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Muldestädter empfangen „Mannschaft der Stunde“

Vorschau auf den 10. Spieltag der
NOFV-Oberliga Süd

 

FC Grimma – VfL Halle 96

 

Datum:            Samstag, 26.10.2024

 

Anstoß:           14.00 Uhr

 

Spielort:          Husaren-Sportpark, Grimma

 

Die Fans des FC Grimma durchleben aktuell ein wahres Wechselbad der Gefühle. Nach richtig guten Auftritten folgten in der Vergangenheit oftmals Vorstellungen, indem das Team nicht im Geringsten an die zuvor gezeigten Leistungen anknüpfen konnte. Genau solch eine Begegnung sahen die Zuschauer am vergangenen Wochenende in Rudolstadt. Nach den Erfolgen gegen Halberstadt (2:1) und im Pokal gegen Eilenburg (1:0) zwar durchaus mit Selbstvertrauen ausgestattet, lief letzten Sonntag in Thüringen vor allem im zweiten Durchgang so gut wie nichts zusammen, so dass am Ende des Tages die 1:3 (1:1)-Niederlage absolut in Ordnung ging. Dabei verlief die Partie mit dem Führungstreffer zunächst nach Wunsch, doch ließen sich die Muldestädter fortan mehr und mehr die Butter vom Brot nehmen. Nach dem Wechsel investierte Rudolstadt deutlich mehr, so dass der Spielausgang im Endeffekt in Ordnung geht. „Heute man wiederum gesehen, dass wir gegen physisch starke Gegner große Probleme haben“, brachte es Trainer René Behring nach den 90 Minuten auf den Punkt. „Hätten wir heute die Leidenschaft, den Willen und die Zweikampf-Intensität aus den Pokalspielen gegen Plauen und Eilenburg an den Tag gelegt hätten, wären wir heute nicht als Verlierer vom Platz gegangen.“ Demzufolge wurde die bereits jahrzehntelang gültige Geschichte um ein Kapitel erweitert, dass die Muldestädter einem Kontrahenten aus dem unteren Drittel der Tabelle erneut Aufbauhilfe leisten. Doch diese Partie ist nach einer gründlichen Auswertung innerhalb der Trainingswoche nun abgehakt. Der Fokus gilt dem kommenden Heimspiel, wo die Behring-Schützlinge abermals auf Herz und Nieren getestet werden. Mit dem VfL Halle 96 gastiert am Wochenende so etwas wie die Mannschaft der Stunde im Husaren-Sportpark. Nachdem die Saalestädter in der vergangenen Saison nur knapp dem Abstieg entrannen, steht der VfL mit 19 Punkten aus neun Begegnungen aktuell auf dem Vizerang der Tabelle. Für die Muldestädter ist dieser Gegner daher erneut ein echter Gradmesser, wobei das Ziel ist, im heimischen Husaren-Sportpark wiederum zu überraschen. Der Anstoß erfolgt am morgigen Samstag um 14.00 Uhr.

Es ist schon erstaunlich, welch positive Entwicklung der VfL Halle 96 in den letzten Monaten genommen hat. Anfang Juni diesen Jahres konnte man die Stimmung definitiv als „Zu Tode betrübt“ bezeichnen, denn vor dem letzten Spieltag der abgelaufenen Saison waren die Trothaer nach einer 3:4-Niederlage in Halberstadt sportlich abgestiegen. Allerdings öffnete sich vom Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) noch ein Hintertürchen, was den Saalestädtern den Wiedereintritt in die Spielklasse ermöglichen sollte. Da die Landesverbände aus Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen keinen Oberliga-Aufsteiger meldeten, verringerte sich daraufhin die Anzahl der Absteiger in die Verbandsligen. Aus diesem Grund blieb der VfL Halle 96 als Drittletzter doch noch in der Oberliga und hat in den ersten Begegnungen der neuen Saison bisher gewaltig von sich reden gelassen. „Personell hat sich unser Kader gar nicht übermäßig groß verändert“, so VfL-Trainer Dieter Hausdörfer (63). „Entscheidend ist, dass alle Spieler ein Jahr erfahrener geworden sind, was in dieser Spielklasse natürlich wichtig ist. Hinzu kommt, dass wir uns auf der Torwart-Position verbessert haben, nachdem wir dort in der vergangenen Saison große Probleme hatten. Kurzum: Die Mannschaft macht aktuell einen sehr stabilen und gefestigten Eindruck, zudem ist der Zusammenhalt und die Leistungsbereitschaft beispielhaft. Dies alles sind sicherlich die Hauptgründe, warum wir aktuell so gut dastehen.“ Zwar mussten die Trothaer vor der Saison mit Luca Vujanić (Hallescher FC), Oleksii Ohurtsov (Leihe vom FC Carl Zeiss Jena beendet), Martin Ludwig (VfB Merseburg) oder Tim Bergmann (BSV Halle-Ammendorf) einige Leistungsträger abgeben, doch gelang es im Gegensatz dazu junge, hungrige Kicker an den Zoo zu lotsen. So haben sich Americo José Soares das Neves, Mathieu Racine (beide SSC Weißenfels) sowie Schlussmann Philipp Stark (Bischofswerda) sofort einen Stammplatz im Team erarbeitet – insgesamt ist Trainer Hausdörfer mit seinem zur Verfügung stehenden Personal doch recht zufrieden. „Der Kader ist zwar insgesamt noch relativ jung, doch die Mischung im Team stimmt“, so der 63-Jährige, der bei der ASG Vorwärts Dessau zunächst den Nachwuchs coachte und später von Sommer 1993 bis März 2007 den Lokalrivalen SV Dessau 05 betreute. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie die drei, vier gestandenen Spieler vorangehen und die jungen Spieler führen.“ So haben die Blau-Roten von den bisher neun ausgetragenen Oberliga-Begegnungen sechs gewonnen und mit Germania Halberstadt (4:0), dem VfB 1921 Krieschow (3:1) oder dem VfB Auerbach (3:2) so manches Oberliga-Schwergewicht bezwungen. Einzig zwei Niederlagen musste der VfL bisher einstecken, wobei man die Leistungsstärke sowohl von Tabellenführer Magdeburg II (1:2) und dem RSV Eintracht 1949 (0:4) dabei deutlich in Betracht ziehen muss. Allerdings bleibt Hausdörfer, der beim Fußballverband Sachsen-Anhalt weiterhin als Verbandssportlehrer fungiert und in Sachen Trainerausbildung ein gewaltiges Wort mitzureden hat, weiterhin demütig. „Zweifelsohne läuft es aktuell sehr gut, doch bleibe ich bei meiner Maxime, von Spiel zu Spiel zu denken“, so Hausdörfer. „Die letzten Begegnungen gegen Grimma waren immer eng. Daher erwarte ich ein Spiel auf Augenhöhe, wo wir natürlich wiederum etwas mitnehmen wollen.“

Für René Behring, Hausdörfers Kompagnon auf der anderen Seite, ist diese Begegnung mit Sicherheit eine ganz besondere. Von Juli 2016 bis Oktober 2021 schwang der 48-Jährige A-Lizenz-Inhaber den Taktstock in Halle und kennt den Verein daher wie seine Westentasche. Hinsichtlich seiner Grimmaer Truppe musste der ehemalige Angreifer Anfang der Woche jedoch etwas nachjustieren, weil ihm vor allem der Auftritt der zweiten Halbzeit in Rudolstadt doch etwas schwer im Magen lag. „Wenn man in 45 Minuten nur einmal auf das Tor schießt, ist es natürlich schwer etwas mitzunehmen.“ Demzufolge zog man innerhalb der Trainingswoche die Zügel etwas an – zu wichtig sind die kommenden Begegnungen. Mit 13 Punkten rangieren die Muldestädter aktuell auf Tabellenposition sieben, doch darf dies nicht wirklich ein Ruhekissen sein. Mit Halle 96, Bautzen, Magdeburg II und Auerbach trifft die Elf in den folgenden Wochen auf eine renommierte Gegnerschaft, wo die Trauben allesamt sehr hoch hängen. Hinzu kommt das Achtelfinale im Sachsenpokal, wo man sich beim Landesklasse-Vertreter FSV Oderwitz klar auf die Fahnen geschrieben hat, dort eine Runde weiterzukommen. „Wir brauchen nicht drumherum reden, dass wir die erfolgreichen Spiele dann absolviert haben, wenn wir aktiv Fußball gespielt haben. In Rudolstadt war dies insgesamt zu wenig, so dass ich darauf hoffe, dass wir uns gegen tabellarisch höher rangierende Gegner wieder besser aus der Affäre ziehen.“ Dass dies der Mannschaft in dieser Saison bereits recht gut gelungen ist, verdeutlichen die Auftritte gegen Bischofswerda und Halberstadt – wobei im Pokalwettbewerb die Begegnungen gegen Plauen und Eilenburg noch dazu kommen. „In diesen Spielen waren wir Außenseiter und konnten ohne Druck aufspielen“, so Behring. „Ich hoffe, dass wir gegen Halle 96 eine ähnliche Leistung abrufen können.“ Personell steht den Muldestädtern ein ordentlicher Kader zur Verfügung, auch wenn, wie so oft, noch kleine Fragezeichen vorhanden sind. Nichtsdestotrotz geht man im Grimmaer Lager diese Heimaufgabe optimistisch an. „Es ist uns bisher schon mehrfach gelungen zu überraschen“, so der FC-Coach. „Das wollen wir auch diesmal.“