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Grimmaer leisten erneut Aufbauhilfe für im Keller stehende Mannschaften


NOFV-Oberliga Süd • 7. Spieltag

Ludwigsfelder FC – FC Grimma  1:0 (0:0)

Ludwigsfelde: Löffler – Eichhorn, Franke, Gollos – Amangoua (ab 76. Kardjilov), Dag (ab 90.+4 Passow), Alhasan, Fuhrmann (ab 90.+4 Struck) – Herrmann (ab 46. Eirich) – Schleske (ab 76. Mavangui da Silva), Quanz – Trainer: i.V. Wagner

Grimma: Evers – Markus, Bartsch, Gomes, Pistol – Ziffert – Schubert, Hübner (ab 78. Kind), Worbs, Goldammer (ab 73. Spreitzer) – Förster – Trainer: Behring

Schiedsrichter: Kiwitt (Berlin) – Schiedsrichter-Assistenten: Petzak, Schumann (beide Berlin) – Tor: 1:0 Eirich (90., Foulstrafstoß – Bartsch an Quanz) – Gelbe Karten: Amangoua (Foulspiel – 20.), Eichhorn (Foulspiel – 50.), Schleske (Foulspiel – 62.), Alhasan (Foulspiel – 68.) – Schubert (Unsportlichkeit – 31.), Hübner (Foulspiel – 64.), Bartsch (Foulspiel – 90.) – Reservebänke: Lehmann (Tor) – Tsarenko (Tor), Mattheus, Walter – besondere Vorkommnisse: Gelbe Karte gegen den Ludwigsfelder Trainer Wagner wegen Unsportlichkeit (83.) – Zuschauer: 183 im Waldstadion zu Ludwigsfelde

 

Ludwigsfelde. Das hatten sich die Kicker des Oberligisten FC Grimma ganz anders vorgestellt. Nach der letztwöchigen 1:3 (0:2)-Heimniederlage gegen den SC Freital wollte man beim Tabellen-Schlusslicht Ludwigsfelder FC ganz anders auftreten und die Pleite der Vorwoche vergessen machen. Allerdings sah die Realität ganz anders aus – wie seit Jahrzehnten nahezu üblich, leistete man spontane Aufbauhilfe für im Tabellenkeller stehende Mannschaften, indem man sich kurz vor Schluss eine 0:1 (0:0)-Niederlage einhandelte. Dabei präsentierte man sich ähnlich schwach wie in der Vorwoche und konnte nicht im Geringsten an die bisher schon gezeigten Leistungen in dieser Saison anknüpfen. „Wenn man merkt, dass nach vorn wenig geht, dann sollte man wenigstens den einen Punkt mitnehmen“, so ein völlig bedienter Trainer René Behring nach Spielende. „Stattdessen fabrizieren wir kurz vor Spielende noch einen Elfmeter und geraten dadurch auf die Verliererstraße. Insgesamt war dies wiederum viel zu wenig – und dabei lasse ich auch die Ausrede nicht gelten, dass uns mehrere Stammspieler nicht zur Verfügung standen. Alle Akteure haben den Anspruch Oberliga spielen zu wollen.“ Ganz anders war die Laune natürlich im Lager des Ludwigsfelder FC, der nach den 90 Minuten den ersten Saisonsieg einfahren konnte. „Die Mannschaft wollte unbedingt gewinnen, das hat man von der ersten Minute an gesehen“, betonte LFC-Coach Rezart Cami, der die Begegnung aufgrund einer Roten Karte in der Vorwoche nur von der Tribüne aus verfolgen durfte. „Es war eine außergewöhnliche Mannschaftsleistung, deshalb haben wir uns diesen Sieg wirklich verdient.“

Dabei standen den Verantwortlichen der Muldestädter vor dem Spiel einige Sorgenfalten auf der Stirn. Mit Max Nitschke, Stefan Schumann (beide Urlaub), Kento Nakano (Rot-Sperre), Lenny Pechmann, Jannik Huhn (beide verletzt) sowie Tim Mattheus und Tom Stockmann (beide krank) standen mehrere Spieler dem Team nicht zur Verfügung, hinzu kam ein gewaltiges Problem auf der Torwart-Position. Sowohl Christopher Hauswald (dringende private Verpflichtungen) als auch Lukas Böhm (Arbeit) meldeten sich für diese Partie ab – der junge Artem Tsarenko plagt sich seit Monaten mit einer Meniskus-Verletzung herum, das Risiko für einen Oberliga-Einsatz wäre viel zu groß gewesen. Nun war guter Rat teuer, doch dann kam Team-Manager Tom Rietzschel am Freitagnachmittag die entscheidende Idee. Er griff zum Handy und kontaktierte mit Jan Evers den jahrelangen Kapitän der Grimmaer Elf, welcher in der Saison 2022/23 neben seiner Funktion als Torwart-Trainer zusätzlich noch elf Mal den FC-Kasten hüten musste. Auch wenn er Ende Mai 2023 beim damaligen 4:2 (1:0)-Auswärtssieg in Zorbau sein letztes Pflichtspiel bestritt und seitdem überhaupt nicht mehr im Wettkampfmodus stand, erklärte sich Evers sofort bereit kurzfristig auszuhelfen und feierte mit seinen mittlerweile 40 Jahren ein völlig unerwartetes Comeback im Tor der Muldestädter. In Ludwigsfelde agierte Evers in seinem 256. Pflichtspiel für die Grimmaer, als wäre er nie weg gewesen und gab der Elf den seit Jahren gewohnten Rückhalt. „Ich bin ehrlich, eigentlich hatte ich mir das im Vorfeld nicht mehr zugetraut. Wir reden von Oberliga-Fußball“, so die FC-Ikone. „Doch nachdem Tom anrief und mir die gravierenden Probleme auf der Torhüter-Position für dieses Wochenende erläuterte, konnte ich nicht nein sagen und wollte meinem Herzensverein helfen. Zwar mussten wir innerhalb der Familie den eigentlich bereits verplanten Samstag komplett neu organisieren, doch dank meiner Partnerin ist dies gelungen. Daher hat sie mindestens einen gut bei mir! Ohne sie wäre dies nicht möglich gewesen!“ Trainer René Behring war heilfroh, dass dieses Problem gelöst werden konnte und hatte diesbezüglich im Vorfeld überhaupt keine Bedenken. „Mir war klar, dass Jan diese Aufgabe ohne Probleme löst und uns mit seiner Anwesenheit absolut helfen wird“, so der FC-Coach. „Auch wenn er lange Zeit nicht im Wettkampfmodus stand, ist Jan ein Torhüter, der nach wie vor nichts verlernt hat. Und genau dies hat er in Ludwigsfelde demonstriert – er hat die 90 Minuten so absolviert, als wäre er nie weg gewesen. Ich bin ihm extrem dankbar, doch hätte ich mir für ihn schon deswegen ein anderes Resultat gewünscht.“

Dabei sahen die 183 Zuschauer im Ludwigsfelder Waldstadion von Beginn an extrem schlechtes Fußballspiel zweier schwachen Mannschaften. War den Gastgebern aufgrund der prekären Tabellensituation und dem daraus fehlenden Selbstvertrauen vielleicht die eine oder andere Unstimmigkeit zu gestatten, warf die weit unterdurchschnittliche Vorstellung der Muldestädter einige Fragen auf. Beide Teams überboten sich mit Fehlpässen und technischen Unzulänglichkeiten – mit Oberliga-Fußball hatte das insgesamt nicht wirklich etwas zu tun. „Was mich ärgert, ist, dass wir uns frühzeitig dem Niveau der Gastgeber angepasst haben und nicht im Geringsten das umsetzen konnten, was wir uns vorgenommen hatten“, resümierte Trainer René Behring. Defensiv brannte insgesamt zwar recht wenig an, doch waren die Gäste im Spiel nach vorn genauso ungefährlich wie der LFC. Einzig zwei Kopfbälle verirrten sich in Richtung des Ludwigsfelder Gehäuses, doch fehlten hier sowohl Benjamin Förster als auch Toni Ziffert die notwendige Genauigkeit (8., 45.+1). Ansonsten spielte sich das Geschehen hauptsächlich zwischen den Strafräumen ab. Ludwigsfelde spielte den einen oder anderen Angriff im letzten Drittel sehr unsauber zu Ende, gefährlich wurde es vor dem Grimmaer Tor nicht. „Schießt doch mal aufs Tor, der dort drin ist fast 100“, forderte Ingo Rausch, Torwart-Trainer der Gastgeber, in schroffer Tonart – leicht flapsig in Anbetracht auf das Alter des Grimmaer Torhüters – die eigenen Spieler auf, den Torabschluss zu suchen. Doch auch die Gäste waren mit ihren Offensiv-Bemühungen nicht besser als die Brandenburger, da insgesamt vieles Stückwerk blieb.

„Zwar haben wir in der Halbzeitpause noch einmal die Sinne geschärft, doch auch nach dem Wechsel wurde unser Auftritt nicht besser“, so Behring. „Wir agierten weiterhin viel zu unruhig und fehlerhaft, so dass wir daher im Offensivspiel viel zu schnell die Bälle verloren haben.“ Demzufolge blieben die Gäste vor dem LFC-Gehäuse weiterhin höchst ungefährlich. Einzig ein Schuss von Ziffert (Parade Löffler, 51.) sowie ein Versuch von Jan Hübner (drüber, 54.) waren an Abschlusshandlungen der Grimmaer zu verzeichnen – zu wenig, wenn man gegen einen angeschlagenen Gegner punkten möchte. So trottete die Begegnung niveauarm fortan vor sich hin, die Zuschauer (darunter Ex-Bundesliga-Trainer Dietmar Demuth) hatten insgesamt extrem schwere Kost zu verdauen. Doch in der Schlussviertelstunde bemerkten die Platzherren, dass gegen diese Grimmaer an diesem Tag etwas möglich war. Insgesamt investierten die Brandenburger fortan etwas mehr, auch wenn sie im Ballvortrag ebenfalls weiterhin unter Schnitt blieben. So hatten die Gastgeber nach einer flachen Eingabe von Yannik Schleske urplötzlich den Führungstreffer auf dem Fuß, doch rettete Evers aus Nahdistanz grandios gegen den völlig frei vor ihm auftauchenden Alexander Eirich (75.). Dies hätte aus Grimmaer Sicht bereits Warnung genug sein müssen, doch blieben die Gäste auch in der Endphase extrem fahrig und unkonzentriert. Strich zunächst ein Schuss von Yasin Dag weit über das Gehäuse der Muldestädter (80.), hatte der LFC zwei Minuten vor Ende einen weiteren Hochkaräter. Nach einem Diagonalpass von Dag hatte Eirich nur noch Evers vor sich, doch stocherte der LFC-Torjäger die Kugel am Tor vorbei (88.). „Wir dachten schon, das wird wieder so ein Spiel, in welchem wir die Chancen liegen lassen“, sagte LFC-Trainer Rezart Cami rückblickend auf die verpassten Gelegenheiten. Somit hatten sich die Zuschauer bereits mit der torlosen Nullnummer angefreundet, ehe das Ungemach doch noch über die Muldestädter hereinbrechen sollte. Der in den Grimmaer Strafraum eindringende Lennart Quanz konnte nur durch ein Foulspiel gestoppt werden – der Berliner Schiedsrichter Til Kiwitt zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt. Eirich nahm sich der Sache an und schickte Evers in die falsche Ecke – 1:0 (90.). Zwar setzten die  Behring-Schützlinge in der Nachspielzeit alles auf eine Karte, doch gelang es der Elf nicht mehr, die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Spätestens als Benjamin Förster mit einem Freistoß-Schlenzer nur die Latten-Oberkante des LFC-Tores traf, war die bittere Grimmaer Niederlage Gewissheit (90.+3). Auf der Gegenseite hätte der eingewechselte Neo Passow sogar noch erhöhen können, doch er scheiterte er abermals an Evers (90.+4).

So blieb am Ende des Tages bei der zweiten Grimmaer Pleite in Folge, welche sich die Muldestädter komplett selbst zuzuschreiben haben. „Ein Punkt wäre aufgrund der Leistung meiner Mannschaft heute das Maximale der Gefühle gewesen“, so FC-Trainer René Behring. „Wir werden darüber reden, warum wir diesen so fahrlässig aus der Hand gegeben haben.“ Auf der Ludwigsfelder Seite war stattdessen die Freude über den ersten Saisonsieg natürlich groß. „Nun ist das Eis gebrochen, jetzt müssen wir in den nächsten Spielen mit breiter Brust auftreten“, gab sich Coach Rezart Cami optimistisch. „Der Sieg wird uns hoffentlich neuen Schwung für die kommenden Aufgaben geben.“


Allgemeine Spielbericht-Erstattung

„Es war eine außergewöhnliche Mannschaftsleistung“

Ludwigsfelde. Der Ludwigsfelder FC hat seinen ersten Saisonsieg in der NOFV-Oberliga Süd gefeiert. Vor 183 Zuschauern gewann das Team von Trainer Rezart Cami mit 1:0 gegen den FC Grimma. Ein später Elfmeter von Alexander Eirich in der Nachspielzeit entschied das Spiel zugunsten der Gastgeber.

Die Partie begann mit vorsichtigen Abtastmomenten auf beiden Seiten. Beide Mannschaften gingen keine unnötigen Risiken ein, und es entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel ohne viele klare Torchancen. Der Ludwigsfelder FC arbeitete jedoch von Beginn an engagiert gegen den Ball und zeigte eine starke Defensivleistung. „Wir haben in der ersten Halbzeit kaum etwas zugelassen und haben sehr gut gegen den Ball gearbeitet“, erklärte Trainer Rezart Cami. Obwohl die Gastgeber in der Offensive einige Chancen hatten, fehlte es in den entscheidenden Momenten an der Präzision. „Es waren vier, fünf Chancen dabei, aber der letzte Pass oder der Abschluss waren nicht sauber genug“, so Cami weiter. Trotz dieser Schwierigkeiten blieb Ludwigsfelde die aktivere Mannschaft, während Grimma im ersten Durchgang kaum zu gefährlichen Aktionen kam.

Nach der Pause setzte Ludwigsfelde sein engagiertes Spiel fort und drängte auf die Führung. Besonders Alexander Eirich hatte in der zweiten Halbzeit zwei Großchancen, als er zweimal allein vor dem gegnerischen Torwart auftauchte, jedoch beide Male scheiterte. „Wir dachten schon, das wird wieder so ein Spiel, wo wir die Chancen liegen lassen“, sagte Cami rückblickend auf die verpassten Gelegenheiten. Doch Ludwigsfelde blieb hartnäckig und versuchte weiterhin, das Spiel zu dominieren. Grimma hingegen verteidigte kompakt und lauerte auf Konter, kam jedoch selbst kaum zu gefährlichen Torabschlüssen. Als sich alle bereits auf ein torloses Unentschieden eingestellt hatten, bekam Ludwigsfelde in der Nachspielzeit eine letzte Chance. Nach einem Dribbling von Lennard Quanz im Strafraum wurde dieser von einem Grimma-Verteidiger zu Fall gebracht – Schiedsrichter Til Kiwitt entschied auf Elfmeter. „Es war eine klare Entscheidung, der Elfmeter war berechtigt“, erklärte Cami nach dem Spiel. Trotz seiner zuvor vergebenen Großchancen trat Alexander Eirich selbstbewusst zum Strafstoß an und verwandelte sicher zum 1:0-Siegtreffer. „Alex hat die Nerven bewahrt und den Elfmeter sauber ins Netz gebracht“, lobte Cami seinen Schützen.

Mit dem späten Siegtreffer feierte der Ludwigsfelder FC nicht nur den ersten Dreier der Saison, sondern auch einen wichtigen Befreiungsschlag. „Die Mannschaft wollte unbedingt gewinnen, das hat man von der ersten Minute an gesehen“, betonte Cami. „Es war eine außergewöhnliche Mannschaftsleistung, und wir haben uns diesen Sieg wirklich verdient.“ Der Trainer hob auch die mentale Stärke seiner Mannschaft hervor, die nach den verpassten Chancen nicht aufgegeben habe. „Das Eis ist gebrochen, und jetzt müssen wir in jedem Spiel mit breiter Brust auftreten. Der Sieg gibt uns neuen Schwung für die kommenden Aufgaben“, sagte Cami optimistisch. Am gestrigen Abend feierte das Team bei einem Mannschaftsabend den Erfolg.

Nach dem ersten Erfolg geht der Ludwigsfelder FC gestärkt in die nächste Partie. Am 5. Oktober trifft das Team auswärts auf den SV Blau-Weiß Zorbau, der ebenfalls im unteren Tabellendrittel steht. „Mit dem Sieg im Rücken fahren wir nach Zorbau und wollen dort die nächsten drei Punkte holen“, blickte Cami selbstbewusst voraus. Der erste Saisonsieg soll den Startschuss für eine bessere Phase in der Saison setzen.

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Bilder vom Spiel

Fotos: Karsten Hannover