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Teilerfolg in Gera: Grimma kommt nach Zwei-Tore-Rückstand eindrucksvoll zurück


NOFV-Oberliga Süd • 3. Spieltag

BSG Wismut Gera – FC Grimma  2:2 (2:0)

Gera: Čap – Kubitz, Schädel, Frackowiak, Güttich – Haupt – Sovago (ab 50. Kießling), Baldé (ab 89. Grabs), F. Schubert (ab 50. Tanneberg), Hoffmann (ab 66. Futi) – Bondarenko (ab 89. Seidel) – Trainer: Geisendorf

Grimma: Hauswald – Bartsch, Mattheus, Schumann, Pistol – Ziffert (ab 89. Gomes) – V. Schubert, Hübner, Nitschke, Nakano (ab 77. Förster) – Worbs – Trainer: Behring

Schiedsrichter: Weiser (Kemberg) – Schiedsrichter-Assistenten: Grünwoldt (Leuna), Langer (Annaburg) – Tore: 1:0, 2:0 Bondarenko (16., 20.), 2:1 Ziffert (60.), 2:2 Förster (78.) – Gelbe Karten: Baldé (Foulspiel – 54.), Kubitz (Foulspiel – 59.), Tanneberg (Foulspiel – 88.), Grabs (Foulspiel – 90.+1) – Schumann (Foulspiel – 38.), Bartsch (Foulspiel – 52.), V. Schubert (Foulspiel – 81.) – Reservebänke: Seefeld (Tor), Linnemann – Böhm (Tor), Pechmann, Huhn, Walter – Zuschauer: 355 im Stadion Am Steg zu Gera

 

Gera. Oberligist FC Grimma hat große Moral bewiesen und ein zur Pause für viele Zuschauer bereits entschieden geglaubtes Spiel noch aus dem Feuer gerissen. Bei der bisher noch ungeschlagenen BSG Wismut Gera holten die Muldestädter nach einer enormen Steigerung im zweiten Durchgang beim 2:2 (0:2)-Unentschieden noch einen ganz wichtigen Teilerfolg, welcher für die kommenden Aufgaben durchaus etwas Selbstvertrauen geben sollte. Dabei lag die Mannschaft von Neu-Trainer René Behring zur Halbzeit bereits mit 0:2 im Hintertreffen, wo es der Truppe nur allzu selten gelang, die vorhandenen Qualitäten auf den Platz zu bringen. Hinzu kam, dass man die sich bietenden Möglichkeiten nicht zu nutzen vermochte, so dass der Gastgeber nach zwei Toren des Ex-Grimmaers Nikita Bondarenko (16., 20.) für die meisten bereits als der sichere Sieger aussah. „Ich wurde zur Halbzeit hinsichtlich meiner Ansprache etwas deutlicher, weil mir in den ersten 45 Minuten jegliche Überzeugung und Leidenschaft meiner Jungs gefehlt haben“, so FC-Coach Behring. „Im zweiten Durchgang wurde unsere Leistung dann deutlich besser, weil wir in allen Bereichen deutlich zulegen konnten. Zusätzlich verstand es die Mannschaft, bei diesen tropischen Bedingungen in läuferischer Hinsicht bis zum Ende an die Grenzen zu gehen, was verdeutlicht, dass wir in der Vorbereitung gut gearbeitet haben. Am Ende des Tages geht die erste Halbzeit an Gera und die zweite an uns, so dass das Resultat nach den 90 Minuten auch so in Ordnung geht. Für uns ist es nun wichtig, uns hinsichtlich der kommenden Aufgaben an der Vorstellung der zweiten 45 Minuten zu orientieren.“

Dabei standen den Grimmaer Verantwortlichen vor dem Anpfiff diverse Sorgenfalten ins Gesicht geschrieben. Der schon kleine Kader dünnte urlaubsdingt weiter aus, weiterhin gingen Max Worbs, Toni Ziffert und Valentino Schubert extrem angeschlagen in die Begegnung. Allerdings bissen sich alle drei Spieler beispielhaft durch, wobei ebenfalls positiv zu erwähnen ist, dass Abwehrspieler Lucas Bartsch nach über drei Monaten Verletzungspause über die kompletten 90 Minuten sein Comeback feierte. Dies war im Vorfeld eigentlich aufgrund eines gewissen Restrisikos gar nicht in der Art so gewollt, doch aufgrund der Personalproblematik war dies gar nicht anders möglich. Auf der Reservebank saßen zum großen Teil nur angeschlagene Spieler, deren Einsatz eigentlich nur im allergrößten Notfall zur Debatte standen. „Es hätte auch schiefgehen können, doch alles gut. Allerdings bin ich jetzt absolut kaputt“, so Bartsch, der nach nur einer Woche Mannschaftstraining so aufspielte, als wäre er nie weg gewesen. „Schöner wäre es allerdings gewesen, wenn wir bereits vor der Halbzeit unsere Möglichkeiten genutzt hätten, um nicht zur Halbzeit mit 0:2 in Rückstand zu liegen.“ Dabei konnte man dem Rechtsverteidiger nur beipflichten, da die Gäste bereits in der Anfangsphase hätten in Führung gehen müssen. Eine lang gezogene Flanke von Kento Nakano auf den zweiten Pfosten fand den einlaufenden Valentino Schubert, der die Kugel aus Nahdistanz jedoch über den Querbalken drückte (6.). „An dieser Situation sah man, dass ihm quasi zehn Tage Mannschaftstraining fehlten“, so Trainer Behring in der anschließenden Analyse. Doch in der Folgezeit kamen die Gastgeber stärker auf, auch, weil die Grimmaer in der Zweikampf-Intensität ihre Probleme hatten. Oft kam man einen Schritt zu spät, so dass sich der Aufsteiger erste Torgelegenheiten erarbeiten konnte. Hier tat sich vor allem der ehemalige FC-Kicker Bondarenko hervor, der gegen seinen Ex-Club natürlich besonders motiviert war. Zunächst köpfte er einen Eckball von Florian Schubert knapp neben das Gehäuse (13.), anschließend zischte seine Direktabnahme – nach vorheriger Flanke von Philipp Sovago – über den Querbalken (14.). Doch nur wenig später war es dann passiert – Wismut konnte die Feldvorteile auf der Anzeigetafel geltend machen. Nach einer Flanke von Andy Haupt köpfte Bondarenko mustergültig zum 1:0 ein und ließ Christopher Hauswald dabei nicht die Spur einer Chance (16.). Allerdings sollte es aus Grimmaer Sicht noch schlimmer kommen. Vier Minuten nach dem Rückstand liefen die Gäste in einen blitzschnell vorgetragenen Konter der Geraer – der frei durchgebrochene Bondarenko ließ sich erneut nicht zweimal bitten und lochte zum 2:0 ein (20.). „Ich habe dabei eigentlich gar nicht auf den Torwart geschaut, sondern einfach nur dran gehauen“, gab der Ex-Grimmaer ehrlich zu, der in der Saison 2022/23 für die Muldestädter in 32 Spielen sechs Mal traf. Nun sollte die Aufgabe natürlich noch schwerer werden, zumal die sengende Hitze hinsichtlich einer eventuellen Aufholjagd ihr Übriges tat. Nichtsdestotrotz hätten die Muldestädter nach gut einer halben Stunde den Anschlusstreffer erzielen können, doch köpfte Nakano aus bester Position eine Bartsch-Flanke knapp am Tor vorbei. „Neben der fehlenden Überzeugung war vor der Pause der Unterschied, dass Gera die sich bietenden Gelegenheiten genutzt hat“, so FC-Trainer Behring. „Trotz aller Missstände hatten wir auch unsere Möglichkeiten, doch lassen wir diese eben liegen. Ungeachtet dessen muss ich allerdings sagen, dass wir es dem Gegner bei deren Torerfolgen viel zu einfach gemacht haben.“

Jedoch kamen die Muldestädter mit einer ganz andere Körpersprache aus der Kabine. Die Pausenansprache von René Behring hatte ihre Wirkung nicht verfehlt, auch wenn Schlussmann Hauswald nach einem Freistoß von Florian Schubert und einem Versuch von Califo Baldé jeweils zum Eingreifen gezwungen war (47., 48.). Fortan agierten die Gäste mit der notwendigen Zweikampf-Aggressivität und einer gewissen Überzeugung sowie Leidenschaft im Offensivspiel und drängten die Ostthüringer mehr und mehr in deren Hälfte. Dementsprechend erarbeiteten sich die Muldestädter in der Folgezeit eine optische Überlegenheit, was sich recht bald im Ergebnis ausdrücken sollte. Von der linken Seite zog Jan Hübner einen Freistoß scharf nach innen – Kapitän Ziffert spritzte dazwischen und verlängerte die Kugel zum 2:1 in die Maschen (60.). Mit dem Anschlusstreffer waren die Gäste fortan wieder mitten im Spiel, Gera beschränkte sich weiterhin vollends auf die eigenen Defensivaufgaben. So hatten die FC-Kicker nach einem weiteren Hübner-Freistoß den Ausgleich auf dem Fuß, doch lenkte Wismut-Keeper Ondřej Čap das Streitobjekt sensationell über die Latte (64.). Fortan setzte Coach Behring alles auf eine Karte und brachte mit seinem Co-Trainer Benjamin Förster eine weiteren Angreifer, der vor zwei Jahren selbst in Gera kickte. Und genau dieses Risiko sollte kurz darauf belohnt werden. Wenige Sekunden nach seiner Einwechslung verlängerte Förster mit seinem ersten Ballkontakt am ersten Pfosten per Kopf eine perfekt getimte Flanke von Stefan Schumann – unhaltbar für Čap schlug die Kugel zum verdienten 2:2-Ausgleich im langen Eck ein (78.). Fortan versuchten die Gastgeber zwar noch einmal das Ruder herumzureißen, doch brachten sie die Muldestädter kaum in Verlegenheit. Ein Freistoß von Marcel Kießling (82.) strich ebenso wie ein Schrägschuss von Julius Grabs (90.+3) am Tor vorbei, nach einem Eckball von Baldé packte FC-Schlussmann Hauswald beim Kopfball von Haupt sicher zu (83.).

In der Endkonsequenz verdienten sich die Gäste aufgrund der enormen Steigerung im zweiten Durchgang den Punkt allemal – glücklich lagen sich die Grimmaer Spieler im Anschluss nach der erfolgreichen Aufholjagd in den Armen. „Man sieht, was möglich ist, wenn die Mannschaft das vorhandene Potenzial auf den Platz bringt“, so Trainer René Behring nach dem Abpfiff. „Meine Aufgabe ist es nun, dafür zu sorgen, dass die Truppe dies von Beginn an abruft. Nichtsdestotrotz freue ich mich natürlich, dass wir der akuten Personalnot getrotzt haben und hier einen verdienten Punkt entführen konnten. Eine Mannschaft, die bei solch einer Hitze einem Rückstand hinterherlaufen muss, ist natürlich körperlich noch mehr gefordert. Das haben die Jungs nach dem Wechsel klasse gemacht, so dass wir aufgrund der ganzen Gegebenheiten zweifelsohne mit dem Punkt gut leben können.“