Datum: Sonntag, 16.08.1998
Anstoß: 14.00 Uhr
Spielort: Stadion der Freundschaft, Grimma
Ergebnis: 0:3 (0:1)
Zuschauer: 454
SV 1919 Grimma – VfB Leipzig II 0:3 (0:1)
Grimma: Winkler – Ziffert, Löwe, Zieger, Hannig (ab 64. Lap Ngyuen), Wiegratz (ab 64. Krahl), Mähne, Braun, Birnbaum, Liebich (ab 73. Wohllebe), Pörschmann – Trainer: Lisiewicz
VfB II: Grundmann – Kipping, Massner, Görke, Eiselt (ab 56. Dehoust), Kurth, Jülich, Bernhardt, Räbsch, Metzner (ab 79. Moritz), Rosenkranz – Trainer: Steffens
Schiedsrichter: Stahlmann (Hainichen) – Tore: 0:1 Eiselt (37.), 0:2 Rosenkranz (84.), 0:3 Räbsch (87.) – Zuschauer: 454 im Stadion der Freundschaft zu Grimma
Mit dem VfB-Führungstreffer war die Luft raus
Grimma. Der SV 1919 Grimma hat im ersten Punktspiel der Amateur-Oberliga gegen eine bessere Fußballmannschaft verloren. So einfach lautet das Fazit nach der Begegnung gegen den VfB Leipzig II am Sonntag.
Dabei hatten sich die Muldestädter gerade für dieses erste Spiel der neuen Saison unheimlich viel vorgenommen. Doch letztendlich scheiterten sie an einem cleveren Gegner und an den eigenen Nerven. Die Voraussetzung indes, drei Punkte zu holen, war überaus günstig. Die Messestädter als Neuling in der Spielklasse, Grimma fast mit Wunschaufstellung – was sollte eigentlich schiefgehen?
Das fragten sich sicherlich auch die 454 Zuschauer im Stadion der Freundschaft vor dem Anpfiff. Doch dann wurden sie eines Besseren belehrt. Zwar hatte Grimma die erste Chance im Spiel, als Mähnes Schuss knapp vorbeiging, doch das wars dann auch vorerst. Im Gegenteil, Grimma war mit Fortuna im Bunde, Kippings Ball setzte nach einer Ecke nur auf der Querlatte auf. Mehr allerdings hatten auch die Youngster des VfB nicht zu bieten.
Grimma deutete bei Flankenläufen durchaus Gefährlichkeit an. Aber leider waren Steilpässe auf Pörschmann die Seltenheit, dribbelte Liebich zwar unermüdlich, sich dabei aber meist fest. Und mit Hacke – Spitze – Eins – Zwei – Drei war die VfB-Abwehr um Kipping nicht zu beeindrucken. Doch eben da kam aus dem Mittelfeld zu wenig, ja fast gar nichts.
Nur wenn Ziffert oder Löwe überraschend im Strafraum der Messestädter auftauchten, zeigten die sich beeindruckt. So bei Löwes Kopfball nach einer Ecke von Braun. Aber wieder fehlten die berühmten Zentimeter am Torerfolg. Die starke Phase der Grimmaer hielt aber gerade einmal 25 Minuten. Hannigs Flanke vor das leere VfB-Tor war so gut wie die letzte gefährliche Aktion in der ersten Halbzeit. Aber wieder fand sich niemand, der hätte den Ball in den Kasten befördern können.
Und fast schien es, als würden sich die Gastgeber mit ihrem vergeblichen Anrennen selbst mehr zermürben als den Gegner. Zwar agierte der VfB mit erheblichem Laufaufwand, hielt diesen Stil allerdings auch durch. Sie verengten damit immer wieder schnell die Räume, Grimma konnte kaum welche gewinnen. So war es nicht verwunderlich, dass der Leipziger Führungstreffer eigentlich auch mehr aus Laufarbeit heraus entstand. Nach Ballverlust im Mittelfeld der schnelle Konter des VfB, eingeleitet von Kipping, der Eiselt in der Mitte schickte. Und dieser stürmte ungehindert bis in den Grimmaer Strafraum, ließ sich die Chance nicht entgehen. Eigentlich der Beweis für die Theorie von Leipzigs Trainer Achim Steffens: „Ich habe gewusst, wenn die Abwehrwand mit Ziffert, Löwe und Zieger kommt, bekommen wir Probleme. Deshalb habe ich meinen Jungs gesagt: In der Kampfzone den Ball wegnehmen, Laufbereitschaft zeigen.“
Aber auch in der eigenen Abwehr zeigten sich die Messestädter gewitzter als die Gastgeber. Massner und Görke klebten fast an ihren Gegenspielern, ließen keinen Meter Luft. Dagegen machte Grimmas Abwehr nicht immer den sichersten Eindruck, war durch den Ausfall von Zaulich sowieso gehandicapt. Dazu plagte sich Zieger mit einer Grippe herum. Das alles soll aber keine Entschuldigung für die Niederlage sein. „Nach dem 0:1 habe ich schon gewusst, dass es ganz schwer wird“, so Grimmas Trainer Rainer Lisiewicz. „Wir haben praktisch ohne Mittelfeld gespielt, konnten einen Frank Wimberger doch noch nicht ersetzen.“
Doch die Niederlage bei einem einzelnen Spieler zu suchen, wäre unfair. Ob Braun, Birnbaum, Pörschmann, Wiegratz oder Hannig – überzeugen konnte keiner, geschweige denn Regie führen. Und so wie die Zeit verrann, so baute Grimma auch immer mehr ab, wurden sich die Spieler der Aussichtslosigkeit ihres Tuns bewusst. Zwar rackerte Mähne auf der linken Seite, dribbelte Liebich vorn – doch heraus kam dabei nichts. Das 0:2 durch Rosenkranz (84.) war dann förmlich der Todesstoß. „Bis dahin war ja noch alles möglich“, meinte Rainet Lisiewicz. „Das dritte Tor war dann nur noch Formsache. Wir haben gegen eine bessere Mannschaft verloren, alles andere wäre Augenwischerei.“
So bitter die Niederlage auch ist, man sollte sie nicht überbewerten. Am Sonnabend kann in Bischofswerda schon alles wieder ganz anders aussehen.
Andreas Rücker
3:0 – Grimma gegen junge VfB-Heißsporne überfordert
Grimma. Völlig verdient kamen gestern die VfB-Youngster zu einem in der Schlussphase noch hochverdienten 3:0-Erfolg in Grimma. Und Rainer Lisiewicz, der Trainer der Verlierer, musste neidlos anerkennen, dass für seine Elf an diesem Tag kaum mehr zu holen war. „Nur die ersten 20 Minuten gelang es uns, ordentlich Druck zu machen“, meinte der Coach, aber dann waren seine Spieler oft am Ende mit ihrem fußballerischen Latein. Zu einförmig und mitunter hilflos vor dem gegnerischen Tor versuchten die Gastgeber zum Erfolg zu kommen. „Der Abgang von Regisseur Wimberger macht sich schon bemerkbar“, erklärte Lisiewicz Schwächen im Spielaufbau.
Kopfballversuche von Wiegratz (6.) und Ziffert (8.) brachten zwar Gefahr. Doch das Ziel, rasch einen Treffer zu erzielen, gelang nicht. Schuld daran waren die Leipziger, die beherzt und voller Tatendrang um jeden Ball kämpften. Der Aufsteiger deutete bereits mit dem Schuss an die Querlatte von Kapitän Kipping (17.) an, dass sich keiner der Talente verstecken wollte. Zwar schreckte Löwe nochmals die Gäste (nach Eckball, 22.), aber dann versandeten viele der Grimmaer Angriffe schon vor dem gegnerischen Strafraum. Die VfB-Talente betrieben hohen Laufaufwand, konnten so die Räume stets verengen und zwangen den Gegner zu vielen Querpässen.
Kipping bewies ein „Auge“, als er gekonnt auf Eiselt ablegte. Frei vor Torwart Winkler, ließ der sich die Chance zum Führungstor nicht entgehen. Grimma blieb zwar nach der Pause mit am Ball, verstolperte aber einige Möglichkeiten (Liebich) vor dem VfB-Tor. Dehoust kam nach langer Verletzungspause nach gut einer Stunde zu ersten „Gehversuchen“ im Mittelfeld, die Trainer Achim Steffens als gelungen einschätzte. Nachdem der fleißige Jülich nur den Außenpfosten traf (60.) und Torwart Winkler Kippings 12-Meter-Schuss parierte (75.), fielen die VfB-Treffer in der Schlussphase völlig verdient. Görke knallte aus 20 Metern einen Freistoß aufs Tor, so dass Rosenkranz den vom Torwart abgeklatschten Ball nur über die Linie zu drücken brauchte. Und Räbsch – ansonsten auf der Außenbahn zu finden – zog es im richtigen Moment in die Strafraummitte, wo er eine Flanke von Bernhardt per Kopf zum Endstand verwandelte.
„Die Jungs haben fleißig und engagiert gespielt. Es stimmt, unser Spiel ist sehr aufwendig, verbunden mit riesigen Laufwegen. Aber so sollte moderner Fußball sein“, freute sich VfB-Coach Steffens über den gelungenen Oberliga-Einstand des Aufsteigers.
Eberhard Schmiedel • Leipziger Volkszeitung
VfB Chemnitz – FSV Wacker 90 Nordhausen 1:1
FSV Hoyerswerda – VfL Halle 96 0:1
FC Energie Cottbus Amat. – Bischofswerdaer FV 08
1. FC Aschersleben – 1. Suhler SV 06 2:1
SV Fortuna Magdeburg – SV JENAer Glaswerk 1:0
FV Dresden Nord – SSV Erfurt-Nord 3:0
FC Carl Zeiss Jena II – Bornaer SV 2:1
SV 1919 Grimma – VfB Leipzig II 0:3