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Letztes Heimspiel des Jahres – Grimma empfängt Halle 96

Vorschau auf den 16. Spieltag der NOFV-Oberliga Süd

 

FC Grimma – VfL Halle 96

 

Datum:            Samstag, 10.12.2022

 

Spielort:          Husaren-Sportpark, Grimma

 

Anstoß:           13.00 Uhr

 

Alles war vorbereitet, als am vergangenen Samstagmorgen um 7.30 Uhr das Handy von Tom Rietzschel klingelte. Am anderen Ende war Frank Terks, Geschäftsstellenleiter des Bischofswerdaer FV 08, der dem Grimmaer Team-Manager die Absage der Oberliga-Begegnung der Muldestädter in der Oberlausitz mitteilte. Durch die Wetterkapriolen waren Zufahrtsstraßen und -wege im Umfeld der Bischofswerdaer Volksbank-Arena derart vereist, dass die Sicherheit für die Besucher nicht mehr gewährleistet werden konnte. Weiterhin waren auch einige Abschnitte im Stadion durch Blitzeis nicht passierbar, so dass die Absage der Oberliga-Partie unausweichlich war. Für die Muldestädter war dies binnen 14 Tagen bereits der zweite kurzfristige Spielausfall. Sehr ärgerlich, nachdem die Pokal-Partie in Großenhain zwei Wochen zuvor aufgrund der Unbespielbarkeit der Plätze ebenfalls am Morgen des Spieltages zum Opfer fiel. Daher musste die Mannschaft von Trainer Steffen Ziffert am vergangenen Wochenende tatenlos zusehen, doch verliefen die Ergebnisse der Kontrahenten glücklicherweise recht zufriedenstellend, so dass die Muldestädter im Klassement nicht weiter abrutschten. Doch damit sind wir genau beim Thema! Seit insgesamt acht Oberliga-Begegnungen in Folge sind die Grimmaer ohne jeglichen dreifachen Punktgewinn (sechs Unentschieden, zwei Niederlagen), so dass man nach einem sehr vielversprechenden Saisonstart so langsam in die kritische Zone durchgereicht wurde. Aktuell sind die Muldestädter auf Rang zehn zu finden, doch ist der erste Abstiegsplatz nur noch ein winziger Zähler entfernt. Daher stehen den Grimmaern an den kommenden beiden Wochenenden zwei absolut bedeutungsvolle Begegnungen ins Haus – mit einem guten Gefühl will man das Kalenderjahr 2022 abschließen. Gastiert am Wochenende der VfL Halle 96 im Husaren-Sportpark, müssen die Muldestädter ihre Visitenkarte am kommenden Samstag zum Abschluss-Spiel der Hinrunde beim extrem heimstarken FSV Wacker 90 Nordhausen abgeben. Der Fokus liegt allerdings zu einhundert Prozent erst einmal auf der Begegnung gegen den aktuellen Tabellendritten aus der Saalestadt, wo man alles in die Waagschale werfen muss, um hoffentlich den Bock umstoßen zu können. Der Anstoß im Husaren-Sportpark erfolgt am Samstag bereits um 13.00 Uhr.

Mit dem VfL Halle 96 gibt ein absolutes Oberliga-Inventar am Samstag seine Visitenkarte in Grimma ab. Seit der Saison 2009/10 ununterbrochen in dieser Spielklasse aktiv, hat sich die Mannschaft in den vergangenen Jahren stetig stabilisiert und gehört seitdem zu den Spitzenmannschaften der Liga. Hauptverantwortlich dafür war Trainer René Behring, der im Sommer 2016 im Stadion am Zoo übernahm und die Mannschaft Jahr für Jahr tabellarisch verbessern konnte. Doch im Oktober des vergangenen Jahres endete die Zeit des ehemaligen Grimmaer Angreifers an der Saale – nach einer 3:4-Niederlage im Pokal-Achtelfinale beim Verbandsligisten BSV Halle-Ammendorf musste Behring gehen. Auch, weil der VfL damals aus den ersten acht Begegnungen nur zwölf Zähler holte und man im Vorfeld mit riesengroßen Erwartungen in die Saison ging. Nach der Interimslösung Gilbert Hernandez präsentierte man im November 2021 mit Farih Kadić einen alten Bekannten im Stadion am Zoo – von Sommer 2013 bis Dezember 2015 war der Bosnier unter Lars Holtmann bereits Co-Trainer beim VfL. Unter dem neuen Coach kamen die Hallenser in der Endabrechnung letztlich auf den 8. Rang ein, doch musste die Trainerposition im Sommer wiederum neu besetzt werden. Der Grund dafür lag darin, da Kadić als Präsident des Vereins gewählt wurde und er eine Doppelfunktion im Vorfeld kategorisch ausschloss. Allerdings gelang es den Trothaern, Kadić auf der Trainerposition mehr als adäquat zu ersetzen. So konnte man mit der Verpflichtung von Dieter Hausdörfer (61) eine echte Trainer-Ikone für den Verein gewinnen. Hausdörfer war von Sommer 1992 bis Frühjahr 2007 ununterbrochen auf der Kommandobrücke des SV Dessau 05 und konnte mit den Kickern aus dem Schillerpark in den Jahren 2004 und 2006 jeweils den Oberliga-Aufstieg realisieren. Nachdem im März 2007 das Dessauer Schiff ins Schlingern geriet, wurde Hausdörfer nach fast 15 Jahren Trainer-Tätigkeit bei den Schwarz-Weißen entlassen und durch Damian Halata ersetzt. Im Anschluss daran wechselte Hausdörfer zum Fußballverband Sachsen-Anhalt, wo er bis zum heutigen Tag als Landestrainer angestellt ist. Als er im Sommer diesen Jahres jedoch das Angebot aus Halle bekam, sagte er spontan zu. Dort musste er zwar den Abgang solch Leistungsträger wie Tommy Kind, Valentino Schubert und Stefan Raßmann (alle Blau-Weiß Zorbau) verkraften, doch stellte man ihm am Zoo einen schlagkräftigen Kader zur Verfügung. Mit den Verpflichtungen von Jegor Jagupov (ZFC Meuselwitz), Martin Ludwig und Martin Dierichen (beide Union Sandersdorf) oder den im Laufe der Saison noch geholten Francesco Lubsch (reaktiviert, vorher Meuselwitz) und Nils Halbauer (Einheit Rudolstadt) traf man beim VfL richtig ins Schwarze, was der derzeitige 3. Tabellenplatz mehr als zum Ausdruck bringt. „Ich bin mit dem bisherigen Saisonverlauf natürlich zufrieden, immerhin mussten wir im Sommer insgesamt zehn Neuzugänge einbauen“, so Hausdörfer. „Dass der Kader sinnvoll zusammengestellt wurde, zeigt sich in der aktuellen Entwicklung der Mannschaft. Natürlich bin ich sehr froh, dass der Eingewöhnungsprozess so schnell praktiziert wurde. Die Truppe hat sich als Team auf dem Platz gefunden.“ Dabei ist vor allem die derzeitige Heimstärke der 96er absolut beeindruckend. Von den bisherigen acht Begegnungen im heimischen Stadion am Zoo konnte der VfL sieben gewinnen, einzig gegen Wernigerode musste man beim torlosen 0:0-Remis Punkte abgeben. Unter anderem musste auch Spitzenreiter FC Eilenburg in Halle eine 0:1-Niederlage einstecken, was die Qualitäten der Trothaer eindrucksvoll unterstreicht. Mit aktuell zwei Zählern Rückstand zum Spitzenreiter aus Nordsachsen haben sich die Hallenser für den weiteren Saisonverlauf zweifelsohne alle Türen offen gehalten. Doch bremst Hausdörfer etwas die Euphorie, erkennt der erfahrene Coach natürlich noch Verbesserungspotenzial. „Unsere Mannschaft ist sehr jung, da kann es zwangsläufig noch zu Leistungsschwankungen kommen“, so der 61-Jährige. „Dies zeigt sich vor allem auswärts, wo wir natürlich in Zukunft zulegen müssen.“ Auf fremden Plätzen hat der VfL von 21 möglichen Zählern erst fünf geholt, so dass man den Ausführungen des 96-Coaches durchaus folgen kann. „Wir wollen in dieser Saison das maximale Entwicklungspotenzial aus der jungen Mannschaft herausholen und dies unabhängig von einem Tabellenplatz festmachen“, so Hausdörfer. „Es geht darum, dass die Truppe als Team den nächsten Schritt macht.“ Hinsichtlich der Begegnung in Grimma spricht man in Halle nur in höchsten Tönen vom Gegner. „Ich erwarte für uns ein schweres Spiel, auch, weil wir uns auswärts zuletzt immer sehr schwer getan haben“, so Coach Hausdörfer. „Grimma hat eine sehr gute Mannschaft, wo einige Akteure auch schon höherklassig gespielt haben. Für mich ist es nur eine Frage der Zeit, wann sich die Qualität des Kaders auch auf dem Punktekonto niederschlägt. Ich hoffe nicht schon am Samstag gegen uns“, schmunzelt der Übungsleiter des VfL.

Für die Grimmaer kommt es indes darauf an, im letzten Heimspiel des Jahres noch einmal alle Kräfte zu bündeln und einen Schritt in die richtige Richtung zu machen. „Wir befinden uns im Abstiegskampf und wollen unsere Sieglos-Serie natürlich durchbrechen“, spricht Trainer Steffen Ziffert das Ziel für das Wochenende recht deutlich an. „Halle ist eine unbequeme Mannschaft und mit Sicherheit auch in der Favoriten-Position, doch werden wir alles versuchen, um unser letztes Heimspiel des Jahres positiv zu gestalten. Dazu ist jedoch eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den letzten Wochen unabdingbar.“ In Hinblick auf diese wichtige Begegnung hat sich die Mannschaft innerhalb der Trainingswoche bisher sehr ordentlich präsentiert, so dass man gut vorbereitet diese schwierige Aufgabe angehen kann. „Wir müssen wieder die einfachen Dinge im Fußball gut machen, genau das hat die Mannschaft im letztjährigen Saisonfinish vorgemacht“, so der Grimmaer Coach. „Wenn wir dort wieder hinkommen, werden wir auch wieder Siege einfahren. Doch dazu müssen wir einerseits mit Leidenschaft und Hingabe unser Tor verteidigen und andererseits vor dem gegnerischen Tor einfach kaltschnäuziger agieren.“ Personell wird man auf der einen oder anderen Position umbauen müssen, doch ist man im FC-Lager durchaus optimistisch, dass diese Veränderungen greifen. „Ich erwarte, dass alle Spieler wissen, worum es geht“, gibt der Grimmaer Übungsleiter seine Vorstellung klar vor. „Letzte Saison war es schon ein Tanz auf der Rasierklinge, was wir uns in dieser Spielzeit natürlich ersparen wollten. Noch haben wir es selbst in die Hand, die Gegebenheiten in unsere Richtung zu steuern und nicht wieder in die Bredouille zu geraten. Demzufolge erwarte ich, dass jegliche Nebensächlichkeiten jedes Einzelnen in den Hintergrund rücken und die beiden letzten Begegnungen gegen Halle 96 und in Nordhausen zu einhundert Prozent in den Fokus rücken. Sollte uns dies gelingen, bin ich mir sicher, dass zur Winterpause weiterhin über dem Strich positioniert sind. Dann hätten wir uns für die Rückrunde eine ordentliche Ausgangsposition erarbeitet“, so Ziffert. Demzufolge sollten die Muldestädter bereits am Samstag den ersten Schritt dafür tun und aus der Außenseiterrolle dem Gegner einen beherzten Fight liefern. Ziffert: „Doch dafür müssen wir die Schaltpausen im Defensivbereich minimieren und selbst vor dem gegnerischen Tor immer wieder Gefahr ausstrahlen. Wenn wir das auf den Platz bekommen, bin ich sehr optimistisch.“

Tom Rietzschel