Datum: Sonntag, 14.09.1997
Anstoß: 14.00 Uhr
Spielort: Stadion der Freundschaft, Grimma
Ergebnis: 2:1 (0:0)
Zuschauer: 400
SV 1919 Grimma – FV Dresden Nord 2:1 (0:0)
Grimma: Mieglitz – Wohllebe, Löwe, Gießner (ab 89. Lichtenberger), Zieger, Hannig, Wimberger, Braun, Krahl, Birnbaum (ab 74. Liebich), Pörschmann – Trainer: Lisiewicz
Dresden Nord: folgt – Trainer: Baron
Schiedsrichter: Pleßke (Coppanz) – Tore: 0:1 F. Gaunitz (58.), 1:1 Wimberger (79., Foulstrafstoß), 2:1 Krahl (90.) – Rote Karten: F. Gaunitz (Dresden Nord) wegen groben Foulspiels (83.), Kaszuba (Dresden Nord) wegen einer Tätlichkeit (86.) – Zuschauer: 400 im Stadion der Freundschaft zu Grimma
Lisiewicz-Elf blies die Dresdner „Nordlichter“ aus
Grimma. Unbeschreiblicher Jubel am Sonntag im Stadion der Freundschaft nach 90 Minuten Fußballkrimi. 400 Zuschauer applaudierten stehend dem SV 1919 Grimma, der die heißersehnten nächsten drei Oberligapunkte einfuhr.
90 Minuten Spannung entluden sich am Sonntag im Stadion der Freundschaft. Beifall, Jubel, befreites Lachen auf der einen Seite – lange Gesichter, sogar Tränen auf der anderen. FV-Keeper Keller konnte sie nicht unterdrücken. Verständlich, er hielt, was zu halten war. Doch Sekunden vor Spielende kann er Liebichs Schuß nur mit einer Hand ablenken. Genau vor die Füße von Krahl. Und der behielt die Nerven, besiegelte mit seinem Tor den Untergang der „Nordlichter“.
Dabei schienen vor der Begegnung die Fronten eindeutig geklärt. Mit Dresden Nord kam der Tabellendritte der Fußball-Amateur-Oberliga zum Drittvorletzten, SV 1919 Grimma. Nach dem Auftaktsieg über Suhl rannte die Lisiewicz-Elf einem Erfolgserlebnis hinterher. Vier Punktspiel-Niederlagen in Folge zehrten an den Nerven. Genauso wie die Ladehemmung der Stürmer. Der letzte Torerfolg datierte vom zweiten Spieltag.
Doch an diesem sechsten Spieltag stimmte einfach alles. Das Wetter (die Sonne schien), das Umfeld (City-Autohaus BMW stellte seine neusten Modelle zur Schau) und die Moral der Mannschaft (jeder gab sein Bestes, kämpfte bis zum Umfallen). Und mit diesem Kampfgeist machte Grimma spielerische Nachteile mehr als wett. Bereits nach 21 Minuten hoben die 400 begeistert mitgehenden Zuschauer zum Torschrei an. Doch Keller im FV-Gehäuse (kassierte erst drei Punktspieltreffer) hielt in glänzender Manier Wimbergers Geschoss. Dass Torgelegenheiten in der ersten Halbzeit Mangelware blieben lag wohl daran, dass beide Mannschaften mit viel Respekt voreinander agierten, sich keine Blöße geben wollten. Das sollte sich aber schlagartig ändern.
Nach dem Seitenwechsel bestimmte Grimma das Spiel, wurde zur dominierenden Mannschaft auf dem Platz. Wohllebe (49.) gab mit seinem Schuss das Signal zum Sturm. Pörschmann (53.) stand dem nicht nach, traf aber nur die Latte des Dresdener Tores. Der langersehnte Grimmaer Treffer schien nur noch eine Frage der Zeit! Da zeigte Dresden Nord, dass die Mannschaft nicht von ungefähr auf dem dritten Tabellenplatz stand. Blitzschnell wurde bei einem Konter das Mittelfeld überbrückt. F. Gaunitz steht urplötzlich vor Mieglitz und lässt dem Grimmaer Keeper keine Chance (58.).
Damit wurde nicht nur der augenblickliche Spielverlauf etwas auf den Kopf gestellt, sondern, Grimma fast um den verdienten Lohn für eine beherzte Leistung gebracht. Doch die Lisiewicz-Elf gab nicht auf, hatte aber weiterhin Pech. Denn Brauns Kopfball (72.) tanzte auf der Querlatte. Und dann tat Trainer Rainer Lisiewicz wohl einen Glücksgriff, als er Liebich für Birnbaum (74.) einwechselte. Der Neuzugang aus Döbeln prüfte gleich Torhüter Keller. Und bei diesem Schuss musste der Dresdner Keeper all sein können aufbieten. Weniger gekonnt ging allerdings Jaszpataki gegen Braun zu Werke, riss den Grimmaer Mittelfeldspieler im Strafraum um. Schiedsrichter Pleßke (Coppanz), der sich bei einigen Entscheidungen den Unmut der Zuschauer (sowohl der Grimmaer als auch der Dresdener) zugezogen hatte, pfiff, zeigte auf den Punkt. Wer würde schießen? Sekunden der Ewigkeit vergingen, bis Wimberger anlief, Keller verlud und damit nach genau 330 Punktspielminuten seiner Mannschaft wieder ein Tor bescherte.
Mit dem Ausgleich wurde quasi die Nachlässigkeit der Dresdener bestraft, die sich nach ihrem 1:0 schon als Sieger wähnten, die Zeit bis zum Abpfiff im Schongang und mit Zeitspiel zu überbrücken suchten. Doch es sollte noch dicker für die „Nordlichter" kommen. Nach einer rüden Attacke von F. Gaunitz bewies
Pleßke Courage, schickte den Übeltäter vom Platz (80.). Auch Kaszuba durfte gleich mitgehen. Der Dresdener hatte seinem Unmut über die Schiedsrichterentscheidung gegen seinen Mannschaftskameraden freien Lauf gelassen, Pleßke arg in den Rücken gestoßen.
Nun verteidigte Dresden die letzten zehn Minuten mit Mann und Maus den eigenen Kasten gegen eine immer wieder anrennende Grimmaer Mannschaft. Der rannte allerdings auch die Zeit davon. Sekunden vor Spielende setzt Liebich zum Solo an, schießt – wieder ist Keller mit einer Hand am Ball. Diesmal steht aber Krahl, der Grimmaer Torjäger, goldrichtig. Als ihm der Ball vor die Füße springt, behält er Nerven und Übersicht, knallt das Leder in die Maschen. Die lange Zeit der Erfolgslosigkeit war beendet!
Trainer Rainer Lisiewicz war zurecht des Lobes voll: „Heute hat einer für den anderen gekämpft. Es gab keinen Ausfall. Unsere Abwehr stand hervorragend, hervorzuheben vielleicht Löwe und Wohllebe. Wimberger hat im Mittelfeld unablässig angekurbelt, wobei ich das vom Frank einfach erwarte. Ein ganz großes Dankeschön möchte ich dem Grimmaer Publikum aussprechen, dass trotz unserer Niederlagenserie wie ein Mann hinter uns gestanden ist. Vor dieser Kulisse mussten wir einfach gewinnen!“
Ein Dankeschön geht übrigens auch an das City-Autohaus. BMW hatte nicht nur den Spielball gesponsert, sondern auch die D-Jugend des SV 1919 Grimma mit neuen Trainingsanzügen ausgerüstet.
Andreas Rücker
2:1 – Grimma trumpft auf
Grimma. In einem ausgeglichenen Spiel gegen Dresden Nord hatte Grimma in der ersten Halbzeit durch Wimberger (21./Fernschuss) eine große Möglichkeit. Aber das war im ersten Spielabschnitt auch schon alles. Grimma setzte zwar immensen Kampfgeist frei, konnte aber gegen die abgeklärte Gäste-Abwehr keine weiteren Gelegenheiten herausspielen. Andererseits gestattete man auch Dresden keine Möglichkeit.
Das änderte sich mit Beginn der zweiten Halbzeit schlagartig. Erst parierte der sehr gute Dresdner Keeper Keller einen Schuss von Wohllebe (49.), dann traf Pörschmann nur die Latte (53.). In der Druckphase der Grimmaer fiel der Führungstreffer der Gäste. Mit schnellem Spiel überbrückten die das Mittelfeld, Frank Gaunitz hatte dann keine Mühe Mieglitz zu überwinden.
Nun war Grimma im Zugzwang. Brauns Kopfball tanzt auf der Querlatte des Keller-Gehäuses (72.). Sieben Minuten später wurde Braun von Jaszpataki im Strafraum umgerissen. Sofort kam der Pfiff. Wimberger (79.) verwandelte den Elfmeter. Dann foulte Frank Gaunitz Wohllebe, sah dafür die Rote Karte, gleich darauf Rot auch für Kaszuba. Im Endspurt setzte der eingewechselte Liebich zum Solo an. Keller kam zwar noch mit einer Hand an den Ball, aber Krahl staubte erfolgreich zum 2:1 ab (90.).
Andreas Rücker
Grimma. Rainer Lisiewicz forderte nach der Niederlage in Bischofswerda drei Punkte. Danach sah es im Spiel gegen den Tabellendritten FV Dresden Nord lange Zeit nicht aus, führten doch die Elbestädter bis zur 79. Minute mit 1:0. Doch durch Tore von Wimberger (Elfmeter nach Foul an Braun) und Krahl in der Schlussminute gelang gegen die mittlerweile dezimierten Gäste noch ein wichtiger, wenn auch etwas glücklicher, 2:1-Sieg. Damit haben auch die Grimmaer sechs Punkte und können wieder optimistischer nach vorn sehen.
Leipziger Fußball-Jahrbuch 1997/98
FSV Hoyerswerda – FV Zeulenroda 1:1
1. Suhler SV 06 – SV JENAer Glaswerk 3:3
FC Carl Zeiss Jena Amat. – SV Fortuna Magdeburg 1:4
VfL Halle 96 – FC Anhalt Dessau 3:0
VfB Chemnitz – Hallescher FC 1:2
Bornaer SV – Bischofswerdaer FV 08 1:0
Dresdner SC – SV 1910 Kahla 2:2
SV 1919 Grimma – FV Dresden Nord 2:1