NOFV-Oberliga Süd • 5. Spieltag
FC Einheit Wernigerode – FC Grimma 1:3 (0:2)
Wernigerode: Lohse – Raeck (ab 46. Bierschenk), Hess, Wersig, Farwig – Lisowski (ab 81. Almeida), Liese (ab 46. Wagner), Singbeil (ab 81. Rajković), Dörnte – N. Schmidt (ab 81. Gollmer), Hildach – Trainer: Dzial
Grimma: Hauswald – Markus (ab 67. Gomes), Bartsch, Schumann, Schubert – Ziffert – Nakano, Worbs, Nitschke, Hübner (ab 23. Goldammer, ab 63. Huhn) – Förster – Trainer: Behring
Schiedsrichter: A. Stolz (Pritzwalk) – Schiedsrichter-Assistenten: Nickusch (Sellessen), Schmidt (Luckenwalde) – Tore: 0:1 Förster (15.), 0:2 Ziffert (40., Foulstrafstoß – Hess an Förster), 1:2 Hildach (53., Foulstrafstoß – Goldammer an Wagner), 1:3 Huhn (69.) – Gelbe Karten: Raeck (Foulspiel – 22.), Wagner (Handspiel – 58.), Dörnte (Unsportlichkeit – 81.) – Hübner (Foulspiel – 19.), Bartsch (Foulspiel – 43.), Huhn (Unsportlichkeit – 69.), Worbs (Foulspiel – 90.) – Rote Karten: Nakano (Grimma) wegen grober Unsportlichkeit (90.+5) – Gelb-Rote Karten: Hildach (Wernigerode) wegen Foulspiel/Unsportlichkeit (90.+5) – Reservebänke: Sparwasser (Tor) – Tsarenko (Tor), Pistol, Kind, Walter – Zuschauer: 206 im Mannsberg-Stadion zu Wernigerode
Wernigerode. Oberligist FC Grimma hat seine kleine Erfolgsserie weiter fortgesetzt. Nach den Überraschungs-Erfolgen daheim gegen Vorjahresmeister aus Bischofswerda (2:0) und im Pokal gegen den Regionalligisten Plauen (3:2) gewannen die Muldestädter auch beim FC Einheit Wernigerode mit 3:1 (2:0), so dass nun zehn Punkte nach fünf Spielen auf dem Grimmaer Konto zu finden sind. Dabei legten die Gäste den Grundstein für den Auswärtssieg bereits in den ersten 45 Minuten, wo man sehr fokussiert auftrat und zwei individuelle Fehler der Hausherren konsequent bestrafte. Nach dem Wechsel wurde es nach dem frühen Anschlusstreffer der Harzer zwar zunächst etwas wild, doch mit dem dritten Tor zog man Einheit 20 Minuten vor Schluss endgültig den Zahn. Am Ende des Tages verdienten sich die Gäste diese drei Punkte absolut, auch wenn man in den zweiten 45 Minuten teilweise sehr unruhig agierte. Einziger Wermutstropfen war die Rote Karte gegen Kento Nakano, der sich in der letzten Aktion zu einer überhaupt nicht zu tolerierenden groben Unsportlichkeit hinreißen ließ und den Grimmaern nun erst einmal fehlen wird (90.+5). Nichtsdestotrotz war Trainer René Behring erst einmal glücklich über die drei Zähler. „Insgesamt denke ich, dass unser Sieg in Ordnung geht“, so der FC-Coach. „Wir haben gewusst, dass es immer schwer ist, hier etwas mitzunehmen. Demzufolge hatten wir heute sehr viele erfahrene Spieler auf dem Platz, die genau gewusst haben, wie man mit solchen Situationen umgeht und was zu tun ist. Nach den letzten Erfolgserlebnissen wollten wir auch hier dominant auftreten, was uns teilweise recht gut gelungen ist. Hinten raus hätten wir zwar zwei, drei Umschaltmomente noch besser ausspielen müssen, doch am Ende des Tages bin ich natürlich zufrieden.“ Behrings Gegenüber, André Dzial, zeigte sich in der anschließenden Pressekonferenz als absolut fairer Verlierer. „Grimma hat eine sehr gute Mannschaft und hat hier verdient gewonnen“, so der Einheit-Coach, der mit seinem Team erst drei Punkte nach fünf Begegnungen auf dem Konto hat. „Bei uns werden die Fehler, welche wir derzeit zu viele machen, knallhart bestraft, so dass wir mit einem Zwei-Tore-Rückstand in die Halbzeit gehen mussten. Nach unserem frühen Anschlusstreffer hatte ich die Hoffnung, dass wir vielleicht wie so oft die zweite Luft bekommen könnten. Doch dies war heute nicht der Fall, stattdessen hat uns das dritte Gegentor endgültig das Genick gebrochen. Meine Aufgabe ist es nun, die Mannschaft in den kommenden Tagen wieder aufzurichten und fokussiert weiterzuarbeiten. Der Abstiegskampf hat heute begonnen, so dass wir in den nächsten Spielen dringend Erfolgserlebnisse benötigen, um diese kritische Tabellenregion schnell verlassen zu können.“
Dabei sahen die Zuschauer im Mannsberg-Stadion zunächst eine Heim-Elf, welche versuchte, der Partie frühzeitig den eigenen Stempel aufzudrücken. Wernigerode begann mit dem nötigen Schwung, ohne jedoch vor dem Grimmaer Tor gefährlich zu werden. Die Anfangsphase der Gäste war geprägt von vielen Ungenauigkeiten im Passspiel, so dass zwingende Offensivaktionen eine Seltenheit blieben. Doch wurde dieser recht wilde Beginn abrupt beendet, als die Muldestädter ihre erste Möglichkeit sofort zu nutzen vermochten. Dabei profitierten die Gäste von einem kapitalen Fehler der Hausherren im Spielaufbau und schlugen eiskalt zu. Einheit-Kapitän Danny Wersig schoss den mutig anlaufenden Max Worbs beim Versuch eines langen Balls an – die Kugel prallte im Anschluss genau in den Lauf von Benjamin Förster, der sich daraufhin nicht zweimal bitten ließ und Einheit-Keeper Lohse mit einem platzierten Abschluss zum 0:1 keine Chance ließ (15.). „Solch einen erfahrenen Spieler im Offensivbereich, der aus wenig Tore erzielen kann, haben wir leider nicht“, gab Einheit-Coach Dzial in der anschließenden Pressekonferenz zu Protokoll. Dieser Treffer hinterließ bei den Gastgebern in der Folgezeit deutliche Signalwirkung. Grimma erarbeitete sich fortan eine deutliche Feldüberlegenheit, den Einheimischen merkte man nun eine gewisse Verunsicherung an. So hätten die Behring-Schützlinge wenig später sogar den zweiten Treffer erzielen können, doch fehlte es bei den Kopfbällen von Toni Ziffert (23.) und Förster (32.) an der nötigen Feinjustierung. Wernigerode war bis zum Pausenpfiff daher hauptsächlich mit Defensivaufgaben beschäftigt, nur ganz selten kamen die Platzherren zu Offensivaktionen. Einzig bei einer Eingabe von Gino Dörnte versprühten die Gastgeber einen Hauch von Torgefahr, doch semmelte der freistehende Nick Schmidt völlig überhastet über den Ball (30.). Zwar setzte Dörnte mit einem Distanzschuss eine weitere Duftmarke, doch war Schlussmann Christopher Hauswald damit nicht in Gefahr zu bringen (37.). Stattdessen nahmen die Muldestädter einen weiteren Fehler der Gastgeber dankend an und bauten noch vor der Halbzeit das Ergebnis aus. Nach einem Ballgewinn im Mittelfeld fand der früh eingewechselte Matty Goldammer den Laufweg von Förster, der zunächst von einem Stockfehler von Mika Hess profitierte und anschließend vom Einheit-Innenverteidiger im Strafraum zu Fall gebracht wurde. Wie in den letzten Spielen nahm sich erneut Ziffert der Sache vom „Punkt“ an und verwandelte den Elfmeter sicher zum 0:2 (40.).
In der Halbzeitpause war man sich im Grimmaer Lager bewusst, auch nach Wiederanpfiff sofort hellwach agieren zu müssen, um den Gastgebern nicht einen Wiedereintritt in die Begegnung zu ermöglichen. Allerdings hielt dieses Vorhaben der Muldestädter nur wenige Minuten an. Nach einem Diagonalpass reagierte Goldammer gegen den in den Strafraum einlaufenden Danny Wagner zu spät und brachte den Außenbahnspieler zu Fall. Einheit-Torjäger Kevin Hildach zeigte sich vom Elfmeterpunkt humorlos und drosch der Streitobjekt scharf in die Mitte des Tores – 1:2 (53.). Das, was aus Grimmaer Sicht nicht passieren durfte, trat ein. Plötzlich wurde es ein anderes Spiel, nun glaubten die Gastgeber auch mit Hilfe der Zuschauer wieder an eine Wende in die Begegnung. Fortan erhöhten die Harzer die Schlagzahl, doch konnte der eingewechselte Tom Bierschenk eine recht vielversprechende Gelegenheit nicht nutzen (drüber, 62.). Die Aktionen der Gäste blieben in dieser Phase zwar sehr ungenau und hektisch, doch brachten die Muldestädter den Mannsberg mitten in der Druckhase der Gastgeber komplett zum Verstummen. Nach sehr gutem Spielzug sah Valentino Schubert auf der linken Seite den besser postierten Jannik Huhn, der mit einem platzierten Flachschuss den vielumjubelten Zwei-Tore-Vorsprung wieder herstellte – 1:3 (69.). „Oftmals konnten wir auf dem Mannsberg in der Vergangenheit solche Spiele noch drehen, doch hat uns der dritte Gegentreffer komplett zurückgeworfen und schachmatt gesetzt“, so Wernigerodes Trainer André Dzial. „Zwar haben wir es in der Folgezeit weiterhin versucht, doch war dieses Gegentor bei meinen Spielern dann nicht mehr aus den Köpfen zu bekommen.“ Nach einer Wagner-Flanke verpasste Schmidt die Kugel hauchzart (70.), doch brannte aus Grimmaer Sicht hier ebenso wenig an, wie bei einem abgefälschten Schuss von Dörnte (vorbei, 78.). „Dieser dritte Treffer war für uns natürlich extrem wichtig, da Wernigerode in dieser Phase stärker aufkam und eine gewisse Unruhe bei meiner Mannschaft unübersehbar war“, fiel Gäste-Trainer René Behring ein Stein vom Hals. Dabei hätte sein Team in der Schlussphase das Ergebnis sogar noch ausbauen können, doch nach guter Vorarbeit von Ziffert scheiterte Max Nitschke am gut reagierenden Lohse (82.). So transportierten die Muldestädter diesen Vorsprung bis in die Nachspielzeit hinein, auch wenn weiterhin eine gewisse Unruhe in den einigen Aktionen zu sehen war. Doch spätestens als Schlussmann Hauswald zweimal gegen die frei vor ihm auftauchenden Bierschenk und Wagner sensationell reagierte (90.+1), war der Auswärtssieg in Sack und Tüten. Dieser hätte quasi mit der letzten Aktion des Spiel allerdings noch zwingend ausgebaut werden müssen. Glänzend von Förster freigespielt, lief Kento Nakano allein auf das Gastgeber-Gehäuse zu. Doch anstatt auf den viel besser postierten Nitschke querzulegen, schob der Japaner die Kugel zur Überraschung aller am Tor vorbei (90.+5). Doch damit noch nicht genug. Direkt nach dieser misslungenen Abschlusshandlung ließ sich Nakano vom provozierenden Hildach zu einer nicht zu tolerierenden groben Unsportlichkeit hinreißen und wurde daraufhin von Schiedsrichter Andy Stolz (Pritzwalk) mit Rot vom Platz gestellt (90.+5). Dass der bereits verwarnte Hildach in dieser Aktion mit Gelb-Rot bedacht wurde, ist für die Grimmaer nicht mehr als ein schwacher Trost. Bei einer komfortablen Führung in der Nachspielzeit sich nicht im Griff zu haben und sich eine noch Rote Karte einzuhandeln – dümmer geht es eigentlich nimmer!
Nichtsdestotrotz überwog im Grimmaer Lager natürlich die Freude über die drei Punkte in Wernigerode, so dass die Muldestädter im Klassement derzeit auf Rang vier zu finden sind. „Zweifelsohne sind wir mit der aktuellen Punkteausbeute zufrieden, doch wissen wir, wie schnelllebig der Fußball sein kann“, so Trainer René Behring. „Demzufolge ist das Ziel, weiter fokussiert zu arbeiten. Wir wissen, wo wir herkommen, bleiben demütig und wollen mit unserer aktiven Art Fußball zu spielen, weiter für Furore sorgen.“
Bilder vom Spiel
Fotos: Karsten Hannover