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„Steigerung auf allen Ebenen unabdingbar“

Vorschau auf den 12. Spieltag der NOFV-Oberliga Süd

 

FC Grimma – VfB Auerbach

 

Datum:            Samstag, 05.11.2022

 

Spielort:          Husaren-Sportpark, Grimma

 

Anstoß:           13.30 Uhr

 

Nach wettbewerbsübergreifend acht Spielen ohne Niederlage hat es den FC Grimma am vergangenen Freitag erstmals wieder erwischt. Bei der SG Union Sandersdorf unterlagen die Schützlinge von Trainer Steffen Ziffert mit 1:3 (1:2) und konnten in den gesamten 90 Minuten nicht ihr Leistungsmaximum abrufen. Sandersdorf war an diesem Tag handlungsschneller, wirkte mannschaftlich geschlossener und bestrafte die Fehler im Grimmaer Rückwärtsgang eiskalt. „Diese Niederlage hatte sich aufgrund der vorherigen Begegnungen etwas angebahnt“, so Trainer Steffen Ziffert im Nachgang. „In diesen Begegnungen sind wir durch Leidenschaft, Moral und Nachdruck zwar jedes Mal zurückgekommen, doch fußballerisch haben wir auch dort keineswegs überzeugt. In Sandersdorf setzte sich dies fort, zumal wir erneut die ersten 30 Minuten komplett verschlafen hatten. Nach unserem zwischenzeitlichen Anschlusstreffer keimte zwar wieder etwas Hoffnung auf, doch war unsere Leistung am letzten Freitag einfach nicht gut genug, um etwas Zählbares mitnehmen zu können.“ Dementsprechend wurden die Zügel in den Einheiten innerhalb der Trainingswoche etwas angezogen, weiterhin wurde die Partie in Sandersdorf sehr intensiv ausgewertet. Nun liegt es an der Mannschaft selbst, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen – zumal die kommenden Aufgaben nicht einfacher werden. Dies beginnt schon am Samstag, wenn der Regionalliga-Absteiger VfB Auerbach um 13.30 Uhr im Husaren-Sportpark gastiert.

Insgesamt zehn Spielzeiten dauerte das Intermezzo der Vogtländer in der Regionalliga Nordost an, ehe man im Sommer den bitteren Weg zurück in die Oberliga antreten musste. In den 38 Begegnungen konnte die Mannschaft von Trainer Sven Köhler (56) nur fünfmal den Platz als Sieger verlassen – 23 Zähler waren am Ende des Tages natürlich zu wenig, um die Regionalliga halten zu können. Was kam, war ein gewaltiger personeller Umbruch – Stützen wie Aleksandrs Guzlajevs (Altglienicke), Thomas Stock, Philipp Müller (beide Wildenau), Niclas Kubitz (Greifswald), Michail Fragkos (PASA Irodotos) oder Johann Weiß (Bischofswerda) verließen den VfB und schlossen sich anderen Vereinen an.  Aufgefangen wurden diese Abgänge allesamt von jungen, hungrigen Akteuren, die sich nun in der Oberliga ihre Sporen verdienen sollen. Allerdings gelang es den Auerbachern dennoch, den einen oder anderen Leistungsträger weiterhin an den Verein binden zu können. An allererster Stelle ist da sicherlich Torjäger Marc-Philipp Zimmermann zu nennen. Seit Januar 2017 beim VfB, erzielte er in 143 Regionalliga-Spielen für die Auerbacher sagenhafte 81 Treffer. Auch in dieser Oberliga-Saison hat die VfB-Lebensversicherung in elf Begegnungen schon wieder vier Mal zugeschlagen. Weitere Stützen aus der letztjährigen Saison sind der derzeit verletzte Abwehrchef Marcin Sieber, Kapitän und Torhüter Stefan Schmidt sowie Mittelfeld-Regisseur Ondřej Brejcha. Ansonsten hat man beim VfB den Kader extrem verjüngt, so dass man im Vogtland zum Start einige Probleme hatte, um in die Oberliga zu kommen. Erst zwei Saisonsiege stehen bisher auf dem Konto (2:0 in Bautzen, 3:1 gegen Nordhausen), in sechs weiteren Begegnungen reichte es nur zu Punkteteilungen. „Trotz des personellen Umbruchs hatten wir gehofft, ein paar Punkte mehr einfahren zu können“, resümiert Trainer Sven Köhler die bisherigen elf Saisonspiele. „Jedoch waren wir nicht blauäugig, so dass uns klar war, dass die jungen Spieler Leistungsschwankungen unterliegen und daher etwas mehr Zeit benötigen.“ Mit zwölf Zählern aus den ersten elf Partien belegt der VfB aktuell Rang 13, doch ist ausreichend Potenzial im Kader vorhanden, um sich schnellstmöglich aus dieser kritischen Tabellenregion befreien zu können. „Wir hatten uns vor der Saison einen guten Mittelfeldplatz als Ziel gesetzt. Aufgrund unseres Starts ist dieser sicherlich schwer umzusetzen, doch wir werden alles dafür tun“, so der ehemalige DDR-Oberliga-Akteur des FC Karl-Marx-Stadt, der nach seiner Assistenztrainer-Tätigkeit bei Dynamo Dresden später für den Halleschen FC und den Chemnitzer FC verantwortlich war. „Sicherlich hätten uns ein, zwei ältere Spieler gut zu Gesicht gestanden, doch ließ sich dies aus verschiedenen Gründen leider nicht realisieren. Demzufolge gehen wir mit einer sehr jungen Truppe an den Start, welche mit ihrer Entwicklung noch lange nicht am Ende ist.“ Zwar sind die Auerbacher seit vier Spielen sieglos (drei Unentschieden, eine Niederlage), doch rechnet sich der VfB-Coach in Grimma durchaus etwas aus. „Die Liga ist extrem ausgeglichen, Jeder kann Jeden schlagen“, so Köhler. „Nichtsdestotrotz müssen wir alles raushauen, um am Samstag etwas mitzunehmen. Grimma ist gut gestartet, ist eine sehr spielorientierte Mannschaft und hat eine gute Mischung im Team. Für unsere junge Truppe ist das wieder eine sehr reizvolle Aufgabe, an der wir wachsen können.“

Dabei gibt es für den Auerbacher Coach am Samstagnachmittag ein Wiedersehen mit seinem Gegenüber Steffen Ziffert. Mit dem heutigen Grimmaer Trainer spielte Köhler von Sommer 1987 bis Dezember 1991 beim FC Karl-Marx-Stadt (später Chemnitzer FC) in der DDR-Oberliga – inklusive den UEFA-Cup-Begegnungen gegen Boavista Porto, den FC Sion, Juventus Turin sowie Borussia Dortmund – und der 2. Bundesliga Süd in 57 Begegnungen zusammen, ehe es Ziffert nach Jena verschlug. „Ziff war als Spieler unheimlich athletisch und hatte ein ausgezeichnetes Kopfballspiel“, blickt Köhler zurück in die Vergangenheit. „Hinzu kommt, dass er schon damals charakterlich schwer in Ordnung war, was sich bis zum heutigen Tag nicht geändert hat. Großes Kompliment, wie er in der letzten Saison die Grimmaer nach seinem Amtsantritt aus der misslichen Lage befreit und souverän den Oberliga-Klassenerhalt gesichert hat.“

Diese Lobeshymnen wird Grimmas Coach Steffen Ziffert sicherlich gern hören, doch wird er den Fokus auf die 90 Minuten gegen seinen ehemaligen Mitspieler legen. „Eine Steigerung zu den vorherigen Begegnungen ist unabdingbar, wenn wir den Abstand zur abstiegsgefährdeten Region beibehalten oder gar ausbauen wollen“, so der FC-Trainer. „Wir haben daheim bisher noch nicht verloren – und na klar, diese Serie wollen wir natürlich fortsetzen.“ Doch diesbezüglich müssen sich die Muldestädter von einer weitaus besseren Seite zeigen als in der Vorwoche. „Wir müssen einfach resoluter als Kollektiv unser Tor verteidigen, die Zweikämpfe intensiver bestreiten und die Fehler im Defensivbereich minimieren“, so Ziffert. „Doch nichtsdestotrotz müssen wir auch im Spiel mit dem Ball eine Schippe drauflegen. Spielwitz, Mut und Engagement sind daher dringend von Nöten – zuletzt waren unsere Aktionen zu stereotyp, so dass wir daher leicht ausrechenbar waren. Nur von Standards zu leben, wird auf Dauer nicht ausreichen.“ Daher wurden die Trainingseinheiten in dieser Woche etwas intensiviert, schon als Signal für die Mannschaft. Diese soll wissen, dass ein sehr richtungsweisendes Spiel bevorsteht, worauf der komplette Fokus gelegt werden soll. Hinsichtlich des Personals entspannt sich die eine oder andere Sache, obwohl es das eine oder andere Fragezeichen noch gibt. Definitiv fehlen werden Robin Spreitzer (Mittelfußbruch), Nico Becker (Aufbautraining nach Muskelbündelriss), Moritz Griesbach (Aufbautraining nach Sprunggelenksverletzung) sowie der immer noch erkrankte Janik Neuhaus. Dagegen wird Stefan Ronneburg wieder in den Kader zurückkehren, der zuletzt in Sandersdorf krankheitsbedingt nicht zur Verfügung stand. Weiterhin hat Routinier Sebastian Albert nach seinem Muskelfaserriss in dieser Woche wieder mit dem Mannschaftstraining begonnen – inwieweit er eine Teiloption darstellt, wird das Abschlusstraining am Freitagabend zeigen. Eine vakante Position ist noch die Torwartfrage. Pascal Birkigt wurde vor zwölf Tagen im Heimspiel gegen Zorbau (1:1) mit einer Roten Karte vom Feld gestellt – bis zum heutigen Tag (!!) wird das anstehende Sportgerichtsurteil des NOFV erwartet! Die Hoffnung stirbt sicherlich zuletzt, dass dieses rechtzeitig noch vor dem Wochenende eintrifft. Doch sicher gehen kann man sich diesbezüglich natürlich nicht. Sollte Birkigt wirklich weiterhin gesperrt bleiben – Torwart-Trainer Jan Evers hat in seinen Einsätzen gegen Zorbau und in Sandersdorf eindrucksvoll demonstriert, dass er nichts von seiner Klasse verlernt hat.

Tom Rietzschel