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U17: Trainer Rico Huber zum aktuellen Saisonverlauf

U17-Junioren bei einem Heimspiel auf der Sportanlage Kössern
U17-Junioren bei einem Heimspiel auf der Sportanlage Kössern

Der Coronavirus hält die Welt aktuell still. Deutschlandweit rollt kein einziger Ball auf den Fussballfeldern des Landes. In dieser aktuell fussballfreien Zeit wollen wir nun einen Überblick über die aktuellen Saisonverläufe unserer Nachwuchsteams geben, über Herausforderungen und Zukunftsideen im Nachwuchsfussball sprechen und aufzeigen, welche Chancen sich für unsere Nachwuchsfussballer beim FC Grimma ergeben können. Den Anfang macht U17-Trainer Rico Huber.

FCG: Hallo Rico, kannst du uns eine aktuelle Wasserstandsmeldung über deine Mannschaft geben? Wie ist die bisherige Saison für euch verlaufen?

Rico: Natürlich, gern! Zum Ende der letztjährigen Saison standen wir zeitweise vor der Hürde, dass nur zehn Spieler klar gesagt haben, dass sie auch in der neuen Saison zur Verfügung stehen. Mit viel Überzeugungsarbeit und notwendigen Neuverpflichtungen aus anderen Vereinen ist es uns gelungen, mit insgesamt 20 Spielern in die Saison zu starten. Glücklicherweise haben sich alle Jungs schnell eingefunden und sind eine Einheit auf dem Platz geworden. Auch wenn natürlich nicht alles immer rund läuft, haben die Jungs auch in dieser Saison bewiesen, dass sie richtig kicken können. Aktuell stehen wir nach zwölf Spieltagen mit zehn Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage auf dem zweiten Tabellenplatz der Landesklasse, einen Punkt hinter den bärenstarken Kickern aus Weinböhla.

FCG: Mit welchen Zielen seid ihr denn in die Saison gestartet? Warum habt ihr euch entschieden, nicht in der Landesliga an den Start zu gehen, sondern quasi freiwillig abzusteigen?

Rico: Nun, der U17-Bereich ist für alle nicht nur einfach. Die Jungs stecken in einem Alter, in dem die Schule viel Zeit in Anspruch nimmt, der Freundeskreis immer wichtiger wird und die Motivation nicht immer am Anschlag hängt. Nachdem die U17 der letzten Saison sportlich abgestiegen war und uns die Jungs auch signalisiert haben, dass sie in der Mehrzahl lieber eine Klasse tiefer spielen wöllten, haben wir uns entschieden, dies auch so umzusetzen. Uns war die Gefahr zu groß, dass uns die Jungs auf lange Sicht abspringen, wenn sie noch eine Saison eventuell gegen den Abstieg spielen - zudem wussten wir, dass wir eine insgesamt sehr junge Mannschaft haben, die durch die Neuzugänge auch ersteinmal zueinander finden muss. Das Wichtigste ist hier sowieso in beiden Spielklassen gleich: das Training.

Klare Ziele haben wir uns nicht gesteckt - weil ich denke, dass dies auch einen unnötigen Druck aufbauen kann. Wir wussten im Vorfeld ja auch nicht wirklich viel über unsere diesjährigen Gegner, da wäre es vermessen gewesen zu sagen: "Wir wollen unbedingt Erster werden!"
Vielmehr schauen wir von Spiel zu Spiel. Wir Trainer wollen sowieso jedes Spiel gewinnen. Wenn wir es schaffen, das vorzuleben, dann wird sich das auch auf das Team übertragen. Und so schlecht läuft es zum Glück auch nicht.

Die U17 bei der Kabinenansprache vorm Spiel gegen Dresden
Die U17 bei der Kabinenansprache vorm Spiel gegen Dresden


FCG: Warum engagierst du dich nunmehr seit 2009 noch immer als Nachwuchstrainer?

Rico: Auch wenn es ehrenwert wäre, jetzt zu sagen, ich mache das für die Jungs, muss ich zu allererst gestehen: Ich mache es noch immer, weil es mir persönlich einfach Spaß macht! Auch wenn ich zugeben muss, dass die Phasen, in denen man sich selbst fragt, "warum tu' ich mir das eigentlich an", mehr geworden sind.

FCG: Wie meinst du das?

Rico: Ganz einfach. Jeder Trainer in unserem Verein opfert eine Menge. Dabei geht es nicht nur um die reine Freizeit, die man für das Training, die Spiele und Auswärtsfahrten aufbringt, sondern auch beispielsweise um Familienfeiern, bei denen man eben nicht teilnimmt, weil man mit seiner Mannschaft unterwegs ist, Ausflüge, die man nach Feierabend nicht mit den Kollegen unternimmt, weil eben noch Training ansteht und solche Dinge. Das unterschätzen die meisten Menschen noch immer. Es ist für Eltern und Spieler immer einfach, sich abzumelden und eben 'mal nicht zu kommen', als Trainer hast du diese Freiheit nicht - zumindest nicht, wenn du einen gewissen Anspruch an den Tag legst. Man neigt dann natürlich dazu, dies auch von seinem Team einzufordern und wird dann oft - mitunter natürlich auch berechtigt - wieder eiskalt erwischt, wenn von 20 Spielern nur neun Mann beim Training erscheinen.

FCG: Also müssen Spieler und Eltern den Fussball über alles stellen?

Rico: Nein, überhaupt nicht. Die Frage ist doch aber, ob der Fussball dann an Platz zwei (nach der Schule) steht oder ob die Wertigkeit auf Platz 3, Platz 4 oder Platz 5 rutscht. Keiner von uns verlangt, dass die Jungs ständig da sind und stets 100% Motivation mitbringen. Allerdings versuchen wir als Trainer ja eine gewisse Verbindlichkeit vorzuleben, weil wir uns eben entschieden haben, diese Aufgabe für die Saison zu übernehmen. Aus meiner Sicht hat jeder Spieler, jedes Elternteil diese Entscheidung für sich ja auch getroffen. Und wenn ich dabei sein will, dann muss ich eben auch diese notwendige Verbindlichkeit aufbringen und jeden Termin, der irgendwie möglich ist, auch wahrnehmen. Dieses Gefühl hat man in den letzten Jahren nicht immer - aber das ist sicherlich eher ein gesellschaftliches, weniger ein FC Grimma - spezifisches Problem.

FCG: Was wünschst du dir für den weiteren Saisonverlauf und für die generelle Nachwuchs-Zukunft des FC Grimma?

Rico: Grundsätzlich hoffe ich, dass wir so schnell wie möglich wieder ohne diese aktuelle Virus-Angst zur Normalität und damit auch zum Fussballspielen kommen. Für mein Team habe ich die Hoffnung, dass die Jungs am Ball bleiben, denn ich denke schon, dass einige Kicker später einmal die Möglichkeit haben könnten, bei unserer Männermannschaft anzuklopfen. Dafür können alle jetzt die weiteren, wichtigen Grundsteine legen. Die Jungs sind auf einem guten Weg, zeigen regelmäßig, dass sie zu starken Leistungen fähig sind und - natürlich - sind sie mir über die Jahre auch ans Herz gewachsen. Deshalb wäre es das Größte, wenn uns auch alle erhalten bleiben. Grade in der jetzt fussballfreien Zeit müssen wir daher Wege finden, die Jungs trotzdem bei Laune zu halten - ein fast unmögliches Unterfangen, doch wir werden alles daran setzen!

Für den Verein, speziell die Nachwuchsabteilung wünsche ich mir auch weiterhin, dass es uns gelingt, motivierte Trainer zu finden. Unser aktuelles Trainerteam ist überall gut besetzt - aber uns fehlt einfach die gewisse Quantität. Derzeit können uns kaum Trainer ausfallen, weil wir dies nicht kompensieren können. Als Beispiel: Wenn einer unserer Trainer einen 14tägigen Trainerlehrgang besuchen würde, hätten wir Probleme, in dieser Zeit das Training seiner Mannschaft aufrecht zu erhalten. Das ist für alle keine optimale Situation. Daher auch weiterhin mein Appell an alle: Wer auch immer Lust hat, unterstützt uns und werdet Trainer! Dabei suchen wir aber keine Besserwisser, sondern Bessermacher!