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Muldestädter fahren als Außenseiter nach Plauen

Vorschau auf den 8. Spieltag der
NOFV-Oberliga Süd

 

VFC Plauen – FC Grimma

 

Datum:            Samstag, 30.09.2023

 

Anstoß:           14.00 Uhr

 

Spielort:          Vogtlandstadion, Plauen

 

Es war ein ganz wichtiger Heimsieg, welchen Oberligist FC Grimma am vergangenen Samstag errang. Im heimischen Husaren-Sportpark wurde der FC Einheit Wernigerode mit 2:1 (1:1) in die Knie gezwungen – ein dreifacher Punktgewinn, welchen sich die Mannschaft von Trainer Steffen Ziffert aufgrund der Chancenvorteile im zweiten Durchgang auch verdiente. Nichtsdestotrotz hätten es die Muldestädter beim besten Willen nicht so spannend machen müssen, schließlich ließ man – vor allem nach dem Wechsel – zahlreiche hochkarätige Kontermöglichkeit fahrlässig aus. „Wir haben unnötigerweise bis zum Schlusspfiff zittern müssen, diese ausgelassenen Möglichkeiten haben allemal ausgereicht, um für Ruhe und Klarheit in unserem Spiel zu sorgen“, so der Grimmaer Coach nach dem Abpfiff. „Doch meine Mannschaft hat Willensstärke bewiesen und gegen einen offensiv sehr guten Gegner die drei Punkte über die Ziellinie gebracht, woraus wir Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben schöpfen sollten.“ Dabei spricht der Grimmaer Übungsleiter schon die kommende Partie am Wochenende an, wo man eine ähnliche Leistung abrufen muss, um auf dem Punktekonto weiter anschreiben zu können. Am Samstag führt die Reise zum VFC Plauen, der aktuell auf dem Vizerang zu finden ist und am vergangenen Wochenende beim Regionalliga-Absteiger VfB Germania Halberstadt mit einem 4:1 (1:1)-Auswärtssieg eine deutliche Duftmarke setzte. „Wir fahren als Außenseiter ins Vogtland, doch werden wir auch dort unsere Chance suchen“, so Steffen Ziffert. Der Anstoß im Plauener Vogtlandstadion erfolgt am Samstag um 14.00 Uhr.

Nach einem 4. Platz in der abgelaufenen Saison haben sich die Vogtländer auch in dieser Serie auf die Fahnen geschrieben, wieder im oberen Bereich der Oberliga mitzuspielen. Doch im Sommer vollzog man beim VFC personell erst einmal einen gewaltigen Umbruch. Dies begann schon auf der Trainerposition, da der seit dem 01.01.2021 im Amt befindliche Robert Fischer (39) mit Beendigung der vergangenen Saison seinen Posten zur Verfügung stellte. Recht schnell wurde man in Plauen fündig und sicherte sich die Dienste von Karsten Oswald (48), der bis in die letzten Wochen der vergangenen Spielzeit für den Sachsenligisten VfB Empor Glauchau tätig war und vorher in zwei Corona-geplagten Jahren die BSG Stahl Riesa (ebenfalls Sachsenliga) trainierte. Doch auch im Kader traten im Sommer gravierende Veränderungen auf. Mit Lucas Will, Lucas Albert (beide FSV Zwickau), Ondřej Nýber (FK Ostrov/Tschechien), Christopher Bibaku, Moritz Kretzer (beide FC Eilenburg), Philipp Sovago (Wismut Gera) oder Hassine Refai (Wacker Innsbruck) verlor das Team jede Menge Leistungsträger – insgesamt steuerten all diese Akteure sagenhafte 63 Treffer von den 82 Gesamt-Toren bei. Will wurde zudem mit seinen 27 Treffern hinter dem Krieschower Andy Hebler (34) Zweiter der letztjährigen Oberliga-Torschützenliste. Demzufolge musste man in Plauen im Sommer schon Gewaltiges unternehmen, um all diese Abgänge ersetzt zu bekommen. Nichtsdestotrotz können sich die Namen der Neuzugänge absolut sehen lassen, so dass man im Vogtland guten Mutes ist, sich auch in dieser Saison im Vorderfeld der Tabelle zu positionieren. Mit Tommy Kind (33/SV Blau-Weiß Zorbau) gelang die Verpflichtung eines echten Torjägers, der Regionalliga-Erfahrung beim ZFC Meuselwitz (41 Spiele, 2 Tore) und der BSG Chemie Leipzig (38 Einsätze, 7 Treffer) vorweisen kann und sich seit Jahren in der Oberliga (1. FC Lokomotive Leipzig, SSV Markranstädt, VfL Halle 96, Blau-Weiß Zorbau) mit insgesamt 122 Treffern ins 194 Begegnungen einen absoluten Namen gemacht hat. Ihre Sporen in der Regionalliga haben Johann Martynets (25/ZFC Meuselwitz, vorher Union Fürstenwalde) oder Max Winter (22/SV Lichtenberg 47) bereits ebenfalls verdient – auch diese beiden Spieler stellen für die VFC-Offensive eine absolute Verstärkung dar. Allerdings wurde auch für den Defensivbereich reichlich investiert. Tommy Barth (26/VfB Empor Glauchau), Tim Kießling (25/zuletzt TSV 1860 Rosenheim, vorher Bischofswerdaer FV) oder Valentin Sponer (24/TSV 1860 München II) gehören ebenfalls zu den Stammkräften und haben prompt eingeschlagen. Hinzu kommen „junge Wilde“ wie Luis Werrmann (Borussia Mönchengladbach A-Junioren/18) oder Joe Müller (FSV Zwickau A-Junioren/19), die ebenfalls schon jetzt ihre Oberliga-Tauglichkeit nachgewiesen haben. Vor allem Werrmann konnte in den ersten sieben Spielen bereits glänzen. Vier Treffer erzielte der Youngster bisher und schoss beispielsweise die SG Union Sandersdorf am 4. Spieltag beim 4:1-Heimsieg mit seinen drei Toren fast im Alleingang ab. „Trotz des gewaltigen Umbruchs im Sommer sind wir mit unserem aktuellen Kader sehr zufrieden“, stellt Trainer Karsten Oswald fest, der als Spieler Zweitliga-Erfahrung beim Chemnitzer FC (61 Spiele plus 2 DFB-Pokal-Einsätze) und Dynamo Dresden (42 Spiele, 4 Tore plus 3 DFB-Pokal-Einsätze) vorzuweisen hat. „Wichtig ist jedoch dabei, dass wir derzeit keine Verletzten haben.“ So gelang es dem VFC mit seiner neuen Mannschaft sehr gut in das neue Spieljahr zu starten. Zwar kassierte man zu Beginn einen leichten Dämpfer, als man beim Aufsteiger Motor Marienberg mit 0:1 unterlag, doch holten die Plauener in den nächsten Spielen insgesamt 16 von möglichen 18 Punkten. Im heimischen Vogtlandstadion ist man nach drei Partien noch ohne jeglichen Punktverlust (Halle 3:0, Sandersdorf 4:1, Freital 1:0), mit bisher nur fünf Gegentoren besitzt der VFC aktuell auch die beste Defensive der gesamten Oberliga. Auch im Pokalwettbewerb waren die Vogtländer erfolgreich – nach Erfolgen bei den Sachsenligisten Radefelder SV (6:0) und Motor Wilsdruff (4:1) hat man sich für die 3. Hauptrunde qualifiziert, wo man in 14 Tagen beim Landesklasse-Aufsteiger Blau-Weiß Zschachwitz anzutreten hat. „Die Auftaktniederlage in Marienberg war vielleicht etwas heilend für die nächsten Spiele, insgesamt befindet sich die junge Mannschaft auf einem guten Weg“, so Oswald. „Wir haben aktuell eine gute Phase und möchten natürlich versuchen, eine eventuell auftretende Ergebnisdelle so weit wie möglich vor uns herzuschieben. Daher ist klar, dass ich 16 Punkte nach sieben Begegnungen im Vorfeld natürlich unterschrieben hätte.“ In Sachen Saisonziel hält sich der ehemalige Mittelfeld-Regisseur, der mit Torwart-Trainer Oliver Dix aus seiner gemeinsamen Zeit beim ZFC Meuselwitz einen alten Weggefährten wieder traf, im Moment noch etwas bedeckt. „Natürlich wollen wir gern oben mitspielen, obwohl ich mit Magdeburg II, Bischofswerda, Halberstadt oder Krieschow andere Mannschaften als Aufstiegsfavoriten ansehe“, so Oswald. „Doch nichtsdestotrotz – wir wollen mitmischen, Tagesform und Spielglück werden im Laufe der Saison wichtige Faktoren sein.“ Den kommenden Gegner aus Grimma hat der VFC-Trainer am letzten Samstag selbst unter Lupe genommen – wohnhaft in Frohburg ist der Weg in die Muldestadt ja nicht allzu weit. „Ich erwarte ein schweres Spiel, Grimma hat sich gegen Wernigerode als sehr robustes Team erwiesen und war im Offensivspiel jederzeit gefährlich“, resümiert Oswald. „Für uns wird es darauf ankommen, nach dem klasse Auftritt in Halberstadt auch diesen Gegner anzunehmen und uns auf ein völlig anderes Spiel einzustellen. Dass meine Jungs aus den Ergebnissen der letzten Wochen Selbstvertrauen und Motivation gezogen haben, ist jedoch sehr förderlich.“

Im Grimmaer Lager ist man natürlich bestrebt, die kleine Serie von drei ungeschlagenen Begegnungen in Folge (inclusive Pokalspiel in Hausdorf) weiter aufrechterhalten zu lassen, doch ist man sich zweifelsohne über die Schwere der Aufgabe im Vogtland bewusst. Speziell auswärts hat man zuletzt in der Oberliga nicht die Leistungen gebracht und sich sowohl in Bischofswerda (1:4) als auch in Halberstadt (0:5) klare Niederlagen eingehandelt. Nichtsdestotrotz haben die Muldestädter aufgrund der letzten Ergebnisse etwas Selbstvertrauen getankt – speziell das Heimspiel gegen Wernigerode hat gezeigt, dass es auch ohne die langzeitverletzten Leistungsträger Robin Brand, Michel Schwarz und Max Nitschke geht, wenn sich jeder ins Mannschaftskollektiv einfügt, alle ihre individuellen Qualitäten einbringen und wenn die Truppe diszipliniert agiert. „Nach dem Sieg am vergangenen Samstag fahren wir natürlich mit einem ganz Gefühl nach Plauen, wohl wissend, dass wir erneut über die Schmerzgrenze gehen und alles in die Waagschale werfen müssen“, so Trainer Steffen Ziffert im Vorfeld. „Der VFC ist eine der Spitzenmannschaften der Oberliga und wird sicherlich mit um den Aufstieg spielen. Für uns wird es gegen eine weitere Top-Mannschaft auswärts extrem wichtig sein, dass wir uns im Vergleich zu den Partien in Bischofswerda und Halberstadt ganz anders präsentieren. Taktische Disziplin, Wille und Leidenschaft sind unabdingbar, weiterhin müssen wir versuchen, das Einfache richtig gut zu machen“, so Ziffert. Dabei erinnert sich der FC-Coach an die letztjährige Begegnung im Vogtlandstadion zurück, als die Konstellation ähnlich war. Dort führten die Muldestädter bis kurz vor Schluss mit 2:1, ehe man in der Nachspielzeit leider doch noch den Ausgleich kassieren musste. „Letztes Jahr haben wir uns in Plauen sehr gut aus der Affäre gezogen und standen in Unterzahl kurz vor dem Sieg“, so Ziffert. „Sicherlich hat uns das Gegentor zum Ausgleich damals hart getroffen, doch so wie wir damals dort aufgetreten sind, stelle ich mir das auch am Samstag vor.“ Personell sieht der Kader ähnlich aus wie am vergangenen Wochenende, insgesamt geht der Grimmaer Übungsleiter diese Aufgabe optimistisch an. „Die Truppe hat gut trainiert, alle sind fokussiert. Das macht mit Hoffnung, dass wir am Samstag ein ordentliches Spiel abliefern. Fakt ist – alle erwarten eine Plauener Heimsieg, so dass wir dort überhaupt nichts zu verlieren haben. Und genau so sollten wir auch auftreten.“

Tom Rietzschel