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Denkwürdiges Pokalspiel: Grimma nach Elfmeterschießen eine Runde weiter


Wernesgrüner-Sachsenpokal • Achtelfinale

 

Großenhainer FV 90 – FC Grimma  8:10 n.E. (2:2, 4:4, 4:5, 5:5)

Großenhain: Müller – Prentki (ab 76. Hennig), Scholz, Baumann, Kunze – F.-J. Zech (ab 92. M. Brunzel) – Scharfe, K.-L. Zech (ab 113. Klömich), Th. Kutsche, Schäfer (ab 86. Voigt) – Fricke – Trainer: Dieske

Grimma: Evers – Konzok (ab 86. Walter), Bartsch, Ronneburg (ab 46. Schwarz), Mattheus (ab 100. Diermann) – Brand, Albert, Beiersdorf – Griesbach, Tröger, Spreitzer – Trainer: St. Ziffert

Schiedsrichter: Nixdorf (Dresden) – Schiedsrichter-Assistenten: Britschka, Nitzsche (beide Dresden) – Tore: 1:0 Schäfer (8.), 1:1 Brand (12.), 1:2 Brand (31., Foulstrafstoß – Kunze an Beiersdorf), 2:2 F.-J. Zech (40.), 3:2 Fricke (63., Foulstrafstoß – Brand an K.-L. Zech), 3:3 Brand (71.), 4:3 Hennig (77.), 4:4, 4:5 Walter (90.+1, 97.), 5:5 Baumann (110.) – Elfmeterschießen: 5:6 Brand , 6:6 Fricke, 6:7 Albert, 7:7 Kunze, 7:8 Schwarz, Voigt – gehalten, 7:9 Beiersdorf, 8:9 Hennig, 8:10 Tröger – Gelbe Karten: Scholz (Foulspiel – 37.), Prentki (Foulspiel – 66.), F.-J. Zech (Unsportlichkeit – 90.+1), Voigt (Foulspiel – 120.) – Brand (Foulspiel – 50.), Beiersdorf (Unsportlichkeit – 71.), Spreitzer (Foulspiel – 100.) – Gelb-Rote Karten: Griesbach (Grimma) wegen wiederholter Unsportlichkeit (115.) – Reservebänke: Hauke (Tor), Max Kutsche, Moritz Kutsche – Schiffel (Tor) – Zuschauer: 261 im Sportpark Bürgerzentrum (Kunstrasen) zu Großenhain

 

Großenhain. Oberligist FC Grimma hat sich für das Viertelfinale des Wernesgrüner-Sachsenpokals qualifiziert. In einem denkwürdigen Spiel setzten sich die Muldestädter beim Sachsenliga-Spitzenteam Großenhainer FV 90 mit 10:8 (2:2, 4:4, 5:4, 5:5) nach Elfmeterschießen durch, wobei man in den kompletten 120 Minuten ein reinstes Wechselbad der Gefühle erlebte. Kurz vor Ende der regulären Spielzeit setzte niemand der 261 Zuschauer im Großenhainer Sportpark Bürgerzentrum auch nur einen Pfifferling auf die Gäste, welche aufgrund einer enormen Willensleistung jedoch in der zweiten Hälfte immer wieder zurückkamen. In der Verlängerung schien sich das Blatt dann endgültig auf die Seite der Muldestädter zu wenden, doch brachten die Ziffert-Schützlinge eine 5:4-Führung nicht über die Zeit. Am Ende des Tages musste daher die „Lotterie“ Elfmeterschießen entscheiden, bei welchem sich alle Grimmaer Schützen als äußerst abgezockt erwiesen und Schlussmann Jan Evers sein Team mit einem gehaltenen Elfmeter von Voigt auf die Siegerstraße brachte. „Letztendlich hat die glücklichere Mannschaft gewonnen“, resümierte ein sichtlich erleichterter Grimmaer Trainer Steffen Ziffert. „Großenhain hat uns erwartungsgemäß alles abverlangt, hätte jedoch kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit den Sack zumachen müssen. Dass meine Mannschaft gleich mehrfach zurückkam, spricht für sie – auch wenn wir natürlich genügend Luft nach oben hatten. Jetzt freuen wir uns jedoch auf das Viertelfinale gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig.“ Dieses absolute Highlight gegen den Regionalligisten und Traditionsverein ist vom Sächsischen Fußball-Verband für Samstag, den 25. März um 14.00 Uhr angesetzt.

Dabei begann die Begegnung aus Grimmaer Sicht so, wie sie keinesfalls beginnen sollte. Die personell arg gebeutelte Truppe hatte in den Anfangsminuten riesengroße Probleme und sah sich kurzerhand mit 0:1 in Rückstand. Perfekt lief Stephan Schäfer in eine Eingabe von Franz-Josef Zech und ließ Evers mit einem Kopfball-Aufsetzer nicht die Spur einer Chance (8.). Doch glücklicherweise antworteten die Muldestädter prompt und kamen mit ihrer ersten Torannäherung umgehend zum Ausgleich. Eine langgezogene Flanke von Felix Beiersdorf fand den am zweiten Pfosten einlaufenden Robin Brand, der per Kopf zum 1:1 ausglich (12.). Allerdings blieb der Sachsenligist in den ersten 25 Minuten im Offensivspiel zielstrebiger, vor allem mit Diagonalbällen brachte man den Oberligisten defensiv immer wieder in arge Nöte. So rettete Evers zunächst nach einer Direktabnahme von Schäfer mit einer herausragenden Parade (20.), anschließend sprang die Kugel nach einem Freistoß des Ex-Grimmaer Marcel Fricke von der Lattenunterkante ins Spielfeld zurück (24.).

Doch mit fortlaufender Spielzeit wurden die Gäste in ihren Offensivbemühungen zwingender. Gut von Stefan Tröger in Szene gesetzt, strich ein Versuch von Robin Spreitzer knapp am Tor vorbei (26.), anschließend lenkte Tom Müller im Großenhainer Gehäuse einen Schlenzer von Tröger spektakulär ans Lattenkreuz (29.). So fand der Favorit in der Folgezeit immer besser in die Begegnung, was alsbald auf der Anzeigetafel zum Ausdruck gebracht wurde. Als Beiersdorf von Sepp Kunze im GFV-Strafraum nur regelwidrig gestoppt wurde, konnte Schiedsrichter Nixdorf (Dresden) gar nicht anders, als auf den ominösen Punkt zu zeigen. Brand ließ sich nicht zweimal bitten und schickte Müller in die falsche Ecke – 1:2 (31.). Bei zwei anschließenden Freistößen von Beiersdorf hätten die Gäste das Ergebnis gar ausbauen können, doch während beim ersten das Streitobjekt knapp das Ziel verfehlte (33.), reagierte Müller beim leicht abgefälschten zweiten glänzend (38.). Die Grimmaer hatten die Begegnung mittlerweile richtig gut unter Kontrolle, doch kamen die Einheimischen wie aus dem Nichts noch vor der Pause zum abermaligen Ausgleich. Nach einem Schussversuch fiel die Kugel im Anschluss Franz-Josef Zech regelrecht vor die Füße, welcher Evers mit einem platzierten Schuss zum 2:2-Halbzeitstand überwand (40.).

Auch nach dem Wechsel setzte sich die vogelwilde Partie fort, wobei die Anfangsminuten erneut den Gastgebern gehörte. Die Muldestädter starteten ähnlich schläfrig wie in der ersten Halbzeit, Großenhain wirkte zunächst deutlich präsenter. So musste Evers zunächst nach einem Freistoß von Fricke beherzt zupacken (51.), anschließend strich ein Versuch von Baumann nur um Haaresbreite am FC-Gehäuse vorbei (53.). Den Gästen gelang es nur allzu selten konstruktive Offensivaktionen zu starten, so dass die folgende Führung des Sachsenligisten dem Spielverlauf durchaus entsprach. Nach einem Grimmaer Ballverlust im Vorwärtsgang entschied Referee Nixdorf nach einer Strafraum-Attacke von Brand an Karl-Ludwig Zech diesmal auf Elfmeter für die Gastgeber, welchen Fricke souverän zum 3:2 verwandelte (63.). Drei Minuten später wurde es vor dem FC-Gehäuse abermals eng, doch köpfte Schäfer die Kugel knapp über den Querbalken (66.).

In dieser Phase lief bei den Grimmaer weiterhin recht wenig zusammen, doch kämpfte man sich zurück und war kurzerhand wieder im Spiel. Nach einem langen Ball von Lucas Bartsch spitzelte der rechtzeitig startende Moritz Griesbach das Streitobjekt vorbei am herausstürzenden GFV-Keeper Müller – Brand hatte nach dem anschließenden Querpass keine Mühe, die Kugel zum 3:3-Ausgleich im verwaisten Tor unterzubringen (71.). Doch wie gewonnen, so zerronnen. Im Gefühl, nun wieder im Spiel präsent zu sein, leisteten sich die Gäste im Vorwärtsgang den nächsten Ballverlust, was den Gastgeber erneut auf die Siegerstraße brachte. Der gerade eingewechselte Felix Hennig ließ sich nicht zweimal bitten und schloss den Konter mustergültig per unhaltbarem Flachschuss zum 4:3 ab (77.).

Zwar versuchten die Gäste in der Schlussphase noch einmal das Ruder herumzureißen, doch richtig zwingend wurden die Muldestädter kaum. Zwar versuchte sich Spreitzer mit einer Direktabnahme, doch war Müller damit nicht zu bezwingen (88.). Stattdessen hätten die Gastgeber kurz darauf die Partie endgültig müssen. Nach einem blitzschnell vorgetragenen Konter hatte Franz Voigt nur noch Evers vor sich, doch bewahrte der Grimmaer Torwart seine Elf per Sensationsreflex vor dem endgültigen Aus (89.). So setzten die Gäste nach dieser Situation alles auf eine Karte – einen Freistoß aus dem Halbfeld sollten die Muldestädter noch bekommen. Als Beiersdorf diesen genau auf den Kopf des einlaufenden Brand servierte, prallte die Kugel zwar vom Pfosten zurück, doch der gerade eingewechselte Louis Walter schaltete am schnellsten und lochte zum vielumjubelten, für die meisten nicht mehr für möglich gehaltenen, 4:4-Ausgleich ein (90.+1). Unfassbar, auf den letzten Drücker sprang der Oberligist dem Tod von der Schippe und schaffte es doch noch in der Verlängerung.

Dort angekommen, hatten abermals die Gastgeber die erste Tormöglichkeit zu verzeichnen, doch nach Zuspiel von Fricke rettete Evers gegen den eingewechselten Martin Brunzel sensationell (95.). Auf der Gegenseite machten es die Muldestädter besser und drehten mit einem hervorragend vorgetragenen Angriff die Begegnung komplett. Sehr gut von Brand eingeleitet, zog Griesbach die Kugel von der rechten Seite flach nach innen – erneut lauerte Walter im Sturmzentrum und lochte zum 4:5 ein (97.). Nun schien sich das Pendel zugunsten der Ziffert-Schützlinge zu neigen, doch sollte sich auch in der Verlängerung das Auf und Ab fortsetzen. Großenhain kam nochmals zum Ausgleich, die Zuschauer trauten ihren Augen kaum. Nach einem Fricke-Eckball setzte sich Innenverteidiger Tim Baumann resolut in der Luft durch und nickte zum 5:5 ein (110.). Fortan war es aus Grimmaer Sicht ausschließlich ein Kampf gegen die Uhr. Die Einheimischen mobilisierten fortan alle Kräfte und agierten die letzten fünf Minuten sogar in Überzahl. Aufgrund einer wiederholten Unsportlichkeit wurde Griesbach von Schiedsrichter Nixdorf vorzeitig mit Gelb-Rot vom Platz gestellt – diese Entscheidung mag vielleicht dem strikten Regelbuch entsprechen, doch anhand der Umstände hinsichtlich dieser Situation war sie völlig unangemessen und schwer zu akzeptieren (115.). Die Gastgeber ruckten daraufhin weiter an, doch als Evers ein weiteres Fricke-Geschoss reaktionsschnell abwehrte (120.+1), sollte letztlich das Elfmeterschießen über das Weiterkommen Gewissheit bringen.

Vom Strafstoßpunkt erwiesen sich zunächst jeweils die ersten beiden Schützen beider Teams als nervenstark. Die Grimmaer Robin Brand und Sebastian Albert legten vor, die GFV-Akteure Marcel Fricke und Sepp Kunze zogen nach. Anschließend verwandelte Michel Schwarz ebenfalls souverän, ehe die große Stunde von FC-Torwart(-Trainer) Jan Evers schlug. In großem Stil ahnte er die Ecke und parierte den Elfmeter von Voigt, womit er sein Team auf die Siegerstraße brachte. Sowohl Felix Beiersdorf (Grimma) als auch Felix Hennig (Großenhain) verwandelten daraufhin, ehe Stefan Tröger mit seinem entscheidenden Elfmeter Tom Müller keine Chance ließ und damit den Einzug ins Viertelfinale für den FC Grimma sicherstellte.

Fazit: Ein in die Annalen eingehendes Pokalspiel, welches man sicherlich nur alle 10 bis 15 Jahre erlebt. Kompliment an den Großenhainer FV, welcher sich nach großem Kampf ebenfalls das Viertelfinal-Ticket verdient gehabt hätte. Am Ende waren die Grimmaer in der „Lotterie“ Elfmeterschießen die Glücklicheren und zogen somit ins Pokal-Viertelfinale ein.

Tom Rietzschel