfe packen. Alle zusammen – als Team!“

Tom Rietzschel