Datum: Samstag, 21.08.2004
Anstoß: 14.00 Uhr
Spielort: Zentralstadion, Leipzig
Ergebnis: 0:1 (0:0)
Zuschauer: 4.700
FC Sachsen Leipzig – SV 1919 Grimma 0:1 (0:0)
FC Sachsen: Lippmann – Ratkowski (ab 46. Kittler), Jack, Wejsfelt, Korb (ab 57. Seifert), Gerster, Niestroj, Thielemann, Watzka, Kujat, Paeslack (ab 57. Boltze) – Trainer: Frank
Grimma: Becker – Massner, Wohllebe, Saalbach (ab 75. Schober), Liebich, Lochasz (ab 78. Mähne), Kunert, Knoof, Behring, Großmann (ab 56. Leimner), Lischke – Trainer: Steffens
Schiedsrichter: Heine (Berlin) – Tor: 0:1 Großmann (50.) – Gelbe Karten: Ratkowski, Watzka – Saalbach, Lochasz, Kunert, Schober – Gelb-Rote Karten: Thielemann (FC Sachsen) wegen wiederholten Foulspiels (80.), Jack (FC Sachsen) wegen wiederholter Unsportlichkeit (90.+4) – Liebich (Grimma) wegen wiederholter Unsportlichkeit (90.+4) – Zuschauer: 4.700 im Zentralstadion zu Leipzig
Grimmas Kicker schocken Favoriten
Leipzig. Hart schlägt der FC Sachsen auf den Boden der Oberliga-Realität auf: Spätestens seit Sonnabend, wissen auch dessen gutgläubigste Anhänger, dass es mit dieser Art Fußball – wie gegen Grimma geboten – nicht gelingen kann, in die Spitze der vierten Liga vorzudringen. Die Leutzscher müssen sogar mächtig aufpassen, dass sie sich die Sympathien ihrer Fans nicht auf Dauer verscherzen. Immerhin fanden noch 4.700 Fans den Weg zum Zentralstadion, wo sie gegen die Feierabend-Kicker von der Mulde endlich den ersten Sieg feiern wollten.
Doch die Gäste erwiesen sich als Spielverderber, gewannen überraschend mit 1:0 und konnten sich von ihrem 20-köpfigen Anhang feiern lassen. Den Sachsen-Kickern, die sich nach Abpfiff bis auf dreißig Meter an die Fan-Südkurve wagten, brandelte dagegen ein gellendes Pfeifkonzert entgegen. Pfiffe gab es bereits zur Pause, als bereits zu erkennen war, dass die spielerische Leistung mehr als zu wünschen übrig ließ. Dabei war es wie so oft zuvor: Am Einsatz gab es wieder einmal nichts zu rütteln, aber was die Leipziger an Fehlpässen und misslungenen Anspielen boten, das war einfach zu viel. So, als wären sich viele erst vor wenigen Tagen auf dem Rasen begegnet. Sachsen-Trainer Wolfgang Frank konnte es nicht fassen: „Das ist die bisher schlechteste Leistung einer Mannschaft, die ich als Trainer erlebt habe.“ Er kündigte eine knallharte Auswertung an. Jedoch, er wird mit diesen Spielern weiter arbeiten müssen, andere hat er nicht zur Verfügung.
Während die Ursachenforschung beim Verlierer längst im Gange war, freute sich Grimmas Trainer Achim Steffens mit seinen Aktiven über den Coup. „Wir haben in den bisherigen Partien oft geführt und blieben unbelohnt. Heute haben wir endlich die Punkte gewonnen, die wir so dringend brauchen.“ Denn Grimmas Ziel heißt Nicht-Abstieg, der FC Sachsen dagegen liebäugelt mit einem Spitzenplatz, der nun aber in weite Ferne gerückt ist. Am Mittwoch geht es in Jena um Punkte, allerdings ohne zwei, die zu den Stützen der Mannschaft zählen. Ronny Thielemann holte sich zum wiederholten Male Gelb-Rot ab und auch Mathias Jack hatte seine Nerven nicht im Zaum, kassierte in der letzten Minute der Nachspielzeit gemeinsam mit Mirko Liebich – dem agilen Grimmaer – wegen Tätlichkeit die Ampelkarte.
Drückende Feldüberlegenheit mit sechs klaren Chancen nützte gegen Grimma nichts. Die Gäste waren hervorragend eingestellt, Manndeckung war lange die oberste Devise, um den Drang der Kujat & Co. zu bremsen. Dass es zur Sache ging, die Grimmaer mutig in alle Zweikämpfe gingen, war zu erwarten. Da reichte Gegenhalten nicht, da hätten spielerische Einfälle die defensiv ausgerichteten Gäste überraschen müssen. Erschreckend auch, dass kaum ein Sachsen-Akteur Schnelligkeitsvorteile hatte.
René Großmann wurde zum Matchwinner, als er den herausstürzenden Daniel Lippmann mit Beinschuss vom rechten Strafraumeck überwand. Da blieben noch 40 Minuten zur Korrektur für die Gastgeber, bei denen sich Ronny Thielemann zehn Minuten vor Schluss nach wiederholtem Foulspiel selbst entschärfte. Am Ende wurde es sogar noch kurios: Schiri Heine wurde offensichtlich von Kampf, Krampf und Hektik angesteckt. Er sah nicht mehr durch, als er gegen Jack und Liebich insgesamt sechs Gelbe und Rote Karten zeigte. Klar war nur, dass beide vom Feld mussten.
Danach war wieder einmal vom Fluch die Rede, der über dem neuen Zentralstadion läge. Sachsen-Trainer Frank hatte die passende Antwort parat: „Wenn einige Spieler Angst haben, hier zu spielen, dann sollten sie das sagen.“
© Eberhard Schmiedel • Leipziger Volkszeitung
0:1 gegen Grimma – FC Sachsen oberpeinlich - So reicht es nicht mal für Liga vier
Leipzig. „So sehen Sieger aus, schalalalala, so sehen Sieger aus, schalalalalala...“ Rumms. Selbst im Kabinengang gab es für den FC Sachsen noch eins vors Schienbein. Da bejubelten die Feierabend-Kicker aus Grimma lautstark das 1:0. Drei Punkte, die man sich mit Herz und Einsatz gegen einen oberpeinlichen FC Sachsen erkämpft hatte.
Trainer Wolfgang Frank riesig enttäuscht: „Das war die bitterste Leistung, die ich von einer meiner Mannschaften in den letzten zehn Jahren gesehen habe.“ Fanden die meisten der 4.700 Fans auch. Lustlos, ohne Einsatz und Ideen spulten die Leutzscher ihr Pensum ab. Das war selbst für Liga vier zu wenig. Schämt Euch!
Fußball mit Herz zeigten die taktisch clever eingestellten Grimmaer. Trainerfuchs Achim Steffens ließ mit Liebich, Behring und Großmann drei Stürmer los. Klar: Die Helden des Tages kamen aus der Muldestadt. Zum einen Torwart Norman Becker (28). Der machte erstmals die Kiste dicht. Becker: „Ein super Gefühl, hier zu spielen und zu gewinnen.“ Fand auch Torschütze René Großmann. Der spielte nach 51 Minuten ein feines Doppelpässchen mit Kapitän Liebich, stand plötzlich frei vor der Kiste und schob das Ding durch die Beine von Lippmann rein. Großmann: „Einfach nur geil.“
Die Deppen des Tages kamen aus Leutzsch. Wieder kein Sieg im Zentralstadion. „Wir haben kollektiv versagt“, gab Kapitän Ronny Kujat zu. Was ist diese Einsicht wert?
© Stefan Krause © BILD Leipzig
1919 stellt Sachsen-Profis ins Abseits
Leipzig. Abteilungspräsident Bernd Merbitz konnte es kaum fassen. „Sensationell“, so beschrieb er den 1:0-Sieg des SV 1919 Grimma über die Oberliga-Fußballer des FC Sachsen Leipzig.
Denen bleibt damit weiterhin ein Punktspielsieg im Zentralstadion verwehrt. Da brauchte der sportliche Leiter des SV 1919, Wolfgang Schlick, seine Urlaubsunterbrechung nicht zu bereuen. Er war extra vom Ostseestrand ins Zentralstadion gedüst, um zu erleben, wie seine Freizeit-Fußballer die Sachsen-Profis ins Abseits stellten. „Das ersetzt doch glatt zwei Wochen Urlaub“, freute er sich. Ein gut aufgelegter Rene Großmann sorgte für die Überraschung. Aus zwei Chancen machte er den entscheidenden Treffer. Damit gehen beim SV 1919 vier der erzielten sechs Tore auf das Konto der Stürmerriege (Großmann und Behring je zwei). Das hat in dieser Form Seltenheitswert bei Grimma. Aber auch auf anderen Positionen spürt man die Handschrift von Achim Steffens deutlich. Keeper Ronny Winkler patzte in Magdeburg zweimal – dafür hielt Norman Becker im Zentralstadion. Und der Ex-Magdeburger nutzte seine Chance. Keine Diskussion über seine Aufnahme beim SV 1919. „Er hat doch in Leipzig gespielt und gut gehalten“, macht Bernd Merbitz jeglichen Kommentar über den Neuzugang überflüssig. Konkurrenz belebt das Geschäft. Für den Fußball in Grimma kann’s nur gut sein.
Unkten ein paar Witzbolde nach dem Magdeburg-Spiel noch, dass sich die Sachsen jetzt warm anziehen müssen, so sollten sie damit Recht behalten. Jetzt müsse auch Oberliga-Neuling FC Eilenburg dran glauben. Am Mittwoch, 18.30 Uhr, gibt der seine Visitenkarte im Stadion der Freundschaft ab.
© Andreas Rücker
Sachsen unterliegen im eigenen Stadion
Leipzig. Der FC Sachsen Leipzig hat den Fluch des neuen Zentralstadions nicht bannen können. Es ist eher noch schlimmer geworden. Nach 90 Minuten jubelte einzig und allein der SV 1919 Grimma über einen 1:0-Sieg.
Zwei Chancen, ein Tor. Effektiver hätte die Torausbeute für Grimma kaum ausfallen können. In der 7. Minute verzog Großmann noch knapp aus 15 Metern, doch nach der Pause machte er es besser. Dabei nahm er einen Diagonalpass auf und schob das Leder aus zehn Metern links unten ein (50.). Dann war es aber mit der Herrlichkeit der Muldestädter vorbei. Fortan beschränkten sich die SV-Spieler nur noch aufs Verteidigen, so dass Ausflüge über die Mittellinie Seltenheitswert besaßen.
Mitte der ersten Hälfte hatte der FC Sachsen das Zepter an sich gerissen, ohne dabei brandgefährlich zu werden. Gut, einige Ausnahmen gab es doch. So zischte Kujats Acht-Meter-Schuss (24.) nur denkbar knapp am Tor vorbei. Auch zwei Eckbälle in der 32. und 33. Minute sorgten für Gefahr, doch Niestroj und noch einmal Kujat scheiterten jeweils an der Grimmaer Abwehr oder Torwart Becker. Nachdem Paeslack so gut wie überhaupt nichts gelungen war, hätte er fünf Minuten vor der Pause überraschend glänzen können. Doch sein knallharter Kopfball nach einer Watzka-Flanke landete in den Armen des Gäste-Keepers.
Und so schließt sich der Kreis. Nach Großmanns 0:1 dachten die 4.700 Zuschauer noch an einen Betriebsunfall, der zu beheben sei. Chemie drängte unaufhörlich auf den Ausgleich, zumal FCS-Trainer Frank in der 58. Minute mit Boltze und Seifert frische Kräfte gebracht hatte. Die Chancen chronologisch: Thielemann wuchtet einen Freistoß an die Latte (60.) – Kujat scheitert aus spitzem Winkel am Torwart (64.) – Aus dem Abwehrgewühl heraus prallt das Leder zu Niestroj, doch er verzieht aus acht Metern (67.) – Eine Freistoß-Flanke kommt im Fünf-Meter-Raum zu Kujat. Der gibt zu Thielemann zurück, dessen Schuss aus 14 Metern haarscharf am Kasten vorbeizischt (68.).
Ganz langsam aber schwand die Hoffnung für den FC Sachsen, und damit auch der Fairplay-Gedanke. Nachdem Hitzkopf Thielemann erst Lochasz böse gefoult hatte (musste ausgewechselt werden), gab‘s nach der fälligen Gelben Karte kurz danach einen roten „Nachschlag“ (80.). Da waren’s noch zehn Chemiker und in der 90. Minute gar nur noch neun. Abwehrstratege Jack war sich mit Liebich ins Gehege gekommen, was der Schiri mit Gelb-Rot ahndete. Dass besagter Liebich ebenfalls den Roten Karton sah, störte das Grimmaer Lager herzlich wenig, denn kurz danach war Schluss – und das Gästeteam im siebten Himmel. Die verbliebenen Sachsen-Spieler versuchten dagegen ganz schnell aus dem Jammertal, genannt Zentralstadion, zu verschwinden.
© MDR online
Da staunt der Trainer: Massner fährt nach Spielschluss auf Arbeit
Leipzig. Er hat das ganze Spiel nicht ein einziges Mal gesessen – „Ach ich habe es mit der Hüfte, ich kann gar nicht sitzen“, sagt 1919-Trainer Achim Steffens. Doch sein Hüftproblem scheint nicht Besorgnis erregend zu sein. Denn nach dem Sieg über die Profis vom FC Sachsen verbeugte er sich tief vor der Leistung seiner Jungs: „Nehmen wir nur mal den Thomas Massner. Er war einer der Besten auf dem Platz, setzte sich nach dem Spiel ins Auto und fuhr zu Arbeitgeber OBI, wo er pünktlich zum Schichtwechsel antreten wollte.“
Natürlich sei es was ganz Besonderes, in Grimma Trainer zu sein, sagt Steffens. „Hier geht das Training erst spät abends los, wenn die Profis andernorts längst zu Hause sind.“ Steffens muss es wissen. Er trainierte unter anderem schon den VfB Leipzig, die Sachsen, die Magdeburger und in Jena. Für ihn ist es schon eine Umstellung, Jungs zu motivieren, die bereits einen ganzen Arbeitstag in den Knochen haben. Dennoch: Es ist eine Herausforderung für Steffens, der nie vor 21 Uhr das Grimmaer Stadion verlässt. Zum Glück wohnt er gleich um die Ecke – in Oelzschau. Und auch Ehefrau Brigitte spielt mit – „jedenfalls gab es bisher noch keinen Ärger“, scherzt Steffens, der Familienmensch. Der Vater zweier erwachsener Töchter hofft privat ganz auf seinen erst anderthalbjährigen Enkelsohn: „Wie der schon mit dem Ball umgeht, ist sensationell.“ Ob er allerdings ein Fußballer wird, sei mehr als fraglich. Denn am liebsten fängt und wirft der Enkel die Bälle. Kein Wunder: Der Vater war bosnischer Volleyball-Nationalspieler…
Aber wer weiß, vielleicht setzen sich in dem Kleinen ja doch noch die Erbanlagen des Großvaters durch. Der Fußballer fing bei der Loksche an, ging dann zu Chemie und schaffte mit Böhlen 1977 den Aufstieg in die Oberliga. Weil sein Vater im Westen war, bekam Achim Steffens keine Genehmigung für die höchste Spielklasse. Also wechselte er nach Markkleeberg und spielte weiter DDR-Liga. Er war schon immer ein Kämpfer: So betreute er als Trainer die Markkleeberger 1984 trotz eines Schien- und Wadenbeinbruches an der Seitenlinie. Auch damals saß er nie: „Wegen des Gipses.“
© Haig Laitchinian • Leipziger Volkszeitung
Freitag, 20.08.2004 • Anstoß: 18.30 Uhr
SV Dessau 05 – VfB Auerbach 1:2 (0:1)
Dessau 05: Spielau – Koppeng (ab 69. Kolch), Arnoldi, Freund, Strokosch (ab 46. Trybus), Geidel (V), Sawetzki (V), Westphal, Stefke (V), Marose (ab 46. Bebber/V), Dreyer – Trainer: Hausdörfer
Auerbach: Berger – Oehl, U. Kramer (V), Chudzik, Gorschinek (V), Dittrich (V/ab 84. Korb), Stabenow (V/ab 50. Göschel), Wieland (V), Gerloff, Troche (ab 65. Pfoh), Kunze – Trainer: V. Kramer
Schiedsrichter: Weißenborn (Berlin) – Tore: 0:1, 0:2 Troche (25., 46.), 1:2 Koppeng (51.) – Zuschauer: 506 im Stadion am Schillerpark zu Dessau