NOFV-Oberliga Süd • 12. Spieltag
FC Einheit Rudolstadt – FC Grimma 4:1 (1:0)
Rudolstadt: Bresemann – Rühling, Stelzer, Szymanski, Zarschler (ab 71. Seturidze) – Rupprecht (ab 85. Kaiser), Krahnert, Schlegel, Fiedler (ab 61. Kuhn) – Riemer, Bahner – Trainer: Jähnisch
Grimma: T. Jentzsch – Walter, Bartsch, T. Ziffert, Ackermann (ab 73. Markus) – Choschnau, Diermann (ab 82. Ronneburg) – Farkas, Jackisch, Spreitzer – Tröger – Trainer: St. Ziffert
Schiedsrichter: Weiser (Kemberg) – Schiedsrichter-Assistenten: Hildebrandt (Nebra), Pfannschmidt (Weißenfels) – Tore: 1:0 Rupprecht (6.), 1:1 Tröger (61.), 2:1 Riemer (74.), 3:1 Bahner (84.), 4:1 Kuhn (90.+3) – Gelbe Karten: Bahner (Foulspiel – 87.) – Farkas (Unsportlichkeit – 44.) – Reservebänke: Schoke (Tor), Lüdicke, R. Baumann, Wachs – Böhm, Schiffel (beide Tor), Pechmann, Stockmann – Zuschauer: 148 im Städtischen Stadion zu Rudolstadt
Rudolstadt. Der FC Grimma kommt aus seiner Ergebniskrise nicht heraus. Nach vier Oberliga-Niederlagen in Folge unterlagen die Muldestädter auch beim Schlusslicht FC Einheit Rudolstadt mit 1:4 (0:1) und stecken damit weiterhin in der unteren Tabellenregion fest. Dabei war jedoch für die stark ersatzgeschwächten Muldestädter, bei denen insgesamt acht Akteure aufgrund Verletzungen und Krankheiten nicht zur Verfügung standen, durchaus etwas Zählbares möglich. Speziell nach dem Ausgleichstreffer hatte die Elf von Trainer Steffen Ziffert das Momentum auf der eigenen Seite, doch schaufelte man sich in den letzten 20 Minuten selbst das eigene Grab, indem man von der erfolgsversprechenden Spielweise unverständlicherweise komplett abwich und auf die Tugenden setzte, welche im Abstiegskampf nicht förderlich sind. Rudolstadt bestrafte die Unzulänglichkeiten resolut und kam somit zum zweiten Saisonsieg. Ob dieser im Endeffekt etwas zu hoch ausfiel, interessiert nach den 90 Minuten keinen Menschen. Fakt ist, dass die Gäste bei einem zwischenzeitlich arg taumelnden Gegner leichtfertig wichtige Punkte verspielten, welche in der aktuellen Situation wichtiger denn je gewesen wären. Demzufolge war Co-Trainer Mirko Jentzsch, der Steffen Ziffert in der anschließenden Pressekonferenz vertrat, arg enttäuscht. „Ich kann unserer Mannschaft den Willen nicht absprechen, doch treffen wir derzeit in den entscheidenden Situation oft die falsche Entscheidung. Dafür werden wir aktuell gnadenlos bestraft“, so der ehemalige Grimmaer Stürmer. „Wir haben nach unserem Ausgleich nicht mehr auf einfachen Fußball gesetzt und auf dem tiefen Platz versucht, die Dinge spielerisch lösen zu wollen. Der Gegner hat dann unsere Ballverluste konsequent bestraft, auch, weil wir dann in den entscheidenden Zweikämpfen immer zu spät kamen oder sie gar nicht führten. Das Ergebnis ist aufgrund des Spielverlaufs natürlich enttäuschend, doch werden wir in den kommenden Wochen weiterhin Gas geben, um ins aus dieser diffizilen Tabellensituation selbst wieder herauszuarbeiten.“ Auf der Gegenseite war Holger Jähnisch natürlich zufrieden. „Man hat gesehen, dass sich im Fußball vieles im Kopf abspielt. Nichtsdestotrotz war es jedoch nicht mehr als ein erster Schritt, wir haben noch einen langen und steinigen Weg vor uns“, so Jähnisch, der nach knapp vier Monaten Pause Mitte der Woche wieder auf den Trainerstuhl des FC Einheit Rudolstadt zurückgeholt wurde. „Nach unserem frühen Führungstreffer haben wir es in den ersten 30 Minuten versäumt, die eine oder andere Abschlusshandlung besser auszuspielen. Im Anschluss kam Grimma immer mehr auf, wobei wir in dieser Phase etwas zu tief standen und uns förmlich in die Halbzeit retteten. Nach dem Wechsel hatten wir zunächst weiterhin große Mühe mit den langen Bällen des Gegners und kassierten dementsprechend den Ausgleich. Allerdings hatte ich draußen trotzdem das Gefühl, dass die Mannschaft angesichts des bisherigen Saisonverlaufs heute einfach mal dran ist. Und genau das bestätigte sich in der Folgezeit, wobei das 2:1 so eine Art Brustlöser darstellte. Was im Anschluss über Wille, Emotion und Leidenschaft möglich ist, hat man gesehen. Die Truppe bekam die zweite Luft und hat sich am Ende des Tages diesen wichtigen Sieg verdient. Ob dieser nun um ein, zwei Tore zu hoch ausfiel, ist mir gerade herzlich egal. Das Wichtigste sind die drei Punkte. Aber wie gesagt, es war nur ein erster Schritt“, so das Resümee des Rudolstädter Trainer-Rückkehrers.
Dabei hatten sich die Grimmaer, trotz des Personal-Engpasses, im Vorfeld einiges vorgenommen, wohl wissend, dass der Gegner nach dem Trainerwechsel mit viel Mentalität und Emotion zu Werke gehen wird. So hatten die Gäste auch die erste Abschlusshandlung zu verzeichnen, doch setzte Robin Spreitzer einen Kopfball nur aufs Netz (3.). Drei Minuten später konnten die Muldestädter jedoch sämtliches taktisches Konzept sofort über den Haufen werfen. Nach einem Steckpass von Riemer war die Viererkette der Gäste schachmatt gesetzt – Sven Rupprecht ließ sich nicht zweimal bitten und lochte zum 1:0 ein (6.). Das, was nicht passieren durfte, trat frühzeitig ein, doch bot sich kurz darauf die sofortige Grimmaer Ausgleichsmöglichkeit. Dabei hatte Toni Ziffert mit einem Kopfball das Pech gepachtet, als er einen Eckball von Christoph Jackisch an den Pfosten setzte (9.). So entwickelte sich in der Folgezeit eine Partie auf Augenhöhe, welche auf tiefem Boden mit einer Unmenge von Zweikämpfen geprägt war. Die Gäste fokussierten sich auf einfachen Fußball – Sturmspitze Stefan Tröger gelang es immer wieder, die langen Bälle sehr gut zu verarbeiten, so dass seine Mitspieler vielversprechend nachrücken konnten. Torabschlüsse hatten jedoch erst einmal ausschließlich die Thüringer zu verzeichnen. Nach Doppelpass mit Bahner scheiterte Marco Riemer am gut reagierenden Torsten Jentzsch im FC-Gehäuse (23.), wenig später schloss abermals Riemer einen Konter etwas zu überhastet ab (vorbei, 28.). Allerdings blieben die Muldestädter ein hartnäckiger Kontrahent, der sich mehr und mehr in diese Begegnung hineinbiss. Die nächste Duftmarke setzte Moritz Diermann (37.), der jedoch die Kugel genauso über den Querbalken jagte wie Sequenzen später Samyr Farkas (38.). Die Gäste drückten das Schlusslicht nun mehr und mehr in die Defensive, so dass ein Ausgleichstreffer vor dem Wechsel durchaus dem Spielverlauf entsprochen hätte. So ging ein Raunen durch die komplette Einheit-Fangemeinde als ein abgefälschter Flachschuss von Louis Walter hauchzart am Pfosten vorbeizischte (43.). So ging es mit dem knappen Grimmaer Pausenrückstand in die Kabinen, der der Ziffert-Elf für die zweite Halbzeit noch alle Optionen offenließ.
Nach dem Wechsel nahmen die Gäste den Schwung mit und blieben mit einfachem Fußball weiter gefährlich. So bedrohte Farkas mit einem abgefälschten Schuss den Einheit-Kasten, doch ließ sich Keeper Max Bresemann nicht überlisten (49.). „Die zweite Halbzeit begann so, wie die erste endete“, so Rudolstadts Trainer Jähnisch. „Wir hatten in dieser Phase so gut wie keine Abschlusshandlung zu verzeichnen.“ Die Ausnahme war ein Versuch von Schlegel, dessen Schuss nach Zuspiel von Riemer über die Querlatte zischte (52.). So blieben die Muldestädter zielstrebiger und belohnten sich wenig später mit dem Ausgleichstreffer. Nach einer Flanke von Louis Walter stieg Tröger am zweiten Pfosten am höchsten und drückte die Kugel aus Nahdistanz zum 1:1 in die Maschen (61.). Das Spiel schien nun zugunsten der Grimmaer zu kippen, mit einem Freistoß von Jackisch war ein erneutes Achtungszeichen gesetzt (65.). Jedoch stand sich die Elf im Anschluss komplett selbst im Weg und gestattete einem mit dem Ausgleichstreffer arg gezeichneten Gegner den Wiedereintritt in die Partie. Aus völlig unerklärlichen Gründen wollte die Ziffert-Elf nach dem Torerfolg ihren Fokus auf das spielerische Element legen, anstatt weiterhin den einfachen Weg mit langen Bällen zu bevorzugen. Daraus resultierten eine Unmenge von Ballverlusten, was Rudolstadt sofort auf den Plan brachte. Nach einer Flanke von Maximilian Schlegel scheiterte Toni Stelzer per Kopf am reaktionsstarken Jentzsch (68.) – im Anschluss verfehlten sowohl Riemer per Kopf (vorbei, 69.) als auch Krahnert (vorbei, 70.), nachdem beide Situationen aus Standardsituationen Schlegels resultierten. Spätestens da hätten die Gäste gewarnt sein müssen, doch aus völlig unerklärlichen Gründen wählte man auf dem tiefem Boden weiterhin das völlig falsche Mittel. So kam es, wie es kommen musste, nach einem weiteren Fehler im Spielaufbau gerieten die Gäste komplett auf die Verliererstraße. Nach einem ungenauen Zuspiel von Schlussmann Jentzsch konnte der gerade eingewechselte und sichtlich überraschte Vincent Markus die Flanke von Rühling nicht verhindern – Riemer sagte am zweiten Pfosten artig „Danke“ und nickte zum 2:1 ein (74.). Davon erholten sich die Gäste fortan nicht mehr, mit dem nächsten schweren Lapsus war der Drops endgültig gelutscht. Nach einem folgenschweren Ballverlust von Farkas an der Mittellinie flankte Kuhn das Streitobjekt weit in Richtung des zweiten Pfostens, wo Benjamin Bahner rechtzeitig einlief und quasi ohne Gegenwehr zum 3:1 traf (84.). Zwar hatte Jackisch mit einem Freistoß abermals die Möglichkeit zum Anschluss, doch machte Bresemann das Torwart-Eck zu (89.). Stattdessen mussten die Gäste in der Nachspielzeit sogar noch den vierten Gegentreffer hinnehmen, was das Ergebnis in der Endkonsequenz wieder mehr als eindeutig aussehen ließ. Und auch hier standen die Grimmaer wieder eifrig Pate, dieses Gegentor spiegelt die aktuelle Situation der Muldestädter deutlich wider. Nach einer Eingabe von Riemer wollte Walter die Kugel im eigenen Fünfmeter-Raum mit der Brust zu seinem Torhüter zurückspielen – der eingewechselte Gregor Kuhn spritzte dazwischen und setzte mit dem 4:1 den Schlusspunkt (90.+3).
Fazit: Das Resultat klingt eindeutig und bringt die Grimmaer für den weiteren Saisonverlauf weiter arg in die Bredouille – zumal am kommenden Samstag um 13.30 Uhr der Tabellenzweite 1. FC Magdeburg II im Husaren-Sportpark gastiert. Über Zwei-Drittel der Begegnung waren die Muldestädter jedoch mindestens auf Augenhöhe, doch ist Fußball immer noch ein Ergebnissport – und hier steht beim Schlusslicht eine 1:4-Niederlage zu Buche. Es ist daher nicht zu verstehen, warum die Mannschaft in einem derart wichtigen Spiel in den letzten 20 Minuten fahrlässig alles wegwirft und komplett auf das falsche Pferd setzt. Demzufolge hat sich die Truppe diese Niederlage selbst zuzuschreiben und muss in den kommenden Wochen alle Kräfte bündeln, um sich selbst aus dieser misslichen Lage zu befreien.
Im Spiegel der Presse und der Digitalen Medien
Kellerduell endete nach dem Trainerwechsel mit erstem Heimsieg
Rudolstadt. Natürlich ist es müßig, nach zwölf Spieltagen auf die Oberligatabelle zu schauen. Aber sowohl der Gastgeber, der FC Einheit, als auch der FC Grimma, Gast aus Sachsen, schauen dennoch auf die Übersicht, mit der Absicht, den Tabellenkeller verlassen.
Einen möglichen Schritt dazu machte die Rudolstädter Vereinsführung mit einer Personalie unter der Woche. Holger Jähnisch, der den langjährigen Oberligisten am Saisonende 22/23 abgegeben hatte, übernahm die Mannschaft wieder und konnte gleich einen Erfolg einfahren. Aber der bescheidene, äußerst erfahrene Trainer wollte den ersten Heimdreier gar nicht auf den Trainerwechsel schieben. „Ich habe versucht, den Druck von der Mannschaft zu nehmen, den Spielern gesagt, dass sie bei sich bleiben und einfachen Fußball spielen müssen. Dazu gehört eben auch, dass man den Ball mal nach vorn ‚knallt’.“
Natürlich spielte das frühe Führungstor durch Sven Rupprecht den Einheimischen auf dem, das ist der Jahreszeit geschuldet, schwer zu bespielenden Rasen in die Karten. Marco Riemer bediente den Schützen mit einem gekonnten Steckpass. Pascal Wahl, B-Junioren-Trainer im Einheit-Nachwuchs und Mann am Ticker, beschrieb den Treffer so: „Rupprecht versenkte das Leder eiskalt wie Robben halblinks ins Eck.“ Das Tor habe den Matchplan komplett durcheinander gebracht, sagte Grimmas Trainer Steffen Ziffert.
Aber kurz darauf brannte es lichterloh vor dem Kasten von Max Bresemann, Doch Toni Ziffert traf per Kopf nach einem Eckball nur den Pfosten (8.). Danach verpassten es die Hausherren, eine der zahlreichen guten Möglichkeiten zur Erhöhung des Resultats zu nutzen, wobei Jähnisch an die zwei Gelegenheiten von Riemer sowie an die von Benjamin Bahner dachte. Da habe man zum Teil auch etwas überhastet abgeschlossen, bemängelte er. So blieb es beim 1:0 beim Kabinengang. In der impfte Grimmas Coach Steffen Ziffert seinen Schützlingen ein, dass ein solch knapper Rückstand aufholbar sei. „Die Partie war zwar umkämpft und sicher kein schönes Spiel, aber sie verlief ausgeglichen“, zog Ziffert ein Zwischenfazit.
Nach der Pause hatte der Einheit-Gegner wie schon zehn Minuten vor dem Wechsel bei Möglichkeiten von Moritz Diermann (36.), Samyr Farkas (37.) und Samy Christoph Jackisch (40.), wieder diese Zeit, um die recht tief stehenden Rudolstädter durch zumeist lange Bälle in deren Hälfte „festzuhalten“.
Nach einer guten Stunde dann der Ausgleich, als Stefan Tröger eine Flanke per Kopf einnetzte. Danach habe es seine Mannschaft versäumt, die Begegnung weiter zu kontrollieren, ärgerte sich der Gäste-Trainer. Holger Jähnisch lobte seine Elf hingegen dafür, wie sie das 1:1 weggesteckt habe und versuchte, selbst nach vorn zu spielen. Nach Chancen für Toni Stelzer, bei dessem Kopfball der Keeper auf der Linie rettete (68.), und Tom Krahnert (69.) lag das Leder dann wieder im Kasten der Sachsen. Eine Vorlage von Tim Rühling drückte Marco Riemer aus fünf Metern mit dem Kopf über die Linie (73.).
Nun war der FC Einheit die dominierende Mannschaft und kam noch zu zwei weiteren Treffern. Zunächst flankte der eingewechselte Gregor Kuhn nach innen, wo sich Bahner mit allem, was er hatte, in den Ball warf (89.). Dann war der Vorlagengeber selbst zur Stelle, als Riemer nach innen passte, ein Grimmaer Abwehrspieler das Leder mit der Brust zum eigenen Schlussmann zurückprallen lassen wollte, Kuhn dazwischen spritzte und einköpfte (90.+3).
Wenig später war Schluss und die Gefühlslage beider Trainer war ob des Ergebnisses natürlich höchst unterschiedlich. Das sagte uns Steffen Ziffert: „Wir haben alle drei Tore des Gegners unfreiwillig selbst vorbereitet. Deshalb stehen wir auch da unten, weil sich das schon eine ganze Weile so hinzieht. Wir wissen, dass wir eine der Mannschaften sind, die gegen den Abstieg spielen und dass unsere fußballerischen Möglichkeiten derzeit sehr begrenzt sind. Daran müssen wir arbeiten. Leider können wir die seit Wochen fehlenden vier Stammspieler nicht ohne Weiteres ersetzen.“
Das Urteil von Gegenüber Holger Jähnisch lautete so: „Im Fußball ist vieles Kopfsache. Das Ergebnis tut der Moral gut. Ich will den Spielern den Druck nehmen. Deshalb habe ich unter der Woche auch mit einzelnen Spielern gesprochen. Wichtig war heute, dass Sven Rupprecht wieder viele Läufe in die Tiefe gemacht hat. Wir müssen weiter zusammenrücken, denn wir stehen ja immer noch mit dem Rücken zu Wand. Aber wir haben heute einen Schritt davon weg gemacht.“
Hartmut Gerlach • FC Einheit Rudolstadt