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Grimma zu Gast beim Spitzenreiter der „Ewigen Tabelle der DDR-Liga“

Vorschau auf den 3. Spieltag der
NOFV-Oberliga Süd

 

BSG Wismut Gera – FC Grimma

 

Datum:            Samstag, 24.08.2024

 

Anstoß:           14.00 Uhr

 

Spielort:          Stadion Am Steg, Gera

 

Grimma. Nach dem letztwöchigen Pokalauftritt in Roßwein, wo die Grimmaer Kicker trotz eines 2:0 (1:0)-Erfolges beim Kreisoberligisten keine Bäume ausrissen, setzt der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) die Oberliga-Serie mit dem 3. Spieltag fort. Dort haben die Muldestädter nach der 0:5 (0:2)-Klatsche zum Saisonauftakt in Krieschow mit einem 3:0 (1:0)-Heimsieg vor 14 Tagen gegen den SV Blau-Weiß Zorbau die passende Reaktion gezeigt und somit auf dem Punktekonto erstmals angeschrieben. Zwar hätte man diese Begegnung aufgrund der fahrlässigen Chancenverwertung am Ende des Tages viel höher gewinnen müssen, doch standen die drei Punkte letztlich ganz oben auf der Agenda. Diese waren auch zwingend notwendig, will man erstens nicht von Beginn an in der unteren Region der Tabelle festsitzen, zumal zweitens die kommenden Aufgaben mit Sicherheit nicht einfacher werden. Dies beginnt schon am Wochenende, wenn die FC-Kicker beim Aufsteiger BSG Wismut Gera gastieren – der Traditionsverein konnte aus den ersten beiden Saisonspielen die volle Punktausbeute einfahren. Von daher sind sich die Muldestädter über die Schwere der Aufgabe bewusst, doch fährt man nicht chancenlos nach Ostthüringen. „Gera hat durch die beiden Saisonsiege und dem Pokalerfolg in Steinach sicherlich ordentlich Selbstvertrauen, doch Ziel ist es für uns, dass wir dort etwas mitnehmen“, so Grimmas Trainer René Behring. Der Anstoß im Geraer Stadion Am Steg erfolgt am Samstag um 14.00 Uhr.

Nach fünf Jahren in der Thüringenliga konnte die BSG Wismut Gera im Sommer diesen Jahres die Rückkehr in die Oberliga bewerkstelligen. Zwar landeten die Orange-Schwarzen in der abgelaufenen Saison „nur“ auf dem Vizerang in Thüringens höchster Spielklasse, doch hatte Meister FC An der Fahner Höhe schon frühzeitig bekannt gegeben, von seinem Aufstiegsrecht nicht Gebrauch zu machen. Dabei sah es jedoch über einen sehr langen Zeitraum danach aus, als ob die Geraer sogar die Meisterschaft einfahren könnten. Bis April diesen Jahres verlor die BSG Wismut in der Thüringenliga nicht ein einziges Spiel, ehe man im Anschluss das große Flattern bekam. Neben Gera hatte einzig Wacker Nordhausen im Vorfeld für die Oberliga gemeldet – zur Winterpause hatten die Ostthüringer sagenhafte 15 Punkte Vorsprung auf ihren einzigen Rivalen. Nach einer 0:2-Derby-Niederlage beim FC Thüringen Weida war dieser Vorsprung Anfang Juni allerdings auf zwei Zähler zusammengeschrumpft – bei noch zwei ausstehenden Spielen sahen die Geraer Verantwortlichen ihr Saisonziel dementsprechend mehr als gefährdet. Dies hatte zur Folge, dass Trainer Kevin Brettfeld freigestellt wurde – seine Assistenten Hendrik Faik (jetzt Co-Trainer beim FC Einheit Rudolstadt) und Alexander Just übernahmen die Mannschaft und fuhren mit zwei Siegen zum Abschuss den Aufstieg in der Oberliga ein. An die Meisterschaft war indes nicht mehr zu denken, der FC An der Fahner Höhe hatte zum Saisonende stattliche 13 Punkte Vorsprung auf den Vize-Meister Wismut Gera. Dies war in der Endkonsequenz jedoch völlig egal, nach dem Oberliga-Rückzug im Sommer 2019 war der Spitzenreiter der „Ewigen DDR-Liga-Tabelle“ endlich wieder im Terrain des NOFV angekommen. So hatten die Kompetenzträger der Ostthüringer im Sommer allerdings die zusätzliche Aufgabe anzugehen, neben der Zusammenstellung einer konkurrenzfähigen Oberliga-Mannschaft ebenfalls noch einen neuen Trainer zu suchen. Diesen fand man auch recht bald und verpflichtete mit Steffen Geisendorf (46) einen Coach, der im Zeitraum von 1997 bis 2002 für die Geraer in der Thüringen- und Oberliga als Spieler auflief. Der ehemalige Mittelfeldspieler, der seit 2014 den FC Thüringen Jena trainierte, zeigte schnell Interesse hinsichtlich einer Rückkehr nach Gera und ist für die Wismut seit Sommer an der Seitenlinie verantwortlich. „Es ging alles sehr schnell“, so Geisendorf rückblickend. „Insgesamt bin ich Thüringen Jena sehr dankbar, dass mir die Verantwortlichen keine Steine in den Weg gelegt haben.“ Wieder in Gera angekommen, zeigt sich der neue Coach mit seinem zur Verfügung stehenden Kader sehr zufrieden. „Insgesamt war diese Transferphase ein sehr dynamischer Prozess, welche sicherlich noch nicht ganz abgeschlossen ist“, so Geisendorf. „Aber man sieht, dass bereits vor meiner Verpflichtung kadertechnisch sehr gut gearbeitet wurde. Wir haben junge, willige Spieler hinzubekommen, die sich in der Oberliga beweisen wollen.“ Angesichts von insgesamt elf neuen Spielern im Kader zuzüglich einem neuen Trainer ist es weiterhin sehr beachtlich, wie schnell die Mechanismen in Gera bisher greifen. So wurden die beiden ersten Oberliga-Spiele (2:0 gegen den RSV Eintracht, 3:1 in Sandersdorf) siegreich gestaltet, durch einen 7:1-Pokal-Erfolg in Steinach holte man sich zusätzliches Selbstvertrauen. „Klar freue ich mich, dass wir so gut gestartet sind“, so Geisendorf. „Doch sind wir Realisten und wissen genau, wo wir herkommen. Diese sechs Punkte betrachte ich definitiv als Vorsprung auf die Abstiegsplätze.“ Rückblickend auf die ersten beiden Saisonspiele findet der Wismut-Coach recht schnell die Gründe für die Erfolge. „Stahnsdorf war zum Auftakt spielerisch besser als wir – die Truppe ist schon eine absolute Hausnummer. Allerdings wir haben gut dagegengehalten und unsere Tore sauber herausgespielt. In Sandersdorf hatten wir das Glück, dass uns ein Feldverweis der Gastgeber in die Karten gespielt hat. Nach dem Rückstand haben dann begonnen Fußball zu spielen und haben hinten raus nicht unverdient gewonnen.“ Demzufolge belegen die Ostthüringer nach zwei Spieltagen mit voller Punktzahl aktuell den Vizerang, doch ist man im Lager des Neulings nicht blauäugig. „Es werden mit Sicherheit auch negative Ergebnisse in dieser Saison kommen“, so Steffen Geisendorf. „Wichtig ist, wie wir im Anschluss damit umgehen.“ Für die Wochenend-Aufgabe gegen den FC Grimma hofft man beim Aufsteiger natürlich, den Schwung aus den ersten drei Begegnungen mitnehmen zu können. „Aufgrund des sehr guten Saisonstarts können wir sicherlich etwas befreiter aufspielen“, so der Geraer Trainer. „Fakt ist, dass wir Fußball spielen und die Truppe entwickeln wollen. Uns liegt nichts daran zu mauern – schon gar nicht vor heimischem Publikum. Ich erwarte daher ein anspruchsvolles Spiel, welches für uns als Trainer sicherlich emotional sein wird.“ Bei den letzten Pflichtspiel-Duellen beider Teams war der heutige Geraer Trainer zwar jeweils als aktiver Spieler auf dem Feld, „doch nach fast 25 Jahren habe ich außer den Ergebnissen keinerlei Erinnerungen mehr.“ In der Oberliga-Saison 1999/2000 gewannen die Grimmaer am Mitte August ihr Heimspiel gegen den damaligen Aufsteiger 1. SV Gera sicher mit 3:0, am 13.02.2000 kehrten die Muldestädter durch einen späten Ausgleichstreffer von Nico Zieger (82.) mit einem 1:1-Unentschieden nach Grimma zurück. Insgesamt spricht die Bilanz aus insgesamt 12 Pflichtspielen in der DDR-Liga und NOFV-Oberliga mit 6 Siegen, 1 Unentschieden und 5 Niederlagen leicht für die Grimmaer.

„Wir wollen in Gera definitiv unsere Chance suchen und dort mit einem guten Ergebnis aufwarten“, macht FC-Trainer René Behring das Ziel für den Samstag unmissverständlich klar. Dabei ist dem Grimmaer Coach der positive Saisonstart des Gegners natürlich nicht entgangen, doch wird er seine Truppe dementsprechend auf den Kontrahenten einstellen. „Grundlage wird wiederum eine stabile Defensive sein – dies ist die Basis, um Punkte einfahren zu können.“ Was den neuen Grimmaer Trainer allerdings noch etwas Kopfschmerzen bereitet, ist die Tatsache, wie inkonsequent seine Mannschaft im Offensivbereich derzeit mit den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten umgeht. „Wir brauchen aktuell einfach zu viele Gelegenheiten, um ein Tor zu erzielen“, so Behring. War dies vor 14 Tagen daheim gegen Zorbau bereits offensichtlich, trat dieses Manko auch letzten Samstag beim Pokalspiel in Roßwein auf. „Wir haben dort sicherlich nicht im Geringsten das abgerufen, was wir der Mannschaft als Maßgabe mitgegeben haben“, so der ehemalige Angreifer des SV 1919 Grimma. „Vieles blieb Stückwerk, fußballerisch war das keine Offenbarung. Nichtsdestotrotz hatten wir im zweiten Durchgang genügend Möglichkeiten, um das Resultat auszubauen. Hier müssen wir einfach vor dem Tor resoluter und zielstrebiger agieren, in der Oberliga könnte uns das durchaus auf die Füße fallen. Insgesamt müssen wir uns jedoch im Vergleich zur Vorwoche in allen Belangen erheblich steigern.“ Für zwei FC-Akteure wird die Begegnung im Stadion Am Steg sicherlich eine ganz besondere sein. Innenverteidiger Stefan Schumann bestritt die letzten drei Spielzeiten für die Orange-Schwarzen (79 Pflichtspiele, 15 Tore) und gehörte zum Kader, welcher im Sommer den Oberliga-Aufstieg realisieren konnte. Im Sommer wechselte Schumann dann nach Grimma. Ähnliches trifft auf Co-Trainer Benjamin Förster zu, der in der Saison 2022/23 in Gera kickte und – verletzungsbedingt arg gebeutelt – in zehn Thüringenliga-Spielen acht Treffer erzielte. Nach dem verpassten Oberliga-Aufstieg, als man dem SV 09 Arnstadt den Vortritt lassen musste, wechselte der Angreifer im Sommer vergangenen Jahres nach Zorbau. Auf der anderen Seite trägt der ehemalige Grimmaer Akteur Nikita Bondarenko nun das Wismut-Trikot. Der Angreifer spielte in der Saison 2022/23 an der Mulde und erzielte in 32 Pflichtspielen insgesamt sechs Tore. Nach der Vorjahres-Station FC Anker Wismar wurde Bondarenko im Sommer nun nach Gera transferiert. Für Spannung dürfte insgesamt garantiert sein, die Zuschauerkulisse in Ostthüringen wird diesbezüglich ihren Teil dazu beitragen.