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Komplizierte Aufgabe in Ludwigsfelde

Vorschau auf den 9. Spieltag der
NOFV-Oberliga Süd

 

Ludwigsfelder FC – FC Grimma

 

Datum:            Samstag, 15.10.2022

 

Spielort:          Waldstadion, Ludwigsfelde

 

Anstoß:           14.00 Uhr

 

Für den FC Grimma geht es am Wochenende in der Oberliga wieder auf Reisen. Seit Ende August in der Meisterschaft ungeschlagen, verbunden mit zwei Erfolgen im Sachsenpokal, sind die Schützlinge von Trainer Steffen Ziffert wettbewerbsübergreifend seit sechs Begegnungen ohne Niederlage, so dass man sich aktuell erst einmal im Mittelfeld der Tabelle wiederfindet. Doch ist die Oberliga in dieser Saison extrem ausgeglichen. Das Teilnehmerfeld ist sehr eng zusammen, jedes Wochenende kommen teilweise sehr überraschende Ergebnisse zustande. Mit dem Ziel, sich schnellstmöglich von der unteren Tabellenregion zu entfernen, haben sich die Muldestädter natürlich auf die Fahnen geschrieben, das Punktekonto weiter anwachsen zu lassen, um nicht wieder in arge Nöte wie in der letzten Saison zu kommen. Die beste Möglichkeit dazu bietet sich bereits am Wochenende, wenn man sein Gastspiel beim Ludwigsfelder FC bestreitet. Doch auch die Gastgeber werden bestrebt sein, wenn möglich die maximale Punktausbeute aus dieser Begegnung mitzunehmen – aktuell hat der LFC vier Zähler weniger als die Muldestädter. Für Spannung dürfte also gesorgt sein – der Anstoß im Ludwigsfelder Waldstadion erfolgt am Samstag um 14.00 Uhr.

In Ludwigsfelde traten die Grimmaer zuletzt vor einer halben Ewigkeit an. Am 10.09.1988 unterlagen die Schützlinge des damaligen Trainers Hans Welwarsky in der 1. Runde des FDGB-Pokals bei Motor Ludwigsfelde mit 2:5, nachdem man nach 20 Minuten bereits beruhigend mit 2:0 in Führung lag. DDR-Ligist Ludwigsfelde preschte im Anschluss überraschend bis ins Pokal-Viertelfinale vor, ehe man beim Oberligisten FC Karl-Marx-Marx-Stadt standesgemäß mit 1:4 ausschied. Bis zur Halbzeit sah es damals auf der „Fischerwiese“ für den Underdog jedoch richtig gut aus, ehe ein gewisser Steffen Ziffert mit seinem Ausgleichstreffer den Favoriten einiges an Ärger ersparte.

Doch nun wieder zur Gegenwart: Nach drei Jahren Brandenburgliga seit Sommer 2019 wieder in die Oberliga zurückgekehrt, wechselten die Brandenburger daraufhin jede Saison zwischen der Nord- und der Südstaffel. Vergangene Spielzeit auf Rang 13 in der Oberliga Nord abschließend, wurde der LFC zu Beginn der neuen Saison wieder in die Südstaffel delegiert. Der Grund diesbezüglich war ganz einfach: Nachdem aus dem Landesverband Thüringen keine aufstiegsberechtige Mannschaft ihr Spielrecht in der Oberliga wahrnahm, musste das territorial am südlichsten gelegene Team in den Süden „umquartiert“ werden. „Nachdem klar war, dass Thüringen keinen Aufsteiger meldet und damit auch die Abstiegs-Relegation in der Oberliga wegfiel, wusste ich, dass wir wieder die Staffel wechseln“, so Trainer Aaron Müller (33), der seit Sommer 2020 den Ludwigsfelder FC betreut. Bereits in den Spielzeiten 2018/19 und 2020/21 waren die Brandenburger in der Südstaffel auf Punktejagd – die danach folgenden Serien spielte man jeweils im Norden. „Es ist aber nicht so, dass ich eine Staffel stärker als die andere betrachte“, so die Sichtweise von Trainer Müller. „Im Norden ist die Spielweise durch viel Vielzahl der Berliner Mannschaften eher technisch versierter, im Süden dagegen körperbetonter und disziplinierter.“ Aufgrund der Erfahrungen des LFC-Coachs fiel es ihm nicht allzu schwer, seine Mannschaft auf die Gegnerschaft und die Gegebenheiten der Südstaffel einzustellen. Nichtsdestotrotz setzte man den Saisonauftakt etwas in den Sand – gegen Bautzen (1:3) und in Bischofswerda (0:1) setzte zu Beginn zwei Niederlagen. Doch mittlerweile hats sich der LFC stabilisiert, wettbewerbsübergreifend hat man zuletzt sechs Mal nicht verloren. „Die Leistungen meiner Mannschaft in den letzten Wochen waren völlig okay, doch meines Erachtens haben wir in den Heimspielen beim 3:3 gegen Rudolstadt und beim 0:0 gegen Neugersdorf jeweils Punkte verschenkt“, so der Ludwigsfelder Coach. „Wir haben es insgesamt zu wenig geschafft, uns bisher für die gezeigten Leistungen vollends zu belohnen.“ Doch dass die Mannschaft Qualität besitzt, hat sie in der Saison bereits mehrfach gezeigt. Im Heimspiel gegen den VfL Halle bog man einen 0:2-Halbzeitrückstand noch in einen 4:2-Sieg um, weiterhin verließ man am vergangenen Wochenende beim äußerst unbequemen FC An der Fahner Höhe mit 2:1 als Sieger das Feld. Weiterhin haben sich die Ludwigsfelder nach Erfolgen in Brieske-Senftenberg (2:0) und in Guben (3:0) für das Achtelfinale des Brandenburg-Pokals qualifiziert, wo man am 19.11. beim ehemaligen DDR-Oberligisten und Traditionsverein Stahl Brandenburg antreten muss. Mit neun Punkten liegt der Süd-Rückkehrer aktuell auf Tabellenposition neun, doch ist die kritische Zone nur zwei Zähler entfernt. „Es kann durch die Reduzierung der Staffelstärke in dieser Saison bis zu sechs Absteiger geben. Daher geht es für uns einzig und allein darum, die Klasse zu halten“, so Trainer Aaron Müller. „Aber ich glaube, wir kommen immer besser in die Saison rein. Man darf schließlich nicht vergessen, dass wir im Sommer einen personellen Umbruch von zehn Abgängen und zehn Zugängen zu verzeichnen hatten.“ Hierbei ruhen die Hoffnungen der Brandenburger vor allem auf Torjäger Frank Rohde, der in der Saison 2019/20 für den FSV 63 Luckenwalde in 17 Begegnungen 17 Treffer erzielte. Auch in dieser Spielzeit hat der 33-Jährige insgesamt vier der bisher erzielten elf Ludwigsfelder Tore beigesteuert, hinzu kommen noch drei weitere Treffer aus den Pokalspielen gegen Brieske-Senftenberg und Guben. Für den Punktekampf am Samstag erwartet der LFC-Coach ein „enges Spiel. Unter den Mannschaften in der Südstaffel gibt es keine großen Unterschiede. Daher ist es gut möglich, dass die Tagesform entscheiden wird“, so Trainer Aaron Müller.

Die Grimmaer fahren ihrerseits recht zuversichtlich nach Ludwigsfelde, obwohl den Muldestädtern die Schwere der Aufgabe absolut bewusst ist. Demzufolge darf man sich solche ersten 30 Minuten wie in der Vorwoche gegen Westerhausen (2:2) nicht noch einmal erlauben, wenn man aus dem Brandenburgischen Zähler entführen will. Nachdem man gegen den Aufsteiger aus Sachsen-Anhalt bereits nach 25 Minuten mit 0:2 im Hintertreffen lag, kamen die Muldestädter am vergangenen Samstag nach einer wahren Energieleistung noch einmal zurück und konnten in der Schlussphase wenigstens noch einen Punkt retten. „Ich ziehe den Hut vor meiner Mannschaft, noch einmal zurückgekommen zu sein. Wir hätten nach dem 0:2 auch komplett einbrechen können“, resümiert Trainer Steffen Ziffert die zurückliegenden 90 Minuten gegen Westerhausen. „Doch eins ist auch Fakt: So etwas wird uns nicht jede Woche gelingen. Demzufolge erwarte ich, dass wir von Beginn an konzentriert bei der Sache sind und dem Gegner von der ersten Minute an Paroli bieten.“ Ziel muss es wiederum sein, stabil in der Defensive zu stehen, aber jedoch auch im Spiel nach vorn immer wieder seine Chance zu suchen. Demzufolge hat der FC-Coach seine Elf innerhalb der Trainingswoche gut auf den Gegner vorbereitet, die Truppe hat in den Einheiten ihrerseits gut gearbeitet. So stehen die Vorzeichen insgesamt schon recht gut, in Ludwigsfelde etwas mitzunehmen – auch wenn personell weiterhin Ausfälle zu beklagen sind. „Doch darüber reden wir nicht, unser Kader ist groß genug“, so Ziffert. „Dann müssen eben andere Spieler in die Bresche springen. Ein gutes Beispiel ist Stefan Tröger, der nach über einem Jahr Verletzungspause letzte Woche nach 30 Minuten die Begegnung kam und unserem Spiel sofort die nötige Sicherheit übermitteln konnte.“ Demzufolge wird am Samstagmorgen gegen 9.45 Uhr ein gut bestückter Kader den Husaren-Sportpark verlassen. Bleibt zu hoffen, dass bei der abendlichen Rückkehr weitere Punkt im Sack sind. „Doch dafür müssen wir alles in die Waagschale werfen“, so Trainer Ziffert. „Ludwigsfelde wird uns nichts schenken und hat daheim erst einmal verloren. Doch wir sind vorbereitet!“

Tom Rietzschel