Am Montag, den 21.06.2021 geht Alexander Kunert in seine siebente Saison seiner Trainertätigkeit. Drei Spielserien war er im Nachwuchsbereich unseres Verein tätig, nun geht er in seine vierte als Coach des Herrenteams. Grund genug, diese sechs Jahre Revue passieren zu lassen und auch einen kleinen Ausblick zu starten.
FC Grimma: Wie kam es dazu, dass Du im Jahr 2015 bei den B-Junioren des FC Grimma ins Trainergeschäft eingestiegen bist?
Alexander Kunert: „So schnell war das damals gar nicht vorgesehen. Ich war gerade erst 31 Jahre alt, spielte hier in der Landesliga-Mannschaft und wollte meine aktive Laufbahn eigentlich noch nicht beenden. Da ich aber das Gefühl vermittelt bekam, nicht mehr gebraucht zu werden, kam der Entschluss, meine Spielerkarriere zu beenden. Ich hätte natürlich gern noch ein paar Jahre weiter gespielt – aber somit begann meine Laufbahn als Trainer.“
FC Grimma: Du bist jahrzehntelang u.a. bei Dynamo Dresden, bei Lok Leipzig und in Grimma dem runden Leder nachgejagt, War es für Dich eine große Umstellung plötzlich an der Seitenlinie Verantwortung zu übernehmen? Wie hast Du die ersten Monate empfunden?
Alexander Kunert: „Als große Umstellung habe ich es nicht empfunden. Auch als Spieler wollte ich Verantwortung übernehmen, wobei ich ehrlich sagen muss, dass dies nicht immer so geglückt ist. Die Verantwortung als Trainer ist natürlich viel breiter verteilt. In aller erster Linie trägst du die Hauptverantwortung für Erfolg oder Misserfolg. Persönlich sehe ich aber eine viel größere Aufgabe und die damit verbundene Verantwortung. Nämlich jedem Spieler das Gefühl zu geben, wichtig für das Team zu sein und ihn weiterzuentwickeln – sei es als Fußballer aber auch in der Persönlichkeit.“
FC Grimma: Worin bestehen für Dich die größten Unterschiede im Trainerjob, wenn Du auf Deine Karriere als Spieler zurückblickst?
Alexander Kunert: „Man muss klar sagen, dass es zwei völlig verschiedene „paar Schuhe“ sind. Als Spieler nimmst Du Deine Tasche, fährst zum Spiel bzw. Training, machst Dein Spiel und fährst danach nach Hause. Du freust Dich, wenn man gewonnen hat, bei Niederlagen bist du enttäuscht. Als Trainer machst Du Dir Gedanken über Trainingsinhalte, triffst Entscheidungen, die manchmal nicht so schön sind, sei es beispielsweise, wenn Du Spieler aus dem Kader streichen musst. Du analysierst das Spiel und noch viele Dinge mehr. Der Aufgabenbereich sowie der zeitliche Aufwand als Coach ist sehr viel weitreichender als der eines Spielers.“
FC Grimma: War es für Dich früher schon ein Ziel, einmal als Trainer zu arbeiten?
Alexander Kunert: „Ich hatte mir schon damals vorgenommen, nach meiner aktiven Zeit als Spieler als Trainer arbeiten zu wollen. Die über Jahre gesammelten Erfahrungen von verschiedenen Trainern als Spieler mal weiterzugeben – das war mein frommer Wunsch.“
FC Grimma: Wie lange musstest Du überlegen, als Du im Sommer 2018 den Trainerjob der Herren des FC Grimma angeboten bekamst?
Alexander Kunert: „Nicht lange! Wenn Du die Möglichkeit hast, nach gerade mal knapp drei Jahren Trainertätigkeit im Nachwuchs, eine ambitionierte Männermannschaft zu übernehmen. Eine Chance, auf die man ja auch hinarbeitet. Dennoch begleitete mich bei meiner Entscheidung auch ein wenig Wehmut, denn die gemeinsame und erfolgreiche Zeit in der U19 lässt man ja nicht so einfach hinter sich. Umso schöner ist es, dass Spieler aus der Zeit im Nachwuchs, wie Tim Mattheus, Jonas Konzok und Max Weber auch heute noch unter meiner Leitung stehen.“
FC Grimma: Worin unterscheidet sich Deiner Meinung nach, die Trainerposition im Herren- gegenüber dem Nachwuchsbereich?
Alexander Kunert: „Nicht viel – eigentlich nur, dass Du im Herrenbereich eine Altersstruktur hast, die größer ausfällt, somit auch unterschiedliche Lebenserfahrungen der Spieler mit sich bringt. Im Nachwuchs dagegen hast Du meist nur einen Altersjahrgang.“
FC Grimma: Seit drei Jahren trainierst Du nun das Herrenteam des FC Grimma. Was würdest Du in dieser Zeit als Höhepunkt in deiner Trainerkarriere bezeichnen? Gab es auch unschöne Momente?
Alexander Kunert: „Ganz klar der Aufstieg in die Oberliga 2019. Ein unbeschreibliches Gefühl nach 13 Jahren zurückzukehren, zumal ich selbst beim Abstieg 2006 dabei war. Aber auch viele erfolgreiche Spiele in der Landesliga und jetzt in der Oberliga kann man dazu zählen. Unschön – die 8:1-Klatsche in Neugersdorf in der ersten Oberliga-Saison. Das war schon bitter.“
FC Grimma: Ein Jahr Landesliga, zwei Jahre Oberliga. Auch wenn Corona gerade die Oberliga-Zeit immer wieder negativ beeinflusste, wie fällt Deine Bilanz in diesen drei Jahren aus?
Alexander Kunert: „Durchaus positiv. Schade ist halt, dass man keine so richtige Wertung der beiden Oberliga-Spielzeiten vornehmen kann – somit sind die Platzierungen nicht ganz einzuordnen. Aber von den gezeigten Leistungen des Teams, die Entwicklung einzelner Spieler – das ist schon ziemlich zufriedenstellend.“
FC Grimma: Welche sportlichen Ziele hast Du mit Deiner Mannschaft für die Oberliga-Saison 2021/22?
Alexander Kunert: „Besser als dieses Jahr (lacht!). Natürlich möchte man das Maximale erreichen, das heißt jedes Spiel erfolgreich zu sein. Wichtig wird sein, dass die Mannschaft eine verletzungsfreie Vorbereitung absolviert, damit wir für die neue Saison bestens gerüstet sind. Weiterhin müssen die neuen Spieler bzw. die Jungs aus der U19 schnell integriert werden, so dass Ihnen die DNA vermittelt werden kann. Dann bin ich optimistisch, dass wir als Mannschaft den nächsten Entwicklungsschritt machen!“
FC Grimma: Welche persönlichen Ziele hast Du generell als Trainer?
Alexander Kunert: „Auch dort möchte ich den nächsten Schritt gehen. Wie und wo, dass muss man sehen was die Zeit bringt.“
FC Grimma: Was zeichnet Deiner Meinung nach den FC Grimma aus? Gibt es Deinerseits Wünsche? Siehst du Verbesserungsmöglichkeiten?
Alexander Kunert: „Für mich ist der Klub ein Familienverein, wobei das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht ist. Aber wenn man die Entwicklung in Sachen Identifikation sieht, der Nachwuchsspieler mit der ersten Männermannschaft und auch andersrum, ist das ein wichtiger Punkt. Dort fängt für mich Vereinsleben an. Ich bin jetzt zehn Jahre im Verein, habe somit viel erlebt und mitgemacht.
Die Entwicklung des Vereins geht in die richtige Richtung. Hier muss es gelingen qualitative Strukturen zu schaffen, Menschen für den Verein zu begeistern, gemeinsam Visionen zu haben und jeden Einzelnen wertzuschätzen, der uns als Fan bzw. Sympathisant unterstützt!“
FC Grimma: Aktuell bist du Inhaber der B-Lizenz. Denkst Du darüber nach, in naher Zukunft auch die DFB-Elite-Jugend-Lizenz und vielleicht gar die A-Lizenz in Angriff zu nehmen?
Alexander Kunert: „Für mich sind das wichtige Parameter, da für gewisse Bereiche einfach einer dieser Qualifikationen von Nöten ist. Vielmehr sehe ich darin auch die Chance, zusätzlichen Input zu erhalten, die für die Trainertätigkeit nur gut sein können.“
FC Grimma: Familienvater von zwei Söhnen, Job, Fußball – der Tag hat immer noch nur 24 Stunden? Wie kriegst Du das alles unter einen Hut?
Alexander Kunert: „Manchmal wünsche ich mir, dass der Tag ein paar Stunden mehr hätte, um alles unter einen Hut zu bekommen. Ich glaube, wenn man die oben beschrieben Dinge nicht mit 100%-iger Leidenschaft und bedingungsloser Unterstützung bestreitet, dann bleibt irgendetwas auf der Strecke. An dieser Stelle möchte ich mich allen voran bei meiner Frau sowie meinen Eltern und Schwiegereltern bedanken. Ohne Sie alle wäre der Job des Trainers teilweise gar nicht umsetzbar.“
Trainerstationen Alexander Kunert
2015/16 FC Grimma B-Junioren (Landesliga) --> Klassenerhalt
07/2015 – 09/2015 Co-Trainer, ab 09/2015 Trainer
2016/17 FC Grimma A-Junioren (Landesklasse) --> Aufstieg in die Landesliga
2017/18 FC Grimma A-Junioren (Landesliga) --> Klassenerhalt
2018/19 FC Grimma Herren (Landesliga) --> Aufstieg in die Oberliga
2019/20 FC Grimma Herren (Oberliga)
2020/21 FC Grimma Herren (Oberliga)
Interview: Tom Rietzschel • Foto: Karsten Hannover
Vom Spieler zum Trainer – Alexander Kunert
Fotos: Karsten Hannover • Dieter Koch