NOFV-Oberliga Süd • 10. Spieltag
FC Grimma – VfL Halle 96 1:4 (1:3)
Grimma: Hauswald – Walter (ab 73. Spreitzer), Bartsch, Schumann, Markus – Schubert (ab 80. Pistol), Worbs (ab 80. Stockmann), Ziffert, Nakano – Kind, Nitschke – Trainer: Behring
Halle 96: Stark – Pessel, Lubsch, Shevtsov – Arzumanyan (ab 90.+4 Frühauf) – Cabral (ab 90.+3 M. Dierichen), Bölke (ab 80. Hensen), Racine, Soares das Neves – Bolz, Jagupov – Trainer: Hausdörfer
Schiedsrichter: Riemer (Eisenhüttenstadt) – Schiedsrichter-Assistenten: Göldner (Bad Saarow), Stramke (Welzow) – Tore: 0:1 Jagupov (11.), 0:2 Bolz (42.), 1:2 Kind (43.), 1:3 Bölke (45.+1), 1:4 Jagupov (90.) – Gelbe Karten: Nitschke (Foulspiel – 38.), Kind (Foulspiel – 45.+2), Nakano (Foulspiel – 66.), Schumann (Unsportlichkeit – 82.) – Arzumanyan (Foulspiel – 37.), Lubsch (Unsportlichkeit – 37.), Racine (Foulspiel – 69.) – Reservebänke: Tsarenko (Tor), Gomes – Hanstein (Tor), Petraj, Korngiebel, Agwu – Zuschauer: 95 im Husaren-Sportpark zu Grimma
Grimma. Nach der letztwöchigen 1:3 (1:1)-Pleite in Rudolstadt hat Oberligist FC Grimma die zweite Niederlage in Folge hinnehmen müssen. Im heimischen Husaren-Sportpark unterlagen die Muldestädter dem neuen Spitzenreiter VfL Halle 96 mit 1:4 (1:3) und müssen vor dem kommenden Auswärtsspiel in Bautzen noch einmal deutlich die Sinne schärfen. Letztendlich klingt das nackte Resultat gegen die Trothaer zwar sehr hoch, doch war diese Angelegenheit in den 90 Minuten nicht in geringster Weise so eindeutig. „Das Ergebnis ist ein Witz“, so der kurze Kommentar von Co-Trainer Benjamin Förster kurz nach dem Abpfiff. Dabei konnte man dem derzeit verletzt fehlenden Stürmer allerdings nur bedingt Recht geben, denn dass dieses Oberliga-Spiel am Ende des Tages so ausging, mussten sich die Gastgeber letztlich selbst auf die eigenen Fahnen heften. Einerseits betrieben die Muldestädter in Sachen Chancenverwertung regelrechtes Schindluder, andererseits verteidigte man bei den Gegentoren mehr als schülerhaft, was eine derzeitige Spitzenmannschaft wie der VfL Halle 96 natürlich dankbar ausnutzte. Dementsprechend war FC-Trainer René Behring in die anschließenden Pressekonferenz sehr enttäuscht. „Angesichts der 90 Minuten ist das Ergebnis nicht zu verstehen“, so der Grimmaer Coach, der von 2016 bis 2021 den Gegner selbst betreute. „Wir haben uns eine Vielzahl von Möglichkeiten erarbeitet, daraus jedoch viel zu wenig gemacht. Bereits vor dem 0:1 müssen wir schon zwingend in Führung gehen. Zweiter Knackpunkt der Partie war, dass wir bei den Hallenser Treffern in der Entstehung jeweils artig mitgeholfen haben. In den entscheidenden Schnittpunkten des Spiel hatten wir daher heute insgesamt nicht die Qualität, um diese Begegnung erfolgreich zu gestalten.“ Auf der anderen Seite war Dieter Hausdörfer, Trainer des VfL Halle 96, natürlich zufrieden. „Ab der 70. Minute deutete sich an, dass wir dieses Spiel gewinnen können. Unsere Halbzeitführung war verdient, Anfang der zweiten Hälfte sind wir jedoch mächtig unter Druck geraten. Hier hat uns unserer Torhüter mehrfach im Spiel gehalten, wobei es insgesamt jedoch schwierig war, die Unmenge an hohen Bällen in den Strafraum zu verteidigen. Letztlich zeigten wir uns im Abwehrbereich jedoch als stabil, so dass wir heute als glücklichere Mannschaft die drei Punkte mitnehmen.“
Nach der Niederlage der Vorwoche war bei den Grimmaern bereits frühzeitig eine ganz andere Körpersprache anzusehen. Bereits in der Anfangsphase erzeugten die Gastgeber einen gewissen Druck, welcher für einen Führungstreffer hätte reichen können. Nach einer Eingabe von Max Nitschke säbelte Tommy Kind im Sturmzentrum freistehend über die Kugel (2.), wenig später scheiterte Nitschke aus bester Position an VfL-Schlussmann Phillip Stark (7.). Dann jedoch der erste Nackenschlag. Mit der ersten Offensivaktion gingen die Gäste in Führung, wobei die Hausherren kräftig mithalfen. Im Spielaufbau verlor Max Worbs unter Gegnerdruck in der eigenen Hälfte den Ball – VfL-Torjäger Jegor Jagupov schloss den Schnellangriff resolut zum 0:1 ab (11.). „In dieser Situation haben wir genau das gemacht, was wir nicht machen wollten“, ärgerte sich FC-Trainer Behring. „Solche Geschenke darf man einfach nicht verteilen.“ Nichtsdestotrotz waren die Hausherren schnell darauf erpicht, den Schaden umgehend zu reparieren. Allerdings war bereits hier ersichtlich, dass man einfach zu viele Gelegenheiten benötigte, um ein Tor zu erzielen. Nach einem Diagonalpass von Toni Ziffert rettete Mykyta Shevtsov gegen den einschussbereiten Valentino Schubert (12.), wenig später lenkte Robert Pessel einen Schuss von Stefan Schumann für seinen bereits geschlagenen Keeper per Kopf über das Gehäuse (18.). Beim anschließenden Eckball brannte es abermals lichterloh im Gäste-Strafraum, doch konnte sich VfL-Torhüter Stark abermals auf seine Mitstreiter verlassen, als Shevtsov einen Versuch von Worbs von der Torlinie kratzte (19.). Hierbei vergaßen die Muldestädter sich einfach für den Aufwand konsequent zu belohnen, der Ausgleichstreffer wäre mehr als verdient gewesen. Allerdings deuteten auch die Gäste in der Folgezeit an, dass der aktuelle Tabellenstand mit Sicherheit kein Zufall darstellt. Bei einem Versuch von Jagupov musste Christopher Hauswald sein ganzes Können demonstrieren (26.), anschließend zeigte sich der FC-Schlussmann auch nach einem Schuss von Ludwig Bölke voll auf der Höhe (32.). So wogte das Geschehen in der Folgezeit hin und her, ehe sich die Muldestädter mit dem nächsten kapitalen Aussetzer erneut selbst ins Bein schossen. Nach einem Grimmaer Ballverlust in Folge eines eigenen Einwurfes schalteten die Gäste ruckzuck um, nach einem Diagonalball schwenkte Nils Morten Bolz kurzum nach innen und ließ Hauswald mit einem platzierten Linksschuss nicht die Spur einer Chance – 0:2 (42.). Nun war guter Rat teuer, doch antworteten die Muldestädter quasi im Gegenzug. Nach einem Freistoß von Stefan Schumann setzte sich Kind am gegnerischen Fünfmeter-Raum resolut durch und nickte die Kugel zum 1:2-Anschlusstreffer in die Maschen (43.). Damit waren die Behring-Schützlinge wieder im Spiel, zum psychologisch bestmöglichen Zeitpunkt kam die Elf zurück. Warum die Mannschaft dieses positive Momentum jedoch nicht bis in die Halbzeitpause brachte, wird wohl ihr eigenes Geheimnis bleiben. Anstatt mit dem Anschlusstreffer im Rücken in der Kabine neue Kraft zu tanken, verteilten die Muldestädter Sequenzen vor dem Halbzeitpfiff das nächste Geschenk. Nach einem schnell ausgeführten Gäste-Einwurf fehlte es den Platzherren an jeglicher Ordnung – nach Querpass von Jagupov hatte Bölke aus Nahdistanz wenig Mühe, um mit dem 1:3 den alten Zwei-Tore-Abstand wiederherzustellen (45.+1). Bereits Sekunden vorher musste Hauswald schon gegen Soares das Neves retten, den Nachschuss setzte Bolz knapp neben Kasten (45.). „Nach dem Gegentreffer zum 0:1 war zu sehen, dass unsere Stabilität im Defensivverbund etwas verloren ging“, so Trainer René Behring. „Nichtsdestotrotz müssen wir in der Lage sein, unseren Anschlusstreffer mit in die Kabine zu transportieren. Wenn man allerdings derart dilettantisch verteidigt, braucht man sich nicht wundern, wenn eine Spitzenmannschaft wie Halle dies ausnutzt und man sich damit selbst um den Lohn bringt.“
Allerdings kamen die Muldestädter mit dem nötigen Schwung aus der Kabine, wohl wissend, dass ein erneuter Anschlusstreffer die Begegnung abermals spannend gemacht hätte. Und genau dieser lag mehrfach im Bereich des Möglichen, doch scheiterten die Gastgeber immer wieder an VfL-Schlussmann Stark. Zunächst kratzte der Trothaer Torhüter einen verdeckten Schuss von Schubert aus dem Eck (53.), anschließend lenkte er einen Schuss von Schumann über den Querbalken (56.). Doch bei allem Offensivdrang mussten die Gastgeber bei Kontern des Gegners auf der Hut sein. Zweimal verhinderte Hauswald einen höheren Rückstand, als er sowohl gegen Bolz als auch gegen Jagupov das Duell gewann (59., 61.). „In dieser Phase haben wir weitere Kontermöglichkeiten sehr unsauber ausgespielt, doch mussten wir andererseits froh sein, dass unser Torhüter Grimma nicht den Wiedereintritt ins Spiel gestattete“, so Gäste-Trainer Hausdörfer. So verhinderte Stark ein weiteres Mal den Grimmaer Anschlusstreffer, als er gegen ein Nitschke-Geschoss abermals zu glänzen wusste (62.). „Wir haben uns auch nach der Pause vier, fünf riesige Möglichkeiten erarbeitet, wo wir einfach mehr Profit herausschlagen müssen“, so FC-Coach Behring. „Eine größere Anzahl von Torgelegenheiten kann man sich gegen eine Spitzenmannschaft nicht erarbeiten. Umso bitterer, dass wir mit null Ertrag hier rausgehen.“ So setzte sich die fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor in den letzten 20 Minuten in den Köpfen der FC-Spieler fest. Der Glaube an eine eventuelle Wende ging mehr und mehr verloren, so dass der Druck fortan abebbte. Halle hatte in der Folgezeit keine Probleme, den Vorsprung bis ins Ziel zu transportieren – im Gegenteil. Scheiterte Jagupov zunächst an Hauswald (72.), machte der VfL-Torjäger kurz vor Schluss endgültig den Deckel drauf. Im Duell Eins-gegen-Eins blieb er vor dem FC-Keeper diesmal eiskalt und lochte zum 1:4-Endstand ein (90.) – ein Resultat, welches den Spielverlauf nicht wirklich darstellt. Doch es spricht für die Gäste aus der Saalestadt, die Grimmaer Einladungen dankend anzunehmen und mit diesem Sieg nun die Tabellenführung der Oberliga einzunehmen.
Im Grimmaer Lager war man angesichts des Resultats natürlich sichtbar enttäuscht – am Ende des Tages war gegen diesen Gegner viel mehr möglich. Leidenschaft und Wille waren bei den Muldestädtern zweifelsohne vorhanden, insgesamt machte die Elf ein ordentliches Spiel. Allerdings hat die Truppe in den entscheidenden Situationen nicht glücklich agiert, so dass solch ein Resultat am Ende des Tages zustande kommt. „Wir haben in den letzten beiden Begegnungen sieben Gegentreffer bekommen, was natürlich viel zu viel ist“, so das Resümee von Trainer René Behring. „Daran werden wir arbeiten, genauso wie in Sachen Torabschluss, wo wir angesichts der Möglichkeiten derzeit einfach zu wenig Treffer erzielen.“ Fortschritte in dieser Hinsicht sind vor der kommenden Partie in Bautzen selbstredend wünschenswert. Dort trifft der FC mit den Budissen am Sonntag (Anstoß: 13.30 Uhr) auf einen angeschlagenen Gegner – mit neun Punkten befinden sich die Oberlausitzer derzeit auf dem vorletzten Tabellenplatz. „Wir haben mit Ludwigsfelde und Rudolstadt bereits Teams aus der unteren Region aufgebaut“, so Behring. „Dies wollen wir diesmal natürlich unter allen Umständen verhindern, so dass ich nicht noch einmal erwähnen muss, wie wichtig diese Partie für uns ist.“
Bilder vom Spiel
Fotos: Karsten Hannover