Datum: Samstag, 09.08.1997
Anstoß: 14.00 Uhr
Spielort: Stadion am Zoo, Halle
Ergebnis: 2:1 (1:0)
Zuschauer: 640
VfL Halle 96 – SV 1919 Grimma 2:1 (1:0)
Halle 96: Adler – Kahdemann, Wagenhaus, Penneke, Rennert, Oswald, Embingou, Zech, Schönitz (ab 55. Grosche), Hildebrandt, Groh (ab 67. Neubert) – Trainer: Miller
Grimma: Winkler – Hannig (ab 68. Gießner), Löwe, Zaulich, Zieger, Birnbaum, Wimberger, Braun (ab 74. Vatter), Krahl, Engelmann, Pörschmann – Trainer: Lisiewicz
Schiedsrichter: Feibig (Osterburg) – Tore: 1:0 Hildebrandt (8., Foulstrafstoß), 2:0 Neubert (88.), 2:1 Birnbaum (90.) – Zuschauer: 640 im Stadion am Zoo zu Halle
Punktgewinn war beim Aufstiegskandidaten drin
Halle. „Ich möchte hier fast versprechen, dass dies das schlechteste Spiel meiner Mannschaft in der laufenden Saison bleibt“, so VfL-Coach Harro Miller auf der Pressekonferenz nach dem Oberliga-Spiel VfL Halle gegen den SV 1919 Grimma. Sicherlich hatte der Hallenser Trainer recht, seine Truppe spielte wahrlich nicht wie der potenzielle Aufsteiger in die Regionalliga. Doch das hing sicher auch mit der Gegenwehr der Muldestädter zusammen.
Der SV 1919 Grimma gestattete der Heimmannschaft nicht, ein konstruktives Spiel aufzuziehen. Schon im Mittelfeld wurden die VfL-Spieler gestört, so dass nicht viel mehr als Einzelaktionen zustande kamen. Bedauerlicherweise hatte dann Schiedsrichter Feibig (Osterberg) eine Aktie an Hallenser Führungstreffer. Als nämlich Oswald (8.) im SV-Strafraum theatralisch zu Boden ging, zeigte der schwarze Mann sofort auf den ominösen Punkt. Gegen den von Hildebrandt platziert getretenen Strafstoß hatte Winkler im Grimmaer Gehäuse keine Chance.
An dieser Szene erhitzten sich natürlich die Gemüter. Birnbaum versicherte: „Der ist in die Gasse gelaufen und hat da schon die Arme hochgerissen. Ich habe ihn jedenfalls nicht mal berührt.“ Unterstützt wurde seine Aussage auch von einigen Hallenser (!) Schlachtenbummlern, die ebenfalls eine Schwalbe gesehen hatten. Diese sah dann aber auch Feibig, als Zieger im VfL-Strafraum umgesäbelt wurde. Und wieder irrte sich der Mann in schwarz. Merseburger Spieler, die hinter dem Tor standen, waren entsetzt: „Dass der Pfiff kam, war klar. Doch dann dachte ich, der will den Tatort wohl nach außerhalb verlegen. Stattdessen gibt er Zieger die Gelbe Karte und der Heimmannschaft einen Freistoß.“ Aber das waren lange nicht die einzigen Szenen, in denen Feibig sich den Unmut von Spielern, Trainern und Zuschauern zuzog. Er war dieser Begegnung einfach nicht gewachsen. „Über die Schiedsrichterleistung möchte ich mich nicht äußern“, so Harro Miller nach dem Abpfiff. „Im Laufe der Saison wird sich das mal wieder ausgleichen.“
Schade nur, dass Grimma dabei diesmal die leidtragende Mannschaft war und das Spiel sichtlich unter den Fehlentscheidungen litt. Dabei hatten auch die Grimmaer durchaus ihre Chancen. Einmal verpasst Krahl eine Eingabe von Engelmann (10.), dann wirft sich Wagenhaus in einen Schuss von Braun (32.). Auf der Gegenseite gab es in der ersten Halbzeit nur noch eine nennenswerte Aktion. Der Afrikaner Embingou hat freie Schussbahn (38.), knallt das Leder aber ein ganzes Stück neben das Grimmaer Gehäuse.
So war alles auf die zweite Spielhälfte gespannt, welche die Entscheidung bringen musste. Und VfL-Akteure sowie Zuschauer waren nach dem Wiederanpfiff sichtlich geschockt. Denn statt der Hallenser Mannschaft spielte plötzlich der SV 1919 auf – die erste Viertelstunde gehörte eindeutig den Gästen von der Mulde. Und oftmals konnten deren Angriffe nur durch rüde Fouls unterbunden werden. Gelbe Karten für Wagenhaus, nach Foul an Birnbaum, und Penneke, säbelte Krahl in die Beine, belegen das.
Doch dann schienen sich die Gastgeber vom Schock erholt zu haben. Oswald (60.) setzte einen Kopfball an den Pfosten. Winkler kann gegen Hildebrandt (61.) zur Ecke klären. Und immer wieder war Embingou an den Aktionen beteiligt. Er bereitete dem SV 1919 wohl mehr Probleme als die gesamte Hallenser Mannschaft. Probleme aber auch wieder mit Schiri Feibig. Als nämlich Pörschmann durchgebrochen war (63.), schlägt ihm Kahdemann im Strafraum von hinten die Beine weg. „Getroffen hat er mich auf jeden Fall“, erklärte der Grimmaer Stürmer. „Ich wusste nur nicht, ob im Strafraum oder außerhalb.“ Dass es drin passierte, sah wohl jeder – außer Feibig. Der ließ weiterspielen, als wäre nichts passiert. Das brachte die Stimmung gänzlich zum Überkochen. Um die Summe der sinnlosen Entscheidungen vollzumachen, verbannte Feibig Trainer Rainer Lisiewicz dann auch gleich noch auf die Zuschauertribüne. Angeblich sollte er die Linienrichterin Inka Müller „verbal attackiert“ haben. So ein Quatsch, ich habe dem Schiedsrichter nur zugerufen, er solle ordentlich pfeifen“, entrüstete sich der Trainer nach dem Spiel zurecht.
Und so musste Rainer Lisiewicz von den Rängen aus miterleben, wie sich seine Mannschaft um den Ausgleichstreffer bemühte. Aber auch die Gastgeber setzten noch einmal alles auf eine Karte, waren sich bewusst, dass die Begegnung noch lange nicht gewonnen war. Als Oswald allein durch ist, kann der eingewechselte Gießner noch zur Ecke klären (81.). Doch zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit ist es wieder Embingou, der sich auf der linken Seite durchsetzt. Seine Eingabe erreicht Neubert, der in der 67. Minute für Groh kam – und schon stand es 2:0. Damit schien die Entscheidung gefallen. Doch Grimma gab sich nicht auf, versuchte noch einmal alles Menschenmögliche. Vom Anstoß weg eine Gelegenheit zum Anschlusstreffer, aber sowohl Krahl als auch Engelmann verpassen. Sekunden vor dem Abpfiff klappt es dann doch noch. Nach einer Ecke von Vatter kommt der Ball zu Birnbaum, der ihn in die Maschen knallt. Am Jubel der Gastgeber nach dem Schlusspfiff erkannte man, wie froh Halle über den schwer erkämpften Sieg war. Die Grimmaer dagegen verließen mit hängenden Köpfen das Stadion. Doch Grund dazu hatten sie eigentlich nicht. Sie lieferten dem als Favoriten gehandelten VfL Halle (Saisonetat 800.000 DM) einen beherzten Kampf. Fanden darüber hinaus auch zu ihrem eigenen Spiel und hätten sich einen Punkt, der auf jeden Fall auch drin war, mehr als verdient.
Aber was nutzte es, wenn dem Schiedsrichter von allen Seiten klare Fehlentscheidungen bestätigt wurden. Das Spiel war vorbei und die Punkte weg. Auf jeden Fall aber hat die Begegnung in Halle gezeigt, dass sich diese Grimmaer Elf sicherlich vor keiner anderen Mannschaft der Amateur-Oberliga verstecken braucht.
Rainer Lisiewicz fand auf der Pressekonferenz die richtigen Worte: „Ich bin mit dem Spiel meiner Mannschaft zufrieden. Wir wollten uns so teuer wie möglich verkaufen. Ich denke, man hat gesehen, dass wir ordentlichen Fußball spielen können. Hätte der Schiedsrichter mit der Konsequenz wie in der 8. Minute – als er den mehr als schmeichelhaften Strafstoß gegen uns verhängte – weitergepfiffen, wäre es in Ordnung gewesen.“
Nun steht den Muldestädtern der nächste schwere Auswärtsgang bevor. Denn auch Fortuna Magdeburg wurde vor Saisonbeginn als eine der favorisierten Mannschaften gehandelt. Die Elbestädter haben aber schon im Auftaktspiel zu Hause gegen den VfL Halle gepatzt und sind deshalb umso gefährlicher, weil sie verlorenen Boden wieder aufholen wollen.
Andreas Rücker
1:2 – Grimma verliert in Halle
Halle. Beim VfL Halle erarbeitete sich der SV 1919 Grimma immerhin Gleichwertigkeit, trotz der 1:2-Niederlage. Schade nur, dass Schiedsrichter Feibig auf eine Schwalbe von Oswald hereinfiel (8.) und Strafstoß verhängte. Hildebrandt besorgte die Führung. Als Zieger (35.) im Hallenser Strafraum weggesäbelt wurde, versagte der Schiri jedoch den Pfiff. Doch schon vorher hatten die Gäste die Möglichkeit durch Krahl (10.) und Braun (32.), jeweils nach Vorarbeit von Engelmann, den Ausgleich zu erzielen.
Nach der Pause spielte Grimma auf, der VfL kam nur noch zu einzelnen Kontern, Oswalds Kopfball knallte gegen den Pfosten. Und abermals „schlief“ Feibig. Als der Hallenser Kahdemann Pörschmann im Strafraum foulte, blieb wiederum der Pfiff aus.
Grimmas Abwehr hatte mit Embingou viele Probleme. Immer wieder kurbelte er das VfL-Spiel aus dem Mittelfeld an. Er war es auch, der das 2:0 durch Neubert (88.) vorbereitete. Grimmas Anschlusstreffer durch Birnbaum (90.) fiel zu spät.
Andreas Rücker
Halle. Beim selbsternannten Aufstiegskandidaten Halle 96 boten die Muldestädter eine ordentliche Leistung, allerdings reichte es bei der 1:2-Niederlage zu keinem Punktgewinn. Dass dabei Schiedsrichter Feibig nicht unbeteiligt war, sollte bei der Analyse der Grimmaer nicht die Hauptrolle spielen. Trotzdem muss erwähnt werden, dass der Referee beim ersten Tor auf eine Schwalbe des Hallensers Oswald hereinfiel und den Gästen andererseits mindestens einen klaren Elfmeter versagte. Das 2:0 kurz vor Schluss brachte die endgültige Entscheidung.
Leipziger Fußball-Jahrbuch 1997/98
VfL Halle 96 – SV 1919 Grimma 2:1
VfB Chemnitz – Bischofswerdaer FV 08 0:1
SV 1910 Kahla – Hallescher FC 0:0
FV Zeulenroda – SV Fortuna Magdeburg 1:3
1. Suhler SV 06 – Bornaer SV 3:0
FC Carl Zeiss Jena Amat. – SV JENAer Glaswerk 4:0
FSV Hoyerswerda – FV Dresden Nord 0:1
Dresdner SC – FC Anhalt Dessau 3:0