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Interview mit Grimmas Trainer Alexander Kunert

Hallo Alexander,

schön, dass du dir ein paar Minuten Zeit genommen hast, um etwas die bisherige Hinrunde der Oberliga-Saison 2020/21 bis zum Lockdown zu beleuchten.

 

FC Grimma: Neun von 34 Spieltagen sind absolviert, ehe die Corona-Pandemie nun bereits zum zweiten Mal einem geregelten Spielbetrieb einen Strich durch die Rechnung macht. Wie beurteilst Du den bisherigen Saisonverlauf der Mannschaft?

Alexander Kunert: „Als erstes muss man sagen, dass man ergebnistechnisch gänzlich zufrieden sein kann. Wir haben 17 Punkte auf unserer Habenseite. Das ist das, was Dir erstmal keiner nehmen kann. Das mussten wir uns hart erarbeiten, zumal auch der verletzungsbedingte Ausfall von einigen Leistungsträgern nicht die besten Vorzeichen waren. Wie die Mannschaft dies weggesteckt hat und dabei noch enger zusammengerückt, zeigt das es nur im Verbund geht. Jeder Einzelne ist wichtig und hat zu dem bisherigen Ergebnis beigetragen.“

 

FC Grimma: Im Vergleich zur letzten Saison hat sich der Kader im Sommer nur geringfügig geändert. Mit Moritz Griesbach (Lichtenberg 47), Felix Mertes (FC Eilenburg) und Lukas Kunath (eigener Nachwuchs) kamen drei junge Spieler hinzu. Wie bist Du mit der Integration der neuen Spieler zufrieden? Wie schätzt Du ihr Leistungsvermögen ein?

Alexander Kunert: „Mit den drei Neuzugängen Griesbach, Mertes und Kunath, der aus der eigenen Jugend zum Kader hinzugestoßen ist, bin ich zum jetzigen Stand sehr zufrieden. Wie sie sich schnell integriert haben, zeigt, dass die Mannschaft intakt ist und ein homogenes Klima herrscht.

Mit Moritz Griesbach haben wir einen willigen und dynamischen Stürmer geholt, der sich leider nach drei Spielen schwer verletzt hat, nun aber auf dem Weg zurück ins Mannschaftstraining ist. Von ihm erhoffe ich mir, dass wir noch mehr Durchschlagskraft im letzten Drittel haben. Mit Felix Mertes, der vorrangig auf der linken Abwehrseite zum Einsatz kommt, haben wir nochmal einen Spieler bekommen, der sowohl nach vorn für Belebung sorgen kann, und die Abwehr zu stabilisieren. Den Sprung zum Stammspieler hat er aber noch nicht geschafft.

Lukas Kunath, einer der „Youngsters“, hat in den Spielen, wo er zum Einsatz gekommen ist, gezeigt, welches Talent er hat. Frei von der Leber weg, ohne großartig nachzudenken.

 

FC Grimma: Insgesamt ist auffällig, dass Deine Mannschaft von den 17 Punkten immerhin zehn auf fremden Plätzen geholt hat. Was sind Deiner Meinung nach die Gründe für die derzeitige Auswärtsstärke?

Alexander Kunert: „Das kann ich mir im Moment auch nicht erklären, warum wir gerade auswärts mehr Punkte geholt haben als zu Hause. Vielleicht liegt es daran, dass wir bei den Heimspielen es besonders gut machen wollen, weil mehr eigene Fans da sind. Eventuell lastet dadurch ein wenig Druck auf den Schultern der Spieler. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.“

 

FC Grimma: Weiterhin war bzw. ist die bisherige Hinrunde gekennzeichnet von langwierigen Verletzungen einiger Leistungsträger. Wie ist da der aktuelle Stand?

Alexander Kunert: „Bis auf Konzok, der seit vergangenen Freitag erstmals wieder mit Stabilisationstraining begonnen hat, sind die Spieler Schwarz, Tröger und Griesbach wieder im Mannschaftstraining bzw. trainieren individuell. Die aktuelle Zwangspause kommt ihnen damit auch zu Gute, da sie hiermit keine Spiele verpassen.“

 

FC Grimma: Laut einer kürzlich durchgeführten Videokonferenz zwischen dem NOFV und den Oberliga-Klubs bestrebt der Verband im günstigsten Fall, zu Beginn der vierten Novemberwoche (23.11.) den Trainingsbetrieb der Vereine wiederaufleben zu lassen. Hältst Du das gegenwärtig für realistisch? Wie beurteilst Du die aktuelle Situation?

Alexander Kunert: „Über die aktuelle Situation bin ich mehr als erfreut, dass muss man schon ehrlich sagen. Mich jetzt dazu zu äußern, würde hier den zeitlichen Rahmen sprengen und wäre im Nachgang eh nicht mehr zu ändern.

Ich wünsche mir, dass zumindest der Trainingsbetrieb so schnell wie möglich wieder stattfinden kann, und am liebsten natürlich auch Spiele, dies am besten mit Zuschauern, absolviert werden. Der Fußballsport mit all seinen Facetten, der mich dreiviertel meines Lebens begleitet – der fehlt ungemein!“

 

FC Grimma: Worin liegt der Fokus, wenn der Trainingsbetrieb wieder gestartet werden kann?

Alexander Kunert: „Im Moment hat jeder Spieler einen Trainingsplan mit Lauf- und Kräftigungseinheiten von mir erhalten. Des Weiteren werden wir zweimal in der Woche ein sogenanntes Cybertraining vornehmen. Via virtuellem Trainingsraum werden wir dort Kraft- und Stabilisationsübungen abhalten. Natürlich ist mir auch bewusst, dass dies kein Mannschaftstraining oder ähnliches ersetzen kann. Ziel ist es, damit einen gewissen Fitnesszustand zu erhalten.“

 

FC Grimma: Hältst Du zwei Wochen Vorbereitung vor dem Re-Start für ausreichend oder hättest Du gerne noch eine Woche mehr haben wollen? Was ist Deine Meinung dazu?

Alexander Kunert: „Das wird sich erst zeigen, wenn es wieder los geht. Wie gut dann jeder Einzelne seine Hausaufgaben gemacht hat, wie fit dann jeder ist. Fußballspielen verlernst Du nicht in drei oder vier Wochen. Da mach ich mir weniger Sorgen.“

 

FC Grimma: Wenn anschließend weitergespielt wird – was sind Deine Ziele mit der Mannschaft für die Saison 2020/21?

Alexander Kunert: „Man muss klar sagen, dass im Vordergrund der Klassenerhalt steht. Das ist so und wird auch so sein, wenn es wieder weitergeht. Natürlich haben wir als Mannschaft ein internes Ziel, welches wir gemeinsam vor Saisonbeginn definiert haben. Das ist aber nicht das große Ganze, sondern da geht es auch um einzelne Etappen.“

 

FC Grimma: Wenn es dann weitergeht, folgt das Auswärtsspiel beim heimstarken VfL Halle 96. Die Elf von René Behring bestimmt in dieser Saison das Niveau in der Oberliga mit. Passt Dir diese Ansetzung nach dem Lockdown oder hättest Du lieber erst gegen eine Mannschaft aus der unteren Tabellenregion gespielt?

Alexander Kunert: „Behre spielt mit seinem Team bis dato eine richtig gute Saison. Eine Mannschaft mit Erfahrung und „Jungen Wilden“.

Ob mir die Ansetzung passt oder nicht, am Ende spielst du gegen jede Mannschaft der Liga. Und da spielt es für mich sowieso keine Rolle, ob die Mannschaft oben oder unten in der Tabelle steht. Wir müssen jedes Spiel mit Leidenschaft, Mut und Mentalität bestreiten, sonst hast du keine Chance.“

 

FC Grimma: Was sind Deine Wünsche für die kommenden Wochen und Monate?

Alexander Kunert: „ Mein Wunsch  in erster Linie, dass dieser „Spuk“ bald ein Ende hat, dass wieder Normalität einkehrt. Dass die Saison ohne Abbruch zu Ende gespielt wird, somit es sportlich entschieden wird und nicht am „Grünen Tisch“. Natürlich, dass wir weiter unseren Weg gehen, mit all seinen Höhen und Tiefen, die einfach dazu gehören.“

 

Vielen Dank für das freundliche Gespräch und alles Gute für den Rest der Saison!

Interview: Tom Rietzschel / Foto: Karsten Hannover