NOFV-Oberliga Süd • 7. Spieltag
FC Grimma – FC Einheit Wernigerode 2:1 (1:1)
Grimma: T. Jentzsch – Tröger, Bartsch, T. Ziffert, Spreitzer (ab 30. Diermann) – Ronneburg – Farkas (ab 74. Ackermann), Jackisch, Beiersdorf (ab 74. Choschnau), Pechmann (ab 46. Walter) – Böhme – Trainer: St. Ziffert
Wernigerode: Lohse – Raeck, Wersig, Hess, Treu – Lisowski (ab 56. Farwig), Singbeil, Hildach (ab 69. Litzenberg), Dörnte – Baro, Schlichting (ab 65. Popowicz) – Trainer: Deicke
Schiedsrichter: A. Stolz (Pritzwalk) – Schiedsrichter-Assistenten: Starost (Werder), Kuligowski (Potsdam) – Tore: 0:1 Lisowski (32.), 1:1 Pechmann (45.+2), 2:1 Böhme (71.) – Gelbe Karten: Hildach (Wernigerode) wegen Foulspiels (66.), Baro (Wernigerode) wegen Foulspiels (84.), Wersig (Wernigerode) wegen Unsportlichkeit (90.+4) – Reservebänke: Böhm (Tor), Mattheus, Rietschel – Effler (Tor), Engelhardt, Hill, Stahl – besondere Vorkommnisse: Verwarnung für Wernigerodes Trainer Deicke wegen Unsportlichkeit (40.) – Zuschauer: 115 im Husaren-Sportpark zu Grimma
Grimma. Nach der letztwöchigen überschaubaren Vorstellung, als man daheim gegen den Aufsteiger SV 09 Arnstadt nicht über ein torloses 0:0-Unentschieden hinauskam, hat Oberligist FC Grimma am Wochenende ein ganz anderes Gesicht gezeigt. Gegen den FC Einheit Wernigerode fuhren die Muldestädter im heimischen Husaren-Sportpark einen ganz wichtigen 2:1 (1:1)-Heimsieg ein, welcher aufgrund der deutlichen Chancenvorteile in den zweiten 45 Minuten auch durchaus als verdient bezeichnet werden kann. Während die Gäste aus dem Harz in der ersten Hälfte ihre Offensivstärke zweifelsohne unter Beweis stellen konnten, steigerten sich die Gastgeber nach dem Wechsel und deckten durch schnelle Kontersituationen die Lücken in der Hintermannschaft der Gäste immer wieder auf. Was sich die Muldestädter jedoch auf die eigenen Fahnen schreiben mussten, ist, dass man diese riesigen Gelegenheiten absolut fahrlässig ausließ und daher bis zum Ende um die begehrten drei Punkte zittern musste. Doch mit Hingabe und Leidenschaft brachten die Gastgeber den knappen Sieg über die Zeit, so dass Trainer Steffen Ziffert in der anschließenden Pressekonferenz durchaus erleichtert wirkte. „Unser Sieg ist insgesamt verdient, aufgrund unserer riesigen Kontermöglichkeiten hätten wir das Spiel jedoch viel früher entscheiden müssen“, resümierte der Grimmaer Coach. „Vor der Pause hat man die Qualitäten von Wernigerode gesehen, dort haben wir etwas zu viele Gelegenheiten zugelassen. Doch auch dort hatten wir uns bereits schon einige Möglichkeiten erspielt, aus denen wir jedoch viel zu wenig gemacht haben. Nach dem Wechsel mussten wir zwar aufgrund unserer fahrlässigen Chancenverwertung hinten raus alles investieren, doch haben wir bis zum Schluss gut verteidigt und uns in jede Flanke und jeden Schuss geworfen. Demzufolge hat sich Mannschaft für ein gutes Spiel am Ende mit den drei Punkten belohnt.“ Zifferts Gegenüber, Hannes Deicke, dessen Team nach dem letztwöchigen 5:2 (1:0)-Derbysieg über Regionalliga-Absteiger Germania Halberstadt mit reichlich Selbstvertrauen nach Grimma anreiste, war nach dem Abpfiff verständlicherweise enttäuscht. „In der ersten Halbzeit hatten wir nach unserer Führung durchaus die Möglichkeit, das zweite Tor zu machen. Jedoch hat mir bereits schon dort die Restverteidigung nach eigenen Standardsituationen nicht gefallen, was uns beim Ausgleichstreffer kurz vor der Halbzeit das Genick gebrochen hat“, so der Gäste-Trainer. „Nach der Pause haben wir zwar mutig begonnen, doch war Grimma in den Zweikämpfen heute bissiger und hat uns damit den Schneid abgekauft. Nach dem Rückstand haben wir zwar alles versucht, doch haben wir auch in dieser Phase viel zu viele Konter zugelassen, wo wir nicht oder ganz schlecht zurückarbeiten. Insgesamt hat sich die Mannschaft zwar nicht schlecht verkauft – doch einerseits war heute unser Rückwärtsgang nicht in Ordnung und andererseits waren unsere Standards nicht so zwingend, wie ich mir das vorgestellt habe. Nachdem die Vorstellung in der Vorwoche im Derby gegen Halberstadt gut war, sind wir heute daher wieder im Oberliga-Alltag angekommen.“
Nach einer Anfangsviertelstunde, welche sich hauptsächlich zwischen den Strafräumen abspielte, waren es fortan die Gäste aus dem Harz, die erste vielversprechende Offensivaktionen aufs Papier brachten. Vor allem über die Außenpositionen wurde Einheit immer wieder gefährlich, so dass die Gastgeber manch heikle Situation zu überstehen hatten. Nach einem Eckball von Niclas Treu verlängerte Mika Hess die Kugel per Kopf auf den zweiten Pfosten, doch drückte Gregor Schlichting das Streitobjekt knapp neben den Kasten (17.). Kurz darauf wurde Treu über die linke Seite gut in Szene gesetzt, doch blieb FC-Keeper Torsten Jentzsch hier hellwach und lenkte die leichte abgerutschte Flanke an die eigene Querlatte (20.). Offensivaktionen auf Seiten der Gastgeber blieben in dieser Phase noch Mangelware. Einzig Christoph Jackisch setzte eine leichte Duftmarke, doch war Franz Günther Lohse damit nicht zu bezwingen (27.). Gefährlicher war Einheit Wernigerode, nach einem Schuss von Treu wurde es abermals recht eng (drüber, 28.). Doch hatten die Gastgeber wenig später selbst die klare Möglichkeit zur Führung. Sehr gut in Szene gesetzt, war Lenny Pechmann auf der linken Seite völlig frei durch – doch anstatt selbst den Abschluss zu suchen, fand sein schlecht getimter Querpass im Anschluss keinen eigenen Abnehmer (31.). Umso ärgerlich aus Grimmaer Sicht, dass sich aus dieser Situation unmittelbar darauf der Führungstreffer der Gäste entwickelte. Nach einem blitzschnell vorgetragenen Konter war die linke Abwehrseite der Muldestädter komplett offen – nach Doppelpass mit Bocar Baro passte Kevin Hildach zum besser postierten Jannis Lisowski, der zunächst noch Jentzsch austanzte und anschließend problemlos zum 0:1 einlochte (32.). „Wahnsinn! Wir lassen selbst die klare Möglichkeit zur Führung aus und liegen 30 Sekunden später mit 0:1 in Rückstand“, ärgerte sich Trainer Steffen Ziffert direkt nach der Gäste-Führung.
Allerdings sah der Grimmaer Coach in der Folgezeit seine Mannschaft, die sich davon nicht aus der Bahn werfen ließ. Zwar waren die Muldestädter in spielerischer Hinsicht den Gästen unterlegen, doch mit Wille und Leidenschaft blieben die Platzherren hartnäckig. Erstaunlicherweise bot Wernigerode schon in der Endphase der ersten 45 Minuten im Defensivbereich einiges an, doch konnten die Gastgeber in der Folgezeit zwei große Gelegenheiten nicht nutzen. Nach einer Kopfballablage von Stefan Ronneburg stand Patrick Böhme völlig frei vor dem Einheit-Gehäuse, doch rettete Lohse hier in großem Stil (36.). Vier Minuten später fuhren die Ziffert-Schützlinge gegen eine komplette aufgerückte Gäste-Abwehr einen blitzschnell vorgetragenen Konter, doch nach Zuspiel von Böhme brachten sowohl Samyr Farkas als auch Pechmann das Streitobjekt nicht an Lohse vorbei (40.). „Solche Gelegenheiten darf man auf diesem Niveau einfach nicht liegenlassen“, so Ziffert. „Spätestens hier müssen wir zwingend den Ausgleich machen.“ Stattdessen hatten es die Muldestädter kurz darauf ihrem Schlussmann zu verdanken, dass der Rückstand nicht kurzerhand auf 0:2 anwuchs. Nach Zusammenspiel mit Schlichting passte Hildach die Kugel quer auf Baro, doch fischte Jentzsch den Flachschuss reaktionsschnell aus dem Eck (42.). „Wenn wir in dieser Situation das zweite Tor machen, geht das Spiel vielleicht am Ende in eine andere Richtung“, resümierte Gäste-Coach Deicke. Stattdessen musste der Einheit-Übungsleiter jedoch mit ansehen, wie seine Elf in der Nachspielzeit nach einem eigenen Standard in einen weiteren Konter rannte – was im Nachgang merkliche Folgen haben sollte. Am Strafraum der Harzer kam es daraufhin zu einem Pressball zwischen Pechmann und Lisowski, worauf sich die Kugel daraufhin völlig unvermittelt per Bogenlampe hinter Einheit-Keeper Lohse zum 1:1-Ausgleich ins Tor senkte (45.+2). „Dieser Treffer vor der Pause war natürlich ganz wichtig, weil wir dadurch mit einem viel besseren Gefühl in die Kabine kamen“, freute sich FC-Coach Ziffert.
Nach dem Wechsel mussten die Muldestädter jedoch erst einmal tief durchatmen. Nachdem Schlichting über die linke Seite durchbrach, stand Baro im Sturmzentrum mutterseelenallein, doch warf sich der auf der Linie stehende Moritz Diermann rechtzeitig in den Schuss und bewahrte sein Team damit vor dem abermaligen Rückstand (50.). Doch bereits Sekunden später hätte es auf der anderen Seite zwingend klingeln müssen. Nach einem Ballverlust der Gäste setzte Louis Walter perfekt Samyr Farkas in Szene, doch scheiterte der allein auf das Tor zulaufende Sommer-Neuzugang im sehr gut reagierenden Lohse (51.). Es folgten Minuten, wo man sich im Grimmaer Lager die Haare raufen musste – absolut sträflich ließ man fortan hochkarätige Möglichkeiten im Konterspiel ungenutzt. Zunächst wurde abermals Farkas von Jackisch auf die Reise geschickt, doch frei vor dem Einheit-Gehäuse jagte er die Kugel diesmal über den Querbalken (54.). Neun Minuten später brach Stefan Tröger über die rechte Seite gefährlich durch, wo Ronneburg dessen Flanke per Kopf nur haarscharf am Tor vorbeisetzte (63.). Wernigerode war in dieser Phase im Offensivspiel nicht mehr so zwingend wie in den ersten 45 Minuten und hatte im Defensivbereich aufgrund einer nicht ausreichenden Konterabsicherung große Probleme. Nach einer Flanke von Diermann ließ Farkas den nächsten Hundertprozenter liegen, als er einen Kopfball aus Nahdistanz über den Querbalken setzte (68.). „So gut wir diese Kontermöglichkeiten herausgespielt haben – wir haben einfach viel zu wenig daraus gemacht“, so Trainer Steffen Ziffert. Doch konnte der Übungsleiter der Einheimischen kurz darauf doch noch jubeln – endlich konnte man sich für die Steigerung belohnen. Erneut war ein Ballgewinn in der eigenen Hälfte der Ausgangspunkt – gegen die komplett aufgerückte Wernigeröder Hintermannschaft passte Farkas genau im richtigen Moment auf den durchstartenden Böhme, der diesmal im Eins-gegen-Eins-Duell mit Lohse die Ruhe behielt und die Kugel zur 2:1-Führung im Gäste-Tor unterbrachte (71.).
Im Anschluss setzte Wernigerode zwar alles auf eine Karte, doch richtig zwingend wurden die Deicke-Schützlinge kaum. Zwar strich ein Versuch von Hess aus spitzem Winkel knapp drüber (76.), weiterhin packte Jentzsch nach einem Distanzschuss von Maximilian Farwig sicher zu (83.) – doch mehr als Halbchancen waren dies nicht, da die Muldestädter die kostbare Führung mit großer Lauf- und Zweikampfintensität verteidigten. Einzig nach einer Eingabe von Treu wurde es nochmal gefährlich, doch machte Jentzsch im Duell gegen Popowicz rechtzeitig das kurze Eck dicht (88.). „Nach den Umstellungen haben wir zwar nochmal angeruckt, doch war es dann schwierig, gegen die kompakt verteidigenden Grimmaer noch einmal zwingend torgefährlich zu werden“, so das Resümee von Gäste-Trainer Deicke. Stattdessen hätten die Gastgeber in der Nachspielzeit nach einem weiteren Konterangriff die Partie zwingend entscheiden müssen. Nach Vorarbeit von Akam Sabah Choschnau konnte sich der völlig frei stehende Jackisch quasi die Ecke aussuchen, der jagte der Rekord-Torschütze des FC das Streitobjekt aus Nahdistanz über die Querlatte (90.+1). „Allerspätestens hier hätten wir mit dem dritten Tor für Ruhe sorgen müssen, so dass uns das Zittern bis zum Schluss erspart geblieben wäre“, fand FC-Coach Ziffert einen Punkt, wo er trotz der engagierten Vorstellung seines Teams den Finger in die Wunde legen konnte. Doch auch trotz des Chancenwuchers – es sollte reichen! Nach Abpfiff von Schiedsrichter Andy Stolz (Pritzwalk) lagen sich die Muldestädter in den Armen – aufgrund einer deutlichen Steigerung nach dem Wechsel verbleiben die drei ganz wichtigen Zähler in Grimma.
Bilder vom Spiel
Fotos: Dieter Koch