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Totgesagte leben länger – FC Grimma sichert sich vorzeitig Oberliga-Klassenerhalt


NOFV-Oberliga Süd • 29. Spieltag

FC Grimma – FSV Motor Marienberg  6:3 (2:1)

Grimma: Hauswald – Markus, Mattheus, T. Ziffert, Spreitzer (ab 65. Choschnau) – E. Ziffert (ab 77. Stockmann) – Farkas (ab 74. Walter), Jackisch (ab 74. Ronneburg), Brand (ab 65. Schwarz), Huhn – Tröger – Trainer: St. Ziffert

Marienberg: Reichel – Martin (ab 86. Buschbeck), Anger, Werner, Graubner (ab 56. Stach) – Gottschalk – Ponomarenko (ab 46. Colditz), Schreiter (ab 86. Haase), Müller, Luge – Matthes (ab 64. Bergers) – Trainer: Rother

Schiedsrichter: Albert (Muldenhammer) – Schiedsrichter-Assistenten: Seib (Holtendorf), Runge (Deutsch-Ossig) – Tore: 0:1 Gottschalk (15.), 1:1 Huhn (22.), 2:1 Tröger (32.), 3:1 Huhn (46.), 4:1 Farkas (71.), 5:1 Jackisch (73.), 5:2 Bergers (79.), 6:2 T. Ziffert (85.), 6:3 Colditz (90.+2) – Gelbe Karten: Mattheus (Foulspiel – 10.), Jackisch (Unsportlichkeit – 74.) – Müller (Foulspiel – 7.) – Reservebänke: T. Jentzsch (Tor), Pechmann – Günther (Tor), Omerović – Zuschauer: 154 im Husaren-Sportpark zu Grimma

 

Grimma. Was mussten sich die Grimmaer Oberliga-Kicker vor einigen Monaten im erweiterten Umkreis alles anhören, Hohn und Spott waren über einen längeren Zeitraum an der Tagesordnung. Gewiss, die Leistungen waren extrem überschaubar, nicht von ungefähr fand man sich über einen längeren Zeitraum in den Niederungen der Tabelle wieder. Das Abstiegsgespenst geisterte über dem Husaren-Sportpark, viele sogenannte Experten gaben keinen Pfifferling mehr auf die Truppe und prophezeiten den Oberliga-Abstieg in dieser Saison voraus. Doch die Mannschaft strafte sämtlichen Kritikern Lügen und wehrte sich in den vergangenen neun Begegnungen, in welchen man stattliche 18 Punkte holte. Damit robbten sich die Muldestädter Woche für Woche an die Nichtabstiegszone heran – einen Spieltag vor Saisonende konnten sich die Schützlinge von Trainer Steffen Ziffert nun für die extreme Aufholjagd endgültig belohnen. Im letzten Heimspiel der Serie bezwangen die Muldestädter den Aufsteiger FSV Motor Marienberg mit 6:3 (2:1) – ein Sieg, welcher durch die gleichzeitige Niederlage des VfL Halle 96 in Halberstadt (3:4) auch rechnerisch den Oberliga-Klassenerhalt bedeutete. „Ich ziehe den Hut vor meiner Mannschaft und beglückwünsche sie zum Erreichen des Ziels. Sie hat in den vergangenen Wochen Großes geleistet“, so ein erleichterter Trainer Steffen Ziffert. „Wenn mir jemand vor zwei Monaten gesagt hätte, dass wir einen Spieltag vor Saisonende den Klassenerhalt realisieren, hätte ich ihn gefragt, ob er von den Tabletten noch welche übrig hat. Doch hat die Mannschaft Anfang April mit dem Last-Minute-Sieg in Wernigerode noch einmal einen zusätzlichen Schub bekommen und ist in den letzten Wochen über sich hinaus gewachsen. Dass wir jetzt einen Spieltag vor Schluss gerettet sind, ist der Lohn für die harte Arbeit“, so der FC-Coach, der sich in seinem letzten Heimspiel auf der Grimmaer Trainerbank mit dem klaren Sieg erfolgreich vom eigenen Publikum verabschieden konnte. Nach etwas mehr als zweijähriger Amtszeit wechselt Ziffert als Sportlicher Leiter zum Regionalligisten BSG Chemie Leipzig, der ehemalige Grimmaer Kicker René Behring wird sein Nachfolger. „Natürlich freue ich mich über den dreifachen Punktgewinn, obwohl ich mir gewünscht hätte, dass wir die Begegnung zum Ende hin viel sauberer zu Ende spielen“, so Ziffert. „Allerdings ist dies nur eine kleine Randnotiz und Jammern auf hohem Niveau. Über allem steht, dass wir mit diesem Sieg auch rechnerisch, und ohne Einfluss der aktuellen Eventualitäten hinsichtlich der Aufstiegsfragen in der Verbandsligen, den Klassenerhalt perfekt gemacht haben und dass somit auch in der kommenden Saison Oberliga-Fußball in Grimma gespielt wird. Das war das Ziel und das haben wir erreicht.“ Zifferts Gegenüber Ronny Rother, Trainer des FSV Motor Marienberg, der mit seinem Team nach einem einjährigen Oberliga-Intermezzo wieder den bitteren Gang zurück in die Sachsenliga angehen muss, fasste die 90 Minuten im Husaren-Sportpark recht nüchtern zusammen. „Wir haben recht ordentlich begonnen, waren mit dem Ball flexibel und konnten zunächst das umsetzen, was wir uns vorgenommen haben“, so der Motor-Coach. „Doch nach dem Grimmaer Ausgleich hat uns im Abwehrverhalten einfach die letzte Konsequenz gefehlt. Vor allem nach dem Wechsel waren die Gastgeber zielstrebiger, wobei man allerdings auch sagen muss, dass wir die Gegentore viel zu einfach bekommen. Fakt ist, dass wir hier nicht 6:3 verlieren müssen, doch wenn man so dilettantisch verteidigt, braucht man sich nicht wundern, wenn man in der Oberliga keine Punkte holt.“

Dabei begannen die Muldestädter diese wichtige Partie mit dem gewünschten Schwung und hätten bereits in der Anfangsphase zwingend in Führung gehen müssen. Zunächst scheiterte Robin Spreitzer aus halblinker Position am gut reagierenden Marienberger Schlussmann Lucas Reichel (6.), wenig später versuchte sich Samyr Farkas aus Nahdistanz mit der Hacke (abgeblockt, 9.) und übersah hierbei die deutlich besser postierten Robin Brand und Stefan Tröger. Kurz darauf versuchte sich Eric Ziffert aus der Distanz, doch auch hier zeigte sich Reichel auf dem Posten (11.). Umso überraschender dann die Gäste-Führung, die mit ihrer ersten Möglichkeit eiskalt zuschlugen. Nach einem zu kurz abgewehrten Eckball fasste sich Danny Gottschalk aus der zweiten Reihe ein Herz und ließ FC-Keeper Christopher Hauswald mit einem platzierten Schuss nicht die Spur einer Chance – 0:1 (15.). Dieser Gegentreffer erzeugte eine kurze Schockstarre in den Reihen der Muldestädter. Nachdem André Luge den aus seinem Tor herausstürzenden Hauswald bereits umspielt hatte, lag der zweite Gäste-Treffer durchaus im Bereich des Möglichen, wobei nur ein ungenaues Abspiel des ehemaligen Profi-Kickers von RB Leipzig sowie des FSV Zwickau dieses verhinderte (20.). Stattdessen konnten die Einheimischen fast im Gegenzug erstmals jubeln. Nach einer etwas undurchsichtigen Situation im Marienberger Strafraum gelangte die Kugel zu Jannik Huhn, der aus Nahdistanz zum 1:1-Ausgleich einlochte (22.). Die Grimmaer wähnten sich mit diesem Treffer auf dem richtigen Weg, doch musste man kurz darauf erneut tief durchatmen. Nach einer Flanke von Florian Martin stand Kevin Matthes im Sturmzentrum völlig frei, doch köpfte der Angreifer das Streitobjekt knapp am FC-Gehäuse vorbei (24.). Diese Aktion war allerdings das Signal für die Muldestädter, die fortan die Gefahr erkannten und in den eigenen Offensivaktionen etwas zwingender wurden. Der Lohn dafür war der 2:1-Führungstreffer. Nach einem verunglückten Abschluss von Christoph Jackisch erfasste Tröger als Erster die Situation und ließ Reichel aus Nahdistanz keine Abwehrchance (32.). In der Folgezeit hätten die Gastgeber den Vorsprung bis zur Pause sogar noch ausbauen können. Doch einerseits schaffte man es nicht, die durchaus vorhandenen Lücken im Marienberger Deckungsverband sauber zu bespielen, andererseits ließ man die eine oder andere Gelegenheit liegen. So reagierte Reichel zunächst nach einem Jackisch-Freistoß hervorragend (36.), anschließend drückte Toni Ziffert eine Spreitzer-Eingabe nur hauchzart am Tor vorbei (42.). Offensiv-Aktionen der Gäste blieben bis zur Pause dagegen rar, zu sehr war der Aufsteiger fortan im Defensivbereich gebunden. Die Ausnahme bildete da einzig ein Flachschuss von Jonathan Müller, welcher Hauswald jedoch vor keinerlei Probleme stellte (43.).

Nach dem Wechsel kamen die Muldestädter erneut sehr schwungvoll aus der Kabine und lenkten die Partie mit einem Auftakt nach Maß frühzeitig in die gewünschten Bahnen. Nach einem weiten Einwurf von Vincent Markus nutzte erneut Huhn eine Gäste-Unzulänglichkeit im zentralen Deckungsverband und köpfte aus Nahdistanz zum 3:1 ein (46.). Marienberg wurde mit diesem frühen Gegentreffer kalt erwischt, in der Folgezeit erarbeiteten sich die Platzherren eine deutliche Feldüberlegenheit. Allerdings agierten die Ziffert-Schützlinge im Passspiel etwas zu unsauber, ansonsten hätte man sich noch eine größere Anzahl von Möglichkeiten herausspielen können. So scheiterte Jackisch erneut mit einem Freistoß am gut reagierenden Reichel (53.), wenig später drückte abermals Jackisch eine Tröger-Flanke per Kopf nur an den Querbalken (59.). Der vierte Grimmaer Treffer lag nun in der Luft, doch erst eine Standardsituation sollte ihn herbeiführen. Nach einem Jackisch-Eckball schraubte sich Farkas im Sturmzentrum am höchsten und köpfte das Streitobjekt aus Nahdistanz in die Maschen – 4:1 (71.). Zwei Minuten später sogar das 5:1, als Jackisch vom inkonsequenten Eingreifen von Motor-Schlussmann Reichel profitierte und die Kugel von der Strafraumgrenze ins verwaiste Tor schoss (73.). Umso ärgerlicher aus FC-Sicht war jedoch, dass man im Anschluss die Partie sehr unruhig zu Ende spielte und einige Fehler im Defensivbereich produzierte. So kamen die Gäste zu ihrem zweiten Treffer, als Noel Bergers nach einer flachen Eingabe unbedrängt aus Nahdistanz vollenden konnte – 5:2 (79.). Vor dem gegnerischen Gehäuse blieben die Ziffert-Schützlinge jedoch weiter sehr torhungrig. Einen gefühlvollen Freistoß von Michel Schwarz verlängerte Toni Ziffert per Kopf zum 6:2 ins äußerste Eck (85.). Allerdings hatten die Gäste das letzte Wort und profitierten abermals von der fehlenden Konzentration der Gastgeber im Defensivbereich. Konnte Hauswald zunächst einen Kopfball von Bergers noch entschärfen (89.), verließ der FC-Schlussmann in der Nachspielzeit nach einem weiten Ball völlig unmotiviert sein eigenes Gehäuse – der eingewechselte Philipp Colditz ließ sich nicht zweimal bitten und verkürzte am Ende des Tages zum 6:3-Endstand (90.+2). So ärgerlich der zweite und dritte Grimmaer Gegentreffer auch war – letztlich waren diese Fehler glücklicherweise nicht spielentscheidend. So kannte der Jubel im Lager der Muldestädter keine Grenzen mehr, als die Kunde vom Halberstädter Heimsieg über den VfL Halle 96 die Runde machte. Damit bleiben die Grimmaer nun auch rechnerisch in der Oberliga und können daher am Samstag um 14.00 Uhr mit einem ruhigen Gefühl und ohne jeglichen Druck das letzte Auswärtsspiel in Halle bestreiten.


Bilder vom Spiel

Fotos: Karsten Hannover