Datum: Samstag, 26.09.1998
Anstoß: 14.00 Uhr
Spielort: Sportanlage Wurzner Straße, Dresden
Ergebnis: 1:1 (0:0)
Zuschauer: 172
FV Dresden Nord – SV 1919 Grimma 1:1 (0:0)
Dresden Nord: folgt – Trainer: Baron
Grimma: Mieglitz – Ziffert, Schößler, Wohllebe, Zieger, Wiegratz (ab 76. Geißler), Mähne, Braun (ab 85. Reisinger), Krahl (ab 76. Liebich), Birnbaum, Pörschmann – Trainer: Lisiewicz
Schiedsrichter: Meißner (Chemnitz) – Tore: 0:1 Birnbaum (64.), 1:1 Rudolph (75., Foulstrafstoß) – Zuschauer: 172 in der Sportanlage Wurzener Straße zu Dresden
Überraschung: Der SV Grimma holte sich den ersten Auswärtspunkt
Dresden. Der Tabellenvierte der Fußball-Oberliga zu Hause gegen eine Grimmaer Mannschaft, die um spielerische Konstanz ringt – die Fronten auf dem Sportplatz an der Wurzener Straße schienen geklärt. Was dann auf den Rasen geschah irritierte nicht nur die Heimmannschaft, sondern auch einen Großteil der 172 Zuschauer.
Wenigstens einen Punkt holen, das war das Ziel des SV 1919 Grimma. Aber mit welch spielerischer Souveränität dieser erste Auswärtspunkt erkämpft wurde, nötigte nicht nur Respekt ab, sondern lässt auch für die kommenden Spiele hoffen. Diesmal gab es kaum ein Wackeln und Wanken in der Grimmaer Mannschaft. In der Abwehr sicher stehend, Ziffert mit tadellosem Libero-Part, wurden die Angriffsversuche der Gastgeber immer wieder abgefangen. Allerdings spielte sich in der ersten Viertelstunde, bis auf einen Schuss von Wiegratz, fast alles im Mittelfeld ab. Dann aber zog die Begegnung an, und die Zuschauer erlebten ein abwechslungsreiches Spiel.
Großen Anteil an der Kurzweil hatten dabei die Gäste, die sich keinesfalls versteckten, sondern dem Tabellenvierten gehörig zusetzten. So bei einem schönen Angriffszug über Mähne und Krahl (16.). Dann ist Keller im FV-Gehäuse mit dem Glück im Bunde, als ein 20-Meter-Knaller von Wohllebe das Gebälk seines Tores erzittern lässt. Die Gastgeber taten sich dagegen schwer mit der kompakten Abwehr der Grimmaer. Und beim ersten gefährlichen Angriff (29.) der Dresdener stand T. Gaunitz im Abseits. Allerdings reagierten weder Schiedsrichter Meißner (Chemnitz) noch sein Assistent Ehrhardt, so dass Mieglitz Kopf und Kragen riskieren musste, um Gaunitz den Ball noch abzujagen.
Die Grimmaer Antwort blieb nicht aus. Bei einem Schuss von Pörschmann (31.) musste sich Keller strecken. Und in diesem Wechselspiel ging es weiter. Clemens (36.) ist allein durch. Aber auch hier passt Mieglitz auf, hat noch das Glück des tüchtigen auf seiner Seite, dass der Ball an den Pfosten springt. Nur wenig später ist erneut sein Gegenüber Keller gefordert, als Pörschmann eine Eingabe scharf in den Strafraum schlägt, wo der einschussbereite Krahl lauert. Überhaupt beschäftigten der quicklebendige Pörschmann und der einsatzstarke Mähne die Dresdener Verteidiger mehr, als denen lieb sein konnte. Auf der Gegenseite waren Clemens und Kaszuba bei Schößler, Wiegratz und Wohllebe gut aufgehoben. Und schon zur Pause wurde deutlich, dass das Spiel der Gastgeber hauptsächlich von den Ideen eines Frank Gaunitz lebte. Das war einfach zu wenig, um die Grimmaer zu gefährden.
Nach dem torlosen Seitenwechsel mussten die Kreisstädter allerdings kurz zittern. Ein Schuss von F. Gaunitz knallt an den Pfosten des Mieglitz-Gehäuses (50.). Wenig später freuten sich die Zuschauer schon, als Schößler mit einer hohen Rückgabe Gefahr fürs eigene Tor schaffte. Die allerdings verging ihnen sehr rasch! Birnbaum geht auf rechts auf und davon, steuert unbeirrt den Kasten von Keller an und schießt überlegt ein (64.). 1:0 für Grimma – und nicht einmal unverdient.
Wer nun dachte, dass die Gastgeber zum Sturmlauf ansetzen würden, sah sich getäuscht. In deren Angriff wehte weiterhin nur ein laues Lüftchen. Fast schien es, als seien sie auf die Punkte nicht angewiesen. Dann aber lässt sich Clemens bei einer Attacke von Wiegratz sehr geschickt fallen („Ich habe ihn nicht mal berührt“, meinte Wiegratz nach der Partie), und Schiedsrichter Meißner zeigt auf den ominösen Punkt. Rudolph läuft an – keine Chance für Mieglitz. Und dann hatte die ansonsten sichere Abwehr noch eine Zitterpause zu überstehen (Kaszuba und T. Gaunitz trafen Posten bzw. Latte des Mieglitz Tores), ehe Meißner die Partie abpfiff.
Verständliche Freude beim Grimmaer Team über den ersten Auswärtspunkt. Auch Trainer Rainer Lisiewicz war sichtlich zufrieden: „Mit einer kompakten Mannschaftsleistung haben wir uns den Punkt wohl redlich verdient. Über den Elfer kann man sich sicherlich streiten, aber am Ende geht die Punkteteilung schon in Ordnung.“
Andreas Rücker
Lisiewicz-Elf sorgte mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung für die Überraschung
Dresden. Zwar wurde der erste Auswärtspunkt des SV Grimma eingestuft, doch Trainer Rainer Lisiewicz betonte: „Nicht so sehr der Punkt ist wichtig, sondern, wie er erspielt wurde.“ Dabei hatten die Muldestädter von Beginn an gar keine guten Karten. Keiner traute ihnen wohl einen Punkt beim Tabellenvierten zu.
Doch schon nach einer kurzen Abtastphase wurde deutlich, dass sich die Gäste nicht zum Spielball der Dresdner degradieren lassen wollten. Im Gegenteil, sie setzten die ersten Akzente (Wiegratz, Pörschmann, Krahl, Mähne) in einem gutklassigen Spiel. Und fast wäre ihnen die hochverdiente Führung gelungen. Doch ein 20-Meter-Knaller von Wohllebe ans Lattenkreuz ließ das Tor von Keller nur wackeln.
Der Dresdner Schlussmann musste an diesem Tag noch mehrmals mit guten Paraden glänzen. Seine Vorderleute indes hielten sich in puncto Glanz mehr zurück. Der erste gefährliche Angriff der Dresdner entsprang einer nicht geahndeten Abseitsstellung (29.). Aber auch so verwöhnten sie ihre 172 Zuschauer nicht gerade mit Kombinationsfußball. Den nämlich ließ Grimma gar nicht erst zu. Bereits an der Mittellinie wurde energisch gestört, und was noch durchkam, wurde eine sichere Beute der kompakten Abwehr oder sah Mieglitz auf dem Posten.
Allerdings hatte der Grimmaer Hüter auch das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite, als er gegen Clemens rettete, der Ball vom Pfosten wieder zurücksprang (36.). Überhaupt schienen die Gastgeber an diesem Tag die Qualität ihrer Tore zu überprüfen, noch dreimal donnerten sie den Ball an Pfosten oder Querlatte.
Wie er in die Maschen gehauen wird, demonstrierte ihnen Birnbaum. Nach einem Solo ließ sich der Grimmaer auch von Baldauf nicht mehr abdrängen, schoss überlegt am herbeistürzenden Keller ins Tor (64.). Aufgrund der souveränen Spielweise ging der Treffer in Ordnung. Selbst viele der Dresdner Zuschauer rechneten nun mit einer Niederlage ihrer Mannschaft, so sicher trat Grimma beim Tabellenvierten auf.
Dass es dennoch anders kam, hat Nord wohl Clemens und seiner Schauspielkunst zu verdanken. Nach einer Attacke von Wiegratz lässt sich der Dresdner Stürmer geschickt fallen, und Schiedsrichter Meißner (Chemnitz) entschied auf Elfmeter. Gegen den platziert getretenen Strafstoß hatte Mieglitz keine Chance – 1:1 (75.). In der letzten Viertelstunde versuchten die Dresdner sich noch zwei Punkte dazuzuholen, die ihnen aber versagt blieben.
Die Freude auf Grimmaer Seite war verständlich, wurde doch endlich einmal konstant über 90 Minuten eine geschlossene Mannschaftsleistung geboten. Auch Trainer Rainer Lisiewicz war mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden: „Endlich der erste Auswärtspunkt. Über den Elfer kann man sich streiten. Aber ich glaube, das 1:1 geht schon so in Ordnung.“
Andreas Rücker
SV Fortuna Magdeburg – SSV Erfurt-Nord 3:0
VfB Chemnitz – 1. FC Aschersleben 1:2
FSV Hoyerswerda – FC Energie Cottbus Amat. 4:0
FSV Wacker 90 Nordhausen – VfL Halle 96 1:0
FV Dresden Nord – SV 1919 Grimma 1:1
FC Carl Zeiss Jena II – 1. Suhler SV 06 0:3
SV JENAer Glaswerk – VfB Leipzig II 1:3
Bornaer SV – Bischofswerdaer FV 08 0:2