Hallo Stefan,
mittlerweile bist Du ja mit 260 Meisterschafts-Einsätzen in Sachsen- und Oberliga Rekordspieler beim FC Grimma. Hinzu kommen auch noch eine Vielzahl von Einsätzen beim Vorgängerverein SV 1919 Grimma. Schön, dass Du Dir ein paar Minuten Zeit genommen hast, um Deine Grimmaer Zeit etwas genauer zu beleuchten.
FC Grimma: Stefan, nachdem Du in Dürrweitzschen mit dem Fußballspielen begonnen hattest, wechseltest Du im frühen Kindesalter nach Grimma. Wie kam damals der Wechsel zustande?
Stefan Tröger: „Ich besuchte damals die Fußballschule von Steffen Ziffert, welche er im Grimmaer Stadion der Freundschaft durchführte. Später organisierte er ebenfalls noch Feriencamps, an denen ich ebenfalls teilnahm. So kam der Kontakt zustande und ich wechselte 1997 zum damaligen SV 1919.“
FC Grimma: Nachdem Du beim damaligen SV 1919 Grimma sämtliche Nachwuchs-Stationen durchlaufen hattest, debütiertest Du im April 2006 als A-Jugendlicher im Alter von 18 Jahren im Oberliga-Team der Herren. Wie wurdest Du damals in der Männer-Mannschaft aufgenommen?
Stefan Tröger: „Ich wurde offen und herzlich aufgenommen, obwohl ich noch ein sehr junger Spieler war. Nichtsdestotrotz ist dies mit heute nicht mehr vergleichbar. Damals war es eine völlig andere Generation, hinzu kam, dass die Mannschaft total eingespielt war. Unter Trainer Joachim Steffens zählte nur der Leistungsgedanke, demzufolge musste man im Training immer an die Grenzen gehen. Jeder Einzelne musste in den Einheiten um seinen Platz im Team kämpfen, die Konkurrenzsituation in der Mannschaft war damals extrem hoch. Die Oberliga war zu dem Zeitpunkt die vierthöchste Spielklasse, so dass das damalige Niveau noch sehr hoch war. Jeder Fehler wurde knallhart bestraft – schon aus diesem Grund hat uns Joachim Steffens immer gefordert. Ein „Streicheln“ gab es damals nicht – diese Zeit hat mich sehr geprägt und hat mir für meinen weiteren Lebensweg extrem geholfen.“
FC Grimma: Dein erstes Oberliga-Spiel absolviertest Du beim Halleschen FC (0:1), als Du in der 75. Minute für Thomas Mähne eingewechselt wurdest. Hast Du noch Erinnerungen an diese Begegnung?
Stefan Tröger: „Natürlich war ich etwas aufgeregt und hatte durchaus Lampenfieber. Allerdings erinnere ich mich, dass wir im Duell zweier schwachen Mannschaften damals die schwächere waren. Uns gelang nicht viel, wir hatten einen gebrauchten Nachmittag. Dann ist es natürlich schwer als Einwechsler noch etwas zu bewegen, zumal ich der Meinung bin, dass wir bis zum heutigen Tag kein Tor erzielt hätten.“
FC Grimma: In besagter Oberliga-Saison 2005/06 kamst Du insgesamt auf sechs Einsätze – davon vier über 90 Minuten. Nach der Saison stieg der SV 1919 Grimma in die Sachsenliga ab. Wie hast Du diese turbulente Phase im Verein erlebt?
Stefan Tröger: „Ich hatte als junger Spieler damals natürlich noch keinen Einblick, was abseits des grünen Rasens passiert. Die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse des Vereins wusste ich anfangs natürlich nicht. Doch natürlich bekam ich fortan immer mehr mit und machte mir auch meine Gedanken. Ich hatte damals auch zwei, drei Angebote, doch auch aufgrund meiner Ausbildung bei FAUN in Grimma beschloss ich, weiter beim SV 1919 zu spielen.“
FC Grimma: Im Anschluss daran erlebte der SV 1919 bzw. der FC Grimma zunächst sehr schwere Jahre in Sachsens höchster Spielklasse. Du gehörtest all die Jahre zu den Leistungsträgern. Was waren die Probleme damals?
Stefan Tröger: „Die Mannschaft fiel nach dem Oberliga-Abstieg ziemlich auseinander – nur wenige Spieler blieben in Grimma. Aufgrund der finanziellen Probleme fehlte es dem Kader etwas an Qualität und vor allem an der Breite, um zeitnah das Wort „Wiederaufstieg“ in den Mund nehmen zu können. Es mangelte vor allem an Führungsspielern, die das Team in jeder Lage mitziehen und wo sich die Mannschaft aufrichten kann. Weiterhin kam aus dem eigenen Nachwuchsbereich außer Oliver Kurzbach und mir kein Spieler heraus, der sich langfristig im Herrenteam etablieren konnte. Natürlich hatten wir gute Trainingsbedingungen, doch reichten diese zweifelsohne nicht aus, um sportlich eine gewichtige Rolle in der Sachsenliga spielen zu können.“
FC Grimma: Zur Saison 2013/14 wechseltest Du allerdings zur damaligen SG Sachsen Leipzig. Was waren die Gründe dafür?
Stefan Tröger: „Nach vielen Jahren in Grimma suchte ich nach einer neuen Herausforderung. So kam der Kontakt mit Sachsen-Trainer Dirk Havel zustande – das gute sportliche Konzept und die Mannschaft mit u.a. Alexander Bury, Mario Schaaf, Andy Müller oder René Ledwoch überzeugte mich. Weiterhin wohnte ich zu diesem Zeitpunkt schon in Leipzig, so dass ich mich entschloss, dass Angebot der SG Sachsen Leipzig anzunehmen und nach Leutzsch zu wechseln.“
FC Grimma: Allerdings war Dein Intermezzo in Leipzig schon nach sechs Monaten wieder beendet und kehrtest wieder nach Grimma zurück. Wie genau lief damals die Rückholaktion ab und warum kamst Du zurück?
Stefan Tröger: „Das Problem war, dass kurzfristig der Hauptsponsor abgesprungen war und somit die wirtschaftliche Situation im Verein extrem schwierig wurde. Demzufolge war eine sportliche Perspektive für die kommenden Monate und Jahre nicht gewährleistet, obwohl wir mit dieser Mannschaft um den Oberliga-Aufstieg mitgespielt hätten. Als die finanziellen Probleme der Leipziger nach außen drangen, kontaktierte mich frühzeitig der damalige Grimmaer Teammanager Tom Rietzschel und wir kamen über eine eventuelle Rückkehr ins Gespräch. Entscheidend hierbei war für mich auch, dass ich kurz vor der Selbstständigkeit mit der Muldentalhalle stand. Nachdem noch einige bürokratischen Klippen bewältigt werden mussten, wechselte ich im Januar 2014 zurück nach Grimma.“
FC Grimma: Nach jahrelangen Versuchen schaffte der FC Grimma in der Saison 2018/19 endlich die Rückkehr in die Oberliga. Was war anders als in den Jahren zuvor?
Stefan Tröger: „Der Trainerwechsel im Sommer 2018 brachte frischen Wind ins Team. Alles war neu – neue Abläufe, neue Anspräche, neue Trainingsinhalte. Aus der Mannschaft wurde alsbald eine Einheit, wo auf dem Platz jeder für den anderen da war. Doch nicht nur auf dem Feld, sondern auch außerhalb waren wir eine eingeschworene Truppe. Trainer Alexander Kunert gelang es, genau an den richtigen Stellschrauben zu drehen, damit sich die Fehler aus den Vorjahren nicht mehr wiederholen. Eine positive Entwicklung war frühzeitig spürbar. Auch Spieler, welche nicht zur ersten Elf gehörten, wurden immer stark geredet, was letztlich in einer Leistungsexplosion 2018/19 endete.“
FC Grimma: Neben Deinen fußballerischen Aktivitäten bist Du hauptberuflich verantwortlich für die Grimmaer Muldentalhalle. Weiterhin bist Du stolzer Papa einer kleinen Tochter. Wie bekommt man das alles unter einen Hut?
Stefan Tröger: „Dies ist manchmal natürlich nicht alles ganz so einfach, doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Zweifelsohne ist mein zeitlicher Druck schon enorm, doch mit leichten Abstrichen ist organisatorisch vieles lösbar. Der Fußball gibt mir viel – er ist der richtige Ausgleich zu meiner Selbstständigkeit. Primär für mich ist es jedoch immer, so viel Zeit wie möglich mit meiner Tochter zu verbringen.“
FC Grimma: Wenn Du Deine Grimmaer Zeit mal etwas Revue passieren lässt, gibt es ein Spiel oder ein Ereignis, was Dir bis heute immer in Erinnerung geblieben ist?
Stefan Tröger: „Naja, nach so vielen Jahren fallen mir da einige ein. In unserem Oberliga-Abstiegsjahr 2006 spielten wir mit dem SV 1919 am vorletzten Spieltag beim 1. FC Magdeburg vor über 4.000 Zuschauern. Wir holten dort beim 0:0 einen Punkt – für uns war der zu wenig, Magdeburg hatte damit den Aufstieg in die Regionalliga geschafft. Die Atmosphäre damals war schon gigantisch. Weiterhin ist mir ein Pokalspiel im September 2006 beim damaligen Bezirksliga-Aufsteiger 1. FC Lokomotive Leipzig in Erinnerung. Freitagabend, Flutlicht, 4.500 Zuschauer – was will man mehr! Doch für mich war bei der 0:2-Niederlage kurz vor der Halbzeit die Partie beendet, als ich unberechtigt mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wurde. Unter FC-Regie ist mir die Begegnung bei Chemie Leipzig im Februar 2015 in Erinnerung, als wir vor guter Kulisse in Leutzsch mit 2:0 gewannen und ich kurz nach der Halbzeit das zweite Tor erzielte. Nicht zu vergessen ist aber auch der knappe 1:0-Heimsieg im Sachsenliga-Spitzenspiel über Einheit Kamenz im November 2018. Es war ein Mittwochsspiel, ich hatte bis früh noch eine Veranstaltung in der Muldentalhalle. Eigentlich war ich gar körperlich gar nicht in der Lage 90 Minuten abzuspulen, doch wie es der Zufall so wollte: Ich machte in der 88. Minute das Siegtor…“
Trog, vielen Dank für das freundliche Gespräch und alles Gute für den Rest der Saison! Bleib vor allem gesund!!!
Interview: Tom Rietzschel / Foto: Karsten Hannover