Datum: Sonntag, 03.08.1997
Anstoß: 14.00 Uhr
Spielort: Stadion der Freundschaft, Grimma
Ergebnis: 5:4 (1:2)
Zuschauer: 554
SV 1919 Grimma – 1. Suhler SV 06 5:4 (1:2)
Grimma: Winkler – Gießner (ab 46. Hannig), Löwe, Zaulich, Zieger, Birnbaum (ab 88. Hermann), Wimberger, Braun, Krahl, Engelmann, Pörschmann (ab 88. Liebich) – Trainer: Lisiewicz
Suhl: folgt – Trainer: Kühn
Schiedsrichter: Simon (Schkopau) – Tore: 1:0 Krahl (14.), 1:1 Brumme (38.), 1:2 Vitkovskis (42.), 2:2 Krahl (53.), 3:2 Wimberger (57.), 4:2 Hannig (75.), 4:3 Brumme (80.), 5:3 Zaulich (88.), 5:4 Brumme (89., Foulstrafstoß) – Zuschauer: 554 im Stadion der Freundschaft zu Grimma
Erster Sieg im ersten Spiel der neuen Klasse
Grimma. Sonnenschein, Andrang an den Kassen – besser konnten sich die Fußballer des SV 1919 Grimma den Start in die Oberliga nicht wünschen. 554 waren gekommen, um einen Sieg ihrer Mannschaft gegen den 1. Suhler SV 06 zu feiern. Und am Ende stand alles Kopf, der erste Sieg war eingefahren. Was dazwischen lag, war schnell vergessen. All das Nervenflattern nach der Suhler Führung oder dem Anschlusstreffer kurz vor Spielende. Wenn man einen Spieler aus der sehr guten Grimmaer Mannschaft hervorheben soll, dann war es auf jeden Fall Krahl. In seinem ersten Oberliga-Einsatz spielte der Grimmaer Torjäger auch wie ein Vollblutstürmer.
Bereits in der 14. Minute drückte er im Springen einen abgeklatschten Ball über die Linie des Suhler Tores. Hatte Schmenkel den Schuss von Engelmann, spielte ebenfalls einen sehr guten Part, noch abwehren können, war er gegen Krahl machtlos. Zu diesem Zeitpunkt spielte Grimma schon längst nicht mehr wie ein Neuling, hatte im Gegenteil die Begegnung voll im Griff. Und diese Überlegenheit drückte sich auch in Torraumszenen aus. Nur eine Minute später flankt Pörschmann von rechts in den Strafraum, doch Libero Riese kann in letzter Sekunde vor Krahl klären. Dann Aufregung im Stadionrund: Schiedsrichter Simon (Schkopau) ahndete ein klares Foul an Birnbaum nicht. Scheute er sich, mit einem Strafstoß eine mögliche Vorentscheidung herbeizuführen?
So aber bekam Suhl plötzlich Oberwasser. „Unsere Vorbereitungsphase war ja urlaubsbedingt nicht die beste, irgendwann musste der Hänger kommen“, so Trainer Rainer Lisiewicz. Die Gäste, bis dahin ohne eine einzige Torchance, waren plötzlich vor dem Tor von Winkler. Ein Freistoß von Brumme bleibt in der Mauer hängen. Dann geht Kramer mit Ball am Fuß (und wohl kurzzeitig auch mit der Hand) auf der rechten Seite auf und davon. Seine weite Flanke erreicht Brumme, der unbedrängt zum Ausgleich einköpfen kann (38.). Kurz darauf setzt sich Vitkovskis nicht gerade zimperlich gegen Zaulich durch, der Weg ist frei – und Grimma lag mit 1:2 im Rückstand (42.).
In der Kabine rüttelte Rainer Lisiewicz seine Mannschaft wieder wach: „Jungs, wenn wir so weitermachen wie zu Spielbeginn, gewinnen wir das Ding noch.“ Und seine Worte wurden erhört. Wie umgewandelt kamen die Spieler in den Reudnitz-Dressen aus der Kabine. Reitzenstein, der mit Krahl unübersehbare Probleme hatte, wird vom Grimmaer Torschützen erneut versetzt, Krahl behält die Übersicht und schießt ganz überlegt zum 2:2-Ausgleich ein (53.). Danach war Wimberger mit einem Freistoß gefragt! Aus ähnlicher Situation hatte er in der vergangenen Saison schon Bischofswerda aus dem Pokal geschossen. Und auch diesmal zirkelt der Freistoß-Spezialist das Leder an der Mauer vorbei. Schmenkel im Suhler Gehäuse rührte keinen Finger.
Das war natürlich so recht nach dem Geschmack des begeistert mitgehenden Publikums. Szenenapplaus für gelungene Spielzüge trieb die Akteure immer wieder zu Höchstleistungen an. Doch dann machte sich das fehlende Training bei einigen erneut bemerkbar – Suhl konnte die Begegnung ausgeglichen gestalten. Doch genau in diese Phase hinein fiel die Vorentscheidung. Engelmann flankt von rechts genau in den Lauf des eingewechselten Hannig, und dessen wuchtiger Kopfstoß befördert den Ball in die Suhler Maschen (75.).
Aber es sollte noch einmal eng werden für die Platzbesitzer. Brumme wird an der Strafraumgrenze nicht energisch genug attackiert, hämmert das Leder genau ins Dreiangel (80.). Nun hatte Grimma bange Minuten zu überstehen. Erlösung brachte erst Krahl. Zum wiederholten Mal an diesem Tag konnte ihn Reitzenstein bei einem Konter nicht halten. Der Grimmaer Torjäger sieht Zaulich in der besseren Position, schiebt den Ball zu ihm. Und vom Schienbein des Grimmaer Linksverteidigers springt die Kugel ins Tor. Damit waren alles Messen gesungen. Auch wenn der Suhler SV noch kurz vor dem Spielende durch einen von Brumme verwandelten Foulstrafstoß, Zaulich hatte Vitkovskis umgerempelt, noch den Anschlusstreffer erzielte.
Nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Simon wurden die Spieler mit dem Beifall des Publikums in die Kabinen verabschiedet, und so manchem der Akteure wurden nun doch die Knie etwas weich und die Füße schwer. Doch im Training werden trotz des kräftezehrenden Spiels keine Abstriche gemacht. Schon heute Abend empfängt der SV 1919 Grimma die Vertretung von Lipsia Eutritzsch zu einem Trainingsspiel. Anstoß ist um 18.30 Uhr. Am kommenden Sonnabend geht es dann zum vermeintlichen Aufstiegsanwärter VfL Halle.
Andreas Rücker
Grimma. Für Aufsteiger Grimma ging vor 554 Zuschauern der Wunsch in Erfüllung, mit drei Pluspunkten in die Saison zu starten. Dass sie dabei vier Gegentore kassierten, wird ihnen zuerst einmal ziemlich egal sein. Zur Halbzeit noch 1:2 hinten, gelangen den Lisiewicz-Schützlingen innerhalb von ca. 20 Minuten drei Tore in Folge zum 4:2-Zwischenstand. Nach Brummes Anschlusstreffer erzielte Zaulich drei Minuten vor Schluss das vorentscheidende 5:3 (der dritte Treffer von Brumme änderte dann nichts mehr).
Leipziger Fußball-Jahrbuch 1997/98
Rainer Lisiewicz (Trainer SV 1919 Grimma): „Wir müssen uns jetzt schnellstmöglich in einen ordentlichen Fitnesszustand bringen. In Halle und danach in Magdeburg können wir uns solche Hänger wie heute nicht leisten. Durch unsere mannschaftliche Geschlossenheit konnte gegen Suhl so manches ausgebügelt werden. Wenn ich jemand aus dem Team hervorheben möchte, dann sind das natürlich Ingo Krahl und Jörg Engelmann, der einen guten Einstand mit seinen beiden Torvorbereitungen gab.“
Wieland Kühn (Trainer 1. Suhler SV 06): „Das Spiel ist abgehakt, die Fehler haben letztendlich wir gemacht. Wenn man auswärts vier Tore macht, zeugt das von einem gewissen Angriffsdruck, die fünf Gegentore dagegen von Inkonsequenz in der Abwehr. Das darf routinierten Spielern nicht passieren. Insgesamt haben wir nicht schlecht gespielt.“
Hallescher FC – FV Zeulenroda 0:0
SV JENAer Glaswerk – SV 1910 Kahla 1:0
FV Dresden Nord – Dresdner SC 1:2
SV Fortuna Magdeburg – VfL Halle 96 1:2
SV 1919 Grimma – 1. Suhler SV 06 5:4
Bornaer SV – VfB Fortuna Chemnitz 1:3
FC Anhalt Dessau – FC Carl Zeiss Jena Amat. 1:4
Bischofswerdaer FV 08 – FSV Hoyerswerda 1:3