NOFV-Oberliga Süd • 20. Spieltag
FC Grimma – FC Einheit Wernigerode 4:2 (1:0)
Grimma: Hauswald – Wächtler, Bartsch, Schumann, Nakano (ab 61. Walter) – Ziffert – Schubert, Mattheus, Nitschke, Hübner – Kind (ab 90.+3 Baum) – Trainer: Behring
Wernigerode: Lohse – Raeck, Wersig, Engelhardt, Treu – Liese (ab 71. Schlichting), Farwig – Sitzenstock (ab 46. Lisowski), Schmidt (ab 67. Singbeil), Dörnte – Romdhane – Trainer: Mehr
Schiedsrichter: Metz (Erfurt) – Schiedsrichter-Assistenten: Lämmchen (Meuselwitz), Rauschenberg (Wenigenlupnitz) – Tore: 1:0 Kind (45.+2), 1:1 Schmidt (52.), 2:1 Wächtler (54.), 3:1 Hübner (65.), 3:2 Wersig (89.), 4:2 Baum (Handstrafstoß – verursacht: Engelhardt) – Gelbe Karten: Nakano (Foulspiel – 1.), Hübner (Foulspiel – 61.) – Liese (Foulspiel – 69.) – Rote Karten: Engelhardt (Wernigerode) wegen Verhinderung einer klaren Torchance durch Handspiel (90.+5) – Gelb-Rote Karten: Romdhane (Wernigerode) wegen Unsportlichkeit/Foulspiel (56.) – Reservebänke: Tsarenko (Tor), Förster, Sanderson, Spreitzer, Goldammer – Sparwasser (Tor), Rajković, Almeida – Zuschauer: 126 im Husaren-Sportpark zu Grimma
Grimma. Oberligist FC Grimma hat die schwache Vorstellung der Vorwoche in Bischofswerda (0:3) vergessen gemacht und im heimischen Husaren-Sportpark den nächsten kleinen Schritt in Sachen Klassenerhalt bewerkstelligt. Dabei gewannen die Muldestädter das „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen den FC Einheit Wernigerode mit 4:2 (1:0) und konnten gegen einen unmittelbaren Konkurrenten Kampf um den Klassenerhalt einen „Big Point“ einfahren. Summa summarum kann man den Sieg der Gastgeber absolut als verdient bezeichnen, da sich die Hausherren ein deutliches Chancenplus erarbeiten konnten und über die gesamte Spielzeit eine sehr ordentliche Leistung ablieferten. Als einzigen Kritikpunkt kann man allerdings geltend machen, dass es die in Überzahl agierenden Hausherren nach dem 3:1 nicht verstanden, den vierten Treffer nachzulegen und damit frühzeitig für Ruhe zu sorgen. So kamen die Gäste in der Endphase noch einmal heran und sorgten damit unnötigerweise für reichlich Zittern im Lager der Muldestädter. Glücklicherweise sorgte ein verwandelter Handstrafstoß Sequenzen vor dem Abpfiff für die endgültige Entscheidung zugunsten der Grimmaer. Florian Mehr, Trainer des FC Einheit Wernigerode, war in der anschließenden Pressekonferenz aufgrund des Ergebnisses dementsprechend enttäuscht. „Glückwunsch an Grimma! Der Sieg ist verdient, welcher hinten raus vielleicht ein Tor zu deutlich ausgefallen ist“, so der 34-Jährige. „Wir sind gut ins Spiel gekommen, doch haben wir es leider verpasst, in der ersten halben Stunde in Tor zu erzielen. Im Anschluss haben wir etwas den Faden verloren, so dass Grimma verdient mit 1:0 in die Halbzeit gegangen ist. Nach dem Wechsel war es für uns natürlich extrem unglücklich, dass wir nach unserem Ausgleich sofort wieder in Rückstand geraten. Danach war es in Unterzahl natürlich schwer, hier noch einmal für eine Wende im Spiel zu sorgen. Nichtsdestotrotz hat meine Mannschaft in Anschluss eine gute Moral gezeigt, der 3:2-Anschlusstreffer sorgte in unseren Reihen noch einmal kurzzeitig für leise Hoffnungen. Am Ende des Tages hat es allerdings nicht mehr gereicht, so dass wir uns nächste Woche sehr fokussiert auf das wichtige Heimspiel gegen Zorbau vorbereiten werden. Dort gilt es dann unbedingt zu punkten.“ René Behring, seit 1. Juli des vergangenen Jahres verantwortlicher Übungsleiter des FC Grimma, konnte angesichts dieser drei wichtigen Zähler erst einmal tief durchatmen. „Im Vergleich zur Vorwoche haben wir heute eine ganz andere Mannschaftsleistung abgerufen – insgesamt gesehen, haben wir völlig verdient gewonnen“, so der FC-Coach. „Die Brisanz hinsichtlich der Ausgangslage in diesem Sechs-Punkte-Spiel war augenscheinlich, daher mache ich meiner Mannschaft ein Kompliment, wie sie in dieser Begegnung aufgetreten ist. Nachdem wir etwas gebraucht haben, um ins Spiel zu kommen, hat die Elf zu den psychologisch bestmöglichen Zeitpunkten die Tore erzielt und eine klasse Reaktion nach dem zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer gezeigt. Dass wir allerdings in der Schlussphase noch einmal ins Schlingern kommen und Zittern müssen, war komplett unnötig. In nummerischer Überzahl müssen wir einfach vorher den Sack zumachen, Möglichkeiten für weitere Torerfolge waren reichlich vorhanden. Das ist allerdings die einzige Sache, die ich heute negativ anzumerken hab. Die Mannschaft hat eine gute Leistung abgeliefert und sich mit diesen drei wichtigen Zählern absolut belohnt.“
Angesichts der Ausgangslage und der Wichtigkeit dieser Begegnung sahen die Zuschauer im Husaren-Sportpark frühzeitig eine Begegnung mit offenem Visier. Beide Teams suchten von Beginn an ihr Heil in der Offensive, so dass sich eine kurzweilige Partie entwickelte. Auf Seiten der Gäste hatte Niclas Treu mit einem Freistoß die erste Torannäherung zu verzeichnen (vorbei, 1.), bei den Grimmaern traf Valentino Schubert nach einem langen Ball von Schlussmann Christopher Hauswald aus halbrechter Position nur das Außennetz (2.). Trotz der Offensivbemühungen beider Teams blieben in der Folgezeit zunächst weitere zwingende Abschlusshandlungen weitestgehend Mangelware – eine Unmenge an intensiv geführten Zweikämpfen im Mittelfeld prägten fortan die Begegnung. In Sachen Torannäherungen kamen beide Mannschaften daher über Ansätze nicht hinaus. Bei den Platzherren setzte Schubert einen schwer zu nehmenden Kopfball aufs Netz (10.), nach Ablage von Tommy Kind strich ein Distanzschuss von Tim Mattheus knapp am Einheit-Gehäuse vorbei (22.). Auf der Gegenseite hatte Nick Sitzenstock nach einer Eingabe von Gino Dörnte eine recht verheißungsvolle Gelegenheit, doch rutschte ihm der Ball beim Torabschluss über den Senkel, so dass das FC-Gehäuse nicht in Gefahr geriet (23.). Die beste Möglichkeit auf den Führungstreffer hatten kurz darauf allerdings die Muldestädter. Nach einer Flanke von Noah Wächtler setzte Jan Hübner das Streitobjekt technisch sauber per Direktabnahme auf den Wernigeröder Kasten, doch holte Innenverteidiger Danny Wersig den Ball per Kopf für seinen bereits geschlagenen Torhüter im letzten Moment von der Torlinie (24.). „Sag mir mal bitte, wo der auf einmal herkommt“, konnte es Co-Trainer Benjamin Förster auf der Bank kaum fassen. Diese Aktion war allerdings das Startsignal für die Gastgeber, die sich fortan immer besser in die Partie hineinarbeiten konnten. In der Folgezeit legten die Behring-Schützlinge eine Schippe drauf, so dass man sich prompt zwingende Torgelegenheiten erspielen konnte. Nach einem abgefälschten Schuss von Toni Ziffert stand Wächtler plötzlich völlig frei vor Lohse, doch verkürzte der Einheit-Schlussmann geschickt den Winkel (37.). Nach einem Freistoß von Hübner stand erneut Lohse im Mittelpunkt, als er einen Kopfball von Kind aus Nahdistanz reaktionsschnell entschärfen konnte (39.). „Mensch, wir müssen zwingend führen“, trauerte René Behring draußen bereits etwas den ausgelassenen Möglichkeiten nach. Doch konnte der Grimmaer Trainer Sekunden vor dem Pausenpfiff schnell besänftigt werden, schließlich schlug seine Elf in der Nachspielzeit doch noch zu. Nach einer abgefälschten Ziffert-Flanke stand Kind im Sturmzentrum völlig ungedeckt und konnte sich im Anschluss per Kopf aus Nahdistanz quasi die Ecke aussuchen – 1:0 (45.+2).
Allerdings mussten die Muldestädter nach dem Wechsel zunächst erst einmal einen Nackenschlag wegstecken. Wernigerode kam zum Ausgleich, was im Lager der Gastgeber etwas Bauchschmerzen auslöste. In einer etwas unübersichtlichen Situation im FC-Strafraum traf Nick Schmidt nach Zuspiel von Romdhane mit einem wahren Traumtor aus rechter Position zum 1:1 ins lange Eck, Schlussmann Christopher Hauswald war gegen dieses Geschoss absolut machtlos (52.). Doch wie die Gastgeber damit umgingen, war bemerkenswert. Man verkraftete diesen Gegentreffer mühelos und ging zwei Zeiger-Umdrehungen später abermals in Führung. Überragend von Toni Ziffert in Szene gesetzt, ließ sich der allein auf das Tor zusteuernde Youngster Noah Wächtler aus halbrechter Position nicht zweimal bitten und traf mit einem technisch sauberen Flachschuss sehenswert ins lange Eck – 2:1 (54.). „Leider waren wir nicht in der Lage, das Momentum des Ausgleichstreffers für uns zu nutzen, da wir viel zu schnell wieder in Rückstand gerieten“, ärgerte sich Einheit-Trainer Florian Mehr. Doch damit noch nicht genug, kurz darauf schwächte sich sein Team auch noch nummerisch und geriet damit auf die Verliererstraße. Der bereits in der ersten Hälfte aufgrund einer Schwalbe verwarnte Angreifer Firas Romdhane, der sich mit Stefan Schumann und Lucas Bartsch reihenweise rassige Zweikämpfe lieferte, kam im FC-Strafraum gegen Hauswald einen Schritt zu spät und traf dabei den herauslaufenden Grimmaer Schlussmann am Fuß. Schiedsrichter Leon Maximilian Metz (Erfurt) stellte Romdhane daraufhin mit Gelb-Rot vom Platz (56.), was auf den Verlauf der Begegnung natürlich großen Einfluss haben sollte. Diese nummerische Überzahl machten sich die Muldestädter daraufhin prompt zunutze und bauten die Führung kurzerhand auf 3:1 aus. Mit einem perfekt getimten Seitenwechsel erneut sensationell von Ziffert eingeleitet, hakte Jan Hübner auf Höhe des linken Strafraumecks geschickt ein und ließ dabei Abwehrspieler Steven Raeck gekonnt stehen – beim anschließend blitzsauberen Flachschuss ins lange Eck hatte Lohse keine Abwehrchance (56.). Damit war eine vermeintliche Vorentscheidung gefallen, zumal die Hausherren in der Folgezeit weitere Gelegenheiten hatten, um das Resultat deutlicher zu gestalten. Nach einem Eckball von Hübner strich ein abgefälschter Mattheus-Kopfball hauchzart am kurzen Eck vorbei (70.), nach einem Diagonalpass von Hübner scheiterte der eingewechselte Louis Walter am blitzschnell abtauchenden Lohse (77.). Wernigerode hatte zu diesem Zeitpunkt personell zwar schon umgestellt, doch zwingend gefährlich wurden die Gäste nicht. Mit einer Ausnahme: Einen Eckball von Treu wuchtete Wersig per Kopf in Richtung FC-Gehäuse, doch rettete Hauswald hier in großem Stil (78.). Ansonsten konnten die in Überzahl agierenden Grimmaer in der Folgezeit riesige Gelegenheiten verbuchen, welche mit dem vierten Treffer die endgültige Entscheidung hätte nach sich ziehen müssen. Bei Zifferts Direktabnahme reagierte Lohse grandios (84.), Sequenzen später rettete der zurückgeeilte Moritz Singbeil im letzten Moment vor dem einschussbereiten Max Nitschke, welcher von Schubert per Querpass in Szene gesetzt werden wollte (85.). Beim darauffolgenden Hübner-Eckball setzte der völlig freistehende Ziffert seinen Kopfball über den Querbalken (86.), aus spitzem Winkel scheiterte Nitschke abermals am klasse reagierenden Lohse (88.). Die mangelnde Chancenverwertung war der einzige Kritikpunkt, welchen sich die Behring-Schützlinge an diesem Tag gefallen lassen mussten – längst hätte die Begegnung entschieden sein müssen. Stattdessen hielt man den Gegner am Leben, der die Partie wie aus heiterem Himmel plötzlich wirklich noch einmal spannend machen sollte. Verpasste Wersig zunächst eine Eingabe von Lisowski nur um Haaresbreite (89.), konnten die Wernigeröder mit dem darauffolgenden Eckball auf 3:2 verkürzen. Diesen servierte Treu auf den kurzen Pfosten, Wersig lief geschickt ein und nickte das Streitobjekt unhaltbar ins lange Eck (89.). „Unfassbar, dass wir nach dieser Vielzahl von hochkarätigen Gelegenheiten noch einmal zittern müssen – zumal wir in der Entstehung wieder einmal verpasst haben, ein taktisches Foul zu ziehen“, so ein leicht erzürnter Co-Trainer Benjamin Förster kurz nach dem Gegentreffer. Der nie aufgebende Gast setzte in der Nachspielzeit demzufolge alles auf eine Karte, selbst Torhüter Lohse kam kurz vor dem Abpfiff bei einem Eckball mit nach vorn. Nachdem dieser Standard allerdings verteidigt werden konnte, sollte sich aus Grimmaer Sicht dann glücklicherweise die endgültige Entscheidung anbahnen. Mit einem Befreiungsschlag schickte Ziffert den in der eigenen Hälfte gestarteten und gerade eingewechselten Dave Baum auf die Reise, wobei dieser letztlich davon profitierte, dass der im Laufduell leichte Vorteile besitzende Ben Engelhardt in der Zweikampf-Situation mit Baum kurz vor dem eigenen, jedoch verwaisten Tor vergeblich auf den Freistoßpfiff hoffte und daraufhin für alle sichtbar mit der Hand zum Ball ging. Referee Metz, der in diesem Laufduell vollends auf Höhe des Geschehens agierte, entschied nicht auf Stürmerfoul, sondern auf Handspiel von Engelhardt und stellte den Einheit-Innenverteidiger aufgrund der Verhinderung einer klaren Torchance daraufhin mit Rot vom Platz (90.+5). Baum ließ sich die Chance vom Elfmeterpunkt nicht nehmen und verwandelte den Strafstoß selbst zum 4:2-Endstand (90.+5).
Fazit: Glückwunsch an die Truppe, die in diesem wichtigen Spiel eine richtig gute Vorstellung ablieferte und verdientermaßen die drei Zähler an der Mulde behalten konnte. In Sachen Chancenverwertung ist zweifelsohne noch deutlich Luft nach oben, doch wird man in dieser Hinsicht in der Trainingsarbeit weiter dranbleiben. Über allem steht der Sieg über einen unmittelbaren Kontrahenten, welcher dem Team für die kommenden Aufgaben weiteres Selbstvertrauen geben sollte.
Bilder vom Spiel
Fotos: Karsten Hannover