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Schicksalsspiel in Zorbau

Vorschau auf das Nachholspiel vom 27. Spieltag der NOFV-Oberliga Süd

 

SV Blau-Weiß Zorbau –
FC Grimma

 

Datum:            Freitag, 26.05.2023

 

Anstoß:           18.30 Uhr

 

Spielort:          Sportplatz Zorbau

 

Showdown in der Oberliga Süd, wobei es für den FC Grimma in den letzten drei Begegnungen ums nackte Überleben geht. Nachdem die Muldestädter am vergangenen Wochenende gegen den Tabellen-Vierten vom Bischofswerdaer FV 08 zwar ein respektables 1:1 (0:0)-Unentschieden erringen konnten, doch war der Punkt in zweierlei Hinsicht am Ende des Tages doch zu wenig. Zuallererst hatte man sich gegen den ehemaligen DDR-Oberligisten ein Chancenplus erarbeitet, was durchaus für einen Heimsieg hätte reichen können. Der zweite Faktor waren die jeweiligen Ergebnisse der Abstiegskonkurrenz. Nachdem man über Wochen immer wieder davon profitierte, dass sowohl der FC An der Fahner Höhe als auch der FSV Wacker Nordhausen in der Tabelle nicht entscheidend wegzogen, war dies am vergangenen Wochenende grundlegend anders. Fahner Höhe bezwang in heimischen Gefilden den VfL Halle 96 mit 2:1, Nordhausen drehte beim Absteiger Oberlausitz Neugersdorf einen 0:2-Rückstand in einen 4:2-Sieg um. Damit rutschten die Muldestädter mit ihren 33 Punkten auf den 15. Rang ab, Nordhausen (36) und Fahner Höhe (35) zogen damit im Klassement am FC vorbei. Wenn man bedenkt, dass man aufgrund der Reduzierung der Staffelstärke (von 18 auf 16 Teams) auf den 13. Platz einkommen muss, weiß man, was die Stunde geschlagen hat. Zu Nordhausen sind es zwar nur drei Zähler Rückstand, doch der Druck des „Gewinnen-Müssens“ darf in dieser Phase ebenfalls nicht unterschätzt werden. Ungelegen kommt ebenfalls, dass am heutigen Donnerstagabend die Begegnung zwischen Wacker Nordhausen und dem FC An der Fahner Höhe stattfindet und vom vorletzten Spieltag vorverlegt wurde, so dass eine der beiden Mannschaften den nächsten großen Schritt machen kann. Doch dies alles darf die Grimmaer nicht wirklich interessieren, auch wenn dies sicherlich leichter gesagt als getan ist. Der Fokus muss zu 110 Prozent darauf gelegt werden, die eigenen Spiele siegreich zu gestalten. Und da hat die Mannschaft von Trainer Steffen Ziffert am morgigen Freitagabend das erste Finale zu bestreiten, wenn man im Nachholspiel beim ebenfalls stark abstiegsbedrohten SV Blau-Weiß Zorbau (31 Punkte) anzutreten hat. Der Anstoß auf dem Zorbauer Sportplatz erfolgt um 18.30 Uhr.

Nachdem der SV Blau-Weiß Zorbau in der vergangenen Saison aufgrund eines energischen Endspurts den Klassenerhalt in der Oberliga sichern konnte, hatte man sich im Burgenlandkreis für diese Spielzeit etwas andere Ziele auf die Fahnen geschrieben. In einstelliger Tabellenplatz sollte es sein, schon weil man die Mannschaft im Sommer recht vielversprechend verstärkt hatte. Mit Stefan Raßmann, Valentino Schubert, Tommy Kind (alle VfL Halle 96), Marek Langr, Robin Glänzel (beide FC International Leipzig), Franz Magdeburg (FC Oberlausitz Neugersdorf) und dem Grimmaer Jan Hübner kam eine ganze Reihe von etablierten Spielern nach Zorbau, die sich bei ihren letzten Vereinen allesamt als Leistungsträger herauskristallisierten. Demzufolge sah es in der Hinrunde auch danach aus, als dass die Blau-Weißen ihre Saisonziele auch erreichen könnten. Zwischenzeitlich rangierte die Mannschaft von Trainer René Behring auf Tabellenplatz vier, man sah sich insgesamt auf einem sehr guten Weg. Doch im neuen Jahr erlebten die Zorbauer bisher einen nicht für möglich gehaltenen Einbruch. Sechs Zähler hat man im Burgenlandkreis im Jahr 2023 erst eingefahren, der einzige Sieg gelang Anfang März zu Hause mit 3:2 gegen den FC Einheit Rudolstadt. Bezüglich den Gründen hält Coach Behring, der von Sommer 2004 bis Winter 2005 als Spieler eine Grimmaer Vergangenheit besitzt, nicht hinter dem Berg. „Zuallererst haben wir bisher den Abgang von Ricky Bornschein nicht im Ansatz kompensieren können“, so der Zorbauer Trainer. Bornschein erzielte in der Hinrunde in 16 Spielen insgesamt 16 Treffer und galt damit als Lebensversicherung der Blau-Weißen. Doch im Winter wechselte der Torjäger zur II. Mannschaft der SpVgg Greuther Fürth in die Regionalliga Bayern, wo er seitdem drei Treffer selbst erzielte und vier weitere vorbereitete. Jedoch sieht Behring für den weiteren Saisonverlauf weitere Gründe. „Zweifellos hat uns Bornscheins Abgang entscheidend geschwächt, doch insgesamt sehe bei einigen Spielen eine gewaltige Diskrepanz zwischen deren Rechte und Pflichten“, so der Zorbauer Coach. „Wir hatten den einen oder anderen Nebenkriegsschauplatz und haben weiterhin sowohl in den Trainingseinheiten als auch in den Wettkämpfen nicht genügend investiert, um die Leistungen der Hinrunde zu bestätigen. Nicht vergessen möchte ich aber auch das große Verletzungspech auf der Torhüter-Position, was uns ebenfalls zurückwarf.“ Nichtsdestotrotz wird man im Burgenlandkreis jedoch die allerletzte Chance ergreifen wollen, um doch noch den bitteren Gang zurück in die Verbandsliga zu vermeiden. „Für uns ist das Spiel morgen der allerletzte Strohhalm. Schon ein Unentschieden ist zu wenig, weil wir damit ja nicht an Grimma vorbeikommen“, so Behring. „Insgesamt erwarte ich eine Begegnung, wo der Kopf mit Sicherheit eine entscheidende Rolle einnehmen wird. Es geht für beide Teams um alles, jeder Fehler kann daher Auswirkung auf die nächstjährige Spielklassen-Zugehörigkeit haben“, so der 46-Jährige, der rückblickend seine Grimmaer Zeit als äußerst wertvoll betrachtet. „Ich hatte damals eine sehr schöne Zeit an der Mulde, auf die ich sehr gern zurückblicke“, erinnert sich der Blondschopf. „Wirtschaftliche Zwänge haben mich damals dazu veranlasst, in der Halbserie 2005/06 nach Piesteritz zu wechseln – was ich im Nachgang ganz klar als Fehler betrachte.“ In insgesamt 48 Oberliga-Begegnungen lief Behring für die Muldestädter auf, in denen er 17 Treffer erzielte. „Ich habe die Zeit unter Trainer Joachim Steffens sehr genossen, zumal wir damals eine Top-Truppe hatten“, so der jetzige Zorbauer Coach.

Behrings Gegenüber Steffen Ziffert hatte zu dieser Zeit zwar schon die Muldestädter verlassen, doch kennt man sich untereinander natürlich sehr gut. Natürlich hat man im Grimmaer Lager die rapide nach unten zeigende Leistungskurve Zorbaus zur Kenntnis genommen und weiß natürlich, dass man im Burgenlandkreis selbst vor einem echten Finale steht. „So wertvoll der Punkt gegen Bischofswerda noch sein kann, ein dem Spielverlauf durchaus möglicher Sieg hätte uns natürlich weitaus besser zu Gesicht gestanden“, so der Grimmaer Coach. „Doch es ist leider kein Wunschkonzert – Möglichkeiten waren da, welche wir leider nicht genutzt haben. Zweifelsohne hat sich damit die Situation weiter verschärft, doch wenn die Mannschaft in Zorbau ähnlich auftritt, bin ich zuversichtlich“, so Ziffert. „Fakt ist: Mit einem Sieg sind wir wieder voll im Rennen.“ Dementsprechend wurde innerhalb der Trainingswoche sehr fokussiert gearbeitet, wohl wissend, dass jetzt die entscheidenden Wochen anstehen. „Ich erwarte, dass jeder Einzelne alles den Trainingseinheiten und den Wettkämpfen unterordnet und sich alle darüber bewusst sind, in welcher Situation wir uns befinden“, findet Steffen Ziffert klare Worte. „Wir haben eine ähnliche Phase letzte Saison zum Guten gelöst, wo wir in der Endphase die Punkte als Team geholt haben. Doch wenn wir es selbst nicht schaffen, unsere Spiele zu gewinnen, brauchen wir auch nicht auf die Ergebnisse der Konkurrenz schauen. Wir können es noch selbst regeln, doch nur über Resultate. Und damit müssen wir am Freitagabend zwingend beginnen – das ist alternativlos!“

Tom Rietzschel