NOFV-Oberliga Süd • 9. Spieltag
FC Grimma – Ludwigsfelder FC 0:1 (0:0)
Grimma: T. Jentzsch – Markus (ab 65. Rietschel), Bartsch, Ronneburg, Spreitzer – Tröger – Walter (ab 46. Böhme), Beiersdorf (ab 46. Choschnau), T. Ziffert, Pechmann (ab 46. Diermann) – Farkas – Trainer: St. Ziffert
Ludwigsfelde: Lindner – Schulz, Franke, J. Bache, Christoph – Schwarz, Obst – Kardjilov, Atanasov (ab 46. Hartmann), Nitzler (ab 88. Prötel) – Eirich – Trainer: Beck
Schiedsrichter: L. Müller (Magdeburg) – Schiedsrichter-Assistenten: Miekautsch (Lüttchendorf), Feist (Magdeburg) – Tor: 0:1 Obst (62.) – Gelbe Karten: Choschnau (Foulspiel – 55.), T. Ziffert (Unsportlichkeit – 66.) – Christoph (Unsportlichkeit – 90.+3) – Reservebänke: Böhm (Tor), Mattheus – Slotta (Tor) – Zuschauer: 81 im Husaren-Sportpark zu Grimma
Grimma. Nachdem die Kicker des FC Grimma in den letzten beiden Oberliga-Partien recht ansprechende Leistungen anboten, hat die Mannschaft am Samstag die treuen Zuschauer arg enttäuscht und jeglichen Kredit erst einmal verspielt. Im Heimspiel gegen den Ludwigsfelder FC unterlagen die Muldestädter mit 0:1 (0:0) und verzeichneten im Vergleich zu den letzten Begegnungen einen absolut unerklärlichen Leistungsabfall. Nichts von dem, was Trainer Steffen Ziffert im Vorfeld seiner Mannschaft mit auf dem Weg gab, konnte umgesetzt werden. Und da zählt auch die Ausrede nicht, dass man insgesamt sieben Spieler ersetzen musste – dies muss die Elf schon seit Wochen, wo sie bereits bewiesen hat, dass sie die Ausfälle kompensieren kann, wenn man gewisse Dinge erfüllt und abruft. Demzufolge war Coach Ziffert in der anschließenden Pressekonferenz pappensatt und sehr emotional. „Die Leistung meiner Mannschaft am heutigen Tag betrachte ich als Schlechteste, seitdem ich hier Trainer bin. Mit so einer Vorstellung haben wir in der Oberliga nichts verloren – das muss man klapp und klar so hart konstatieren. Ich kann mich nur bei den anwesenden Zuschauern für die heutige Darbietung entschuldigen und hoffen, dass sie uns in den kommenden Begegnungen trotzdem die Treue halten.“ Eigentlich wollte es der FC-Coach zur Pressekonferenz relativ kurz machen, da es in ihm mächtig brodelte, doch wurden seine Ausführungen letztlich doch noch etwas detaillierter. „Ich bin absolut enttäuscht über die Gesamtleistung meiner Mannschaft, speziell die erste Halbzeit war ohne einen einzigen Torabschluss nicht im Geringsten oberliga-würdig“, so Ziffert. „Die Trainingswoche war insgesamt absolut in Ordnung – bis auf die letzten zehn Minuten des gestrigen Abschlusstrainings. Und genau so wie wir gestern die letzten zehn Minuten die Übungseinheit absolvierten, haben wir heute auch gespielt. Für mich ist dieser Leistungsabfall im Vergleich zur Vorwoche, wo wir bei einem Spitzenteam in Plauen – bis auf die ersten zehn Minuten – ein richtig gutes Spiel machten, unerklärlich. Bei allem Respekt vor Ludwigsfelde – diesen Gegner, der heute riesige personelle Probleme hatte, hätten wir heute mit einer normaler Leistung bezwingen müssen. Das haben wir jedoch nicht, weil wir einfach schlecht waren. Demzufolge geht mein Glückwunsch an die Gäste aus Ludwigsfelde, die am Ende des Tages hier verdient gewonnen haben“, so das emotionale Resümee von FC-Trainer Steffen Ziffert. Auf der Seite der Brandenburger war die Laune natürlich eine ganz andere. „Wir sind heute sicherlich der glücklichere Gewinner“, freute sich Ludwigsfeldes Trainer Thorsten Beck, der, personell arg geschrumpft, mit nur 12 Feldspielern und zwei Torhütern nach Grimma reiste. „Angesichts unserer personeller Situation war der Ansatz für diese heutige Begegnung daher völlig klar, zumal in den letzten anderthalb Tagen noch einmal drei Neukranke hinzukamen. Ich kann meinem Team nur ein Kompliment aussprechen, wie leidenschaftlich wir hier aufgetreten sind und wie wir über 90 Minuten alles gegeben haben. Im Endeffekt reden wir von einem für uns etwas dreckigen Sieg, doch nehmen wir die drei Punkte natürlich gern mit.“
Dabei deutete sich bereits in den Anfangsminuten das Dilemma im Grimmaer Spiel an. Ludwigsfelde legte seinen Fokus auf eine kompakte Defensive, die Muldestädter verstanden es nicht, den Gegner auch nur ansatzweise unter Druck zu setzen. Der Begriff Angsthasen-Fußball trifft es dabei ganz gut – ohne jegliches Tempo schob man sich in völlig ungefährlichen Zonen den Ball immer wieder hin und her. „Wir hatten uns sehr viel vorgenommen, zumal wir natürlich den personellen Aderlass unseres Gegners mitbekommen hatten“, so Trainer Steffen Ziffert. „Ziel war es, die ersten Minuten Ludwigsfelde früh anzulaufen und richtig Druck zu machen. Dies ist uns jedoch überhaupt nicht gelungen, weil wir viel zu passiv, ängstlich und völlig blutleer aufgetreten sind. Wir haben uns in der ersten Halbzeit nicht einen einzigen Eckball erarbeitet, von einem Torschuss ganz zu schweigen – für ein so wichtiges Heimspiel ist das natürlich nicht zu akzeptieren“, fand der Grimmaer Coach recht deutliche Worte. So hatte der Gast aus Brandenburg in extrem niveauarmen ersten 45 Minuten sogar selbst zwei Torannäherungen zu verzeichnen. Zunächst strich ein Distanzschuss von Maximilian Obst knapp am Grimmaer Gehäuse vorbei (10.), nach einem Eckball köpfte der aufgerückte Innenverteidiger und letztjährige Spielertrainer Ricardo Franke die Kugel nur aufs Tordach (37.).
„Nach dem Wechsel wurde unsere Vorstellung insgesamt vielleicht ganz leicht besser, doch noch lange nicht ausreichend, um einen aufopferungsvoll verteidigenden Gegner in Bedrängnis zu bringen“, so Trainer Steffen Ziffert. Nach einer Flanke von Vincent Markus wurde ein Kopfball von Patrick Böhme in letzter Sekunde noch abgeblockt (53.), nach einer weiteren Markus-Eingabe hätten die Gastgeber mit etwas Glück von einem Selbsttor von Leon Schulz profitieren können, der bei einer Rettungsaktion um ein Haar seinen Schlussmann Lucas Lindner selbst überwunden hätte (60.). Stattdessen passte es aus Sicht der Muldestädter zum gestrigen Auftritt, dass man sich kurz darauf sogar selbst einen Gegentreffer einfing. Nach einem langen Diagonalball passte Marcel Nitzler das Streitobjekt von der linken Strafraumseite scharf nach innen – Obst stand am zweiten Pfosten goldrichtig und drückte den schwer zu nehmenden Ball zum 0:1 ins FC-Gehäuse ein (62.).
Fortan sah man natürlich lange Gesichter im Grimmaer Lager, doch hatte die Mannschaft zwei Minuten später die große Ausgleichschance. Nach einem Diagonalball in den Ludwigsfelder Strafraum hatte Markus aus halbrechter Position freie Schussbahn, doch machte Lindner reaktionsschnell das kurze Eck dichte (64.). Nichtsdestotrotz blieben diese zwingenden Offensivaktionen der Muldestädter auch in der Folgezeit eine äußerste Rarität, weil man weiterhin jegliches Tempo und den dazugehörigen Spielwitz vermissen ließ. Stattdessen konnte man sich bei Torhüter Torsten Jentzsch bedanken, dass der Rückstand nicht noch anwuchs, als er gegen den frei durchgebrochenen Nitzler reaktionsschnell auf dem Posten war (65.). „Auch nach dem Rückstand haben wir einfach zu wenig Druck erzeugt“, zeigte Trainer Ziffert in seinen Ausführungen deutlich das Manko seines Teams auf. Erst in den letzten fünf Minuten wurde man mit dem Mut der Verzweiflung etwas zwingender – viel zu wenig, wenn man solch ein richtungsweisendes Heimspiel in die eigenen Bahnen zu lenken will. Verfehlte Toni Ziffert mit einem Distanzschuss zunächst knapp das Ziel (78.), hatten die Gäste in der Schlussphase zwar die eine oder andere heikle Situation zu überstehen, jedoch einen gut aufgelegten Torhüter, der seinem Team am Ende des Tages die drei Punkte sicherte. Sehenswert tauchte Lindner bei einem verdeckten Flachschuss von Stefan Tröger rechtzeitig ab und drehte die Kugel um den Pfosten (89.), einen weiteren Distanzschuss von Robin Spreitzer lenkte der LFC-Keeper über den Querbalken (90.). Beim folgenden Eckball von Tröger wurde es nach einem Böhme-Kopfball noch einmal gefährlich, doch gut positioniert konnte Lindner auch diese Möglichkeit zunichtemachen (90.+1).
So blieb es am Ende bei der Grimmaer 0:1 (0:0)-Heimniederlage gegen einen Gegner, der angesichts der seiner personellen Lage ausgelassen die drei Punkte feierte. Die Gastgeber müssen nach dieser absolut enttäuschenden und blutleeren Vorstellung schnell wieder in die Spur kommen und sich am Samstag in der Sachsenpokal-Drittrunden-Partie beim Landesklasse-Vertreter VfB Zwenkau 02 (Anstoß: 14.00 Uhr • Sportstätte „Am Eichholz“, Zwenkau) ganz anders präsentieren, um im Anschluss mit einem ordentlichen Gefühl die nächste Oberliga-Begegnung beim Spitzenteam VfB 1921 Krieschow bestreiten zu können.
Bilder vom Spiel
Fotos: Dieter Koch