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Drama zum Schluss – Grimma unterliegt in der Nachspielzeit


NOFV-Oberliga Süd • Nachholspiel vom 16. Spieltag

 

FC Einheit Wernigerode – FC Grimma  1:0 (0:0)

Wernigerode: Čap – Rentz, Wersig, Singbeil, Pillich – Lisowski (ab 65. Dörnte), Farwig, Hildach (ab 65. Peszt), Minkmar (ab 85. Rogacki) – Weinhauer, Staat (ab 65. Kirchner) – Trainer: Rosenthal

Grimma: Birkigt – Konzok, Bartsch, Ziffert, Mattheus (ab 81. Käseberg) – Schwarz – Goldammer (ab 68. Wiegner), Wolf, Beiersdorf (ab 81. Kögel), Ntignee – Griesbach (ab 53. Hübner) – Trainer: Kunert

Schiedsrichter: J. Drößler (Gotha) – Schiedsrichter-Assistenten: Martjuschew (Emleben), Falk (Friedrichroda) – Tor: 1:0 Rentz (90.+2, Foulstrafstoß – Kögel an Pillich) – Gelbe Karten: Hildach (Foulspiel – 55.), Hess (Unsportlichkeit – 73. – als Auswechselspieler), Farwig (Foulspiel – 76.), Rogacki (Foulspiel – 88.), Weinhauer (Foulspiel – 90.+4) – Beiersdorf (Foulspiel – 63.) – Reservebänke: Rühr (Tor), Raeck, Hess – Becker (Tor), Jentzsch – Zuschauer: 245 im Mannsberg-Stadion zu Wernigerode

 

Wernigerode. Der FC Grimma bleibt weiterhin im Abstiegssumpf der Oberliga stecken. Im Nachholspiel beim FC Einheit Wernigerode unterlagen die Schützlinge von Trainer Alexander Kunert durch einen berechtigten Elfmeter in der Nachspielzeit mit 0:1 (0:1) und verspielten damit leichtfertig einen wichtigen Auswärtspunkt im Kampf um den Klassenerhalt. Dieser wäre anhand der Spielanteile sicherlich auch leistungsgerecht gewesen – in den ersten 45 Minuten waren die Grimmaer sogar die bessere Mannschaft und hätten führen müssen. Doch können sich die Muldestädter dafür in der Endabrechnung nichts kaufen, letztendlich steht man mit Null Punkten da. „Ich bin sehr traurig, mir tut die Mannschaft extrem leid“, so Trainer Alexander Kunert über seine Gefühlslage nach den 90 Minuten. „Fußballerisch war das vielleicht sogar unsere beste Saisonleistung. Daher ist es umso bitterer, dieses Spiel in der Nachspielzeit zu verlieren.“

Dabei präsentierten sich die Muldestädter, vor allem in den ersten 45 Minuten, richtig gut. Von Beginn an waren die Kunert-Schützlinge voll da und setzten fußballerisch die ersten Akzente. Nach Zuspiel von Jonas Konzok setzte Felix Beiersdorf die erste Duftmarke, doch packte Ondřej Čap im Einheit-Gehäuse sicher zu (8.). Die Gastgeber boten den Grimmaern vor allem im Mittelfeld immer wieder genügend Räume an, so dass die Platzherren im Defensivbereich frühzeitig voll gefordert worden. Demzufolge waren Torannäherungen der Harzer zunächst nur an einer Hand abzuzählen – wenn, dann entsprangen sie aus Standardsituationen. So verpasste Cedric Staat eine Freistoß-Eingabe von Steven Rentz nur um Haaresbreite (10.), nach einem zu kurz abgewehrten Ball tauchte Pascal Birkigt im Grimmaer Gehäuse bei einem Schuss von Kevin Hildach rechtzeitig ab (16.). Die besseren Möglichkeiten hatten zweifelsohne die Muldestädter, doch verpassten die Gäste ihre spielerische Überlegenheit auf der Anzeigetafel zum Ausdruck zu bringen. Nach einem Pass von Leonhard Wolf hatte Goteh Ntignee Einheit-Schlussmann Čap bereits umkurvt, doch traf der Winter-Neuzugang anschließend nur den Außenpfosten (18.). Vier Minuten später wurde Felix Beiersdorf abermals von Wolf perfekt bedient, doch aus spitzem Winkel behielt Čap in diesem Eins-gegen-Eins-Duell die Oberhand (22.). „Wir müssen uns im ersten Durchgang einfach für unsere Vorstellung belohnen und in Führung gehen“, legte Trainer Kunert den Finger in die Wunde. „Solche Gelegenheiten müssen wir in unserer aktuellen Situation einfach nutzen.“

So kam in der Schlussviertelstunde der ersten Hälfte auch Wernigerode etwas besser auf. Maximilian Farwig fand mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze im gut postierten Birkigt seinen Meister (38.), kurz darauf strich ein Flachschuss von Jannis Lisowski knapp am Tor vorbei (39.). Die beste Gelegenheit ließ der Aufsteiger allerdings schon vorher ungenutzt – dies war die einzige Aktion, als man im Grimmaer Lager die Luft anhalten musste. Nach Zuspiel von Eric Weinhauer passte Lisowski die Kugel flach und scharf nach innen, wo Staat im Sturmzentrum allerdings einen Schritt zu spät kam (28.).

Nichtsdestotrotz war die Vorstellung der Muldestädter in den ersten 45 Minuten richtig gut. Man wirkte präsent, agierte konsequent im Defensivbereich und bewies Mut im Spiel nach vorn – all diese Komponenten, die im Abstiegskampf von großer Bedeutung sind. Allerdings steht als Manko gegenüber, dass man sich für die couragierte Vorstellung nicht belohnte.

Nach dem Wechsel entwickelte sich eine Begegnung, welche sich hauptsächlich zwischen den Strafräumen abspielte. Fortan auf Augenhöhe agierend, gaben beide Teams keinen Zentimeter preis, so dass das Duell in der Folgezeit äußerst zerfahren wurde. Nichtsdestotrotz setzten auch in den zweiten 45 Minuten die Grimmaer das erste Achtungszeichen, als der eingewechselte Jan Hübner mit einem abgefälschten Schuss Čap zum Eingreifen zwang (58.). Auf der Gegenseite wurde Einheit erneut nach einem Standard gefährlich, als Weinhauer einen Freistoß von Wersig knapp über das FC-Gehäuse köpfte (64.). Die zweikampfintensive Partie wogte nun hin und her, zwingende Torgelegenheiten waren fortan die Ausnahme. Etwas kritisch wurde es einzig nach einem missglückten Klärungsversuch von FC-Kapitän Michel Schwarz, doch half Birkigt hier seine Körperlänge von über zwei Metern (77.). Beim folgenden Eckball musste der Grimmaer Keeper erneut ran, als er nach einem Schuss von Rentz blitzartig das kurze Eck dichtmachte (78.). Auf der Gegenseite verlängerte Einheit-Innenverteidiger Moritz Singbeil per Kopf einen Schwarz-Freistoß gefährlich in Richtung eigenes Tor, doch fehlte hier gut ein Meter.

Richtig zwingend vor dem Tor waren beide Teams im zweiten Durchgang nicht – auch, weil beide Defensiv-Abteilungen äußerst konzentriert zu Werke gingen. Es pegelte sich alles auf ein torloses 0:0 ein, ehe die Muldestädter in der Nachspielzeit komplett ins Verderben rannten. Nach einem eigenen Freistoß verdribbelte sich Ntignee im Anschluss am Strafraum der Gastgeber – mit einem langen Diagonalball leiteten die Platzherren einen blitzschnell vorgetragenen Konter ein. Zwar gelang es den Gästen diesen Schnellangriff kurzzeitig zu unterbinden, doch fand Farwig mit einer Eingabe den am zweiten Pfosten einlaufenden Lucas Pillich – der eingewechselte Valentin Kögel kam im Zweikampf mit Pillich einen Schritt zu spät und brachte diesen zu Fall. Sofort entschied Schiedsrichter Johannes Drößler (Gotha) auf Strafstoß, welchen Rentz im Anschluss daran zum 1:0 verwandelte (90.+2). Zwar versuchten die Muldestädter in den verbleibenden Sekunden umgehend die drohende Niederlage abzuwenden, doch zwingend vor das Tor des Neulings kamen die Gäste nicht mehr. So mussten die Kunert-Schützlinge am Ende des Tages eine ganz bittere Pille schlucken – eine Niederlage, welche nach dem Spielverlauf genau so eintritt, wenn man sich in den Niederungen der Tabelle befindet.

„Aufgrund des Spielverlaufs wäre ein Unentschieden zweifellos das gerechtere Ergebnis gewesen“, resümierte Wernigerodes Co-Trainer Tino Leßmann die 90 Minuten recht sachlich. „Wir haben heute viel vermissen lassen, was uns über die Saison über ausgezeichnet hat. Daher ist unser Sieg als absolut glücklich zu bezeichnen.“ Auf der Gegenseite rang Grimmas Coach Alexander Kunert im Anschluss um die richtigen Worte. „Wenn man unten steht, ist der Fußballgott eben nicht auf deiner Seite. Das mussten wir heute bitter erfahren“, so der Übungsleiter der Muldestädter. „Ich kann niemandem einen Vorwurf machen, schon gar nicht Valentin Kögel, der in seinem ersten Herrenspiel so etwas wie zur tragischen Figur wurde. Die Truppe war willig und über 90 Minuten bissig. Wir haben, vor allem fußballerisch, vieles richtig gut umgesetzt – daher ist es umso tragischer, hier aus Wernigerode gar nichts mitzunehmen und in der Nachspielzeit auf die Verliererstraße zu geraten.“

Tom Rietzschel


Bilder vom Spiel

Fotos: Karsten Hannover