Am Mittwoch kam es im Grimmaer Stadion der Freundschaft zum absoluten Spitzenspiel der Landesliga Sachsen. Der heimische FC, vor dem Spiel Zweitplatzierter der Rangliste, traf auf den Spitzenreiter Einheit Kamenz. Nach den packenden 90 Spielminuten sollte sich die Rangfolge zu Gunsten der Muldestädter neu ordnen. Durch einen Distanzschuss von Stefan Tröger konnte der Spitzenreiter in den Schlussminuten bezwungen werden, und Grimma damit den Platz an der Sonne erobern. Zum Schlusspfiff rissen die Spieler, Funktionäre, und die treuen Fans ihre Arme zum Jubel in den Himmel. Bei winterlichen Temperaturen knapp über null Grad fanden 251 zahlende Zuschauer den Weg ins Stadionrund, was auch für ein Spitzenspiel eine stattliche Kulisse darstellt. Dem Grimmaer Puplikum scheint zu gefallen wie die Kunert-Elf Woche für Woche, trotz Personalproblemen und vieler anderer, kleiner Widrigkeiten ihre Pflichtaufgaben am Spieltag souverän meistert.
Zu Beginn der Begegnung merkte man beiden Mannschaften an, dass man vor dem Gegner goßen Respekt hat. In den ersten rund 20 Minuten spielte sich das Geschehen größtenteils zwischen den beiden Strafräumen ab. Grimma hatte zwar deutlich mehr Ballbesitz und ließ die Kugel gut in den eigenen Reihen laufen, aber nach vorn ins letzte Drittel ging wenig bis garnix. Dies lag teils am bereits beschriebenen Respekt vor den Kamenzern, aber auch an der gut gestaffelten Verteidung der Einheitler. Die erste Chance des Spiels blieb den Lessingstädtern vorbehalten: Nach Ablage von Franz Häfner ging aber der Schuss von Carl-Christoph Labisch rechts am Tor vorbei. (19.) Nur eine Minute später zeigt aber Christoph Jackisch auf Heimseite, dass Grimma auch gefährlich zum Abschluss kommen kann.(20.) Nachdem er durch Max Theinert angespielt wurde, einen Kamenzer Verteidiger aussteigen ließ, ging sein Schuss aber ebenfalls nicht ins Tor. Nach einem Zweikampf mit seinem Gegenspieler blieb Robin Brand kurz am Boden liegen. Als der Schiedsrichter Blut in seinem Auge sah, musste er Brand zur Behandlung vom Platz schicken. Auch wenn er aussah wie Henry Maske nach 12 Runden, für den Grimmaer Mittelfeldmotor gibt es kein Aufgeben. Kurz nachdem er den Platz wieder betrat schmiss sich Brand in einen Schuss von Toni Barnickel, der aus der Distanz das Grimmaer Gehäuße anvisierte. (28.) In den letzten 20 Minuten der ersten Hälfte erhöhte Kamenz den Druck auf die Grimmaer und erarbeitete sich mehr und mehr ein größer werdendes Übergewicht. Bei einem Schuss von martin Sobe musste Jan Evers erstmals an diesem Tag sein Können unter Beweis stellen. (30.) Nach einem Ballverlust von Max Theinert am gegnerischen Strafraum ging es für die Kamenzer schnell über die Außen, als wieder Sobe zum Abschluss kommt, lag den Gäste-Anhängern der Torschrei auf den Lippen. Bei einem 6 gegen 3 war für die Gäste mehr drin, als "nur" ein Schuss übers Gehäuse. (44.)
Bis auf die zweite Hälfte der ersten Halbzeit konnte Kunert mit der Leistung seiner Mannschaft vollends zufrieden sein. Er wusste genau, an welchen kleinen Stellschrauben in der Pause noch zu drehen ist, um für die Gäste noch weniger zuzulassen, und selbst mehr gefährliche Aktionen zu erarbeiten.
In der zweiten Halbzeit war es Oliver Kurzbach der mit seinem Distanzschuss aus rund 30m das erste Achtungszeichen für die Heimelf setzte. (60.) Im Anschluss legte sich Jackisch den Ball zum Freistoß zurecht: sein Schuss blieb aber in der Mauer hängen. Der Nachschuss von Vincent Markus ging knapp drüber. (63.) Plötzlich war Grimma wieder deutlich am Drücker. Nur eine Minute nach dem Markus-Schuss würde Kevin Wiegner frei gespielt. Er arbeite sich gut bis auf die Grundlinie, seine starke Hereingabe auf den einschussbereiten Theinert wurde durch 2 Kamenzer Verteidiger in letzter Sekunde geblockt - das war die bis dato Größte Grimmaer Chance zur Führung. (64.) Wiederum eine Minute später tauchte Tim Mattheus am langen Pfosten auf und schoss den Ball links am Tor vorbei. (65.) Mit zunehmender Spielzeit erarbeite sich Grimma mehr und mehr Übergewicht, was auch in deutlich mehr Torabschlüssen münden sollte. Kunert setzte mit der Einwechslung seines Co-Trainers Rico Engler nochmal ein deutliches Zeichen von außen, wo die Reise hingehen sollte. Christoph Jackisch leitete mit seinem guten Schuss von der Strafraumgrenze die Schlussviertelstunde ein. (76.) Wiederum Jackisch war es, der nach direkter Ecke den am kurzen Pfosten stehenden Verteidiger alles abverlangte, um zur erneuten Ecke zu klären. (84.) In den letzten Spielminuten sahen sich die guten Kamenzer nur noch in der Verteidigung, Grimma übte massiv Druck aus. In der 88 Spielminute dann die Erlösung: Nach einer Jackisch-Ecke landete der zweite Ball beim Grimmaer Innenverteidiger Stefan Tröger, der bei diesem Standart mit nach vorn geeilt war. Sein trockener Schuss aus vielleicht 18/19m landet unhaltbar im langen Eck. Nun brachen im Stadion der Freundschaft alle Dämme. Zum dritten Mal in Folge konnten die Muldestädter das Spiel in den Schlussminuten für sich entscheiden. Dies zeugt von einem guten Fitnesszustand und großer Moral. Für die Nerven der Zuschauer und des Trainerteams sind diese Herzschlagfinals auf Dauer aber nichts. Sei es drum: Grimma grüßt erneut und hochverdient von der Tabellenspitze!
Grimma: Evers-Mattheus-Tröger-Brand-Jackisch-Markus(ab 67. Koch)-Theinert-Kurzbach-Wiegner(ab 90. Käseberg)-Ziffert-Christos Paschos(ab 78. Engler)
Bericht: M. Wohllebe / Fotos: K. Hannover