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Extrem viel Stückwerk: Grimma quält sich in die 2. Pokalrunde


Wernesgrüner-Sachsenpokal • 1. Hauptrunde

Roßweiner SV – FC Grimma  0:2 (0:1)

Roßwein: M. Werner – Seydel, Schwalbe, Zerge, N. Messner – Zimmermann (ab 46. Kirchhof), Domaniecki – Buhrig, Wiesner, Ph. Werner – Mehner (ab 89. Böhme) – Trainer: St. Leimner

Grimma: Hauswald – Markus, Mattheus, Gomes, Pistol – Schumann – Walter, Nitschke, Hübner, Nakano – Spreitzer (ab 22. Worbs) – Trainer: Behring

Schiedsrichter: Weigelt (Leipzig) – Schiedsrichter-Assistenten: Reiche, Walther (beide Leipzig) – Tore: 0:1 Schumann (42.), 0:2 Nitschke (74.) – Gelbe Karten: Mehner (Foulspiel –  43.), Wiesner (Foulspiel – 87.) – Schumann (Foulspiel – 77.), Nitschke (Unsportlichkeit – 87.) – Reservebänke: St. Leimner, Starke, Kaulich – Böhm (Tor), Huhn, Förster, Ziffert, Schubert – Zuschauer: 128 im Stadion Haßlauer Straße zu Roßwein

 

Roßwein. Das Wichtigste zuerst: Der FC Grimma hat durch einen 2:0 (1:0)-Erfolg beim Kreisoberligisten Roßweiner SV die 2. Hauptrunde im Wernesgrüner-Sachsenpokal erreicht. Nach Treffern von Stefan Schumann (42.) und Max Nitschke (74.) setzte sich die Mannschaft von Trainer René Behring erwartungsgemäß durch, so dass das Ticket für die nächste Runde gelöst wurde. Dies war es jedoch schon, was es aus Sicht der Grimmaer an Positivem hinsichtlich dieser Partie zu berichten gibt. Insgesamt quälte sich die Mannschaft regelrecht in die nächste Runde, mit Oberliga-Fußball hatte die Vorstellung der Gäste nicht im Geringsten etwas zu tun. Technische Fehler in Hülle und Fülle, jede Menge Unzulänglichkeiten im Passspiel, ein viel zu niedriges Tempo in den eigenen Offensivaktionen – dies waren die Hauptursachen für die erschreckend schwache Vorstellung. Hinzu kam noch, dass man in den zweiten 45 Minuten in Sachen Chancenverwertung absolutes Schindluder betrieb, was ebenfalls noch großes Unverständnis im FC-Lager hervorrief. „Wir brauchen nicht um den heißen Brei herumzureden, dass dieser Auftritt meiner Mannschaft natürlich viel zu wenig war“, fasste Coach Behring die 90 Minuten recht nüchtern zusammen. „Natürlich haben wir mit der Qualifikation für die nächste Runde unser Ziel erreicht, doch über den Rest hüllen wir mal den Mantel des Schweigens. Gegen einen Gegner, der drei Klassen unter uns spielt, muss man von unserer Mannschaft einfach viel mehr erwarten – und dies völlig zurecht. Alles andere werden wir innerhalb der Trainingswoche ab Montag besprechen.“

Dabei war vor allem die Vorstellung des Oberligisten in den ersten 45 Minuten erschreckend schwach. Zwar besaßen die Gäste erwartungsgemäß eine deutliche Feldüberlegenheit, doch konnte die Behring-Elf damit überhaupt nichts anfangen. Aufgrund des fehlenden Spieltempos sowie einer unterdurchschnittlichen Pass-Qualität gelang es zu keiner Zeit, den kompakten Abwehrriegel der Gastgeber auseinanderzunehmen. So verstanden es die Roßweiner immer wieder, sich in der Defensive rechtzeitig zu ordnen und konnten so mühelos ihr Tor verteidigen. Erst nach 27 Minuten besaßen die Gäste die erste Tormöglichkeit, als Louis Walter den Ball nach vorheriger Pistol-Flanke knapp am Gehäuse vorbeiköpfte. Kurz darauf probierte sich Max Worbs mit einem Schlenzer von der Strafraumgrenze, doch stellte dies Martin Werner im RSV-Kasten vor keinerlei Probleme (30.). Insgesamt agierte der Oberligist viel zu umständlich und ohne Schwung – eine Vorstellung, die in der Meisterschaft mit Sicherheit nicht ausreichen wird. Bei einem einzigen Angriff zog die Mannschaft in der ersten Hälfte das Tempo an – prompt hatten sich die Gäste die Führung erarbeitet. Energisch zog Jan Hübner über die linke Seite auf und davon, die durch die Roßweiner Hintermannschaft zu kurz abgewehrte Eingabe nahm Routinier Stefan Schumann an der Strafraumgrenze auf und schlenzte die Kugel mit viel Übersicht zum 0:1 in die Maschen (42.). Zwei Minuten später hätte Lunácio Gomes für den Ausbau der Führung sorgen können, doch verpasste er eine Freistoß-Eingabe von Albert Pistol hauchzart (44.). Nichtsdestotrotz war das Ergebnis aus Sicht der Muldestädter das Beste hinsichtlich der ersten 45 Minuten, indem die Mannschaft ganz weit unter Schnitt blieb und absolut enttäuschte.

Nach dem Wechsel wurde der fußballerische Auftritt der Gäste zwar nicht wirklich entscheidend besser, doch erarbeitete man sich ab sofort wenigstens eine ganze Reihe von Torgelegenheiten. Dass man diese allerdings nicht zu nutzen vermochte, passte aber irgendwie so richtig zu diesem weit unterdurchschnittlichen Auftritt. Nach einer Flanke von Vincent Markus scheiterte Hübner zunächst an RSV-Schlussmann Werner (50.), anschließend fehlten es Nitschke (54.), Worbs (55., 60., 64.) und Schumann (62.) an der notwendigen Genauigkeit im Abschluss. Wer seine Chancen jedoch nicht nutzt, wird bestraft – diese alte Fußball-Weisheit hätte um ein Haar auch in Roßwein ihre Anwendung gefunden. Statt der Erhöhung des Grimmaer Vorsprungs hatten urplötzlich die Gastgeber die große Möglichkeit zum Ausgleichstreffer. Nach einem blitzschnell vorgetragenen Konter scheiterte Philipp Werner aus halblinker Position jedoch am glänzend reagierenden FC-Keeper Christopher Hauswald (65.), der seinem Team mit diesem Blitzreflex gegen seinen Jugendverein damit weiteres Ungemach ersparte. Dies war die einzige Roßweiner Möglichkeit in den gesamten 90 Minuten, obgleich diese jedoch für einen Treffer hätte ausreichen müssen. Torgefährlicher blieben zweifelsohne die Gäste, doch was man teilweise daraus machte, ging weit über die oft zitierte Kuhhaut. Nach Zuspiel von Markus hätte Walter zwingend für den Ausbau der Führung sorgen müssen, doch schob er die Kugel aus Nahdistanz am Tor vorbei (73.). Mit dem nächsten Angriff sollte dann allerdings etwas Ruhe einkehren. Sehr gut von Hübner eingeleitet, setzte Max Nitschke das Streitobjekt aus halbrechter Position flach ins lange Eck und ließ Werner keine Abwehrchance – 0:2 (74.). Damit war natürlich die Vorentscheidung gefallen, doch auch in der Schlussphase verpasste es der Oberligist, noch das eine oder andere Tor nachzulegen. Hübners Schuss zischte knapp über den Querbalken (80.), bei Schumanns Versuch zeigte sich Werner abermals auf dem Posten (84.). Nach Ablage von Worbs verpasste es ebenfalls Nitschke den dritten Treffer nachzulegen, indem er seinen Schuss ebenfalls zu hoch ansetzte (90.+1).

So quälten sich die Grimmaer am Ende des Tages zu einem 2:0 (1:0)-Erfolg gegen eine Roßweiner Mannschaft, die über die komplette Spielzeit kämpferisch voll dagegenhielt und alles in die Waagschale warf. FC-Coach René Behring wird mit seiner Mannschaft diese Begegnung mit Sicherheit konsequent auswerten – wohl wissend, dass diese Leistung keinerlei Oberliga-Ansprüchen genügt. Nichtsdestotrotz haben die Gäste ihr Primärziel erreicht, so dass man mit Spannung der Auslosung für die nächste Runde am Montag entgegensieht.


Allgemeine Spielbericht-Erstattung

Ex-Kicker von RB und Chemie Leipzig schießen FC Grimma eine Runde weiter

Roßwein. Fünfmal in den vergangenen acht Jahren hat sich der zum diesbezüglichen Spezialisten entwickelnde Kreisoberligist Roßweiner SV den Pokaltriumph im Fußballverband Muldental/Leipziger Land gesichert (heuer gab es ein 1:0 in einem emotionalen Derby gegen Ostrau), eine zusätzliche Belohnung war stets die Qualifikation für den Landeswettbewerb. Welcher den Mittelsachsen im vergangenen Herbst den damaligen Drittliga-Absteiger FSV Zwickau als Kontrahenten bescherte, vor 1.300 Fans war nach einem 0:5 in Runde zwei Feierabend. Mit NOFV-Oberligist FC Grimma zog der Kreisoberligist diesmal den zweitgrößten Fisch der jüngeren Geschichte an Land, allerdings kam für die ihr erstes Pflichtspiel der Saison bestreitenden Blau-Weißen mit einem keinesfalls unerwarteten 0:2 (0:1) das Aus nun schon in der 1. Runde.

Unter Leitung der einstigen Frauen-Bundesliga-Schiedsrichterin Christine Weigelt tat sich der mit je einem Sieg und einer Niederlage durchwachsen ins Spieljahr gestartete Favorit vor offiziell 128 Besuchern im Stadion an der Haßlauer Straße gegen den aufopferungsvoll kämpfenden Gastgeber ungeachtet deutlicher Feldvorteile äußerst schwer. Aufgrund zahlreicher Ungenauigkeiten und fehlendem Tempo blieb vieles Stückwerk. Dabei hatte Grimmas neuer Trainer René Behring (der 47-Jährige kam vor der Serie zusammen mit Assistent und Ex-Profi Benjamin Förster sowie einem Spieler-Quartett aus Zorbau) vor einem Gegner gewarnt, welcher absolut nichts zu verlieren hat. „Natürlich war es ganz klar unser Anspruch, die eindeutige Ausgangsposition im Ergebnis zum Ausdruck zu bringen. Um eine solche Pflichtaufgabe zu lösen und Selbstvertrauen für die kommenden Begegnungen zu tanken, war eine seriöse Einstellung gefragt.“

Wirklich zufrieden konnte Behring am Ende jedoch lediglich mit dem Resultat sein. „Wenigstens haben wir uns trotz der Priorität auf die Oberliga die Chance bewahrt, im Pokal so weit wie möglich zu kommen und irgendwann einen echten Zuschauermagneten zu erwischen. Zumal der Club jede Mark gut gebrauchen kann.“ Die Treffer für den FCG – bei dem Keeper Christopher Hauswald in seinem Wohnort auf seinen ehemaligen Verein traf – erzielten Routinier Stefan Schumann (war im Premierenjahr von RB Leipzig dort Stammkraft) in der 42. sowie Max Nitschke (kickte einst bei der BSG Chemie Leipzig) in der 74. Spielminute. Die Vorarbeit leistete jeweils Jan Hübner, einer der zahlreichen Ex-Zorbauer. Jetzt fiebern die Grimmaer der nächsten Runde entgegen und erinnern sich unter anderem an den Knaller gegen den 1. FC Lok Leipzig im März 2023.

Die Roßweiner dagegen tanzen ab sofort nur auf einer Hochzeit weiter, wobei Coach Stephan Leimner am Aufritt seiner Mannschaft überhaupt nichts auszusetzen hatte: „Im Gegenteil, eine Zwei-Tore-Differenz bei einem Drei-Klassen-Unterschied spricht schließlich eher für uns als für die Grimmaer. Wir haben die Außenseiterrolle tatsächlich mit Leben erfüllt, leidenschaftlich und clever verteidigt, die Räume geschickt eng gemacht, kaum etwas zugelassen. Und wer weiß, was passiert wäre, hätten wir die Riesengelegenheit zum Ausgleich genutzt. Schade, solche Dinger musst du in so einer Partie halt rein machen.“

Hätten die Roßweiner eigentlich lieber erst später ein Duell David gegen Goliath bestritten? „Wir haben es so genommen, wie es ist. Auch gegen ein vermeintliches Leichtgewicht kannst du böse auf die Nase fallen und ausscheiden. Es war schon in Ordnung so, eine richtige Standortbestimmung kann nie verkehrt sein, fortan gilt die totale Konzentration den Punktekämpfen. Ich bin zuversichtlich, dass wir dafür gerüstet sind.“

Heiko Henschel • Leipziger Volkszeitung


Bilder vom Spiel

Fotos: Karsten Hannover