Datum: Samstag, 29.11.1997
Anstoß: 14.00 Uhr
Spielort: Stadion an der Beyerstraße, Chemnitz
Ergebnis: 3:1 (0:0)
Zuschauer: 250
VfB Chemnitz – SV 1919 Grimma 3:1 (0:0)
Chemnitz: folgt – Trainer: Neuhäuser
Grimma: Mieglitz – Gießner, Löwe, Zaulich, Zschau, Hannig, Wimberger (ab 79. Stäudte), Braun, Kunadt, Liebich, Pörschmann – Trainer: Lisiewicz
Schiedsrichter: Pöckelmann (Lindenthal) – Tore: 1:0 Mendrala (55.), 2:0, 3:0 Jung (61., 77.), 3:1 Hannig (88.) – Gelb-Rote Karten: Mendrala (Chemnitz) wegen wiederholten Foulspiels (82.) – Zuschauer: 250 im Stadion an der Beyerstraße zu Chemnitz
„Verloren haben wir das Chemnitz-Spiel selbst!“
Chemnitz. Ihr Minimalziel, 20 Punkte in der Hinrunde, hatten die Oberliga-Fußballer des SV 1919 Grimma erfüllt. Nun sollte am Sonnabend beim VfB Chemnitz zumindest noch ein Auswärtspunkt her. Und so, wie die Begegnung begann, schienen sogar drei Punkte im Bereich des Möglichen.
Dabei stand in Chemnitz ein „Notaufgebot“ auf dem Rasen. Lang war die Verletztenliste: Krahl, Vatter, Wohllebe, Zieger – dazu kam die Rotsperre von Birnbaum. Trainer Rainer Lisiewicz war nicht zu beneiden. Doch er machte aus der Not eine Tugend, ließ Juniorenspieler Kunadt von Anbeginn spielen. Und der erfüllte seine Aufgabe zur Zufriedenheit. Ja, Grimma hatte in einem verteilten Spiel sogar die besseren Möglichkeiten.
Schon kurz nach dem Anpfiff hätte der Grimmaer Anhang fast losgejubelt, doch nach herrlichem Solo trifft Liebich nur den Außenpfosten. Auch Zaulichs Kopfball war knapp. Dann wohl die beste Chance der gesamten 90 Minuten: Braun lässt Vollmar aussteigen, kann sich aus sieben Metern die Ecke aussuchen. Doch ausgerechnet da, wo Keeper Langhof steht, will der Grimmaer das Leder unterbringen. So bekommt der Chemnitzer Hüter das Leder noch auf der Linie unter Kontrolle.
Auch die weiteren Chancen sprachen für Grimma. Liebich, der wohl sein bestes Spiel bisher machte, ließ links wie rechts die Verteidiger alt aussehen. Wenn er zu dribbeln begann, brannte es in der VfB-Abwehr lichterloh. Doch im Abschluss blieb er leider zu halbherzig. So konnte Langhof einen Schuss von Liebich (35.) parieren, ein weiterer (37.) streicht am Gehäuse vorbei. Demgegenüber musste sich Mieglitz im SV-Gehäuse nur einmal bei einem Kopfball von Jung (32.) strecken. Die hundertprozentigen Chancen der Grimmaer bis zur Halbzeit hätten gut und gerne zum Sieg gereicht.
Das bestätigte auch Trainer Rainer Lisiewicz seinen Männern in der Kabine. Er warnte allerdings auch davor, dass sich „vertane Chancen irgendwann im Spiel rächen." Wie recht er mit seinen Worten behalten sollte, ahnte wohl noch keiner zu diesem Zeitpunkt.
So sah es nach dem Wiederanpfiff freilich noch nicht aus. Zwar spielte Chemnitz jetzt druckvoller, doch vorerst ließ sich die drohende Niederlage nicht einmal erahnen. Einmal musste Mieglitz (50.) Schädlich den Ball vom Fuß nehmen, doch ansonsten stand die Abwehr. Bis zum Aussetzer fünf Minuten später. Tändelei in der Abwehr – Rainer Lisiewicz warnt noch: „Haut das Ding hinten raus!" – Flanke von rechts und Mendrala braucht nur den Fuß hinzuhalten.
Plötzlich lag Grimma mit den deutlicheren Chancenvorteilen im Rückstand. Die Fußballwelt stand Kopf! Und weil es so gut klappte, setzten die Chemnitzer noch einen drauf. Grimmas Abwehr wird mit schnellem Zug ausgespielt und Jung (61.) verwandelt zum 2·:0. War das schon der knock out für den SV 1919?
Die Muldestädter setzten zwar alles auf eine Karte, aber die ganz großen Chancen wie in der ersten Halbzeit kamen nicht wieder. Wer weiß, wie das Spiel verlaufen wäre, hätte Hannigs Schuss (67.) im Netz gezappelt. Doch statt des Gegentreffers fiel zehn Minuten später die endgültige Entscheidung. Wiederum Missverständnis in der Grimmaer Abwehr, erneut ist Jung (77 .) der Nutznießer.
Unverständlich allerdings, warum die Chemnitzer ihre in der zweiten Halbzeit begonnene Ruppigkeit trotz des klaren Spielstandes fortsetzten. Und während Wimberger verletzt ausscheiden musste (für ihn kam mit Stäudte der zweite Juniorenspieler), sah Mendrala die Gelb-Rote Ampelkarte (82.). Aber auch der Arzt des VfB Chemnitz musste die Bank mit den Traversen vertauschen.
Als es dann zu spät war, zeigte Hannig, wie es gemacht wird. Zaulich leitet das Tor auf der linken Seite mit einem guten Spielzug ein. Hannig lauert auf die Flanke und braucht nur noch zu vollstrecken. Darin allerdings taten sich alle Grimmaer an diesem Tag sehr, sehr schwer.
Trainer Rainer Lisiewicz ärgerte sich: „Wir brauchen nur ein, zwei unserer Chancen in der ersten Halbzeit zu verwerten, dann gewinnen wir das Spiel. So aber verlieren wir aufgrund der Abwehrschnitzer wertvolle Punkte. Am besten hat mir heute Liebich gefallen, der enorm dribbel- und läuferisch stark war. Ein kleiner Abstrich allerdings, vor dem Tor muss er im Abschluss konsequenter sein."
Die Grimmaer verließen niedergeschlagen den Platz. Wussten sie doch, dass an der unnötigen Niederlage sie ganz allein die Schuld trugen. Da war die Aufmunterung von den Fans, die im vollbesetzten Fanbus mitgereist waren, nur ein schwacher Trost. Nun steht nur noch das erste Spiel der Rückrunde in Suhl an, dann geht es erst einmal in die wohlverdiente Winterpause.
Andreas Rücker
Gäste versieben Chancen
Chemnitz. Drei Punkte schienen für die Grimmaer Kicker im Duell beim VfB Chemnitz durchaus im Bereich des Möglichen. Und das, obwohl den Muldestädtern nur ein Notaufgebot zur Verfügung stand. So kam Juniorenspieler Kunadt zum Einsatz, der seine Aufgabe ordentlich machte.
Liebichs herrliches Solo hätte fast zu Beginn die SV-Führung gebracht, doch der Ball landete am Außenpfosten. Nach Zaulichs Kopfball-Chance gab's dann die klarste aller Möglichkeiten: Braun konnte sich aus sieben Metern die Ecke aussuchen, aber er schoss nur den VfB-Keeper an. Liebich blieb stets gefährlich, aber beim Abschluss haperte es mehr als einmal.
Nach dem Wiederanpfiff musste Grimmas Torwart Mieglitz nur einmal auf dem Posten sein, als er Schädlich den Ball von den Füßen nahm (50.) Doch dann der Aussetzer fünf Minuten später: Flanke von rechts und Mendrala brauchte nur den Fuß zur VfB-Führung hinzuhalten. Plötzlich Fußball verkehrt: Grimma hatte die Chancen, der VfB aber machte das Tor. So ging es dann weiter, als Grimmas Abwehr schnell ausgespielt wurde und Jung zum 2:0 vollstreckte (61.).
Grimma wollte es nun wissen, aber die dicken Chancen der ersten Spielhälfte waren vertan. Hannigs Schuss (67.) brachte noch einmal Hoffnung auf Besseres, aber die endgültige Entscheidung fiel zehn Minuten später. Erneut nutzte Jung ein Missverständnis in der Grimmaer Abwehr, als er zum 3:0 traf (77.). Schade, dass Wimberger verletzt ausscheiden musste (für ihn kam mit Stäudte der zweite Juniorenspieler), weil die VfB-Spieler ihre Ruppigkeiten trotz der klaren Führung fortsetzten. Mendrala sah die Gelb-Rote Karte (82.). Sogar der Arzt der Gastgeber wurde auf die Traversen geschickt.
Doch der Grimmaer Hannig zeigte doch noch einmal, wie es geht. Zaulich leitete den Grimmaer Treffer mit gutem Spielzug ein. Er lauerte auf die Flanke und Hannig brauchte nur noch zu vollstrecken. Trainer Rainer Lisiewicz ärgerte sich: „Wir verlieren durch Abwehrfehler wertvolle Punkte.“
Andreas Rücker
Chemnitz. Auch wenn es nach einer deutlichen Niederlage aussieht, die eindeutige Mehrzahl der Chancen hatten die Gäste aus Grimma und nicht der siegreiche Gastgeber vom VfB Chemnitz. Dabei hatten die Grimmaer arge Verletzungssorgen (so mussten mit Kunadt und später Stäudte zwei Junioren-Spieler eingesetzt werden), die sie lange Zeit kompensierten (Chancen durch Liebich, Zaulich und Braun). Doch nach dem 0:1 traten alte Abwehrschwächen auf, die die Chemnitzer zu zwei weiteren Toren nutzten. Hannig’s Treffer kurz vor Schluss nutzte nichts mehr.
Leipziger Fußball-Jahrbuch 1997/98
Hallescher FC – SV Fortuna Magdeburg 1:2
VfB Chemnitz – SV 1919 Grimma 3:1
FSV Hoyerswerda – Bornaer SV 1:1
Dresdner SC – Bischofswerdaer FV 08 1:2
FC Carl Zeiss Jena Amat. – FV Dresden Nord 1:3
FV Zeulenroda – SV JENAer Glaswerk 3:1
1. Suhler SV 06 – VfL Halle 96 1:1
SV 1910 Kahla – FC Anhalt Dessau 3:1