Hallo Egon,
schön, dass Du Dir ein paar Minuten Zeit genommen hast, um aus Deiner Zeit als Vorstandsvorsitzender des FC Grimma sowie über die Zukunft des Vereins etwas zu plaudern.
FC Grimma: Egon, in Deiner Zeit als Vorstandsvorsitzender des FC Grimma hat es Dich im Januar 2018 während Deines jährlichen Aufenthaltes in den USA gesundheitlich schwer getroffen. Wie geht es Dir?
Egon Pape: „Mir geht es den Umständen entsprechend recht ordentlich. Das Problem ist, dass bei mir damals ein „Gewitter im Kopf“ stattgefunden hat. Dies ist leider nicht beeinflussbar und kann Langzeitfolgen nach sich ziehen. Aber sonst komme ich ganz gut klar, wobei meine Frau eine täglich absolut unersetzbare Unterstützung darstellt.“
FC Grimma: Du hast im Jahr 2009 die Abteilung Fußball aus dem Gesamtverein SV 1919 Grimma in Zusammenarbeit Deines langjährigen Mitstreiters Thomas Schulke herausgelöst und den FC Grimma neu gegründet. Was waren die Gründe dafür?
Egon Pape: „Der Hauptgrund lag ganz einfach darin, dass die Abteilung Fußball immer abhängig vom Gesamtverein SV 1919 Grimma war. Es lag daher keine Handlungsvollmacht für die Abteilung Fußball vor. Um die notwendigen Be- und Entschlüsse für die Fußballer fassen zu können, war die Gründung eines eigenen Vereins zwingend notwendig. Allerdings hat die Herauslösung aus dem Gesamtverein insgesamt 18 Monate gedauert – erst dann waren alle Probleme der damaligen Abteilung Fußball des SV 1919 gelöst. Primäres Ziel war es, das Spielrecht aller Mannschaften im Verein erhalten zu können. Nach diversen Anstrengungen ist uns dies auch gelungen. Rechtsanwalt Matthias Degen begleitete diese Herauslösung aus dem Gesamtverein, damit der Verein auch alle rechtlichen Dinge einhalten konnte.“
FC Grimma: Wie kam überhaupt damals der erste Kontakt zwischen Dir und den Verantwortlichen der Abteilung Fußball des SV 1919 Grimma zustande?
Egon Pape: „Harald Sather und Heinrich Lillie knöpften damals die ersten Kontakte in Richtung meiner Person. Allerdings kam dieser verantwortungsvolle Posten für mich anfangs überhaupt nicht in Frage. Ich war damals Niederlassungsleiter der EGE GmbH & Co. KG in Grimma – zeitlich war eine Mitgestaltung des Grimmaer Fußballs überhaupt nicht möglich. Doch der Verein blieb hartnäckig. Vor allem Daniel Wohllebe und der leider bereits viel zu früh verstorbene Heiko Pörschmann, welche beide bei mir in der Firma arbeiteten, beeinflussten mich so sehr, dass ich später meine Zustimmung erteilte, mich aktiv im Grimmaer Fußball einzubringen.“
FC Grimma: Wie gestalteten sich damals die Anfänge beim neugegründeten Fußballclub?
Egon Pape: Sehr schwierig! Problem war, dass die Schulden aus der Abteilung Fußball des SV 1919 Grimma komplett übernommen wurden. Zunächst hatte der neugegründete Verein eigentlich gar nichts. Aufgrund der mitgenommenen Verbindlichkeiten wurde zunächst sehr sparsam gewirtschaftet. Erst nach und nach wurde in der Folgezeit dringendes technisches Equipment beschafft, so dass der Verein sich langsam entwickelte. Aufgrund des unermüdlichen Einsatzes des damaligen Schatzmeisters Thomas Schulke gelang es dem Verein, sämtliche alte Verbindlichkeiten vorzeitig zu tilgen! Dafür gilt ihm bis heute ein sehr großer Dank und jede Menge Anerkennung! Des Weiteren wurde in der Anfangszeit ein Haushaltsplan aufgestellt, wo das zur Verfügung stehende Geld für den Herren- und Nachwuchsbereich aufgeteilt wurde. Zusätzlich wurde mit der Suche von potenziellen Sponsoren begonnen. Dies gestaltete sich allerdings ebenfalls recht schwierig, da viele möglichen Geldgeber – der Vergangenheit geschuldet – das Vertrauen der Verantwortlichen des Grimmaer Fußballs verloren hatten. Dieses zurückzugewinnen war eine große Herausforderung, welche wir in mühevoller Überzeugungsarbeit meistern konnten. Dabei war es für uns immens wichtig, dass wir die potenziellen Sponsoren davon überzeugen konnten, dass der Verein nicht nur aus der I. Herren-Mannschaft besteht. Die Nachwuchsarbeit war für uns von großer Bedeutung. Gemeinsam verlieren gehört genauso dazu wie gemeinsam gewinnen – dies bildet die Grundlage für den erfolgreichen Mannschaftssport. In der Jugendarbeit legt man die Basis jedes Einzelnen für den späteren Herrenbereich – dies wollten wir jedem Kind ermöglichen.“
FC Grimma: Du standest dem Verein seit Neugründung im Sommer 2009 bis zu Deiner schweren Krankheit im Januar 2018 als Vorstandsvorsitzender vor. Wie schätzt Du Deine Amtszeit ein? Welche Klippen gab es zu überwinden?
Egon Pape: „Für uns hatte damals oberste Priorität, das Vertrauen der Mitglieder und der Sponsoren zurückzugewinnen. Ohne dies wäre diese positive Entwicklung des FC Grimma gar nicht möglich gewesen. Ein Wort ist immer mehr wert als ein Notarvertrag. Während meiner Amtszeit kann ich für mich behaupten, immer mein Wort gehalten zu haben. Dies haben sowohl die Mitglieder als auch die Sponsoren über Jahre gemerkt, so dass ich nach meiner Rückkehr als Ehrenvorsitzender jede Menge Dankbarkeit zurückbekommen habe. Es hat mir unheimlich viel Spaß bereitet, mit den Mitgliedern – vor allem mit den jungen Leuten – zusammenzuarbeiten.“
FC Grimma: Aufgrund Deiner schweren Krankheit übernahm Dein damaliger Stellvertreter Frank Weike bis Oktober 2020 die Geschäfte als Vorstandsvorsitzender. Wie hast Du aus der Ferne die Entwicklung des FC Grimma verfolgt?
Egon Pape: „Aufgrund der Schwere meiner Krankheit habe ich zunächst so gut wie gar nichts mitbekommen, da ich ja komplett isoliert und abgenabelt war. Allerdings stand meine Frau in regelmäßigem Kontakt mit Frank Weike. Von Beginn an hatte ich sehr großes Vertrauen in ihn.“
FC Grimma: Im Sommer 2018 wurdest Du, nach Deiner Rückkehr aus Amerika, von den Mitgliedern zum Ehrenvorsitzenden des FC Grimma ernannt. Was sind konkret Deine Aufgaben?
Egon Pape: „Der Posten als Ehrenvorsitzender ist an keine konkreten Aufgaben gebunden. Er ist mir sicherlich nur aufgrund der jahrelangen Anerkennung zuteil geworden. Bei Fragen des Vorstandes stehe ich natürlich mit Rat und Tat zur Seite und versuche diesbezüglich meine Erfahrungen einfließen zu lassen. Gerade ist es für mich aufgrund der Corona-Pandemie jedoch etwas schwierig, da ich als Risiko-Patient gelte und daher extrem vorsichtig sein muss. Demzufolge löse ich gerade alle Dinge von Zuhause.“
FC Grimma: Im Oktober wurde der Geschäftsführende Vorstand nach dem Abgang von Frank Weike neu aufgestellt. Daniel Kurzbach ist neuer Vorstandsvorsitzender, mit Stefan Küster wurde ein neuer Stellvertreter gefunden. Was sind Deine Erwartungen an beide?
Egon Pape: „Von Stefan Küster als „Quereinsteiger“ erwartete ich, dass man ihn schnell an den Verein, speziell an die Aufgaben im Geschäftsführenden Vorstand, heranführt. Ich halte ihn aufgrund seines beruflichen Werdegangs und seines vorhandenen Netzwerks für absolut fähig, das Amt des Stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden auszuüben. Daniel Kurzbach hat in der Vergangenheit wertvolle Erfahrungen als Nachwuchsleiter und Stellvertreter von Frank Weike sammeln können und verfügt daher natürlich über das Wissen sämtlicher Abläufe. Von ihm erhoffe ich mir die Fortsetzung meines Lebenswerkes.“
FC Grimma: Wie schätzt Du generell die Situation beim FC Grimma ein?
Egon Pape: „Aufgrund der Corona-Pandemie schätze ich die wirtschaftliche Situation durchaus als angespannt ein. Doch wenn wir alle Kräfte bündeln sowie mit der Hilfe unserer Sponsoren und Förderer bin ich zuversichtlich, auch diese Krise erfolgreich meistern zu können.“
FC Grimma: Was sind Deine Ziele als Ehrenvorsitzender?
Egon Pape: „Mein Ziel ist es, dass der Verein auch in den nächsten 50 bis 100 Jahren weiter so funktioniert wie bisher.“
Vielen Dank für das freundliche Gespräch, in der Hoffnung, dass wir nächstes Jahr Deinen runden Geburtstag gebührend feiern können!
Interview: Tom Rietzschel / Foto: FC Grimma