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Zu wenig investiert – verdiente Niederlage in Rudolstadt


NOFV-Oberliga Süd • 9. Spieltag

FC Einheit Rudolstadt – FC Grimma  3:1 (1:1)

Rudolstadt: Bresemann – Rühling, Giebel, M. Baumann, Homik (ab 89. Siegel) – Rupprecht (ab 83. Kuhn), Krahnert, Schlegel, Shoshaj (ab 67. Biregey) – Riemer (ab 89. Veleski), Wachs (ab 67. Ensenbach) – Trainer: Jähnisch

Grimma: Hauswald – Markus, Bartsch, Schumann, Schubert – Ziffert – Goldammer (ab 80. Spreitzer), Mattheus (ab 46. Nitschke), Worbs, Nakano (ab 71. Walter) – Kind – Trainer: Behring

Schiedsrichter: Körner (Schönebeck) – Schiedsrichter-Assistenten: Unger (Brehna), Ohrdorf (Bebertal) – Tore: 0:1 Worbs (16.), 1:1, 2:1, 3:1 Riemer (26., 64., 86.) – Gelbe Karten: Schlegel (Foulspiel – 22.), Wachs (Foulspiel – 33.), Riemer (Foulspiel – 47.) – Mattheus (Foulspiel – 24.), Ziffert (Foulspiel – 44.), Nitschke (Foulspiel – 66.), Markus (Foulspiel – 76.) – Reservebänke: Schoke (Tor) – Böhm (Tor), Förster – Zuschauer: 161 im Städtischen Stadion zu Rudolstadt

 

Rudolstadt. Im Verlauf der diesjährigen Saison 2024/25 kristallisiert sich immer mehr heraus, dass die Oberliga-Kicker des FC Grimma wie das Wetter agieren. Nach dem Oberliga-Heimsieg über Germania Halberstadt (2:1) und dem Pokal-Erfolg über den FC Eilenburg (1:0) ernteten die Muldestädter reihenweise Lob, doch wurde man nun wiederum auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Beim FC Einheit Rudolstadt unterlagen die Schützlinge von Trainer René Behring mit 1:3 (1:1) und müssen sich dabei den Vorwurf gefallen, vor allem im zweiten Durchgang weit unter den zuletzt gezeigten Leistungen agiert zu haben. Nach einer frühen Führung sah zwar zunächst alles vielversprechend für die Gäste aus, doch auf leichtfertige Art und Weise ließ man fortan nach und konnte später den Schalter nicht mehr umlegen. Letztlich verdiente sich Rudolstadt zweifellos den Sieg, weil die Elf insgesamt mehr investierte und am Ende des Tages deutlich mehr Torgefahr ausstrahlte. Dies sah auch Trainer René Behring so, der den Gastgebern in der anschließenden Pressekonferenz gratulierte. „Außer Spesen nichts gewesen. Ich denke, es gibt keine Zweifel, dass der Rudolstädter Sieg in Ordnung geht“, so der enttäuschte FC-Coach. „Heute war wieder einmal ersichtlich, dass wir gegen physisch stabile Mannschaften, die im Zweikampf viel in die Waagschale werfen, arge Schwierigkeiten haben. Zwar hatten wir nach der frühen Führung das Momentum auf unserer Seite, doch ging dies mit fortlaufender Spieldauer mehr und mehr flöten. Ich denke, wenn wir die Leidenschaft, den Willen und die Zweikampf-Intensität aus den Pokalspielen gegen Plauen und Eilenburg an den Tag gelegt hätten, wären wir heute nicht als Verlierer vom Platz gegangen. Doch ist dies nur Wunschdenken. Wir haben heute nicht genug getan, so dass wir die Partie im Endeffekt verdient verloren haben.“ Behrings Gegenüber, Holger Jähnisch, war angesichts der Tabellensituation selbstredend sehr erfreut über die drei Punkte. „Wir haben gewusst, was heute auf uns zukommt. Die Grimmaer Pokalerfolge gegen Plauen und Halberstadt sowie die Siege über Bischofswerda und Halberstadt sind schon eine Hausnummer“, so der Einheit-Coach. „Dies zeigte sich auch in der Anfangsphase, als der Gegner fußballerisch besser und im Zweikampf-Verhalten griffiger war. Doch mit fortlaufender Spielzeit haben wir uns in das Spiel reingekämpft, auch wenn wir bis zur Pause aufgrund fehlender Tiefe und einigen Unsauberkeiten im Offensivspiel den Gegner defensiv vor wenig Probleme stellen konnten. Diesbezüglich haben wir in der Pause etwas nachjustiert, so dass dies nach dem Wechsel besser wurde. Mit einer guten Energie, gepaart mit der notwendigen Leidenschaft, wurden wir dann zielstrebiger und haben den Vorsprung hinten raus mit Herz verteidigt. Herausheben möchte ich Marco Riemer, der heute nicht nur wegen seiner drei Tore gezeigt hat, was er für ein vorbildlicher Kapitän ist.“

Dabei starteten die Muldestädter, die ohne die verletzten Jan Hübner, Lunácio Gomes und Albert Pistol auskommen mussten, recht vielversprechend in die Begegnung. Über die Stationen Toni Ziffert und Matty Goldammer kam Tim Mattheus in verheißungsvolle Schussposition, doch kratzte Einheit-Keeper Max Bresemann die Kugel aus dem unteren Eck (6.). Doch auch die Platzherren setzten kurz darauf das erste Achtungszeichen – nach einer flachen Eingabe von Ron Wachs konnten die Gäste nur mit Müh und Not gegen den einschussbereiten Marco Riemer klären (8.). Allerdings gehörte die Anfangsphase den Muldestädtern, die sich zu Beginn leichte Feldvorteile erarbeiten konnten. Daher gingen die Grimmaer nicht unverdient in Führung. Nach einem kernigen Freistoß von Tommy Kind konnte Bresemann den schwer zu parierenden Ball nur nach vorn abwehren – Max Worbs schaltete am schnellsten und lochte den Nachschuss zum 0:1 in die Maschen (16.). „Wir haben gewusst, dass Grimma bei Standards richtig gut ist. Trotzdem waren wir hier nicht ganz auf der Höhe“, resümierte Einheit-Trainer Jähnisch den Gegentreffer. Allerdings sollte den Gästen dieser Führungstreffer nicht die nötige Sicherheit verleihen. Fortan wurde die Behring-Elf im Passspiel unsauber und gestattete den Gastgebern kurzerhand die Rückkehr in die Begegnung. Nach einer flachen Eingabe von Lando-Maximilian Homik hätten die Thüringer bereits den Ausgleich erzielen müssen, doch traf der am zweiten Pfosten einlaufende Tim Rühling aus Nahdistanz nur das Außennetz (23.). Diese Aktion hätte für die Muldestädter bereits als Warnschuss genügen müssen, doch sollte Lerneffekt bei den Gästen nicht einsetzen. Dies mündete kurz darauf im Ausgleichstreffer für die Thüringer – ein Gegentor, welches aus Grimmaer Sicht absolut zu verhindern war. Zunächst konnte Tom Krahnert auf der rechten unbedrängt flanken, anschließend wunderte sich Torjäger Riemer über allerhand Freiheiten im Strafraum, so dass FC-Schlussmann Christopher Hauswald gegen den Kopfball des Einheit-Kapitäns absolut chancenlos war – 1:1 (26.). „Schon an dieser Situation hat man gesehen, wie wichtig er für uns ist“, so Einheit-Trainer Holger Jähnisch über den ehemaligen Zeiss-Profi. „Vor 14 Tagen haben wir es ohne ihn nicht geschafft, eine Vielzahl von Möglichkeiten zu nutzen. Heute bringt er uns mit der zweiten Gelegenheit zurück in die Partie.“ Allerdings mussten die Verantwortlichen der Thüringer wenig später gewaltig durchatmen. Nach Vorarbeit von Worbs köpfte Kind aus Nahdistanz zur abermaligen Grimmaer Führung ein – nur der junge Schiedsrichter Jannis Körner (Schönebeck) hatte etwas dagegen, indem er in der Entstehung ein vermeintliches Foulspiel des Torschützen sah (33.). Diese Wahrnehmung hatte der Referee exklusiv, selbst die Gastgeber konnten ihr Glück kaum fassen. Mit Fortuna waren kurz vor der Pause allerdings auch die Muldestädter im Bunde, als der bereits verwarnte Mattheus nach einem weiteren gelb-würdigen Foulspiel um die Gelb-Rote Karte herumkam (45.). Aus dem folgenden Freistoß erzeugten die Thüringer durch ihren Spezialisten Maximilian Schlegel abermals Torgefahr, doch zeigte sich Schlussmann Hauswald hier auf der Höhe (45.+1).

Nach dem Wechsel hatten die Grimmaer nach einer Flanke von Goldammer durch einen Worbs-Kopfball zwar die erste Gelegenheit (vorbei, 53.), doch neigte sich das Pendel in der Folgezeit immer mehr auf die Seiten der Gastgeber. Zwar wurde ein weiterer Gäste-Treffer von Kind aufgrund einer Abseitsstellung abermals die Anerkennung verweigert (55.), doch investierten die Thüringer fortan deutlich mehr. Nach einer Flanke von Riemer hatte Aulon Shoshaj den Führungstreffer für die Einheimischen auf dem Kopf, doch strich das Streitobjekt knapp über den Querbalken (59.). Kurz darauf war es dann jedoch soweit – aufgrund eines inkonsequenten Zweikampfverhaltens ging der FC Einheit erstmals in Front. Nach einem Eckball von Schlegel stieg Riemer völlig unbedrängt hoch – mit Hilfe des Innenpfosten schlug die Kugel zum 2:1 im Gehäuse der Gäste ein (64.). Wenig später hätte Rühling sogar noch einen draufsetzen können, doch wurde sein Schuss im letzten Moment abgeblockt. Die Muldestädter waren fortan total von der Rolle – alles, was die Mannschaft in den letzten beiden Spielen ausmachte, ließ sie in der Folgezeit vermissen. „Einen einzigen Abschluss aufs Tor in der zweiten Halbzeit – zu wenig, wenn man in Rudolstadt etwas mitnehmen will“, legte Trainer René Behring den Finger in die Wunde. Diese Gelegenheit hatte es jedoch in sich, der erneute Ausgleichstreffer war hier absolut möglich. Nach einer etwas undurchsichtigen Situation im Einheit-Strafraum zog der eingewechselte Max Nitschke aus zentraler Position ab, doch lenkte Torhüter Bresemann die Kugel über die Querlatte. „Hier hat uns unser Keeper vor dem 2:2 bewahrt“, wusste auch Einheit-Trainer Jähnisch von der Wichtigkeit dieser Parade. Dies war es allerdings, was die Muldestädter im letzten Drittel zustande brachten. Die Gastgeber hatten mit ihrer resoluten Zweikampf-Führung keinerlei Probleme, den knappen Vorsprung zu verteidigen – wobei zu erwähnen ist, dass die Thüringer im Defensivverbund im zweiten Durchgang auch nicht mehr gefordert wurden. Stattdessen lag für die Jähnisch-Elf sogar der Ausbau des Vorsprungs im Bereich des Möglichen, als Hauswald nach einem weiteren Schlegel-Freistoß abermals zum Eingreifen gezwungen war (76.). Zwar mühten sich die Gäste in der Schlussphase wenigstens noch einen Teilerfolg zu erringen, doch fehlten einfach die Mittel, um im letzten Drittel für Torgefahr zu sorgen. Stattdessen banden die Hausherren vier Minuten vor Schluss den Sack endgültig zu. Nach einem Grimmaer Fehlpass im Spielaufbau schaltete Einheit blitzschnell um – Riemer hatte nach einem Querpass des eingewechselten Robin Ensenbach keine Mühe, den Konter zum 3:1-Endstand zu verwandeln (86.).

„Wir müssen uns heute an die eigene Nase fassen“, so das Fazit von Grimmas Trainer René Behring. „Nach unserem Führungstor haben wir es nicht mehr geschafft, aktiv den Gegner zu bespielen und der Partie fortlaufend den eigenen Stempel aufzudrücken. Rudolstadt war insgesamt aktiver und hat daher verdient gewonnen.“


Dreifacher Marco Riemer war der Matchwinner

Rudolstadt. Matchwinner in diesem vor allem für die Hausherren so wichtigen Spiel war einmal mehr Marco Riemer. Der war zweimal mit dem Kopf zur Stelle (26., 64.) und bewies dann Übersicht von der Strafrumgrenze, als er das Leder am guten Christopher Hauswald im Kasten der Sachsen ins rechte Eck schob (86.). Als Vorlagengeber erwiesen sich Tom Krahnert (Flanke) und Maximilian Schlegel (Eckball) sowie Robin Ensenbach, der bei seinem Pass auf den Dreifachschützen sein Können zeigte.

„Rudolstadt hat völlig zu Recht gewonnen. Der Gegner hat viel investiert, obwohl wir durchaus gut in die Partie gekommen sind“, sagte Grimmas Coach Renè Behring. Holger Jähnisch freute sich über die Steigerung seiner Schützlinge im zweiten Durchgang. „Da haben wir mehr Tiefe gezeigt, die Halbräume gut bespielt und mit Leidenschaft und einem Wir-Gefühl gekämpft“, sagte er zur Pressekonferenz.

Dabei geriet die Einheit ins Hintertreffen, als Max Bresemann, der gleich drei Mal ganz stark hielt, einen Freistoß von Tommy Kind nur nach vorn abwehren konnte, Max Worbs konnte im Nachsetzen einnetzen. Doch danach hatte Tim Rühling nach einem Super-Pass  von Lando-Maximilian Hornik die große Chance zum Ausgleich (23.). Aber er vergab  vor dem leeren Grimmaer Gehäuse. Auch Grimma war gefährlich, doch die beiden Treffer fanden wegen eines Foulspiels und einer Abseitsstellung (33., 55.) keine Anerkennung.

Mit dem dritten Tor kurz vor dem Ende war die Begegnung, bei der der junge Schiedsrichter wohl etwas zu viel Gelbe Karten zeigte, entschieden. Die Einheit brachte den kostbaren Vorsprung problemlos über die Runden.

Hartmut Gerlach • FC Einheit Rudolstadt


Pressekonferenz