Das Drehbuch des 20. Spieltages der Landesliga Sachsen hätte für die Muldestädter aus Grimma nicht besser geschrieben werden können. Am Samstag gab es beim Spitzenspiel in Lößnitz einen "Last-Second-Treffer" durch Max Theinert zum viel umjubelten 1:0 Auswärtssieg. Am Sonntag leistete dann das Tabellenschlusslicht Empor Glauchau maximale Schützenhilfe und gewann sein Heimspiel gegen den ärgsten Grimmaer Kontrahenten beim Kampf um den Meistertitel der Landesliga, Einheit Kamenz, mit 3:1. Damit konnten die Kunert-Schützlinge den Vorsprung zu Kamenz auf ganze neun Punkte ausbauen.
Das Spiel an sich verlief aber alles andere als nach Plan. Beinahe über die komplette Spielzeit waren die Kleingbeil-Schützlinge die spielbestimmende Mannschaft und insbesondere in den ersten 45 Minuten auch Chancentechnisch das bessere Team. Einzig und allein ein Treffer wollte bei den Erzgebirglern nicht fallen. Möglichkeiten gab es einige. Wenn es zur Halbzeit 3:0 für Lößnitz gestanden hätte, wäre eine Grimmaer Beschwerde dagegen unbegründet gewesen. Entweder Jan Evers im Grimmaer Tor, oder die Einschussschwäche der Lößnitzer Offensivkräfte verhinderten selbiges. Jan Evers war es auch der nach rund 12 Minuten mit vollem Einsatz einen Ball klären musste, und in der Folge mit Karsten Werneke zusammen stieß. Damit sorgte er gleichzeitig für eine Schrecksekunde auf der Grimmaer Trainerbank, da der "Lange" mit blutigem Gesicht liegenblieb. Nach kurzer Intensivbetreuung und Behandlung ging es aber Gott sei Dank für ihn weiter.
Den schönsten und aussichtsreichsten Angriff der Muldestädter schloss Wiegner ab, der knapp über das Tor köpfte. (37.) Oliver Kurzbach war über links außen durch flankte in den Strafraum, wo Robin Brand die Flanke verlängerte, und mustergültig auf Wiegner weiterleitete. Auf der Heimseite waren es Werneke (11., und 43.) Trehkopf (8.), und Hauck (17., und 23.) die in aussichtreichen Positionen zur Lößnitzer Halbzeitführung treffen wollten. Grimma war im ersten Spielabschnitt definitiv mit Fortuna im Bunde, um nicht in Rückstand zu geraten. In Zweikämpfen meist nur der zweite Sieger und zweite Bälle kaum gewinnend, waren die Muldestädter weit weg von ihrem wahren Leistungsvermögen. Kunert konnte mit diesem Spiel nicht zu frieden sein: "Was wir in der ersten Halbzeit abgeliefert haben war nicht das Gesicht der Mannschaft, was uns verdient auf Platz 1 geführt hat." "Ich war von diesem Auftritt absolut enttäuscht."
Gerade Leistungsträger, von denen man in schwierigen Situationen erwartet, dass sie die Fäden in der Hand halten, und die jungen Mitspieler mitreißen können, blieben unter ihren Erwartungen. Lediglich der Grimmaer Kapitän Jan Evers und der wie gewohnt starke Rückhalt Stefan Tröger haben an diesem Tag wieder Bestleistungen gebracht. Im zweiten Abschnitt wurde das Grimmaer Spiel besser, aber beide Mannschaften neutralisierten sich größtenteils im Mittelfeld, so dass das Geschehen größtenteils zwischen den Strafräumen stattfand. Alles lief auf ein 0:0 Unentschieden hinaus, womit auf Grimmaer Seite wegen dem Spielverlauf wohl jeder zufrieden gewesen wäre. In der zweiten Minute der Nachspielzeit versuchte Wiegner einen langen Ball zu erlaufen um zum Abschluss zu kommen. Der Ball war aber zu lang gespielt, und ein Lößnitzer Abwehrspieler und der Hüter Robin Köpsel klärten in Co-Produktion. Der von Köpsel geklärte Ball landete ziemlich genau im Mittelkreis, wo Max Theinert freistehend lauerte. Er nahm die Kugel an, sah den weit vor seinem Kasten stehenden Köpsel und schoss auf das leere Lößnitzer Tor. Auch wenn Köpsel den Braten witterte und schnell zurück lief und mit kühnen Sprung schlimmeres verhindern wollte, schlug der Ball zur Grimmaer Führung ein. Jetzt brachen alle Dämme und die Jubeltraube war riesig groß. Der Schiedsrichter pfiff das Spiel gar nicht nochmal an und sein Abpfiff ging im Grimmaer Jubel unter. Auch die zahlreich vertretenen Grimmaer Fans jubelten weit über den Schlusspfiff hinaus. Es hatten sich wieder 31 handgezählte Grimmaer Schlachtenbummler eingefunden, und erneut für eine gute Auswärtsatmosphäre gesorgt. Die Leistung des Teams scheint mehr und mehr Zuschauer anzuziehen, was seit einiger Zeit auch mit steigenden Zuschauerzahlen in den Heimspielen zu beobachten ist. Diese Entwicklung geht auch an der Mannschaft nicht unbemerkt vorbei, so dass beide Seite von dieser positiven Entwicklung profitieren. Das Team feiert den Rückhalt, und die Zuschauer die Ergebnisse. Mit dem fünften Sieg im fünften Rückrundenspiel festigen die Kunert-Schützlinge ihre Ambitionen, den Platz an der Sonne noch so lange wie möglich inne zu haben. Durch den Glauchauer Überraschungssieg gegen Kamenz wuchs der Vorsprung auf die Zweitplatzierten Rietschel-Mannen auf komfortable 9 Punkte an.
Text: Matthias Wohllebe