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Grimma Underdog im ewigen Duell an der Mulde

Vorschau auf die 3. Hauptrunde des
Wernesgrüner-Sachsenpokals

 

FC Grimma – FC Eilenburg

 

Datum:                        Samstag, 12.10.2024

 

Anstoß:                       14.00 Uhr

 

Spielort:                      Husaren-Sportpark, Grimma

 

Grimma. Nach zwei schwächeren Spielen in Folge hat Oberligist FC Grimma am vergangenen Wochenende den Turnaround geschafft. Im heimischen Husaren-Sportpark besiegten die Muldestädter den VfB Germania Halberstadt mit 2:1 (0:1), wobei man am Ende des Tages gar nicht so recht glauben konnte, wie man diese Begegnung noch siegreich gestalten konnte. Halberstadt war über 60 Minuten die klar bessere Mannschaft, doch verpassten die Nordharzer sich eine komfortablere Führung als ein 1:0 zu erarbeiten. Dies sollte sich letztlich rächen, auch wenn die Gäste für ihre Niederlage letztlich selbst verantwortlich waren. Nach einem Selbsttor von Innenverteidiger Baudis bekam die Partie zehn Minuten vor Schluss eine komplett neue Note, nach einem Freistoßtreffer von Jan Hübner gerieten die Einheimischen drei Minuten vor Schluss sogar auf die Siegerstraße. „Natürlich war unser Sieg insgesamt schon glücklich, doch hat die Mannschaft immer daran geglaubt“, fasste Trainer René Behring die 90 Minuten recht treffend zusammen. „Halberstadt hat den Sack nicht zugemacht, Tormöglichkeiten waren genügend vorhanden. Alles in allem spricht es für meine Mannschaft, wieder einmal eine Begegnung gedreht zu haben, auch wenn es lange Zeit nicht danach aussah. Demzufolge nehmen wir die drei Punkte gerne mit, schon weil wir in den letzten beiden Begegnungen nicht das auf den Platz brachten, zu was die Truppe imstande ist.“ Doch so schön diese drei Big Points auch waren – diese Partie gehörte bereits am Montagabend der Vergangenheit an. Fortan geht es nun Schlag auf Schlag, auch wenn an diesem Wochenende die Oberliga erst einmal eine Pause macht. Nichtsdestotrotz ist auch der sächsische Pokalwettbewerb für die Muldestädter äußerst interessant, wo nun die 3. Hauptrunde auf dem Programm steht. Dabei gastiert mit dem FC Eilenburg ein alter Bekannter im Husaren-Sportpark – das brisante Derby an der Mulde erlebt am Samstag damit eine weitere Auflage. Dabei sind die Vorzeichen allerdings ganz klar geregelt. Auch wenn sich der FCE in den unteren Gefilden der Regionalliga befindet, ist der Leistungsunterschied zwischen beiden Spielklassen eklatant. Demzufolge gehen die Gäste als Favorit in die Begegnung, doch werden die Grimmaer alles versuchen, erneut ein mitreißendes Spiel abzuliefern. „Wir können ohne Druck aufspielen und haben nichts zu verlieren“, so Coach René Behring. „Wir wollen wieder überraschen, das ist unser Ziel. Ob es dann am Ende des Tages reicht, wird man sehen.“ Dabei spricht die Bilanz der letzten 24 Pflichtspiele klar für die Nordsachsen. 13 Mal gingen die Eilenburger als Sieger hervor, sieben Mal teilte man sich die Punkte. Einzig in vier Begegnungen bewiesen die Grimmaer das bessere Stehvermögen. Beim letzten Aufeinandertreffen im Husaren-Sportpark gelang den Gastgebern allerdings einer von diesen vier Erfolgen – beim 1:0 (1:0)-Erfolg Mitte September 2022 wusste man aufgrund der klaren Eilenburger Chancenvorteile selbst nicht, wie man zu den drei Punkten kam.

Für den FC Eilenburg ist es mittlerweile die dritte Regionalliga-Saison in der Vereinsgeschichte. Als völliger Underdog betraten die Nordsachsen in der Spielserie 2021/22 in der vierthöchsten Spielklasse absolutes Neuland und hatten sportlich eigentlich den Klassenerhalt gesichert. Nachdem die Elf in der Hinrunde jede Menge Lehrgeld zahlen musste, spielte man unter dem jahrelangen Erfolgstrainer Nico Knaubel eine phänomenale Rückrunde und war zum Saisonabschluss eigentlich gerettet. Da jedoch der BFC Dynamo in der Aufstiegs-Relegation zur 3. Liga gegen dem VfB Oldenburg den Kürzeren zog, musste der FCE den bitteren Wiederabstieg in die Oberliga in Kauf nahmen. Unter dem neuen Trainer Sascha Prüfer gelang allerdings der sofortige Wiederaufstieg in die Regionalliga, welche man in der abgelaufenen Spielzeit sicher halten konnte. Mit 36 Zählern blieb man als Tabellen-14. über dem Strich – die Absteiger Hansa Rostock II und Berliner AK konnte man mit acht bzw. siebzehn Punkten Vorsprung deutlich in die Schranken weisen. Damit bestreiten die Nordsachsen nun ihre zweite Regionalliga-Saison in Folge, doch musste man im Sommer einen erheblichen personellen Aderlass hinnehmen. Mit Andreas Naumann (Lok Leipzig), Kilian Zaruba (Hallescher FC), Arne Rühlemann (Luckenwalde), Tim Bunge (Chemie Leipzig), Anton Rücker (Chemnitzer FC), Philipp Sauer (Tapfer Leipzig) oder auch Christoph Bartlog (Karriere-Ende) verließen absolute Leistungsträger den Verein, welche teilweise über einen sehr langen Zeitraum das Gesicht des Vereins prägten. Weiterhin verabschiedete sich mit Christopher Bibaku (Wacker Burghausen) nach Bunge auch noch der zweite Torjäger – beide erzielten in der abgelaufenen Saison jeweils neun Regionalliga-Tore. Für eine Mannschaft, die als Außenseiter in der Liga nur über das Kollektiv kommen kann, waren diese Abgänge natürlich extrem schmerzhaft. „Wenn man Andreas Naumann und Tim Bunge mal herausnimmt, konnten sich all diese Spieler zu absoluten Leistungsträgern bei uns entwickeln, so dass sie nun bei höherklassigen Vereinen den nächsten Schritt ihrer Karriere gehen“, berichtet FCE-Coach Sascha Prüfer. Die Eilenburger versuchten den Verlust dieser Akteure im Sommer mit der Verpflichtung von jungen, entwicklungsfähigen Akteuren zu kompensieren, doch dass die Neuzugänge noch etwas Zeit benötigen, war in den bisherigen elf Regionalliga-Spielen augenscheinlich. Mit acht Zählern rangiert der FCE derzeit auf der vorletzten Stelle der Tabelle, doch ist diese aktuelle Platzierung nur die halbe Wahrheit. Obgleich bisher nur gegen den FSV 63 Luckenwalde (2:0) gewonnen wurde, hat die Prüfer-Elf trotz allem einige beachtliche Resultate erzielt. Punktgewinne daheim gegen Altglienicke (2:2) und Jena (1:1) sowie in Halle und Babelsberg (jeweils 2:2) deuten ohne Frage an, dass diese junge Truppe unheimlich viel Potenzial besitzt. Auch wenn die aktuelle Tabellenposition Trainer Sascha Prüfer nicht zufriedenstellt, sieht er angesichts der enormen personellen Fluktuation nicht alles schwarz. „Na klar fehlen aktuell drei bis vier Punkte, doch insgesamt bin ich trotzdem nicht unzufrieden“, so der 37-Jährige, der den FCE seit Sommer 2022 betreut. „Wir haben dermaßen viele Leistungsträger im Sommer abgeben müssen, dass uns die Schwere im Haifischbecken Regionalliga von Anfang an bewusst war. Nichtsdestotrotz ist deutlich zu erkennen, dass sich die jungen Spieler kontinuierlich entwickeln, auch wenn die Integration der Vielzahl von Talenten nicht so ganz einfach war. Wichtig ist, dass sich die Erwartungshaltung ringsherum nicht verschiebt – für uns geht es ausschließlich um den Klassenerhalt. Sollten wir dies schaffen, hätte die junge Mannschaft Großes geleistet.“ Daher wäre ein Eilenburger Erfolgserlebnis im Pokalwettbewerb beim alten Mulde-Rivalen für den weiteren Saisonverlauf sicherlich sehr wichtig. „Doch dafür müssen wir einiges tun“, hebt Trainer Prüfer mahnend den Zeigerfinger. „Zweifelsohne nehmen wir die Favoritenrolle ein, doch müssen wir in Sachen Physis und Zweikampf-Intensität von Beginn an hellwach sein. Ich erwarte ein hitziges Derby, welches sicherlich auf Augenhöhe ausgetragen wird. Letztlich könnten Details entscheiden, wobei die Tagesform sicherlich ein nicht zu unterschätzender Faktor sein wird.“

Für die Grimmaer gilt es, frühzeitig das Duell mit dem Favoriten anzunehmen und den offenen Kampf anzunehmen. Dass die Mannschaft dies kann, hat sie in dieser Saison in den Begegnungen gegen Bischofswerda, Plauen oder zuletzt gegen Halberstadt bereits bewiesen. Dass sich die Truppe gegen besser platzierte Mannschaften oftmals besser aus der Affäre zieht und leichter tut, ist auch in dieser Saison ein offenes Geheimnis – doch dafür gilt es auch am morgigen Samstag, die Kräfte zu bündeln und alles in die Waagschale zu werfen. „Wir können uns auf unsere Stärken konzentrieren, der Druck des Weiterkommens liegt ganz klar auf Eilenburger Seite“, so Trainer René Behring. „Nichtsdestotrotz wollen wir in einem Derby natürlich nichts verschenken und es den Gästen so schwer wie möglich machen.“ Diesbezüglich ist der Grimmaer Coach heilfroh, dass einige Alternativen zurück in den Kader kommen. „Nachdem wir in den letzten Wochen teilweise mit einer Rumpftruppe auftraten, kommt es uns natürlich ganz gelegen, dass einige Optionen wieder zur Verfügung stehen.“ Trotzdem bleibt man im Grimmaer Lager weiterhin demütig – die 13 Punkte aktuell sicherlich eine schöne Momentaufnahme, mehr jedoch nicht. „Mit unserer Anzahl von Zählern hat noch niemand den Klassenerhalt geschafft, demzufolge tun wir gut daran, weiterhin fokussiert und konzentriert in den Trainingseinheiten zu arbeiten“, so Behring. „Uns wird auch in der Zukunft nichts zufliegen, für positive Ergebnisse müssen wir etwas tun. Daher hoffe ich, dass wir gegen Eilenburg vor einer hoffentlich ordentlichen Zuschauerkulisse den nächsten Schritt nach vorn machen. Und na klar, im Pokal ist vieles möglich. Doch wie schon gegen Plauen muss wiederum alles passen.“