Eine höhere Konzentration bei gegnerischen Standards und weniger Diskussionen mit dem Schiri: Dies wünscht sich Alexander Kunert, Coach des Fußball-Oberligisten FC Grimma, von seinen Spielern im Hinblick auf die zweite Saisonpartie beim Traditionsclub FC Rot-Weiß Erfurt und in Auswertung des Saisonstarts gegen den 1. FC Merseburg, der bekanntlich 2:2 ausgegangen war. „Für die Moral war der späte Punktgewinn zwar wichtig, wir hätten uns aber auch nicht darüber beschweren können, wenn der Gegner nach dem zwischenzeitlichen 2:1 auch noch das 3:1 gemacht und damit das Spiel mit hoher Wahrscheinlichkeit für sich entschieden hätte“, blickt Kunert zurück auf den Saisonauftakt im heimischen Husarensportpark am vergangenen Sonnabend.
Nach den Domstädtern aus Sachsen-Anhalt, die ebenso wie die Muldestädter in der vergangenen Spielzeit mit der fünften Liga sportliches Neuland betreten haben, kennt sich der sonntägliche Gegner aus Erfurt mit höherklassigem Fußball bestens aus. Die Insolvenz hat den thüringischen Traditionsverein aber bekanntermaßen gezwungen, Liga 3 zu verlassen und einen sportlichen wie ökonomischen Neuanfang zwei Etagen tiefer in Liga 5 in Angriff zu nehmen. In dieser führte er sich am vergangenen Sonnabend mit einem 1:1 beim Drittplatzierten der vorzeitig beendeten Saison 2019/20, dem FC Einheit Rudolstadt, ganz ordentlich ein.
Zumals das Team, das der Erfurter Trainer Robin Krüger in Rudolstadt spielen ließ und das er am frühen Sonntag-Nachmittag auf den Rasen des altehrwürdigen Steigerwald-Stadions führen wird, eines der jüngsten in der neuen Oberliga-Saison ist. Ein Umstand, auf den sein Grimmaer Kollege seine Taktik maßgeblich ausgerichtet hat. „Insgesamt ist die junge Erfurter Mannschaft hinsichtlich ihrer Qualitäten schwer einzuschätzen, aber es dürfte für uns ganz wichtig sein, sie schnell fußballerisch zu beeindrucken und ihre möglicherweise vorhandene Nervosität beim ersten Auftritt vor heimischer Kulisse auszunutzen“, so Kunert, der seinen Schützlingen als Zielvorgabe mit auf den Weg gibt, etwas Zählbares aus der thüringischen Landeshauptstadt zurück an die Mulde mitzubringen.
Wie viele Grimmaer Fans einen Punktgewinn oder gar einen Sieg ihres Teams in der Ferne werden bejubeln können, ist noch offen. „Eigentlich sind keine Gästefans zugelassen, aber vielleicht bekommen wir doch ein paar unserer treuesten Anhänger sowie einige Familienmitglieder ins Station“, so der Grimmaer Coach, der im Spiel gegen den Drittplatzierten der letzten DDR-Oberliga-Saison und in den darauf folgenden Partien auf Kapitän Michel Schwarz verzichten muss, der sich dem FC-Coach zufolge gegen Merseburg einen Bänderriss zugezogen hat und voraussichtlich sechs Wochen ausfallen wird. Wieder voll ins Training eingestiegen sei Toni Ziffert. Ob es für diesen aber schon für den nach Erfurt reisenden Kader reichen wird, werde sich im Abschlusstraining zeigen. „Michels Verletzung zeigt uns in jedem Fall, dass das Setzen auf einen breiten Kader nicht die allerschlechteste Entscheidung gewesen ist“, so Alexander Kunert, dessen Erfurter Kollege am Sonntag mit einem ausverkauften Steigerwaldstadion und damit mit rund 2100 eigenen Fans rechnet.
Diese haben aus der Ferne gegen Rudolstadt ein Team erlebt, das Krüger zufolge besser aufgetreten ist als nach der sehr kurzen Saison-Vorbereitung zu erwarten gewesen sei. „Wir wollen den
Heimvorteil nutzen, rechnen aber mit einer Grimmaer Mannschaft, die in Anbetracht der für sie nicht alltäglichen Kulisse hoch motiviert ins Spiel gehen wird“, so der Erfurter Coach, der seine im
Durchschnitt 20,5 Jahre alten Kicker in dieser Saison in der Oberliga etablieren möchte. „Acht Spieler aus unserer Startelf in Rudolstadt kommen aus dem eigenen Nachwuchs, entsprechend liegt es
auf der Hand, dass es vielen noch an der entsprechenden Erfahrung im Männerbereich ermangelt.“
Bericht: Roger Dietze